Archiv der Kategorie: Dies und Das

Was kostet das Bier im Stadion?

Dass es nicht ganz billig ist, ins Stadion zu gehen, dürfte wohl jedem klar sein. Eigentlich kommt es da auch nicht mehr auf den Preis für das Bier in der Pause an. Trotzdem hat Radio Bremen einmal nachgefragt, wie viel das Pausenbier denn wohl so kostet. Radio Bremen hat sich einmal die Mühe gemacht nachzufragen und ist zu folgendem Ergebnis gekommen:

Verein

Biermarke

Bier

Bier alk.frei

Softdrink

SV Darmstadt 98

Pfungstädter

5,00

5,00

5,00

SV Werder Bremen

Haake Beck/ Becks

4,30

4,30

4,00

Eintracht Frankfurt 

Krombacher

4,30

4,30

4,30

FC Augsburg

Riegele

4,20

4,20

4,20

FC Bayern München

Paulaner

4,20

4,20

4,10

Hamburger SV

König Pilsener

4,20

4,20

4,20

Hertha BSC 

Warsteiner

4,20*

   

TSG 1899 Hoffenheim

Bitburger

4,13

4,13

4,00

Bayer 04 Leverkusen

Gaffel/Bitburger

4,00

4,00

3,80

VfL Wolfsburg

Veltins

4,00

4,39

3,80

FC Ingolstadt 04

Herrnbräu

4,00

4,00

3,80

Borussia Mönchengladbach

Bitburger

4,00

4,00

4,00

1. FC Köln 

Gaffel/Bitburger

4,00

4,00

4,00

1. FSV Mainz 05

Bitburger

3,90

3,90

3,80

FC Schalke 04

Veltins

3,90

4,50

3,90

SC Freiburg

Rothaus

3,75

3,75

3,38

Borussia Dortmund

Brinkhoff’s

3,70

3,70

3,50

RB Leipzig

Ur-Krostitzer

3,50

3,50

3,00

 

Nur für den Fall, dass Sie sich fragen, was das Sternchen bei Hertha BSC zu sagen hat: Der Preis stammt aus der letzten Saison. Auffällig ist, dass Bier mir Alkohol und alkoholfreies Bier in fast allen Stadien den gleichen Preis haben. Nur Schalke und in geringerem Maße der VfL Wolfsburg kassieren für alkoholfreies Bier mehr als für „richtiges“ Bier.

Die Tabelle stammt von Radio Bremen. In der Untersuchung wurden auch die Preise für Bratwurst und Pommes Frites untersucht. Das vollständige Ergebnis der Umfrage finden Sie unter http://www.radiobremen.de/sport/fussball/werder/stadion-check100.html.

Soll das Bier aus dem Computer kommen?

Wenn Sie diesen Blog lesen, gehören Sie sicher wie ich zu den Menschen, die gerne ein Ihnen unbekanntes Bier kaufen, es genießen und sich über die Kreation der Brauer freuen oder sich darüber ärgern. Regionale Biere und Craft Beer sind nunmal kein Einheitsgebräu, sondern es handelt sich um individuelle Biere, in die die Brauer ihre Persönlichkeit gelegt haben. Diese Biere können und wollen nicht jedem gefallen, damit gehören Sie aber zu einer (zum Glück wachsenden) Minderheit, die immer wieder neugierig ist auf neue Geschmackserlebnisse. Wenn Sie jetzt die Möglichkeit hätten, Ihr eigenes Bier zu kreieren, würde das wahrscheinlich nicht beim ersten Versuch der große Erfolg werden, aber das Experiment vermutlich würde zu einem ungewöhnlichen Ergebnis führen.

Nein, genau das bekommen Sie nicht. Aber in London haben sich zwei Unternehmer vorgenommen, etwas Ähnliches anzubieten. Sie haben ein von menschlichen Braumeistern vier Biere kreieren lassen und stellen ihren Kunden über den Facebook Manager viele Fragen zu diesem Bier. Die Kommentare werden ausgewertet und fließen in den nächsten Sud ein.

Dieses Verfahren nennen die beiden Automated Brewing Intelligence, kurz ABI. Es wurde von Rob McInerney entwickelt, einem Experten für Maschinenlernen. Dabei arbeitet er mit dem Marketingmenschen Hew Leith zusammen, mit dem er IntelligentX Brewing Co. gegründet hat. Beworben wird das Ergebnis als „das erste Bier der Welt, das mit Künstlicher Intelligenz gebraut wird“.

Rob McInerney erläutert: „Künstliche Intelligenz hilft bei Entscheidungen, und beim Bierbrauen gibt es eine Menge Entscheidungen zu treffen“. Das richtige Malz muss ausgewählt werden, in vielen Fällen mehrere Malze, für den Hopfen gilt das gleiche. Da die britischen Brauer sich nicht an das deutsche Reinheitsgebot halten müssen, stehen zusätzlich Entscheidungen über weitere Zutaten an. Auch der Brauprozess selbst ist nicht durch komplizierte Handlungen geprägt, sondern durch Entscheidungen, wann der einzelne Arbeitsschritt abgeschlossen ist.

Die beiden Unternehmer haben mit ihrem Bier noch großes vor: Hew Leith sagt, dass es eines der Ziele von IntelligentX sei, mit dem Bier irgendwann einen Preis zu gewinnen. Das mag wohl klappen, ich habe aber meine Zweifel, ob es ein Preis für ein exzellentes Bier sein wird. Ich vermute eher, dass es sich um einen Preis für den kreativen Einsatz künstlicher Intelligenz handeln wird.

