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BroBier Helles Rauchbier

Aus der Leidenschaft zum Trinken guter Biere entstand diese ganz besondere kleine Brauerei. BroBier ist eine Gypsybrauerei. Wer gerne Bier trinkt, der sollte sich auch mit dem Brauen auskennen. So oder so ähnlich lautete der Grundgedanke der Brauer und Gründer von BroBier. Mittels zahlloser Bücher arbeiteten sich Andreas und Johannes so lange in die Thematik ein, bis sie soweit waren ihren allerersten Brauversuch zu starten. In einem Glühweinkocher setzten sie ihren ersten Sud an und wurden mit einem soliden Amber belohnt. Auf Basis dieser guten Erfahrung wurde von nun an experimentiert, probiert und verbessert. Sie wollten von Anfang an ihr eigenes Ding machen und ihr Bier nach neuen Rezepten brauen. Aus diesem Ehrgeiz erwuchs ein dicker Ordner mit eigenen Rezepturen und die Nachfrage im Freundes- und Bekanntenkreis, der sie schon bald nicht mehr gerecht wurden. Doch selbst das Aufstocken ihres Equipments reichte nicht. 2017 wichen die Brauer von BroBier deshalb erstmals auf eine professionelle Brauerei aus und brauten fortan dort ihr zunehmend beliebter werdendes Bier.

Die Jungs legen großen Wert auf Regionalität und wählen, wenn möglich, Zutaten aus, die aus dem fränkischen Raum kommen. Um nicht päpstlicher als der Papst zu sein, beschränken sie sich jedoch nicht ausschließlich auf regionale Produkte: Wenn ein amerikanischer Hopfen den aus dem Altmühltal geschmacklich übertrifft, dann wandert der Ami in den Kessel, ob nun fränkisch oder nicht. In individuellen Interpretationen klassischer Braustile entstehen BroBiers allseits beliebte Biere wie das Freiraum Ale, eine Komposition aus fünf verschiedenen Hopfensorten, oder der Helle Rauschbock, ein bernsteinfarbener Bock der hält, was er verspricht. Jetzt steht aber das helle Rauchbier vor mir und wartet auf seine Verkostung.

Golden mit leichter Hefetrübung fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine recht kleine feinporige Schaumkrone, die aber lange erhalten bleibt. Optisch macht das Bier schon mal eine gute Figur.

Das Aroma wird wie von mir erwartet durch den Duft des Rauchmalzes dominiert. Deutliche Schinkennoten steigen mir in die Nase, aber auch einige Karamelldüfte des Malzkörpers kommen noch durch.

Der Antrunk ist spritzig und für ein Rauchbier überraschend frisch. Auf der Zunge ist der Rauchgeschmack eindeutig im Vordergrund, aber er hält sich etwas zurück, so dass er nicht aufdringlich wird. Abgesehen vom Rauch habe ich hier ein normales Helles mit leichter Süße und einem Hauch fruchtiger Säure vor mir. Im Abgang wird das Bier trockener und der Rauchgeschmack klingt noch einige Zeit nach.

Für mich persönlich könnte der Rauch noch etwas kräftiger durchschmecken. Das helle Rauchbier von BroBier ist wohl eher ein Bier für Menschen, die in die Welt der Rauchbiere einsteigen möchten.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

4,8 % Vol.

Stammwürze:

12° Plato

Brauerei:

BroBier UG (haftungsbeschränkt)
Im Grund 7
96182 Reckendorf

Aecht Schlenkerla Rauchbier Hansla Alkoholarm

Im Mittelalter wurde Bier als Ersatz für Trinkwasser verwendet. Durch das Kochen der Würze war das Wasser keimfrei und damit auch das Bier. Daher konnte Bier bedenkenlos getrunken werden. Selbstverständlich war das Bier nicht so kräftig wie heute, sondern hat nach Angaben der Historiker enthielt das Bier damals nur etwa zwei Prozent Alkohol. Im Grundriss des Klosters St. Gallen von ca. 830 n.Chr. findet sich für solche Biere sogar ein eigene Brauerei (neben zwei weiteren für stärkere Biere). In Bamberg gingen die Brauer sogar noch einen Schritt weiter: Mit einem speziellem Sudverfahren und extra viel Hopfen braute man besonders alkoholarme Biere, die für die körperlich schwer arbeitende Bevölkerung aber auch für Kinder gedacht waren.

