Die Brauerei beschreibt das Fränkische Rotbier, das jetzt vor mir steht, wie folgt: „Bier von Franken für Franken und alle, die gerne Franken wären.“ Das passt doch schon mal zu Franken. Bier ist fester Bestandteil der fränkischen Kultur und Element der hiesigen Lebensfreude. Kein Wunder also, dass dort bierbegeisterte Menschen heranwachsen.
Nicht nur Franken reklamiert die Urheberschaft des Rotbiers für sich, sondern auch in Hamburg rühmt man sich, das Rotbier erfunden zu haben. Wer nun Recht hat weiß ich nicht, aber meist gefällt mir die fränkische Interpretation dieses Bierstils besser. Mal sehen, ob auch die Jungs von BroBier dieser Erwartung entsprechen können.
Bernsteinfarben und klar läuft das Bier ins Glas und bildet dabei eine relativ kleine elfenbeinfarbene Schaumkrone, die aber fest ist und lange erhalten bleibt. So stelle ich mir ein Rotbier aus Franken vor.
Das Aroma ist malzbetont nach Brotrinde und Karamell, aber auch eine angenehme Fruchtigkeit mit dem Duft dunkler Trockenfrüchte steigt mir in die Nase.
Der Antrunk weist eine diskrete Süße auf. Auf der Zunge spiegelt das Bier die Aromen wider, angereichert durch einen Hauch roter Johannisbeeren, die eine leichte Säure mitbringen und so für einen reichhaltigen Geschmack sorgen. Bitter ist in dem erstaunlich leichten Bier nur wenig vorhanden. Erst im Abgang wird das Bitter etwas kräftiger, ohne aufdringlich zu werden. Die Süße lässt nach und nur eine angenehme Karamellnote klingt noch lange in der Kehle.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe
Alkoholgehalt:
4,7 % Vol.
Stammwürze:
12° Plato
Brauerei:
BroBier UG (haftungsbeschränkt)
Im Grund 7
96182 Reckendorf
Bei der Beschreibung dieses Biers nimmt die Brauerei den Mund ziemlich voll, denn sie beschreibt das Bier wie folgt: „Das Irish Red Ale ist unsere Interpretation des traditionellen irischen Red Ale. Durch eine spezielle Kombination ausgesuchter Malz-Sorten erreichen wir sein unglaublich intensives Malz-Aroma mit starken Noten von Toffee, Butter und Keks. Der Genuss unseres Irish Red Ale versetzt Dich direkt in einen Abendspaziergang ins irische Hochmoor.“ Mal sehen, ob das Bier diesem Anspruch standhalten kann.
Das Bier, das jetzt vor mir steht, ist die Hausmarke der Bierothek in Frankfurt. Dass diese Hausmarke Skyline heißt versteht sich eigentlich von selbst. Ich persönlich kann durchaus auf die Hochhäuser von Frankfurt verzichten und hoffe, dass das danach benannte Bier mir besser gefällt als die Namensgeber.
Das Brauhaus Binkert (oder eventuell auch MainSeidla, auf dem Flaschenetikett stehen beide Namen) aus dem oberfränkischen Breitengüßbach gibt es seit dem Jahr 2012. Und wenn Sie der Meinung sind, dass Sie jede Variation des Begriffs „regionales Bier“ bereits kennen – die junge Brauerei setzt sicherlich noch das eine oder andere Kriterium obendrauf und nennt diese Kriterien das „fränkische Reinheitsgebot“. Nicht nur, dass alle Zutaten wie Hopfen, Hefe und Malz aus Franken kommen, sondern auch alles andere wie die Bierflaschen (Fa. Wiegand in Steinbach), Kronkorken (Fa. Rauh in Küps), die Brauereianlage (Kaspar Schulz in Bamberg), die Inneneinrichtung der Brauereigaststätte und sogar der verwendete Strom stammen aus Franken. Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob sich das in der Qualität des Bieres widerspiegelt.
Rotbier ist ein alter Bierstil, der in den letzten Jahren eine gewisse Renaissance erlebt hat. Aus alten Schriftstücken des 17. Jahrhunderts geht hervor, dass damals das Rotbier gegenüber dem Weißbier bevorzugt wurde, da es einen vollmundigeren und runderen Geschmack hat. Rot wurde das Bier aufgrund der damaligen Malzherstellung. Wichtig ist als Zutat das sehr spezielle Melanoidinmalz, das für das vollmundige Aroma und den rötlichen Sud sorgt. Auch die König Brauerei aus Duisburg hat im März 2019 ein Rotbier auf den Markt gebracht, das jetzt vor mir steht und auf seine Verkostung wartet.