Aber vielleicht bin ich ja zu pessimistisch, was die Qualität des Biers betrifft. Ich habe gerade eine Mail nach London geschickt und nachgefragt, ob es möglich ist, dass mir die angebotenen Biere zugeschickt werden, damit ich sie verkosten kann. Sollten die Biere zu mir kommen, werde ich an dieser Stelle darüber berichten.

Mit Material von heise.de.

So feiert die Elite in Nordkorea

Die Wiesn in München kommt immer näher. Aber nicht nur dort gibt es das Oktoberfest (auch wenn es nur in München das Original gibt), fast überall findet der durstige Suchende inzwischen Plagiate dieses größten Bierfestes der Welt. Selbst mitten im Ruhrgebiet gibt es inzwischen ein Oktoberfest – in einer Sporthalle in Mülheim/Ruhr. Seien wir ehrlich – das ist wie Karneval in Celle – das braucht kein Mensch.

Da kann Kim Jong-un, jüngster Spross der Diktatordynastie in Nordkorea, selbstverständlich nicht widerstehen und er hat ebenfalls ein Oktoberfest ausgerufen, diesmal in Taedonggang. Und wie es sich für einen ordentlichen Diktator gehört, versucht er selbstverständlich, das Original zu übertrumpfen. Da sich die Besucherzahlen vermutlich nicht toppen lassen, versucht er es zumindest mit der Länge der Veranstaltung. Das „Taedonggang Beer Festival“, so der offizielle Name des Events, geht nicht wie die Münchner Wiesn über 17 Tage, sondern dafür sind satte 20 Tage eingeplant.

Serviert wird das Bier im Übrigen von zierlichen Koreanerinnen in Stewardessen-Uniformen. Damit muss Nordkorea sich zumindest nicht vorwerfen lassen, das Original aus München eins-zu-eins kopiert zu haben. Im Übrigen – das Bier soll lt. Max Boller, seines Zeichens Tourist in der Urlaubshochburg Pjöngjang und Deutschlandchef von Nestlé-Professional, recht gut sein. Die Süddeutsche Zeitung zitiert ihn: „Das Bier ist fantastisch, das schmeckt wie zu Hause“.

Genaue Informationen über die ausgeschenkten Biere habe ich nicht. Finenews.ch schreibt, dass es neben dem in Nordkorea üblichen Lagerbier auch Biere mit Kaffee- und Schokoladengeschmack gäbe. Darüber, ob diese Geschmacksrichtungen durch Zusätze oder den kreativen Einsatz der richtigen Malzsorten erreicht wurden, schweigt sich Finews leider aus. Dafür gibt es aber zumindest Informationen über die Preise: den halben Liter Bier gibt es für umgerechnet € 2,25, umgerechnet auf die Maß kostet das Bier also € 4,50. Im Vergleich zu den mehr als zehn Euro für ein Bier auf dem Oktoberfest in München klingt das erst einmal günstig, auch wenn wir einrechnen, dass das Fest in Pjöngjang noch drei Euro Eintritt dazukommen. In München ist der Eintritt frei.

Aber die Süddeutsche Zeitung hat einmal nachgerechnet. Dort ging die Redaktion davon aus, dass die Löhne in Deutschland in etwa die 40fache Höhe der Löhne in Nordkorea haben. Umgerechnet auf das gleiche Verhältnis der Oktoberfestpreise in Deutschland würde der Eintritt schon mal 120 Euro betragen und der Liter Bier würde mit 416 Euro zu Buche schlagen. Auch wenn diese Rechnungen sicherlich eine unzulässige Vereinfachung darstellen, zeigen sie doch an, dass das Oktoberfest in Nordkorea keinesfalls eine Veranstaltung für die Volksmassen sein soll, sondern dass es sich um eine geschlossene Veranstaltung für die Elite handelt. Das Regime in Nordkorea scheint wirklich kein Fettnäpfchen auslassen zu wollen.

New York: Bier am Vormittag

Eigentlich ist die Prohibition ja schon einige Zeit her. Von 1920 bis 1933 war die Produktion, der Transport und der Handel mit Alkohol in den USA verboten. Das galt selbstverständlich auch für den Konsum. Eigentlich sollten wir jetzt erwarten, dass diese Zeit nur noch eine geschichtliche Marginalie ist, die eher unter die Rubrik Kuriositäten fällt. Aber auch nach mehr als 80 Jahren nach dem Ende der Prohibition gibt es noch einige Reste, die nach wie vor nicht ausgerottet sind.

So ist es in New York immer noch verboten, vor 12 Uhr mittags Alkohol auszuschenken. Ursprünglich war diese Vorschrift zur Gewährleistung der Einhaltung der Sonntagsruhe gedacht. Das mag damals auch durchaus eine Berechtigung gehabt haben, aber heute ist diese Vorschrift doch wohl ein Anachronismus. Das dachten sich auch die Abgeordneten des Staates New York und stellten das Gesetz auf den Prüfstand.

Wenn Sie jetzt aber der Meinung sind, dass dieses Gesetzt einfach gekippt und außer Kraft gesetzt wurde, kennen Sie die Skurrilität der amerikanischen Gesetzgebung nicht. Die Abgeordneten konnten sich lediglich dazu durchringen, das Gesetz etwas zu lockern und den Alkoholausschank in Kneipen und Bars bereits ab 10:00 Uhr zu gestatten.

Damit ändert sich in der Realität nichts. Auch heute verkaufen die gastronomischen Betriebe bereits am Vormittag Cocktails und Bier. Dabei lassen sie sich auch nicht von der Möglichkeit abschrecken, dass ihnen die Liquor Authority die Lizenz entzieht. Das ist eine 1934 gegründete Behörde, deren Aufgabe es ist, die Produktion und den Vertrieb alkoholischer Getränke zu kontrollieren.

