Archiv für den Monat: November 2020

Schierlinger Roggen

Ein Bier wie Schwarzbrot – so lautete der Werbespruch des Schierlinger Roggen bis in die 1990er Jahre. Dann wurde die Produktion eingestellt und erst Mitte 2020 nach dem alten Rezept wieder aufgenommen. Bis ins 15. Jahrhundert war Roggen das gängige Biergetreide, bis 1516 das Reinheitsgebot erlassen wurde und die Produktion von Bier nur noch mit der ansonsten unnützen Gerste erlaubt war. Bis heute ist Roggenbier eine Rarität und so bin ich mal gespannt, wie sich der Schierlinger Roggen so macht.

Bernsteinfarben und kräftig hefetrüb zeigt scih das Bier im Glas. Die recht kleine Schaumkrone ist gropßporig und löst sich bis auf einen Rest schnell auf.

Das Aroma ist dagegen ansprechend. Der für eine obergärige Hefe typische Duft nach Bananen steigt mir in die Nase, begleitet durch den brotigen Geruch nach Pumpernickel.

Der Antrunk zeichnet sich durch eine geringe Süße aus. Trotzdem ist die reichlich dosierte Kohlensäure sehr angenehm. Auf der Zunge verbreitet das Bier eine leichte Fruchtigkeit, begleitet durch ein passendes Bitter. Eigentlich hätte ich mir den Geschmack intensiver vorgestellt. Entschädigt werde ich aber durch ein weiches Mundgefühl. Im Abgang wird die Fruchtigkeit etwas kräftiger, aber der Geschmack klingt nur kurz nach.

Zutaten:

Wasser, Roggenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Brauerei:

Spezial-Brauerei Schierling GmbH
Hauptstraße 15-17
84069 Schierling
https://brauerei-schierling.de/

Turbobier

Das Turbobier, das jetzt vor mir steht, stammt von der gleichnamigen Band aus Österreich. Die Jungs machen provokante Musik mit lauten Beats und lauten Texten. Sie ordnen sich dem Punk zu und traten bereits auf namhaften Festivals und Events rund um den Erdball auf. Die Band hat nicht nur das Bier vorgestellt, sondern sie haben auch eine eigene Partei gegründet und es überrascht nicht, dass es sich dabei um die Bierpartei Österreich handelt, kurz BPÖ. Die Partei fordert die Einführung der Bierokratie und strebt die Bierokratisierung Österreichs an. Bierkonsum als Politikum, die freie Wahl des Bieres als Grundrecht. Mit einer rechtsgültigen Satzung tritt die Partei bei den österreichischen Wahlen an und konnte tatsächlich auch Erfolge einfahren. Das nächste Event sind die Wiener Gemeinderatswahlen, bei denen die Bierpartei selbstverständlich antritt.

Beim Öffnen der Bierflasche wundere ich mich etwas, denn das Bier hat keinen Kronkorken, sondern einen Drehverschluss, der aber gut getarnt und nicht ohne weiteres als solcher zu erkennen ist. Aber das ist eine Hürde, die recht problemlos zu meistern ist. So kann das Bier goldgelb und gefiltert ins Glas laufen und dabei eine durchschnittliche sahniger Schaumkrone ausbilden, die relativ lange erhalten bleibt. Optisch macht das Bier nicht allzu viel her, halt eine durchschnittliches Pils mit einem durchschnittlichen Aussehen.

Das Aroma ist recht angenehm. Düfte nach Karamell mischen sich mit dem würzigen Aroma des Hopfens. Damit überrascht mich das Bier nicht sonderlich, aber es ist wirklich gefällig.

Der Antrunk ist recht süß und die sehr feinperlige Kohlensäure ist eher knapp dosiert. Ein leichtes Bitter gesellt sich zu der Süße und auch die würzigen Aromen spiegeln sich auf der Zunge wider. Damit ist das Bier vollmundig und süffig. Im Abgang wird das Bitter etwas kräftiger und es klingt lange nach.