Die Brauerei Schlenkerla setzt mit dem Hansla diese alte Tradition heute fort und so entsteht ein alkoholarmes (<1,2% Alk./Vol.), sehr hopfiges und unfiltriertes Schlenkerla Rauchbier. Gleichzeitig hat das Hansla nur 13 Kalorien je 100ml, also nur 65 Kalorien je halben Liter. Ob ein solches Bier uns heute noch schmecken kann will ich jetzt herausfinden und öffne daher die Flasche.

Hell bernsteinfarben und hefetrüb fließt das Bier ins Glas. Etwas dünn sieht das Bier ja doch aus. Der gemischtporige Schaum bildet sich beim Einschenken reichlich und er bleibt lange erhalten.

Das für Biere aus Bamberg typische Schinkenaroma steigt mir in die Nase. Ich stelle positiv fest, dass es zwar deutlich zu riechen ist, aber nicht aufdringlich, so dass auch der Malzkörper in der Nase zu seinem Recht kommt.

Der Antrunk ist spritzig und frisch. Auf der Zunge steht wie in der Nase der Rauch im Vordergrund, der durch eine leichte Süße des Malzes gut abgerundet wird. Das Mundgefühl ist voll und rund. Im Abgang wird der Geschmack des Rauches kräftiger und er klingt sehr lange nach.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

< 1,2 % Vol.

Brauerei:

Heller-Bräu Trum GmbH
Dominikanerstr. 6
96049 Bamberg
www.hansla.info

Spezial Weissbier

Die Brauerei Spezial, in einer der Hauptverkehrsstraßen Bambergs gelegen, wurde im Jahr 1536 von gilt Linhard Großkopf gegründet. Seit Oktober 1898 befindet sich das Brauereianwesen im Besitz der Familie Merz. Von dort stammt das Spezial Weissbier, das jetzt vor mir steht und auf seine Verkostung wartet.

Bernsteinfarben und hefetrüb fließt das Bier ins Glas. Die feinporige Schaumkrone ist für ein Weizenbier vergleichsweise klein, bleibt aber lange erhalten. An der Optik gibt es also nichts zu meckern.

Das Bier duftet deutlich nach Rauch, aber nicht so stark, dass dieser Duft aufdringlich wäre. Dazu kommt der typische Bananenduft eines Weizenbiers, der durch die würzigen Noten von Nelken abgerundet wird.

Der Antrunk ist frisch und spritzig. Anfangs schmecke ich die fruchtigen und würzigen Aromen, die ich bereits in der Nase festgestellt habe. Der rauchige Geschmack des Rauchmalzes entwickelt sich erst danach. Gerade diese Geschmacksentwicklung gefällt mir. Dabei ist das Mundgefühl voll und rund, das Bier sehr schön süffig. Im Abgang wird der Rauch noch kräftiger, Bitterstoffe kommen dabei kaum zum Vorschein. Der Rauch klingt noch lange nach.

Das Spezial Weissbier passt einfach zu Bamberg und auch zur fränkischen Küche. Zusammen mit Blauen Zipfeln bildet dieses Bier ein unschlagbares Duo.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,3 % Vol.

Stammwürze:

12 %

Brauerei:

Brauerei Spezial
Obere Königstr. 10
96052 Bamberg
www.brauerei-spezial.de

Weiherer Rauchbock

Bier verbindet. Rauchbier noch mehr. Deshalb haben sich der brasilianische Craft Brewer Alexandre Bazzo und Braumeister Roland Kundmüller erstmals 2014 zusammengetan und einen Rauchbock gebraut. Rauchig wärmend und mit Hopfen aus dem eigenen Garten war er. Dieses Ergebnis ist ein Zeichen ihrer Freundschaft und ein Genuss, den beide lieben. Der Rauchbock wird auch weiterhin saisonal nach diesem Vorbild mit den 4 Malzsorten Carared, Melanoidin-, Rauch-, und Pilsner Malz sowie den Hopfen Hallertauer Gold, Saphir und Spalter Select gebraut. Und irgendetwas müssen die beiden auch richtig gemacht haben, denn ihr Bier wurde vielfach ausgezeichnet: International Craft Beer Award Platin 2019, European Beer Star in Gold 2018, International Craft Beer Award Silber 2018, selection Gold-Medaille 2015. Und jetzt steht das Bier vor mir und wartet auf seine Verkostung.