Um es klar zu machen: ich bin kein Verfechter des Alkoholkonsums am Vormittag. Aber wenn jemand der Meinung ist, am Vormittag unbedingt sich schon die Kante geben zu müssen, wird er sich von einem Gesetz, an das sich niemand hält, ganz sicher nicht abschrecken lassen. Da wäre es sicher sinnvoller gewesen, dieses unsinnige Gesetz vollständig abzuschaffen.

Jetzt fehlt nur noch der Sommer

In der Hövels Hausbrauerei ist er zumindest schon angekommen: Die Gäste erwartet das Hövels Gold, dass sich von seiner Sonnenseite zeigt: Das Saisonbier ist filtriert und ganz der helle Sommertyp. Erstmals ausgeschenkt wird es seit dem 10. Juni.

Die Braumeister Martin Neuhaus und Udo Kaufmann haben auch bei ihrer neuesten Kreation auf den Hallertauer Hopfen und Pilsener Malz als Grundlage des Suds vertraut. „Wenn man die Mischung und Mengenverhältnisse der Zutaten verändert, bekommt man immer neue Geschmacksnuancen“, sagen die beiden Braumeister. Golden schimmert der spezielle Gerstensaft im Glas. Dabei trägt das Saison-Bier selbstverständlich die typische Hövels-Note mit den vier Edelmalzen in sich.

Den Charakter dieser Bier-Spezialität prägen 11,5 Prozent Stammwürze und der Alkoholgehalt von 4,9 Prozent. „Das Hövels Gold hat eine fein-herbe Note und ist für den Sommer etwas leichter, aber es ist kein Leichtbier!“, beschreiben die Braumeister das Besondere an diesem Bier. „Das Hövels Gold hat beste Voraussetzungen, um es im Biergarten der Hövels Hausbrauerei in der Beliebtheitsskala nach ganz oben zu schaffen“, sind sich die Braumeister einig. Beim Fassanstich trieb der Hövels-Betriebsleiter Manuel Chlinch den Zapfhahn ins Fass. Und seitdem ist goldener Sommer in der Dortmunder City angesagt – zumindest was das Bier betrifft. Hövels Hausbrauerei finden Sie in der Dortmunder City, Hoher Wall 5 – 7.

In Vaihingen gibt es 24 EM-Biere

Kaum jemand kann es übersehen: in Frankreich läuft derzeit die Fußball-EM. Ich bin eigentlich ganz froh, jetzt nicht dort zu sein. Dafür sorgt nicht nur die Randale einiger Fans, sondern auch das Bier, das dort in den Stadien ausgeschenkt wird. Da Carlsberg ein Sponsor der EM ist, gibt es nur Bier aus dieser Brauerei. Und es kommt noch schlimmer: es gibt im Stadion ausschließlich alkoholfreies Bier. Und als ob das nicht reichen würde, gibt es nicht einmal das Original des dänischen Wasserbiers, sondern ein in Lizenz von Feldschlösschen in der Schweiz gebrautes Nachahmerprodukt. Irgendwie können einem die Gallier ja wirklich leidtun.

Dass es auch anders geht beweist der Wirt der Gaststätte Maulwurf in Vaihingen. Aus allen 24 Teilnehmerländern der EM bieten Andreas Göz und Barbara Schreiber jeweils ein Bier an. Dafür mussten die beiden sich aber richtig ins Zeug legen. Die größten Probleme bereitete das Bier aus Albanien. Es gibt in Deutschland einfach keinen Importeur für Bier aus diesem Balkanstaat. Eine Recherche im Internet scheiterte an den mangelnden Kenntnissen der albanischen Sprache bei den schwäbischen Gastronomen bzw. an fehlenden Telefonnummern und Mailadressen auf den Webseiten der albanischen Brauereien. Ich wusste bislang zwar, dass man beim Erstellen von Webseiten viele Fehler machen kann, aber dass es möglich ist, so grundlegende Fehler zu machen, war mir bislang nicht klar. Über Facebook kamen die beiden dann in Kontakt mit der albanischen Brauerei Kaon, die per FedEx dann 15 Flaschen Bier nach Schwaben schickte. Die Transportkosten machten alleine 10 Euro pro Flasche aus. Für welche Summe dieses Bier dann über den Tresen ging, ist mir nicht bekannt.

Auch Biere aus anderen EM-Ländern waren nicht so ganz einfach zu beschaffen. Das französische Bier holten die Kneiper selbst aus dem Elsass. Das walisische Bluestone Rockhopper brachte eine Freundin aus dem Urlaub mit, das rumänische Ursus besorgte ein Importeur exklusiv für den Maulwurf. Ein Bier aus der Slowakei brachte der Fahrer des Getränkelieferanten von seinem Heimatbesuch mit. Ich kenne zwar die meisten der nun angebotenen Biere nicht und kann daher auch nicht sagen, wie gut sie sind. Aber eines muss der Neid Andreas Göz und Barbara Schreiber ja lassen: kaum jemand hat sich in Deutschland so um die Verbindung von Fußball und Bier bemüht wie die beiden Gastronomen aus Schwaben.

TTIP und CETA – was hat das mit dem Bier zu tun?

Beim Thema TTIP denken die meisten Menschen an das Chlorhühnchen, das durch die Geheimverhandlungen zwischen der EU und den USA traurige Berühmtheit erlangt hat. Dabei geht es doch gar nicht um das arme Huhn, das in den USA in Chlor gebadet und in der EU mit Antibiotika vollgestopft wird. Ich weiß gar nicht, welche der beiden Methoden unappetitlicher ist, am Schlimmsten ist aber wohl die Massentierhaltung, die diese Behandlungen erforderlich macht und die durch TTIP zementiert werden soll. Aber TTIP ist noch mehr und TTIP steht auch nicht alleine.