Das Turbobier lässt sich angenehm trinken. Allerdings hätte ich von einer Punkband ein Bier mit mehr Ecken und Kanten erwartet.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,2 % Vol.

Stammwürze:

12° Plato

Brauerei:

Pogo’s Empire e.V.
Postfach 11
2020 Hollabrunn
Österreich
www.turbobier.at

Altenauer – Harzer Urstoff

Aus dem im Oberharz gelegenen Altenau stammt das Bier, das jetzt vor mir steht, das Harzer Urstoff. Die Brauerei gehört zum Kloster Wöltingerode bei Goslar. Allerdings habe ich das Gerücht gehört, dass die Klosterverwaltung die Brauerei verkaufen will.

Golden mit leichtem Rotstich läuft das Bier ins Glas und bildet dabei eine leicht überdurchschnittlich große sahnige Schaumkrone, die sehr lange erhalten bleibt. An der Optik dieses Bieres gibt es schonmal nichts zu meckern.

Das Aroma ist malzbetont und erinnert an Brot, aber auch einige würzige Noten kommen nicht zu kürz.

Der Antrunk ist recht süß. Leider ist die feinperlige und sanfte Kohlensäure etwas sehr knapp dosiert. Auf der Zunge gesellt sich ein leichtes Bitter zur Süße, was zusammen mit dem weichen und runden Mundgefühl für eine ungeheure Süffigkeit sorgt. Im Abgang wird das Bitter noch etwas kräftiger und es klingt lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsener Malz, Caramalz), Hopfen (Bitterhopfen, Perle, Tradition), Hefe

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Kloster Wöltingerode Brennen & Brauen GmbH
Wöltingerode 1
38690 Goslar
https://www.woeltingerode.de/

Moose Blues

Selten preist eine Brauerei ihr Bier so vollmundig an wie es tVerzet hier mit dem Moose Blues tut: „Wenn du den Blues hast, verlasse dich auf den Elch. Vergiss deine Sorgen dank seines Aromas nach getrockneten Früchten und dunkler Schokolade. Wenn du dann immer noch den Blues fühlst – dabadee, dabadoo – nimm einfach einen großen Schluck von diesem dunklen wohlschmeckenden Bier. Genieße den Geschmack von geräuchertem Malz und Karamell. Die Zugabe von kanadischem Ahornsirup gibt ein komplexeres Gefühl im Mund. Genieße dieses faszinierende Bier langsam, so dass es alle seine Geheimnisse nacheinander verraten kann und du eine andere Art von Blues entdecken kannst.“ Ob dieses Bier dies alles wirklich leisten kann?

Sehr dunkel rubinrot präsentiert sich das Bier im Glas. Die gemischtporige hellbraune Schaumkrone ist nur klein und löst sich schnell auf. Da kann man wirklich den Blues bekommen.

Das Aroma ist süß mit dem Duft nach getrockneten Feigen und anderen Trockenfrüchten. Dazu kommen die Röstnoten von Kaffee, begleitet durch den Duft frischen Brotes.

Auch der Antrunk ist süß und mir fällt die überaus kräftige Kohlensäure auf. Auf der Zunge ist das Bier fruchtig-bitter, unterstützt durch einen leichten Kaffeegeschmack, dabei aber ausnehmend frisch. Die Süße bleibt erhalten. Das Mundgefühl ist voll und weich. Erst im Abgang wird das Bier trockener, die Bitterstoffe kommen in den Vordergrund und klingen lange nach.

Das Moose Blues mit dem Untertitel B Beer King eignet sich hervorragend als Dessert. Lediglich die Schaumbildung könnte die Brauerei noch optimieren.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Zucker, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij tVerzet
Grote Leistraat 117
8570 Anzegem
www.brouwerijtverzet.be

Der 12. Bierkulturbericht ist erschienen

Verfolgen wir den Weg des Bieres vom Korn bis zum Kunden in Österreich im aktuellen Bierkulturbericht überrascht es nicht, dass sich bei der Typisierung der österreichischen Biertrinker mehr als ein Drittel zu den Genießern zählen.

