Wir schreiben das Jahr 2016 und in ganz Deutschland geht der Bierabsatz zurück. In ganz Deutschland? Nein! Tief im Südwesten unseres Landes gibt es ein Bundesland, das sich dem Trend widersetzt. In Baden-Württemberg können die Brauer ihren Lieben in diesem Jahr ein etwas größeres Weihnachtsgeschenk zukommen lassen. Die aktuellen Bierabsatzzahlen verhelfen den Südwestbrauern dabei, sowohl zufrieden auf das noch laufende Jahr zurück-, als auch besinnlich auf das kommende Weihnachtsfest vorauszublicken. Demnach stieg der steuerpflichtige Bierabsatz der Baden-Württembergischen Biere in den ersten zehn Monaten des Jahres um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt setzten die Brauereien aus dem Ländle somit von Januar bis inklusive Oktober 409 Millionen Liter ihres Hopfentrunks ab.
„Die Fußball-EM als publikumswirksames Großereignis und das 500. Jubiläum des Reinheitsgebotes haben ihren Teil zu der positiven Entwicklung von Bier aus Baden-Württemberg beigetragen“, stellt der Geschäftsführer des Baden-Württembergischen Brauerbundes, Hans-Walter Janitz zufrieden fest. Dass das Land der Tüftler und Erfinder trotz eines bundesweiten Rückgangs von 0,3 Prozent gegenüber des Vorjahreszeitraums weiterhin leichte Zuwächse zapft, liegt nach Ansicht von Janitz an mehreren Faktoren: „Unsere heimischen Brauer haben Mut bewiesen, indem sie die ausgetrampelten Pfade verlassen haben, um die gigantische Sortenvielfalt noch weiter voranzutreiben. Außerdem trägt das Bekenntnis unserer Mitgliedsbrauereien zur Regionalität und den damit verbundenen höchsten Qualitätsansprüchen weiterhin sichtbare Früchte.“
Zufriedenstellend entwickelt haben sich zudem auch die Biermischgetränke aus Baden- Württemberg. Wurden im Januar bis inklusive Oktober 2015 noch rund 17,9 Millionen Liter abgesetzt, so ließen sich die Verbraucher im gleichen Zeitraum 2016 über 18,8 Millionen Liter schmecken. Das entspricht einem Plus von knapp fünf Prozent. BWB-Präsident Matthias Schürer sieht darin die Bestätigung des immer größeren Portfolios der heimischen Biersezene: „Unser Bier ist sinnlicher und szeniger geworden und genau das spiegelt sich auch in unseren vielzähligen Biermischgetränken wie z.B. dem Naturradler wieder. Dem Verbraucher schmeckt es und er honoriert dies offensichtlich.“ Die Bier-Szene wird immer individueller. Das wirkt sich vor allem auf den Geschmack aus. „Keine andere Branche steht guten Ideen so offen gegenüber wie die Bierbranche. Unsere Biervielfalt wird deshalb in den nächsten Jahren immer weiter zunehmen“, ist sich Schürer sicher. In den Zahlen sind alkoholfreie Biere und Malztrunk nicht enthalten.
In noch einem anderen Punkt folgen die Südlichter nicht dem allgemeinen Trend: Fast überall in Deutschland sind die Biere der Braugiganten die meistgetrunkenen Biere. Nur in Berlin und Baden-Württemberg liegen regionale Biermarken vorne. In Berlin liefern sich Berliner Kindl und Berliner Kindl ein Kopf-an-Kopf-Rennen und in Baden-Württemberg liegt wenig überraschend Rothaus Tannenzäpfle vorne. Hier noch die Lieblingsbiere der anderen Bundesländer: in Hamburg und Bremen liegt Becks vorne, als Marke zwar auch regional, aber Teil des weltweit größten Brauereikonzerns AB InBev. Auch in Bayern ist das Lieblingsbier Erdinger Weißbier keine Überraschung. Im Saarland und in Rheinland-Pfalz wohnen die Fans des Bitburger Pilseners. Mecklenburg-Vorpommern trinkt vorwiegend Lübzer.
Wenn wir den verschiedenen Presseberichten der letzten Monate glauben können betrifft der sinkende Bierabsatz aber nicht alle Brauereien. Die kleinen regionalen Brauereien und die Craft Beer-Brauer vermelden größtenteils steigende Absätze. Ich meine, das ist eine gute Nachricht. Auch wenn die Biere der großen Brauereien teilweise wirklich nicht schlecht sind, freue ich mich doch, wenn wir etwas von diesem Einheitsbier wegkommen. Abwechslung und Vielfalt sind schließlich auch ein Stück Lebensqualität.
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