Kräftig goldfarben mit einem leichten Rotstich fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine durchschnittlich große sahnige Schaumkrone, die lange erhalten bleibt. So stelle ich mir ein Bockbier vor.

Der Duft des Rauches ist nicht so kräftig wie bei anderen Rauchbieren, so dass neben dem typischen Schinkenduft auch Platz für den Karamellduft des Malzes bleibt. Wie zu erwarten ist das Bier schwach gehopft, so dass die Aromen des Hopfens nicht wahrnehmbar sind, sondern sie unterstützen das Aroma vollständig aus dem Hintergrund.

Beim ersten Kontakt des Bieres wundert mich etwas die geringe Süße, auch die feinperlige Kohlensäure ist eher zurückhaltend dosiert. Die Süße entwickelt sich dann erst auf der Zunge, dazu kommen leichte Raucharomen und jetzt stelle ich auch erstmals den Hopfen fest, der sich durch ein leichtes Bitter zu Wort meldet. Das Bier ist vollmundig, rund und weich, kurz: ungeheuer süffig. Der Abgang ist erstaunlich mild mit durchschnittlichem Nachklang und wie für ein Bockbier typisch wenig bitter. Auch in der Kehle kommt der Rauch leicht, aber deutlich, zur Geltung.

Der Weiherer Rauchbock ist ein Bier, das sowohl den Einsteiger in die Welt der Rauchbiere abholt als auch den erfahrenen Konsumenten von Rauchbieren begeistern kann.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsner, Carared, Melanoidin), Gerstenrauchmalz, Hopfen 8 Hallertauer Tradition, Spalter Select, Spslter Saphir9, Hefe

Alkoholgehalt:

7,0 % Vol.

Stammwürze:

17° Plato

Brauerei:

Brauerei-Gasthof Kundmüller GmbH
Weiher 13
96191 Viereth-Trunstadt
www.brauerei-kundmueller.de

Aecht Schlenkerla Fastenbier 2020

Ob das Fasten noch in die heutige Zeit passt muss jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall sind die Fastenbiere aber auch heute noch aktuell, so auch das Aecht Schlenkerla Fastenbier, das die Brauerei in Bamberg so beschreibt: “Das Aecht Schlenkerla Fastenbier ist ein unfiltriertes Rauchbier, das gemäß dem Bayerischen Reinheitsgebot von 1516 gebraut wird. Die untergärige Hefe verleiht dem rötlich hellbraunen Fastenbier eine leichte natürliche Trübung. Sein Raucharoma ist schon im Geruch erkennbar und wird begleitet von einer edlen Hopfennote. Im Antrunk entfaltet das vollmundige, süffige Fastenbier ein starkes Malzaroma, das durch den Rauchgeschmack und die dezente Bittere im Nachtrunk abgerundet wird. Durch die vollmundige Hefe ist im Aecht Schlenkerla Fastenbier die ‘Brotzeit schon mit drin’.” Nach diesen vollmundigen Ausführungen will ich das Aecht Schlenkerla Fastenbier nun aber auch verkosten.

Mahagonifarben und leicht hefetrüb fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine große hellbraune Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt.

Bereits beim Einschenken steigen mir die Düfte nach Rauch und Schinken in die Nase. Daneben können sich lediglich einige würzige Noten des Hopfens noch durchsetzen.

Als ersten Eindruck beim Kontakt mit der Zunge liefert das Bier eine leichte angenehme Süße zusammen mit der sehr feinperligen Kohlensäure. Schnell übernehmen aber die Raucharomen das Kommando. Bitterstoffe sind nur gering zu schmecken, trotzdem ist das Mundgefühl weich und voll. Das Bier macht einfach einen edlen Eindruck. Auch im Abgang steht zunächst der Rauch im Vordergrund. Wenn dieser Geschmack langsam nachlässt kommt ein freundliches Bitter mit langem Nachklang zum Vorschein.