Die breit angelegte, repräsentative Studie zur österreichischen Bierkultur wurde im Jahr 2020 bereits zum 12. Mal vom Market Marktforschungsinstitut im Auftrag der Brau Union Österreich erstellt. Interessante Einblicke in die Produktionsschritte geben Personen aus der Branche in informativen Interviews und Reportagen sowie durch imposante Bilder.

Das Konsumverhalten der österreichischen Bevölkerung war im Umfragezeitraum März von Covid-19 noch nicht wesentlich beeinflusst. Nächstes Jahr steht ein spannender Vergleich bevor, ob die Pandemie das Verhalten der Österreicher nachdrücklich verändert hat.

Vorerst zeigen sich kaum Unterschiede des Konsumverhaltens im Vergleich zum Vorjahr. Mehr als jeder zweite Österreicher (57 %) konsumiert regelmäßig, also zumindest mehrmals pro Monat, Bier. Während in der Generation 60 + mit 13 % die meisten täglichen Biertrinker vertreten sind, konsumiert ein Viertel der 18-29-Jährigen sowie knapp ein Drittel der 30-39-Jährigen mehrmals pro Woche Bier.

Genuss ohne Promille

Jeder Vierte greift bereits zu alkoholfreiem Bier, der Trendverlauf zeigt hier seit Jahren eine steigende Tendenz. Autofahren ist zwar nach wie vor das häufigste Trinkmotiv, die Lust auf ein Bier, ohne dass man Alkohol trinken möchte, wird aber schon beinahe gleich oft auf die Frage geantwortet, warum man zu alkoholfreiem Bier greift.

„Für nahezu jeden Österreicher ist Bier (sehr) wichtig für die österreichische Getränkekultur (87 %), ebenso wichtig ist das Angebot regionaler Biere für die heimische Bierkultur (86 %). Dies zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, Österreich zum Land mit der besten Bierkultur Europas zu machen und im ganzen Land regionalen Genuss bieten. Der Trend zu alkoholfreiem Konsum bestätigt wiederum unsere Innovationsführerschaft, die wir noch weiter ausbauen werden“, so Klaus Schörghofer, Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich.

Fünf Typen von Biertrinkern

Aus den Umfrageergebnissen der Studie wurden außerdem fünf Biertrinker-Typen ermittelt, in die die Österreicherinnen und Österreicher aufgrund ihrer unterschiedlichen Zugänge zu Bier eingeteilt wurden. Mehr als ein Drittel (38 %) der Österreicher sind Genießer, umweltbewusst (26 %) und preisbewusst (23 %) sind etwa je ein Viertel. Jeder zehnte Österreicher ist was den Bierkonsum angeht ein markentreuer Traditionalist und drei Prozent zählen hauptsächlich zu den neugierigen Probierern. Denn natürlich gibt es in dieser Einteilung Überschneidungen, aber Präferenzen, klare Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten oder ähnliche Konsummuster werden durch die Typisierung deutlich.

Über die Studie

Die Studie wurde vom Market Marktforschungsinstitut unter 2.096 Österreichern ab 18 Jahren in Form von Telefon- und Online-Interviews im März 2020 durchgeführt.

Ergänzend zu diesen Ergebnissen wurden daraus fünf Biertrinker-Typen ermittelt, die die unterschiedlichen Zugänge zu Bier aufzeigen: Genießer, neugieriger, preisbewusster, umweltbewusster und traditioneller Typ.

„Bereits zum 12. Mal veröffentlicht die Kommunikationsabteilung mit dem Bierkulturbericht eine österreichische Bestandsaufnahme zum Thema Bier. Neben konstanten Fragen, um Vergleiche ziehen und Trends erkennen zu können, achten wir darauf, immer neue Aspekte einzubringen. So auch heuer, wo uns das mit den fünf Biertrinker-Typen sehr anschaulich gelungen ist“, so Gabriela Maria Straka, Leitung Kommunikation/PR & CSR der Brau Union Österreich und Diplom-Biersommelière.