Auch mit Kanada führt die EU Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen, CETA genannt. Dieses Abkommen ist auch bereits weiterverhandelt als TTIP. Und jetzt kommt das deutsche Bier ins Spiel, genauer gesagt das Bier aus Bayern. Weshalb das?

Bayerisches Bier ist bekannt und beliebt. Das gilt nicht nur im Inland, sondern es wird auch in großen Mengen exportiert. Der Export beschränkt sich nicht auf die Produkte von einigen Industriebrauereien, sondern in Bayern wird traditionell in vielen kleinen Brauereien handwerklich gebraut. Im Grunde stellen viele kleine Brauereien vorm allem in Franken Craft Beer her und damit haben sie bereits begonnen, als der Begriff Craft Beer noch gar nicht erfunden war. Bayerisches Bier ist in Europa auch eine geschützte geografische Angabe. Anders in Kanada. Dort ist „Bavarian Beer“ ein Bierstil. Wenn nun CETA in Kraft tritt, können Sie beispielsweise in London ein Bavarian Beer kaufen, das aber nicht handwerklich im Allgäu gebraut wurde, sondern wenn Sie das Bier öffnen und verkosten, werden Sie feststellen, dass es sich um ein Billiggesöff aus Nordamerika handelt. Würden Sie anschließend noch einmal versuchen, ein Bier aus Bayern zu kaufen?

Der Präsident des Verbandes der Privaten Brauereien Bayern, Gerhard Ilgenfritz, befürchtet im Gespräch mit der Zeitung Kreisbote aus Sonthofen, dass die Regelungen in CETA 1:1 in TTIP übernommen werden. Zumindest für die Brauer in Bayern dürften diese Verträge böse Folgen haben.

500 Jahre Reinheitsgebot – was ist das überhaupt?

In diesem Jahr wird überall des 500jährigen Jahrestags des deutschen Reinheitsgebots für Bier gedacht, es werden Ausstellungen zu diesem Jubiläum eingerichtet… Aber was ist das Reinheitsgebot eigentlich und ist das ursprüngliche Reinheitsgebot eigentlich noch gültig? Ich versuche an dieser Stelle einmal, die Fakten zusammenzutragen.

Gerne wird das Reinheitsgebot, das die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. am 23. April 1516 in Ingolstadt verkündet haben, als das älteste noch gültige Verbraucherschutzgesetz der Welt bezeichnet. Ich kenne noch mindestens eine weitere Begründung für den Erlass des Reinheitsgebots, aber in diesem Artikel bleibe ich bei der offiziellen Begründung.

In der ursprünglichen Fassung des Reinheitsgebots sollten die Konsumenten vor überzogenen Preisen sowie vor minderwertigen oder sogar giftigen Rohstoffen geschützt werden. Heute ist nur noch der Teil übriggeblieben, der Gerste, Hopfen und Wasser für das Bier vorschreibt. Aber auch dieser Teil ist in der Vergangenheit immer wieder geändert worden. Am Bekanntesten dürfte die Änderung von Gerste in Gerstenmalz sein, da die Brauer irgendwann feststellten, dass sich die Gerste nach dem Malzen deutlich besser verbrauen lässt. Außerdem ist heute die Verwendung von Hefe erlaubt. Die Hefe war auch vor 500 Jahren erforderlich, sie war aber noch nicht bekannt, weshalb das Brauen mit wilden Hefen erforderlich war. Dieses Vorgehen ist heute noch in Belgien bekannt. Die Hefe wurde erst im 19. Jahrhundert in das Reinheitsgebot aufgenommen, nachdem Louis Pasteur die Wichtigkeit der Hefe für das Brauen von Bier nachgewiesen hatte.

Es wird gerne vom „Deutschen Reinheitsgebot“ gesprochen. Das ist aber genau genommen nicht richtig. Erst mit dem Reichsgesetz vom 3. Juni 1906 übernahm das Deutsche Reich im Wesentlichen die Regelungen des Bayerischen Reinheitsgebotes für die Bierherstellung. Als Bayern im Jahr 1918 der Weimarer Republik beitrat, ließ sich Bayern in den Beitrittsverhandlungen zusichern, dass auch weiterhin im Freistaat keine besonderen Biere zugelassen werden, die noch weitere Zusätze wie Zucker, Zuckerkulör oder Gewürze enthalten. Beispiele für diese besonderen Biere sind der Schwarze Abt aus Neuzelle, dem beim Brauen Zucker zugesetzt wird, oder Witbier, das mit Bitterorangen und Koriander enthält.

Der Originaltext des Reinheitsgebots

„Wir verordnen, setzen und wollen mit dem Rat unserer Landschaft, dass forthin überall im Fürstentum Bayern sowohl auf dem Lande wie auch in unseren Städten und Märkten, die keine besondere Ordnung dafür haben, von Michaeli (29. September) bis Georgi (23. April) eine Maß (bayerische, entspricht 1,069 Liter) oder ein Kopf (halbkugelförmiges Geschirr für Flüssigkeiten – nicht ganz eine Maß) Bier für nicht mehr als einen Pfennig Münchener Währung und von Georgi bis Michaeli die Maß für nicht mehr als zwei Pfennig derselben Währung, der Kopf für nicht mehr als drei Heller (gewöhnlich ein halber Pfennig) bei Androhung unten angeführter Strafe gegeben und ausgeschenkt werden soll.

Wo aber einer nicht Märzen sondern anderes Bier brauen oder sonstwie haben würde, soll er es keineswegs höher als um einen Pfennig die Maß ausschenken und verkaufen.

Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen.

Wer diese unsere Anordnung wissentlich übertritt und nicht einhält, dem soll von seiner Gerichtsobrigkeit zur Strafe dieses Fass Bier, so oft es vorkommt, unnachsichtig weggenommen werden.

Wo jedoch ein Gastwirt von einem Bierbräu in unseren Städten, Märkten oder auf dem Lande einen, zwei oder drei Eimer (enthält etwa 60 Liter) Bier kauft und wieder ausschenkt an das gemeine Bauernvolk, soll ihm allein und sonst niemand erlaubt und unverboten sein, die Maß oder den Kopf Bier um einen Heller teurer als oben vorgeschrieben ist, zu geben und auszuschenken.

Gegeben von Wilhelm IV.

Herzog in Bayern

am Georgitag zu Ingolstadt anno 1516

So, jetzt kennen wir den ursprünglichen Text des Reinheitsgebots. Hier sind also nicht nur die erlaubten Zutaten aufgelistet, sogar der Höchstpreis wurde festgelegt. Versuchen Sie aber nicht, sich auf dem Oktoberfest in München auf diese Vorschrift zu berufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihnen das gut bekommen würde. Oder Sie versuchen es und schicken mir hinterher ein Selfie, das Sie zeigt, nachdem Sie aus dem Festzelt herauskomplimentiert wurden.

Was gab es vor dem Reinheitsgebot von 1516?

Bereits vor 1516 gab es Reinheitsgebote für Bier, die aber nur lokale oder regionale Bedeutung hatten. Hier eine Auswahl.

Augsburg 1156

Mit der „Justitia Civitatis Augustensi“ verlieh Friedrich Barbarossa am 21. Juni 1156 das Stadtrecht an die Stadt Augsburg das erste Stadtrecht Deutschlands. Darin heißt es: „Wenn ein Bierschenker schlechtes Bier macht oder ungerechtes Maß gibt, soll er gestraft werden…“ Das Strafmaß betrug 5 Gulden, zu damaliger Zeit eine beträchtliche Summe, beim dritten Verstoß drohte die Aberkennung des Braurechts.

Nürnberg 1293

Aus dem Jahr 1293 stammt eine Vorschrift, die besagt, dass für Bier aus Nürnberg nur Gerste verbraut werden darf.

Weimar 1348

In Weimar wurde 1348 festgelegt, dass kein Brauer seinem Bier andere Grundstoffe als Malz und Hopfen zusetzen darf.

München: 1363 – 1487

München gilt bekanntlich als Hauptstadt des deutschen Biers. Bereits 1363 erhielten zwölf Stadträte die Bieraufsicht. Auf diese Weise sollte die Qualität des Gebrauten deutlich verbessert werden. 1420 musste das Münchner Bier laut Vorschrift eine bestimmte Zeit lang lagern, ehe es ausgeschenkt werden durfte und 1447 wurde schließlich festgeschrieben, dass nur Gerste, Hopfen und Wasser zum Brauen Verwendung finden darf.

Weißensee 1434

In einer Wirthausverordnung aus dem Jahr 1434 wurde in Weißensee in Thüringen festgelegt, das fürs Bierbrauen ausschließlich Malz, Hopfen und Wasser verwendet werden dürfen.

Regensburg 1447

In Regensburger sollte ab 1447 ein Stadtarzt das in der Stadt gebraute Bier und die verwendeten Zutaten streng kontrollieren. Seine Erfahrungen führten 1453 zur Einführung einer Brauordnung. Hinfort durften „Weder Samen noch Gewürz oder Gestrüpp“ dem Bier beigemischt werden.

Herzogtum Bayern-Landshut 1493

Die vermutlich erste Vorschrift, deren Wirkungsbereich nicht auf eine Stadt beschränkt war, wurde von Herzog Georg dem Reichen für sein Herzogtum Bayern-Landshut erlassen. Seine Biersatzordung von 1493 schrieb fest: „Die Bierbrauer und andere sollten nichts zum Bier gebrauchen denn allein Malz, Hopfen und Wasser, noch dieselben Brauer, auch die Bierschenken und andere nichts Anderes in das Bier tun – bei Vermeidung von Strafe an Leib und Gut.“

Soweit also eine Übersicht über Biervorschriften, die älter sind als das in diesem Jahr gefeierte Reinheitsgebot. Mir fällt auf, dass in diesen älteren Vorschriften bereits von Malz die Rede ist, während das Reinheitsgebot, das später erschienen ist, noch von Gerste die Rede war. Eine Antwort auf diesen augenfälligen Widerspruch habe ich leider nicht gefunden.

Ist das Reinheitsgebot noch zeitgemäß?

Auf diese Frage kann ich keine abschließende Antwort geben. So einfach die Frage erscheint, so komplex ist eine Antwortfindung. Ich will hier aber einmal meine Gedankengänge niederschreiben.

Welchen Sinn hat das Reinheitsgebot?

Zunächst einmal ist da die Lebensmittelsicherheit. Da halte ich die allgemeine Lebensmittelsicherheit für ausreichend. Wir essen Haferflocken ohne uns zu vergiften. Das würde uns auch nicht passieren, wenn Hafer verbraut würde. Auch die ursprüngliche Absicht, keine Konkurrenzsituation zwischen Brauer und Bäcker aufkommen zu lassen, dürfte bei uns heute keine Rolle mehr spielen. Nach Medienberichten werden weltweit etwa 70 % der pflanzlichen Produktion für die Tierfütterung verwendet. Und in letzter Zeit wurde mehrfach im Fernsehen berichtet, dass vom Rest noch einmal ein Drittel entsorgt wird. Damit landet gerade mal ungefähr ein Fünftel der Pflanzenproduktion auf unseren Tellern. Im Gegensatz zur Situation vor 500 Jahren, als Lebensmittel noch knapp und Hungersnöte an der Tagesordnung waren, greift das Argument der Konkurrenzsituation beim Getreide heute nicht mehr.