Zutaten:

Brauwasser, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,9 % Vol.

Bittereinheiten:

30 IBU

Brauerei:

“Heller-Bräu” Trum GmbH
Dominikanerstraße 6
96049 Bamberg
www.schlenkerla.de

DIE BIEROTHEK

Smoky IPA

Da hat sich die Brauerei Maisel and Friends im fränkischen Bayreuth wieder einmal etwas Neues ausgedacht. Einmal im Jahr soll zukünftig ein Bier gebraut werden, das gut zu Gegrilltem passt. Dazu wollen die Brauer jeweils einen bekannten Griller einladen, der gemeinsam mit ihnen das Bier entwickelt und braut. In diesem Jahr war mit dem Smoky IPA die Premiere.

Selbstverständlich haben die Franken nicht irgendjemanden eingeladen, sondern Camillo Tomanek alias Don Caruso. Er wurde dreimal Deutscher Meister und 2008 sogar Weltmeister im Grillen. Und wer jetzt meint, dort geht es nur darum, die Bratwürste möglichst kunstvoll auf den Grill zu legen, der irrt. Bei diesen Meisterschaften wird ein wirklich anspruchsvolles Programm vorgelegt. Geben Sie einfach in der Suchmaschine Ihres Vertrauens einmal “grillmeisterschaft 2020” ein und sehen Sie sich die Suchergebnisse an. Aber kommen wir jetzt endlich zum Smoky IPA.

Rotbraun fließt das Bier ins Glas und entwickelt dabei eine durchschnittlich große elfenbeinfarbene Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt. An der Optik gibt es wirklich nichts zu meckern.

Das Aroma ist sehr fruchtig. Düfte roter Beeren steigen mir in die Nase, dazu Ananas und eher zurückhaltend auch Zitrusfrüchte. Erst allmählich taucht auch der Rauch auf, der aber eher dezent bleibt. Das ist wohl auch gut so, sonst würde das Bier nach geräucherter Ananas riechen, was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann. Aber so unterstreicht das Raucharoma die Fruchtigkeit.

Wie erwartet ist der Antrunk leicht süß und die passend dosierte Kohlensäure bringt von Anfang an eine ordentliche Frische ins Bier. Als sich das Bier auf der Zunge verteilt kommt die Überraschung: der Rauch kommt deutlich kräftiger durch als ich es erwartet habe. Und – die Fruchtigkeit passt gut zu den Raucharomen. Jetzt würde ich bei einem IPA aber doch etwas mehr Bitter erwarten – obwohl, irgendwie passt es doch. Vor allem bei dem weichen Mundgefühl. Im Abgang kommt die nächste Überraschung, denn jetzt kommen die Bitterstoffe doch noch zu ihrem Recht. Freundlich und angenehm melden sie sich in der Kehle und sie klingen lange nach.

Das Bier gibt es exklusiv im Onlineshop der Brauerei unter www.maiselandfriends.com/shop. Und auch diesmal heißt es wieder: wenn das Bier weg ist, ist es weg. Es wird keinen neuen Sud geben. Eigentlich schade.

Das IPA ist ja ein typisches Sommerbier und auch das Grillen gehört zum Sommer dazu. Aber mit einem IPA die Bratwurst runterspülen? Das kann ich mir nicht so recht vorstellen. Aber ein passend mariniertes Hähnchenbrustfilet würde mir zu diesem Bier durchaus gefallen. Bei der Marinade könnte man sich an der Zusammensetzung eines indischen Curry orientieren, dann steht einem gelungenen Sommerabend im Garten nichts mehr im Weg, zumindest wenn die Corona-Kontaktsperre aufgehoben wurde.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Brauerei:

Maisel & Friends
Hindenburgstr. 9
95445 Bayreuth
www.maiselandfriends.com

Birra Flea Anais

So, das ist jetzt das letzte Bier aus der Brauerei Birra Flea, das mir die Brauer auf der ProWein mitgegeben haben. Dieses Bier habe ich mir für den Schluss aufgehoben, einfach weil es sich hierbei um ein Rauchbier handelt, das erste seiner Art aus Italien, das ich ins Glas bekomme.