Den gesamten Bierkulturbericht 2020 sowie die Bierkulturberichte aus den Vorjahren gibt es online unter https://www.brauunion.at/bierkultur/ zum Download.

Nordik Porter

Das Nordik Porter der Störtebeker Braumanufaktur ist ein Eisbock und basiert auf dem Störtebeker Stark-Bier. Die Störtebeker Braumanufaktur wählt zur Herstellung ihrer Eisböcke immer besondere Brauspezialitäten aus, die je nach Rezept individuell eingebraut und bis zu ihrer Reife gelagert werden. Danach wird das Bier im zweistelligen Minusbereich eingefroren, wodurch dem Bier Wasser entzogen und die Aromen konzentriert werden. Auf diese Weise besondere Spezialitäten mit einem recht hohen Alkoholgehalt und einer wunderbar leichtperligen Kohlensäure entstehen. Nun will ich testen, ob dies beim Nordik Porter gelungen ist.

Blickdicht schwarz präsentiert sich das Bier im Glas. Die sahnige und mittelbraune Schaumkrone ist durchschnittlich groß und bleibt sehr lange erhalten.

Röstaromen dominieren den Duft, der mir mit seinen Noten nach dunkler Schokolade und Kaffee in die Nase steigt.

Der Antrunk ist süß, was aber durch die recht großzügig dosierte sehr feinperlige Kohlensäure ausgeglichen wird. Die Aromen spiegeln sich auf der Zunge wider, begleitet vom Geschmack nach Trockenfrüchten und Rumtopf, abgerundet durch einen Hauch Vanille. Das Mundgefühl ist weich und voll. Im Abgang kommt zunächst ein leichtes Bitter mit der passenden Süße in den Vordergrund, bevor die Röststoffe mit ihrem langen Nachklang das Kommando übernehmen.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

9,1 % Vol.

Empfohlene Genusstemperatur:

9° – 11° Celsius

Brauerei:

Störtebeker Braumanufaktur GmbH
Greifswalder Chaussee 84-85
18439 Stralsund
www.stoertebeker.com

Surfine

Die Brasserie Dubuisson braut das Surfine schon sehr lange. In den 1930er und 1940er Jahren war es das beliebteste Bier dieser Brauerei. Der Saison-Stil hat seinen Ursprung in den Bauernhöfen der belgischen Provinz Hennegau, wo die Bauern dieses Rezept im Sommer brauten, um die Aushilfskräfte abzukühlen, die während der heißen Monate zur Hilfe kamen. Ende 2014 beschloss die neue Generation der Familie Dubuisson, den Erfolg der Vergangenheit fortzusetzen und das Surfine erneut zu brauen und anzubieten. Die Idee dabei war, das Bier so original wie möglich wiederzubeleben, also nicht nur das Rezept, sondern auch das Logo und den Produktionsprozess. Surfine ist ein Klassiker des Saison in dreifacher Hinsicht: hergestellt mit 3 verschiedenen Malzsorten, 3 verschiedenen belgischen Hopfensorten und vergoren mit 3 Arten von Hefe. Und das scheint sich wirklich auszuzahlen, denn das Surfine wurde beim World Beer Awards als bestes europäisches Bier ausgezeichnet.

Bernsteinfarben und hefetrüb läuft das Bier ins Glas und bildet dabei sehr viel grobporigen Schaum, der erstaunlich lange erhalten bleibt.

Das Aroma überrascht mit seiner Komplexität. Im Vordergrund sind die Aromen nach Zitrusfrüchten, aber auch blumige Noten sowie die Dürfte nach Kräutern und Gewürzen steigen mir in die Nase. Zusammen mit der Hefe ist das Aroma überwältigend und macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist leicht süß und durch die reichlich vorhandene Kohlensäure ungeheuer spritzig. Die Aromen spiegeln sich auf der Zunge wider und werden durch ein gut abgestimmtes Bitter ergänzt. Im Abgang wird das Bier trockener, das freundliche leichte Bitter übernimmt das Kommando und klingt überraschend lange nach.