Bier, das nach dem Reinheitsgebot gebraut wird, ist ein Naturprodukt. Dieses Argument wird häufig von den Befürwortern des Reinheitsgebots in Feld geführt. Aber seien wir mal ehrlich. Das Getreide wird gekeimt, gedarrt, gemahlen, gekocht, vergoren… Auch der Hopfen wird in vielen Fällen recht derbe behandelt, bevor er zum Brauen verwendet wird. In vielen Fällen wird beim Brauen Hopfenextrakt verwendet. Dieser enthält hauptsächlich die Bitterstoffe des Hopfens, so dass Bier, in dem beim Brauprozess ausschließlich Hopfenextrakt verwendet wurde, meist recht langweilig schmecken und als Billigbier verramscht werden. Andererseits hat Slowfood dem Bier im Jahr 2015 eine Ausgabe seiner Zeitschrift gewidmet, in der ein Sprecher des bayerischen Brauerbunds unwidersprochen ausgeführt hat, dass die erste Hopfung durchaus mit Hopfenextrakt durchgeführt werden kann, da die Aromen des Hopfens verfliegen würden. Erst bei der zweiten Hopfung ist die Verwendung von Naturhopfen oder von Hopfenpellets erforderlich. Dem widersprechen die Brauer, die mit Naturhopfen arbeiten. Ich bin kein Brauer, sondern Konsument und kann das nicht beurteilen. Aber Hopfenextrakt ist zunächst eine Paste, die ggf. mit einer Lösung als Trägermaterial gemischt und sprühgetrocknet wird. Vom ursprünglichen Hopfen ist dieses Produkt dann doch recht weit entfernt, trotzdem aber seit 1968 nach dem Reinheitsgebot erlaubt.

Ein anderes Thema, an dem sich die Geister scheiden, ist das Farbebier. Dabei handelt es sich um ein sehr stark eingebrautes dunkles Bier, das konzentriert und dem eigentlichen Bier, das verkauft werden soll, zugegeben wird. Obwohl das Farbebier nichts per se schlechtes ist und wohl auch nicht deklariert werden muss, ist es nicht unumstritten. Dr. D. Lachenmeier schrieb 2008 auf der Website des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Karlsruhe: „Dunkle Biere werden aus ökonomischen Gründen sehr oft nicht unter Verwendung dunkler Malze, sondern durch nachträgliche Färbung von hellem Bier mit sogenannten Röstmalzbierkonzentraten (früher Farbebier genannt) hergestellt. Solche nachgemachten dunklen Biere sind aus Sicht der amtlichen Lebensmittelüberwachung nur unter entsprechender Kenntlichmachung verkehrsfähig … Von 80 untersuchten dunklen Bieren wurden lediglich 18 (22%) ausschließlich unter Verwendung von dunklem Malz hergestellt. Bei 22 Bieren (28?%) konnten Anteile dunklen Malzes nachgewiesen werden, wobei offensichtlich geringere Anteile Röstmalzbierkonzentrat zur Farbeinstellung verwendet wurden. Die restlichen 40 dunklen Biere (50%) wurden durch Umfärben aus hellen Bieren hergestellt, wobei nur 8 Biere (20 % der umgefärbten) eine ausreichende Kenntlichmachung aufwiesen.“

Dann ist das Reinheitsgebot sicher auch als Werbeargument hilfreich. Der Begriff suggeriert einfach Vertrauen. Aber müssen deshalb alle anderen Rohstoffe verboten werden? Was spricht dagegen, Bier wie jedes andere Lebensmittel zu behandeln und nur den Bieren, die aus den vier Zutaten im Reinheitsgebot hergestellt wurden, die Werbung mit dem Reinheitsgebot zu erlauben? Bilden Sie sich Ihre eigene Meinung.

Diesen Artikel habe ich mit Material vom Private Brauereien Bayern e.V. erstellt.

Macht Bier glücklich?

Mit dieser Frage hat sich im Jahr 2013 das Fraunhofer Institut beschäftigt. Wie sind die Forscher zu diesem Ergebnis gekommen?

Als Maßstab nahmen die Forscher die Ausschüttung von Dopamin nach dem Genuss einer kleinen Menge Bier. Dopamin wird häufig auch als das Glückshormon bezeichnet. Vor dem ersten Problem stand das Fraunhofer Institut bereits vor dem Start der Studie – es wurden Biertrinker und Biertrinkerinnen gesucht, die aber nicht rauchen durften. Dabei stellte es sich heraus, dass es nicht möglich war, biertrinkende Nichtraucherinnen zu finden. An der Studie nahmen daher ausschließlich Männer teil.

Ihnen wurde eine minimale Menge Bier verabreicht, genauer gesagt 15 ml. Damit ist die ausgeschenkte Menge Alkohol, die lediglich 0,6 g betrug, zu vernachlässigen. Sie ist geringer als in einem Stück Hefekuchen oder einem Schnapsglas Bier enthalten ist. Diese geringe Menge Bier reichte bereits aus, dass im Gehirn praktisch sofort Dopamin ausgeschüttet wurde. Aufgrund der geringen Zeitspanne zwischen dem Trinken des Biers und der Ausschüttung des Dopamins ist auszuschließen, dass der Alkohol für das vermehrte Dopamin verantwortlich ist, da Alkohol etwa 20 Minuten benötigt, um im Gehirn anzukommen.

