Archiv für den Monat: Dezember 2014

Wann verdirbt Bier?

Bei jedem Bier steht auf dem Etikett ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Nun ist ein Bier nach dem angegebenen Zeitpunkt nicht verdorben, sondern im Normalfall kann es auch später noch unbedenklich genossen werden. Ein Bekannter hat kürzlich in seinem Kühlschrank ein vergessenes Bier entdeckt, das bereits elf Jahre abgelaufen war. Das hielt ich dann doch für etwas lange, aber trotzdem haben wir den Versuch gemacht, das Bier geöffnet und verkostet. Das Ergebnis? So richtig lecker war das Bier nicht mehr, es schmeckte eher fade und langweilig. Aber immerhin – es war nicht verdorben und immer noch trinkbar. Ein wirklich verdorbenes Bier habe ich erst einmal erlebt.

Den ersten Schreck erlebte ich gleich beim Öffnen der Flasche. Das Bier schäumte sofort über. Das hätte eigentlich nicht passieren dürfen, denn die Flasche stand bereits mindestens eine halbe Stunde auf dem Tisch, war also nicht geschüttelt. Das fand ich schon etwas merkwürdig. Nach dem Einschenken wurde der Eindruck auch nicht besser. Das Bier war deutlich trüb, duftete aber nicht nach Hefe, sondern irgendwie sauer mit merkwürdigen Nebengerüchen.

Trotzdem habe ich vorsichtig einen Schluck probiert. Das Bier schmeckte sauer und sehr bitter. Es war offensichtlich verdorben. An diesem Punkt habe ich den Test abgebrochen und das Bier in den Ausguss gegossen.

Meine Vermutung ist, dass sich bereits während der Abfüllung irgendeine Verschmutzung in der Flasche befunden hat, die bei der Reinigung der Pfandflasche nicht entfernt wurde und die zum Verderben des Biers geführt hat. Das passiert extrem selten. Da in einem solchen Fall aber nicht die gesamte Charge verdorben ist, sondern nur eine einzelne Flasche, kann dies der Brauerei nicht auffallen und das verdorbene Bier gelangt zum Verbraucher.

Nun wollte ich selbstverständlich mal sehen, wie sich die Brauerei zu dem Problem stellt. Ich habe also die Homepage des Unternehmens aufgerufen und eine Mail an die dort angegebene Mailadresse geschickt. Einige Tage später hatte ich dann eine erste Antwort von der Muttergesellschaft der Brauerei. In der nächsten Zeit gingen etliche Mails hin und her, ich wurde nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum und der Chargennummer gefragt, nach Ort und Zeit des Kaufs… Da die Brauerei von jeder Charge eine Probe zurückbehält, konnte sie diese im Labor prüfen. Wie erwartet konnte in der Probe nichts festgestellt werden. Trotzdem schickte mir die Brauerei als Entschädigung einige frische Flaschen Bier.

Habe ich damit eine Methode beschrieben, kostenlos an Bier zu kommen? Sicher nicht, dafür war der Aufwand zu groß. Gehen Sie lieber Flaschen sammeln, da ist Ihre Ausbeute pro Stunde sicher höher. Ich möchte mit diesem Artikel lediglich an Sie appellieren, in die geleerten Flaschen nicht irgendwelchen Abfall zu stecken. Dadurch kann die nächste Füllung verdorben werden und glauben Sie mir – eine solche Flasche zu bekommen ist wirklich nicht angenehm. Das wollen Sie auch nicht.

Märzen

Märzen ist eine Biersorte, die hauptsächlich in Bayern und Österreich gebraut wird. Diese traditionelle Biersorte hat ihren Ursprung in der bayerischen Brauordnung von 1539. Dort war festgelegt, dass Bier nur in der Zeit zwischen dem 29. September und dem 23. April gebraut werden durfte. Für diese Regelung gab es verschiedene Gründe.

Zum einen war die Brandgefahr beim Biersieden in den Sommermonaten zu groß. Wichtiger dürfte aber gewesen sein, dass die in Bayern üblichen untergärigen Hefen für ihre Arbeit Temperaturen von unter zehn Grad erfordern. Da es in dieser Zeit noch keine modernen Methoden der Bierkühlung gab, konnte im Sommer kein Bier gebraut werden. Auf den ersten Blick sieht es also so aus, dass die Bayern in den Sommermonaten ohne Bier auskommen müssten. Aber können Sie sich einen Bayern ohne Bier vorstellen? Das fällt vermutlich schwer.

Aber die Bayern sind ja erfinderisch. Aus diesem Grund wurde im März ein spezielles Bier gebraut, das länger haltbar war – das Märzen. Damit ist auch die Herkunft des Namens geklärt. Für die längere Lagerzeit wurden einige Tricks angewandt. Zunächst einmal ist das Märzen stärker gehopft und enthält mehr Stammwürze und Alkohol. Aber das reichte noch nicht, um die fünf Sommermonate zu überbrücken. Um die Kühlung während des Sommers zu gewährleisten, wurde das Bier in Felsenkellern gelagert. Eine zusätzliche Kühlung wurde durch ebenfalls in den Felsenkellern eingelagerte Eisblöcke erreicht. Da auch dies in heißen Sommern nicht ausreichte, wurden über den Kellern Kastanien gepflanzt. Diese schützten den Boden oberhalb der Felsenkeller mit ihren großen Blättern und ausladenden Baumkronen vor zu starker Sonneneinstrahlung. Da Kastanien flache Wurzeln haben, wurde durch die Bäume auch die Stabilität der Keller nicht gefährdet.

Dann lag es selbstverständlich nahe, unter den Bäumen das gut gekühlte Bier auch gleich auszuschenken. So entstanden wohl die berühmten bayerischen Biergärten. Aus diesem Grund sind auch heute noch in den Biergärten traditionell Kastanien gepflanzt.