Das Surfine hat seine Auszeichnung beim WBA zu Recht erhalten. Es ist ein leichtes und erfrischendes Bier.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Zucker, Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Bittereinheiten:

32 IBU

Empfohlene Genusstemperatur:

6° Celsius

Brauerei:

Brasserie Dubuisson
Chaussée de Mons, 28
7904 Pipaix
Belgien
www.dubuisson.com

BroBier Helles Rauchbier

Aus der Leidenschaft zum Trinken guter Biere entstand diese ganz besondere kleine Brauerei. BroBier ist eine Gypsybrauerei. Wer gerne Bier trinkt, der sollte sich auch mit dem Brauen auskennen. So oder so ähnlich lautete der Grundgedanke der Brauer und Gründer von BroBier. Mittels zahlloser Bücher arbeiteten sich Andreas und Johannes so lange in die Thematik ein, bis sie soweit waren ihren allerersten Brauversuch zu starten. In einem Glühweinkocher setzten sie ihren ersten Sud an und wurden mit einem soliden Amber belohnt. Auf Basis dieser guten Erfahrung wurde von nun an experimentiert, probiert und verbessert. Sie wollten von Anfang an ihr eigenes Ding machen und ihr Bier nach neuen Rezepten brauen. Aus diesem Ehrgeiz erwuchs ein dicker Ordner mit eigenen Rezepturen und die Nachfrage im Freundes- und Bekanntenkreis, der sie schon bald nicht mehr gerecht wurden. Doch selbst das Aufstocken ihres Equipments reichte nicht. 2017 wichen die Brauer von BroBier deshalb erstmals auf eine professionelle Brauerei aus und brauten fortan dort ihr zunehmend beliebter werdendes Bier.

Die Jungs legen großen Wert auf Regionalität und wählen, wenn möglich, Zutaten aus, die aus dem fränkischen Raum kommen. Um nicht päpstlicher als der Papst zu sein, beschränken sie sich jedoch nicht ausschließlich auf regionale Produkte: Wenn ein amerikanischer Hopfen den aus dem Altmühltal geschmacklich übertrifft, dann wandert der Ami in den Kessel, ob nun fränkisch oder nicht. In individuellen Interpretationen klassischer Braustile entstehen BroBiers allseits beliebte Biere wie das Freiraum Ale, eine Komposition aus fünf verschiedenen Hopfensorten, oder der Helle Rauschbock, ein bernsteinfarbener Bock der hält, was er verspricht. Jetzt steht aber das helle Rauchbier vor mir und wartet auf seine Verkostung.

Golden mit leichter Hefetrübung fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine recht kleine feinporige Schaumkrone, die aber lange erhalten bleibt. Optisch macht das Bier schon mal eine gute Figur.

Das Aroma wird wie von mir erwartet durch den Duft des Rauchmalzes dominiert. Deutliche Schinkennoten steigen mir in die Nase, aber auch einige Karamelldüfte des Malzkörpers kommen noch durch.

Der Antrunk ist spritzig und für ein Rauchbier überraschend frisch. Auf der Zunge ist der Rauchgeschmack eindeutig im Vordergrund, aber er hält sich etwas zurück, so dass er nicht aufdringlich wird. Abgesehen vom Rauch habe ich hier ein normales Helles mit leichter Süße und einem Hauch fruchtiger Säure vor mir. Im Abgang wird das Bier trockener und der Rauchgeschmack klingt noch einige Zeit nach.

Für mich persönlich könnte der Rauch noch etwas kräftiger durchschmecken. Das helle Rauchbier von BroBier ist wohl eher ein Bier für Menschen, die in die Welt der Rauchbiere einsteigen möchten.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

4,8 % Vol.

Stammwürze:

12° Plato

Brauerei:

BroBier UG (haftungsbeschränkt)
Im Grund 7
96182 Reckendorf

Piraat Red

Das Piraat Red wurde im Jahr 1982 auf Anfrage eines italienischen Importeurs entwickelt und gehört heute zu den weltweiten Erfolgen der ostflämischen Brouwerij Van Steenberge, die es inzwischen zusammen mit ihrem Flaggenschiff Gulden Draak in mehr als 50 Länder exportiert. So hat das Bier auch seinen Weg zu mir gefunden und wartet jetzt auf seine Verkostung.