Wie immer ist auch dieses Bier einer historischen Frau gewidmet. Diese Widmung beschreibt die Brauerei so: “Die bloße Erwähnung des Namens ‚Anais’ erinnert an Düfte und berauschende Düfte des Orients, Goldanhänger, Silberkörner und Bänder aus lila, exotischen Essenzen von Myrrhe und Weihrauch, Zedernfrüchten und Alraunenpflanzen. Das ist es, was der junge Friedrich II. gedacht haben könnte, als er die Cousine seiner neuen Frau traf. Tatsächlich heiratete Friedrich II. im November 1225 Yolanda von Brienne, Königin von Jerusalem, hauptsächlich aus diplomatischen Erwägungen. Der Kaiser war von den Frauen des Königlichen Gefolges fasziniert, insbesondere von ihrer Cousine Anais wegen ihrer tiefschwarzen Augen und ihres Körpers, der an ferne Länder wie Syrien, den Libanon und die Insel Zypern erinnerte. Yolanda war noch eine zu junge und unausgereifte Frau, also beschloss Friedrich, die erste Nacht seiner Hochzeit zusammen mit Anais zu verbringen und begann mit ihr eine Beziehung von Vergnügen und Üppigkeit. Allerdings war Anais eine zu willensstarke und unbezwingbare Frau, um zu akzeptieren, dass sie ein reines exotisches Vergnügungsobjekt ist, das dazu bestimmt ist, ein Leben als Konkubine zu führen. Fredrick betrachtete Anais als wunderschöne und schwer fassbare ‚Blume Syriens’ und als sie den Kaiser verließ, schrieb er eine bewegende Abschiedsklage in der vergeblichen Erwartung auf die Rückkehr seines geliebten Anais.”

Das Anais ist ein Rauchbier, ein alter Bierstil, der nahezu in Vergessenheit geraten war und eigentlich nur noch in Bamberg überlebt hat. Das ist auch der Grund, weshalb Slowfood das Rauchbier in die “Arche des guten Geschmacks” aufgenommen hat. Im Rahmen der Craft Beer-Bewegung wurde auch das Rauchbier wieder beliebter und es wird heute wieder von vielen kleinen Brauereien hergestellt. So auch von Birra Flea in Italien. Wie alle anderen Biere dieser Brauerei wurde auch das Anais nicht gefiltert oder pasteurisiert und außerdem in der Flasche ein zweites Mal vergoren.

Bernsteinfarben und hefetrüb fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine durchschnittliche Schaumkrone, die auch durchschnittlich lange erhalten bleibt.

Das Aroma wird durch den Duft nach Toffee dominiert, während sich das Raucharoma eher zurückhält. Ich habe den Eindruck, dass dies ein Rauchbier für Einsteiger handelt.

Im Antrunk sorgt die reichlich dosierte feinperlige Kohlensäure zusammen mit einer leichten Süße für eine ordentliche Frische. Für ein Rauchbier ist der erste Kontakt mit der Zunge ungewöhnlich, aber durchaus angenehm. Auf der Zunge spiegelt sich das Toffeearoma wider und vereint sich mit einem leichten freundlichen Bitter und dem diskreten Raucharoma zu einem Gesamtkunstwerk. Das Mundgefühl ist rund und voll. Der Abgang ist eher schlank, das Bitter tritt zurück und macht dem leichten Rauchgeschmack Platz.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

6,4 % Vol.