Ich muss schon sagen, dass die Brauerei bei der Werbung für ihr Rotbier den Mund ganz schön voll nimmt: „Nürnberg und sein Umland galten bereits im frühen Mittelalter als Hochburg der Rotbiere. Diese Tradition wird mit dem Veldensteiner Rotbier gepflegt und fortgesetzt. Seit Generationen privat gebraut im Veldensteiner Land. Fränkische Spezialmalze, die bei höheren Temperaturen gedarrt wurden, sorgen für rötliche Farbreflexe und einen barocken, kernigen Körper sowie eine herausragende Vollmundigkeit.“. Andererseits macht diese Aussage keinen allzu weit hergeholten Eindruck, wenn ich mir ansehe, welche Auszeichnungen das Veldensteiner Rotbier erhalten hat: 2017 erhielt das Bier die Goldmedaille beim European Beer Star, 2018 wurde es mit dem World Beer Award ausgezeichnet und 2019 gab es Silber bei Meininger International Craft Beer Awards. Na, dann kann bei dieser Verkostung wohl kaum etwas schiefgehen.
Im Mittelalter war Rotbier weit verbreitet, geriet dann aber nahezu in Vergessenheit. Lediglich in Nürnberg wurde dieser traditionelle Bierstil noch gepflegt. Im Rahmen der Craft Beer-Bewegung errang dieses malzbetonte Bier wieder einige Beliebtheit und wird wieder von vielen Brauereien hergestellt. So auch von der jungen Brauerei Labieratorium in Cottbus. Dieses Bier steht jetzt vor mir.
Mein letzter Besuch in Neustadt/Holstein ist sicher schon 30 Jahre her. Nach meinem Wissen gab es die Firma Klüver damals noch nicht, aber in der Zwischenzeit scheinen die Klüvers dort ein kleines lokales Imperium aufgebaut zu haben. So betreibt das Familienunternehmen dort nicht nur eine Hausbrauerei mit angeschlossener Gastronomie, sondern auch eine Fischräucherei sowie eine Delikatessen-Manufaktur. Dass hier regionale Grundstoffe verwendet werden macht das Unternehmen nur noch sympathischer. Jetzt steht das Rotbier der Nordlichter vor mir.
Jetzt steht das Rotbier von Red Castle Brew in Gräfenberg vor mir. Rotbier gibt es nicht nur in Nürnberg, sondern auch in der Hanse und in Belgien war bzw. ist das Rotbier verbreitet. Es ist aber das typische Bier aus Nürnberg. Die rote Farbe kommt vom Malz, das zwar stärker als das Helle Malz geröstet wird, aber nicht so stark wie die Malzsorten für die schwarzen Bierstile. Angeblich soll es das Rotmalz bereits seit dem 12. Jahrhundert geben und damit auch das Rotbier. In der Regel sind die Rotbiere sehr vollmundig, so dass ich mich auf dieses Bier richtig freue und ich hoffe, dass es mich nicht enttäuscht.
Die kleine Hausbrauerei unterhalb der Nürnberger Burg rühmt sich, die erste Brauerei gewesen zu sein, die ausschließlich mit Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau gebraut hat. Ich kann Ihnen versichern, dass die Franken nicht nur bei den Zutaten auf die Auswahl achten, sondern auch beim Personal. Nur so ist die Qualität zu begründen, die mich bei jedem Besuch in Nürnberg wieder in die Brauereigaststätte zieht. Diesmal steht das Rotbier vor mir. Ich weiß nicht, wo dieser Bierstil ursprünglich herkommt. Den Anspruch, Erfinder des Rotbiers zu sein, beanspruchen sowohl die Nürnberger als auch die Hamburger für sich. Die meisten roten Biere gibt es allerdings in Belgien und eine Brauerei in den Niederlanden braut sogar ein rotes Altbier. Aber eigentlich interessiert mich die Geschichte nicht so sehr, sondern mehr die Gegenwart, also das Bier, das jetzt darauf wartet, von mir verkostet zu werden.