Rubinrot mit einer voluminösen festen rosa Schaumkrone, die lange erhalten bleibt, strahlt mir das Bier aus dem Glas entgegen. Selten sieht ein Fruchtbier so einladend aus.

Das Aroma ist fruchtig süß. Der Duft von Kirschen und Marzipan steigt mir in die Nase und ich meine. Aus dem Hintergrund einen Hauch nach Johannisbeeren wahrzunehmen.

Der Antrunk ist wie erwartet recht süß, dabei aber spritzig. Auch als sich auf der Zunge der Geschmack der Sauerkirschen ausbreitet bleibt die Süße vorhanden. Während bei anderen Bieren der Fruchtgeschmack manchmal künstlich erscheint ist er hier wirklich natürlich. Dabei ist der Alkohol gut in den Geschmack eingearbeitet, so dass er zwar wärmt, aber nicht hervorsticht. Das Mundgefühl ist weich und schwer. Der Abgang ist mild und er bringt den Geschmack des Marzipans in den Vordergrund, der aber nur kurz nachklingt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pale Ale, Pilsner, Münchner Malz, Spezialmalze), Hopfen (Saazer, Hallertauer, Aurora, Petra), Hefe

Alkoholgehalt:

10,5 % Vol.

Stammwürze:

23° Plato

Empfohlene Genusstemperatur:

8° – 11° Celsius

Bittereinheiten:

30 IBU

Auszeichnungen:

2015 Gold World Beer Cup, 2015 Silber European Beer Star (Belgian-Style Tripel), 2017 Gold New York International Beer Competition

Brauerei:

Brouwerij Van Steenberge
Lindenlaan 25
9940 Ertvelde
Belgien
www.vansteenberge.com

Die Trends im Biermarkt

Die Weltbierproduktion ist 2019 gemäß BarthHaas Bericht Hopfen 2019/2020 seit fünf Jahren erstmals wieder leicht angestiegen – um 0,5 Prozent auf 1.913 Millionen Hektoliter. Für 2020 steht allerdings bereits fest: Bedingt durch Covid-19 ist mit deutlichen Absatzeinbußen zu kalkulieren. So geht Plato Logic derzeit davon aus, dass der Weltbiermarkt in diesem Jahr ein Minus zu verkraften hat, das zwischen 6,5 und 11,2 Prozent schwanken kann.

Vor allem wegen phasenweise ausgesetzter Tourismus- und Gastronomieaktivitäten sowie einer schleppenden Erholung der genannten Wirtschaftsbereiche rechnet das Marktforschungsinstitut 2020 mit einem weltweiten Pro-Kopf-Konsum an Bier von nur noch 24,2 Liter (2019: 26,2 Liter/Kopf). Nach Regionen gesplittet prognostiziert Plato Logic den höchsten Pro-Kopf-Konsum mit 56,4 Liter (2019: 59,4 Liter) für den amerikanischen Kontinent. Es folgen Europa mit 52,6 Liter/Kopf (2019: 56,2 Liter/Kopf), Asien/Pazifik mit 16 Liter/Kopf (2019: 17,4 Liter/Kopf) sowie Afrika und der Mittlere Osten mit 8,3 Liter/Kopf (2019: 9,8 Liter/Kopf). Innerhalb Europas soll Tschechien mit 144,1 Liter/Kopf (2019: 155,3 Liter/Kopf) mit Abstand Spitzenreiter bleiben. Auf Platz 2 sieht der Marktforscher Deutschland mit 102,9 Liter/Kopf (2019: 106,4 Liter/Kopf). Platz 3 dürfte Österreich mit 99,2 Liter/Kopf (2019: 110,9 Liter/Kopf) vor Rumänien und Polen für sich beanspruchen. Aller Voraussicht nach wird sich im laufenden Jahr hinsichtlich der Rangfolge der größten bierproduzierenden Länder wenig ändern. Nach China sehen BarthHaas und Plato Logic gleichermaßen die USA, Brasilien, Mexiko, Deutschland, Russland, Japan, Vietnam und Großbritannien vorne an. Auf Platz 10 vermutet BarthHaas Polen, während Plato Logic von Spanien ausgeht.