Damit dürfte klar sein: Bier macht tatsächlich glücklich.

Das Fraunhofer Institut geht in seinem Blogartikel auch auf die Frage ein, woher der Bierbauch bei Männern kommt. Es heißt dort, dass die in Form von Fett eingelagerte Energie nicht aus dem Bier käme, das weniger Kalorien enthalte als beispielsweise Wein oder Säfte. Schuld seien die Bitterstoffe des im Bier enthaltenen Hopfens, die Lust auf Essen machen.

Der letzten Aussage kann ich mich anschließen. Aber nimmt ein Wirkungstrinker mit Bier wirklich weniger Kalorien auf? Rechnen wir doch einfach mal nach. 100 ml Bier enthalten je nach Sorte in der Regel 45 – 50 Kalorien. 100 ml Wein bringen etwa 60 – 80 Kalorien mit. Auf den ersten Blick scheint die Aussage des Fraunhofer Instituts also zu stimmen. Aber, liebe Forscher von Fraunhofer, haben Sie einmal einen Wirkungstrinker beim Konsum von Bier oder Wein beobachtet? Nach einem Liter Wein haben die meisten genug, während nach einem Liter Bier noch so einiges geht. Dazu kommt noch, dass es unter Weintrinker deutlich mehr Genusstrinker gibt als bei den Konsumenten des Gerstensaftes (so zumindest mein Vorurteil). Insgesamt dürfte ein Biertrinker nach einer durchzechten Nacht deutlich mehr Kalorien zu sich genommen haben als ein Weintrinker. Der Bierbauch kommt also wohl doch zu einem guten Teil von den Kalorienmengen im Bier.

Das eigene Bier – so geht es einfach

Bier selbst zu brauen ist nicht trivial. Das Malz muss ausgewählt und schließlich gemaischt werden, und das bei richtiger Temperatur und in der richtigen Zeitspanne, der richtige Hopfen muss zur richtigen Zeit zugesetzt werden… Jeder Schritt ist eigentlich einfach, aber es sind ziemlich viele Schritte, so dass die Arbeit recht komplex wird. Außerdem ist viel Zeit erforderlich, die aufgewandt werden muss, um ein richtig gutes Bier zu erhalten.

Eine Brauerei ähnelt in Teilen einem Chemiebetrieb, sowohl optisch als auch von den Vorgängen her, die zum Bierbrauen erforderlich sind. Andreas Wengert von der Firma Wengert Brauereien hat es gegenüber dem Webportal http://www.schwaebische.de erklärt: „Es ist wichtig, die Temperaturen genau einzuhalten, damit die Enzyme arbeiten können“. Es finden während des Brauens viele unterschiedliche chemische Prozesse statt: Enzyme müssen gebildet und Stärke muss abgebaut werden, die Stärke muss in Zucker umgewandelt und dieser muss von der Hefe in Alkohol und Kohlensäure aufgespalten werden… Sechs Stunden dauert es etwa, bis das Bier so weit ist, dass es auf 10° Celsius abgekühlt ist und mit Hefe versetzt werden kann, so dass der eigentliche Gärvorgang beginnt.

Dann gärt das werdende Bier fast zwei Wochen, bevor es in Flaschen abgefüllt und dort weiter reifen kann. Vom Beginn des Brauens bis zum ersten Schluck Bier vergehen gut und gerne drei Wochen. Es ist also ein erheblicher Aufwand erforderlich, auf höchstem Niveau ein eigenes Bier zu brauen.

Automatisiert Bier brauen

Die Firma Wengert aus dem schwäbischen Grünkraut stellt Brauereieinrichtungen nicht nur für große Brauereien her, sondern auch den Wengert Brauprofi, mit dem sich weitgehend automatisiert 25 Liter Bier in professioneller Qualität brauen lassen. Allerdings benötigt das Gerät einen Wasseranschluss und einiges an Platz. In vielen Haushalten muss dafür vermutlich die Waschmaschine weichen. Dazu kommt noch der Kaufpreis, der mit allem Zubehör immerhin etwa 2.500 Euro beträgt. Damit ist das Gerät nur bedingt hausfrauenkompatibel. Für das Brauen im Privathaushalt dürfte der Brauprofi daher nur ein Nischendasein fristen.

Und dann kommt das Braufässchen

Einen ganz anderen Ansatz bietet das Startup-Unternehmen Braufässchen aus München. Das Unternehmen verspricht, dass es möglich ist, mithilfe eines Brausets innerhalb einer Woche ein eigenes Bier zu brauen. Dieses Versprechen war für mich Anlass genug, es einmal zu testen.

Die Bestellung

Das Unternehmen unterhält einen Webshop, wo es möglich ist, entweder ein vordefiniertes Brauset zu bestellen oder sich das gewünschte Bier selbst zu konfigurieren. Immerhin 14 vordefinierte Brausets stehen derzeit zur Verfügung. Wem das nicht ausreicht, kann sich auch sein eigenes Bier konfigurieren. Fünf Bierstile stehen zur Auswahl. Exemplarisch habe ich einmal das dunkle Bier ausgewählt. Dafür stehen drei verschiedene Hopfensorten für ein mildes, durchschnittlich herbes oder herbes Bier zur Verfügung. In einem dritten Schritt kann ich zwischen sieben unterschiedlichen Aromen auswählen. Für den ersten Versuch habe ich aber das vorkonfigurierte Pale Ale ausgewählt. Die Bestellung ist schnell erledigt, ich musste mich lediglich erst einmal daran gewöhnen, dass ich im Onlineshop nicht auf meine Wahl klicken musste, sondern die gewählten Zutaten nach oben ziehen musste.

