Die Craft-Bier-Bewegung stammt bekanntlich aus den USA und schwappt derzeit zu uns ins Mutterland der Biere. Eins der neuen Modebiere in den USA wird nach deutschem Rezept gebraut: Die Gose ist eigentlich eine Leipziger Spezialität. Für einen preisgekrönten Brauer aus Baltimore ist sie das perfekte Bier an einem heißen Tag. Säuerlich und bitter − und garantiert nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Das ist Gose. Das Bier sieht aus wie Hefeweizen, erinnert an Berliner Weiße. Zu den Zutaten gehören auch Salz und Koriander. Ich bin sicherlich nicht schüchtern, wenn es um außergewöhnliche Bierspezialitäten geht, aber an der Gose kann ich persönlich keinen Gefallen finden, es sei denn in einem BierCocktail.
Kevin Blodger ist der Braumeister der Union Craft Brewery in Baltimore. Und ein großer Gose-Fan: „Es ist fast wie Zitronensaft-Schorle, auf gewisse Weise. Gose ist unser Sommerbier, sie ist perfekt an einem heißen Tag. Du kannst mehrere davon trinken, die Salzigkeit bringt dich dazu, einen weiteren Schluck zu nehmen. Sie ist einfach lecker an einem heißen Tag.“ Für ihn hat alles angefangen in der Brauerei, in der er früher gearbeitet hat. Dort gab es nur Biere nach deutschen Rezepten, und Kevin war auf der Suche nach einer Alternative zu Pils und Hefeweizen. Da entdeckte er in einem Buch den Hinweis auf Gose. Das Bier hat eine lange Geschichte: Im Mittelalter wurde es zuerst in Goslar im Harz gebraut, seine Blütezeit hatte es später in Leipzig. Selbst Goethe soll dort zu den Gose-Trinkern gehört haben. Nach dem zweiten Weltkrieg geriet es in Vergessenheit. Heute gibt es im Leipziger Raum wieder zwei Brauereien, die Gose herstellen.
Kevin Blodger war von der Geschichte des Bieres fasziniert: „Mein Brau-Chef fragte mich: Welches Bier willst du als nächstes brauen? Und ich sage im Spaß: Gose. Ich rechnete mit einem Nein, aber er sagte nur: Wenn du es brauen kannst, ohne das Hausbier mit Laktose-Bazillen zu verunreinigen, dann mach es. Dann musste ich erstmal herausfinden, wie es funktioniert. Ich mochte das Bier, die Kunden mochten es − und ich habe dafür eine Medaille beim großen amerikanischen Bierfestival gewonnen.“
Heute ist Kevin einer der Eigentümer der Union Craft Brewery, eine von unzähligen kleinen Handwerksbrauereien, die überall in den USA entstanden sind. Sie brauen aufwändige Biere nach deutschen, belgischen oder amerikanischen Rezepten. Damit überzeugen sie immer mehr amerikanische Biertrinker. Die Gose ist eines ihrer neuen Modebiere. Die Webseite Beer Advocate zählt über 470 Gose-Biere. Nicht alle davon werden gleichzeitig gebraut, viele Brauereien tauschen ihre Biere regelmäßig aus, um ihren Stammkunden immer wieder etwas Neues bieten zu können.
Eine Alternative zu schweren Bieren
Kevin Blodger und seine Kollegen in Baltimore setzen in diesem Sommer ganz auf die Gose: „In diesem Jahr entschieden wir, das Bier in Dosen abzufüllen. Ich war wirklich besorgt, ob sie sich verkaufen − weil man gleich 165.000 vorgedruckte Dosen kaufen muss. Wir dachten, wir nutzen die Dosen für drei bis vier Jahre. Aber schon jetzt werden die Dosen knapp, und der erste Sommer ist noch gar nicht vorbei.“
Die Gose-Zeit ist in den USA eindeutig der Sommer. Fachmagazine loben die Gose als erfrischende Alternative zu schweren Bieren. Allerdings müsse man sich erst an ihren Geschmack gewöhnen. Wie in Leipzig wird Gose auch in den USA oft mit Sirup oder Likör gemischt. Bars nutzen sie für Cocktails. Braumeister Kevin ist mit allen Mischungen einverstanden, er freut sich einfach über die große Nachfrage. Es sei belohnend zu sehen, wie ihr bizarres, kleines Bier so viel getrunken werde.