Stammwürze:

16,5° Plato

Bittereinheiten:

28 IBU

Brauerei:

Flea Società Agricola a r.l.
Via Fratelli Cairoli
Zona Industriale Sud
06023 Gualdo Tadino, PG
Italien
www.birraflea.com

Rook & Vuur

Die Brouwerij de Molen ist eine Craft Beer-Brauerei mit Sitz in Bodegraven, etwa 30 Autominuten von Amsterdam entfernt. Die Brauerei ist für ihr vielfältiges Angebot an handwerklich hergestellten Bieren bekannt. Ihre Rezepte und Brauprozesse sind sehr spezifisch, um die Aromen und die Bitterkeit zu erreichen, die die Biere dieser Brauerei einzigartig machen. Alle sechs Wochen bringt die Brauerei ein neues Bier auf den Markt, das es vorher noch nicht gab und das es wahrscheinlich nie wieder geben wird. Im Jahr 2017 produzierte die Brauerei etwas mehr als 10.000 Hektoliter. Etwa die Hälfte des Bieres wird in ungefähr 30 Länder weltweit exportiert. Aus dieser Brauerei stammt das Rook & Vuur (Rauch & Feuer), das jetzt vor mir steht. Mit Rauchmalz und Chillies gebraut verspricht es, etwas ganz Besonderes zu sein. Mal sehen, ob es dieses Versprechen auch halten kann.

Praktisch blickdicht schwarz präsentiert sich das Bier im Glas. Die hellbraune Schaumkrone ist durchschnittlich voluminös, hellbraun und feinporig. Sie bleibt sehr lange erhalten.

Intensive Röststoffe steigen mir mit dem Duft nach Buchenrauch und geräuchertem Speck in die Nase. Dazu kommt noch die Süße nach Pumpernickel und der Duft dunkler Schokolade. Das macht Lust auf den ersten Schluck, auch wenn ich doch hoffe, dass die Chillies nicht zu kräftige Schärfe ins Bier bringen.

Rauch und eine angenehme Süße prägen den ersten Eindruck auf der Zunge. Das Mundgefühl ist cremig und voll. Der Geschmack von geräuchertem Speck, gegrilltem Fleisch und Schokolade mischt sich mit dem von Nüssen und Brombeeren. Und nein, die Chillies sind nicht im Vordergrund, sondern runden den Geschmack subtil ab. Im Abgang lässt die Süße nach und der Rauch verstärkt sich. Jetzt schmecke ich auch die 8,2 Volumenprozente Alkohol, der für einen sehr langen Nachklang sorgt.

Zutaten:

Wasser, Malz Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

8,2 % Vol.

Brauerei:

Brouwcafè de Molen
Overtocht 43
2411 BT Bodegraven
Niederlande
www.brouwerijdemolen.nl

Gold Ochsen Ulmer Rauch Doppelbock Jahrgangsbier 2018

Es war im Jahr 1597, als der Wirt Gabriel Mayer in der Herdbruckerstraße in der Ulmer Altstadt nahe der Donau die Herberge, Brauerei und Wirtschaft “Zum Goldenen Ochsen” gründete. Nach mehreren Eigentümerwechseln erwarb 1867 die Familie Leibinger die Brauerei, die sich seitdem im Familienbesitz befindet. Ich hatte erstmals auf der Grünen Woche 2017 Kontakt mit der Brauerei, als ich auf dem Messestand eines der angebotenen Bier verkostete. Da mir dieses Bier recht gut gefallen hatte freute ich mich, als die Brauerei in diesem Jahr auf mich zukam und mir anbot, das Jahrgangsbier 2018 zu verkosten. Dabei handelt es sich um ein Bockbier mit immerhin 9 Volumenprozent Alkohol, gebraut mit Rauchmalz. Mir war also von Anfang an klar, dass dies ein ganz spezielles Bier ist.

Das Jahrgangsbier kommt auch in einer eindrucksvollen Verpackung. Schwarz gilt bekanntlich als edel, so dass der stabile schwarze Karton, in dem dieses Bockbier zu mir kommt, absolut passend ist. Dann die mit einem Naturkorken verschlossene Sektflasche mit einem dreiviertel Liter Inhalt… Wenn das Bier die gleiche Qualität hat wie das Drumherum, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Golden und leicht hefetrüb fließt das Bier ins Glas. Dabei bildet sich lediglich eine kleine Schaumkrone, die sehr schnell in sich zusammenfällt.