Die Lieferung

Wenige Tage später war es dann so weit: mein Braufässchen kam an. Gut und sicher in einem stabilen Transportkarton fand ich die Verkaufsverpackung. Wenn das Bier so ansprechend ist wie die Verpackung kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ich frage mich lediglich, weshalb es die vorkonfigurierten Brausets nur online gibt, nicht im Getränkemarkt. Aber egal, das ist eine Entscheidung des Anbieters mit seinen drei Gründern Wolfgang Westermeier, Ping Lu und Dominik Guber.

Also mache ich mit dem Auspacken weiter. Die Verkaufsverpackung enthält ein handelsübliches Partyfässchen mit fünf Liter Inhalt, eine Flasche Malzextrakt, drei kleine Fläschchen mit Hopfenaromen, ein Tütchen Hefe, einen Gärverschluss für das Fass, drei Bierdeckel und eine Kurzanleitung für das Brauen.

Werfe ich einen Blick auf die Anleitung. Versprochen wird, dass die Vorbereitung nur zehn Minuten dauert. Ich bin ja gespannt, ob sich diese Zeitangabe bewahrheitet. In dieser Zeit müssen lediglich einige einfache Schritte erledigt werden: der Malzextrakt muss in das Fässchen gefüllt werden, die Flasche muss mit teilweise kaltem und kochendem Wasser ausgespült und das Wasser in das Fass gefüllt werden, das Fass muss mit Wasser aufgefüllt werden, einmal kräftig durchschütteln, Hopfen, Hefe und Aromen müssen in das Fass, das Fass muss verschlossen werden und schon kann das Gären losgehen. Dafür soll das Fass fünf Tage bei Raumtemperatur und zwei Tage im Kühlschrank stehen. Anschließend soll das Bier fertig sein.

Irgendwie erinnert mich das Vorgehen an „Malen nach Zahlen“. Aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein. Ein Großteil der Komplexität der Aufgabe wird vor dem Anwender verborgen und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Also beginne ich an und setze mein Bier an.

Die Vorbereitung

Der Verschluss ist schnell vom Fass genommen und ich kann den Malzextrakt einfüllen. Dabei stelle ich fest, dass der Flaschenhals etwa den gleichen Durchmesser hat wie die Öffnung in Fass. Ich will aber eigentlich vermeiden, dass etwas danebengeht und ich die Außenseite des Fasses verschmiere. Ich bin einfach zu faul, das Fass hinterher zu reinigen. Also verwende ich einen Trichter. Das war aber wohl ein Fehler. Der Malzextrakt ist so dickflüssig, dass es eine dreiviertel Stunde dauerte, bis das Malzextrakt im Fass war. Es wäre wohl doch besser gewesen, eine Verschmutzung zu riskieren. Aber da habe ich wohl zu viel und zu weit gedacht. Das Wasser, die Hefe und die Aromen in das Fass gefüllt, den Gärverschluss eingesetzt und – die reine Arbeitszeit hat wirklich nicht mehr als zehn Minuten benötigt.

Die Gärung

Ich habe das Fässchen in Heizungsnähe aufgestellt. Für den Fall, dass die Gärung zu kräftig wird, habe ich ein Geschirrtuch unter das Fass gelegt und damit auch sicher nichts spritzen kann, habe ich es auch mit einem Tuch abgedeckt. Diese Vorsichtsmaßnahme war aber nicht erforderlich; nur eine minimale Menge wurde aus dem Gärverschluss herausgedrückt. Nach einem Tag musste das Fässchen noch einmal umgedreht werden, dann konnte ich es weitere vier Tage stehen lassen. Dann trat ein Problem auf: das Fass sollte noch für zwei Tage in den Kühlschrank. Das hatte ich zwar gewusst, aber nicht berücksichtigt, so dass einfach kein Platz vorhanden war. Glücklicherweise hat meine Wohnung einen Balkon und draußen herrschen kühlschrankähnliche Temperaturen. Ich habe das Fass also nach draußen gestellt und zwei Tage später war das Bier fertig.

Die Verkostung

Endlich war es so weit und ich konnte das Bier verkosten. Optisch konnte ich nichts aussetzen. Hefetrüb und mahagonifarben präsentierte sich das Bier im Glas. Der feinporige Schaum hatte eine gute Standzeit. Auch das Aroma war für ein IPA typisch. Und der Geschmack? Mir fehlte etwas die sortentypische Süße. Das kann ich aber nicht dem Braufässchen anlasten, sondern ich gehe davon aus, dass die Gärung zu nahe an der Heizung stattgefunden hat, wodurch die Hefe zu viel Malzzucker in Alkohol und Kohlensäure aufgespalten hat. Ansonsten ließ sich an dem Bier nichts aussetzen. Es war trotz meines Fehlers immer noch erheblich besser als ein Bier aus industrieller Großproduktion.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis

Das Braufässchen kostet vorkonfiguriert 35,00 Euro, also 7,00 Euro je Liter. Damit ist es etwa ein Drittel günstiger als professionell gebrautes IPA in der Flasche, das ab circa 3,50 Euro angeboten wird. Dafür ist das Flaschenbier aber nach meinem Geschmack doch noch besser, Fehler wie eine zu warme Gärung wie bei mir kommen dort nicht vor. Wenn Sie eine Party planen und Ihren Gästen etwas Besonderes anbieten wollen, sollten Sie sich überlegen, einmal auf das Angebot von www.braufaesschen.com zurückzugreifen. Allerdings – für den Fall, dass Ihnen etwas Ähnliches passiert wie mir und das Bier nicht perfekt wird, sollten Sie beim ersten Mal die eine oder andere Kiste Bier in den Keller stellen, einfach als Plan B.