Quelle: Deutschlandradio Kultur. Nebenbei bemerkt freut es mich, dass sich nun auch einmal die großen Rundfunkanstalten mit dem Craft-Bier beschäftigen. Nebenbei bemerkt war die US-Gose auch dem MDR einen Beitrag wert, der aber in der Zwischenzeit leider entfernt wurde..

Wieder einmal steht ein Bier aus der Klosterbrauerei vor mir, das Kartoffel Bier. Auch für dieses Bier hat die Brauerei nach Angaben von Herrn Fritsche, Geschäftsführer der Klosterbrauerei, eine Ausnahmegenehmigung, es als Bier zu verkaufen, obwohl es nicht so ganz dem deutschen Reinheitsgebot entspricht. Kartoffelsaft im Bier ist schon eine mutige Idee und jetzt bi ich neugierig, wie gut diese Idee ist. Ach ja, die Grundlage für das Kartoffel Bier ist das Pilsener aus Neuzelle.
Wieder einmal steht ein Bier aus der Hamburger Brauerei Ratsherrn vor mir, der Springbock. Es handelt sich um ein helles Bockbier und das Rückenetikett spricht ausdrücklich vom Frühling. Auch wenn es nicht ausdrücklich als Maibock angepriesen wird, dürfte es wohl doch in diese Kategorie fallen.
Eine Rezension über Bier ist immer subjektiv. In diesem Fall habe ich zu allem Überfluss ein Bier vor mir stehen, das meine Vorurteile hervorruft – das Anti Aging Bier aus der Klosterbrauerei in Neuzelle. Weshalb Vorurteile? Ich habe schon so manches Anti Aging-Produkt konsumiert, seien es Kekse, sei es Schokolade oder seien es Getränke. Alle diese Produkte haben eines gemeinsam: sie haben mir nicht geschmeckt. Und jetzt zum ersten Mal als Bier. Da mir die Biere aus dieser kleinen Brauerei in der Lausitz ansonsten schon gut geschmeckt haben, will ich versuchen, meine Vorurteile beiseite zu lassen. Mal sehen, ob es mir gelingt.
Jetzt steht wieder einmal ein Bier aus der Ratsherrn-Brauerei in den Hamburger Schanzenhöfen vor mir. Ein Bier? Für mich schon, aber Puristen, die verschärften Wert auf das Reinheitsgebot legen, werden mir widersprechen. Sie werden auch Bestätigung auf den Etiketten finden, auf denen nichts von Bier steht, sondern es ist nur von einer Brauspezialität die Rede. Weshalb? Hier wurden auch Koriander, Orangenschale und Kamillenblüten mit verbraut. Nennen Sie es wie Sie wollen, Entscheidend ist doch in erster Linie, dass es schmeckt. Können wir uns darauf einigen?
Am Wochenende war es so weit – in Sao Paulo fand die Weltmeisterschaft der Biersommeliers statt. Vizeweltmeister wurde der Braumeister Frank Lucas von der Stralsunder Braumanufaktur. Lediglich der Italiener Simonmattia Riva konnte die Jury noch mehr überzeugen. Insgesamt nahmen 53 Bierkenner an dem Wettkampf teil. Alle hatten sich – so wie Lucas und Puttnies – in nationalen Wettkämpfen qualifiziert.
Heute steht mal wieder ein Bier aus der Hauptstadt vor mir und möchte gerne verkostet werden. Das Rückenetikett preist das Bier als süffige rubinrote Spezialität an. Na ja, das weckt doch schon mal einige Erwartungen. Mal sehen, ob das Bier diese Erwartungen erfüllen kann.