Das Aroma wird durch den Duft des Rauchmalzes dominiert. Das Raucharoma ist aber nicht so kräftig, dass es die anderen Aromen verdrängt. Im Gegenteil. Auch ein leichter Karamellduft kommt zu seinem Recht, genauso wie leichte blumige und pfeffrige Noten, die sich noch aus dem Hintergrund melden. Aufgrund des Aromas kann ich dieses Bier schon in mein Herz einschließen.

Der erste Kontakt des Bieres mit der Zunge ist intensiv, ich könnte auch sagen er ist wuchtig. Die stiltypische Malzsüße mischt sich mit dem Geschmack des Rauchs, der an Katenschinken erinnert. Dabei drängt sich der Rauchgeschmack nicht in den Vordergrund, sondern er nimmt die Funktion einer Würze ein. Auf der Zunge kommt die Süße noch stärker in den Vordergrund, der Rauchgeschmack zieht sich etwas zurück. Der Hopfen ist nur zu ahnen, aber er spendiert dem Bier eine ungeheure Eleganz. Die 9 Volumenprozent Alkohol sind gut eingearbeitet und verstärken den Geschmack, ohne direkt schmeckbar zu sein. Die Kohlensäure ist passend dosiert. Der Abgang ist mild rauchig. Er klingt recht kurz nach.

Mit einem Preis von knapp 16 Euro für eine 0,75-Literflasche bewegt sich das Bier im Rahmen eines wirklich guten Sekts. Tatsächlich ist das schon der Einstiegspreis für einen günstigen Champagner. Das geht aber meiner Meinung nach durchaus in Ordnung, denn der Ulmer Rauch Doppelbock eignet sich durchaus als Aperitif bei einem Empfang, dazu passen Fingerfood und Löffelfood. Ein Bierliebhaber wird sich über ein solches Bier als Weihnachtsgeschenk sicher auch freuen. Das Bier erhalten Sie auf dem Stand von Gold Ochsen auf dem Weihnachtsmarkt in Ulm oder im Onlineshop der Brauerei.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen (Tettnanger), Hefe

Alkoholgehalt:

9,0 % Vol.

Brauerei:

Brauerei Gold Ochsen GmbH
Veitsbrunnenweg 3-8
89073 Ulm
www.goldochsen.de

Helles Schlenkerla Lagerbier

Die Brauerei Schlenkerla ist bekannt für ihr Rauchbier und nicht ohne Grund hat Slowfood das Rauchbier aus Bamberg in die Arche des guten Geschmacks aufgenommen. Das helle Lagerbier wird aber ohne Rauchmalz gebraut. Auf dem Rückenetikett beschreibt die Brauerei, dass das Lagerbier in den gleichen Kupferkesseln wie die anderen Biere gebraut wird und dass sich dabei ein ganz leichter Rauchgeschmack aus dem Kessel auf das Bier überträgt. Ich erwarte also ein Rauchbier für Anfänger, da denen in vielen Fällen der Rauchgeschmack der anderen Biere zu intensiv ist.

Im Glas präsentiert sich das Helle Schlenkerla Lager goldgelb leuchtend mit sehr viel festem Schaum, der auch lange erhalten bleibt. Ich kann also nur empfehlen, das Bier vorsichtig einzuschenken.

Das Aroma ist malzig und blumig. Wie ich erwartet habe, ist das Raucharoma recht dezent, gerade so stark, dass klar ist, dass es gewollt ist und dass es sich nicht um ein Fehlaroma handelt. Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendetwas haben die Brauer richtiggemacht.

Der Antrunk ist leicht süß und spritzig. Die Rauchnote kommt erst einen Augenblick später zum Vorschein, zusammen mit einer aromatischen grasigen Hopfennote. Ich würde mir noch etwas Säure dazu wünschen. Trotzdem ist der Geschmack rund und vollmundig. Im Abgang kommt der Rauch noch einmal etwas kräftiger in den Vordergrund, zusammen mit einem leichten freundlichen Bitter. Der Geschmack klingt noch lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkohol:

4,3 % Vol.

Stammwürze:

11,5 %

Bittereinheiten:

30° IBU

Brauerei:

“Heller-Bräu” Trum GmbH
Dominikanerstraße 6
96049 Bamberg
www.schlenkerla.de