Top-40-Brauereigruppen halten rund 90 Prozent der Weltbierproduktion

Die größten zehn Brauereigruppen werden 2020, so lauten die Prognosen, ein zum Vorjahr identisches Ranking beibehalten. Gemäß BarthHaas verbuchte die globale Nummer 1, AB InBev, 2019 einen Anteil von 29,3 Prozent an der Weltbierproduktion auf sich. Gemeinsam mit den nächstplatzierten Heineken, China Res. Snow Breweries, Carlsberg und Molson Coors betrug er 58,6 Prozent. Betrachten wir die 40 absatzstärksten Brauereigruppen weltweit, realisierten diese im vergangenen Jahr mit 1.723 Millionen Hektoliter 90,1 Prozent der Weltbierproduktion.

Craftbier mit Potenzial

Mit 77,1 Millionen Hektoliter trugen die Craftbrauereien 2019, so Plato Logic, etwa vier Prozent zum Weltbiermarkt bei. Innerhalb Europas (2019: 30,7 Millionen Hektoliter) gab es im Vergleich zum Vorjahr (2018: 30,6 Millionen Hektoliter) nur ein geringes Plus. Der Markt Afrika/Mittlerer Osten (2019: 0,25 Millionen Hektoliter) verhielt sich statisch. Von 37,6 auf 39,1 Millionen Hektoliter wuchsen die Produktionszahlen indes auf dem gesamten amerikanischen Markt und auch in der Region Asien/Pazifik ging es 2019 ordentlich bergauf: auf 7,1 Millionen Hektoliter (2018: 5,6 Millionen Hektoliter).

In den USA, dem Land, in dem die Craftbier-Bewegung startete, legte handwerklich Gebrautes 2019 erneut zu. Während der Gesamtbierabsatz um zwei Prozent sank, kamen Craftbiere mit 26,3 Millionen Barrel (ca. 30,9 Millionen Hektoliter) auf ein Plus von vier Prozent. Die Umsatzzahlen mit Craftbier beliefen sich auf 29,3 Milliarden US-Dollar und stiegen um sechs Prozent. Folglich hielt Craftbier am US-Biermarkt 2019 einen volumenmäßigen Anteil von 13,6 und einen wertmäßigen Anteil von 25,2 Prozent. Erwirtschaftet wurden diese Anteile von insgesamt 8.275 Craftbrauereien. Neben 942 Neugründungen gab es im letzten Jahr 294 Betriebsschließungen. Interessant: Die Top 50 US-Craftbrauereien, angeführt von den Spitzenreitern D.G. Yuengling and Son, Boston Beer Company und Sierra Nevada Brewing Company, vereinten 53,6 Prozent des US-Craftbierabsatzes auf sich (2018: 55,5 Prozent). Fakten, die unter anderem bestätigen, dass sehr kleine Brauereien, häufig auch Gasthausbrauereien, vor Ort, starken Zuspruch fanden.

Neu denken hilft

In den 2020er-Zahlen wird sich eine derart positive Entwicklung wohl nicht mehr zeigen. So rechnet Paul Gatza, Senior Vice President of Professional Brewing Division, Brewers Association, durch die aufgrund der Pandemie verursachten Restaurant- und Barschließungen mit rückläufigen Absätzen von mindestens 20 Prozent. Gatza: „Seit 1968 wird 2020 das erste Jahr in der Geschichte der Craftbrauer, sein, in dem Verkaufszahlen nach unten gehen.“ Dennoch sieht Gatza die Zukunft der US-Craftbrauer positiv: „Craftbrauer sind seit jeher offen für Neues und sowohl kreativ als auch flink. Diese Eigenschaften helfen in der jetzigen Situation enorm. Beispielsweise sind einige Craftbrauereien bereits mit alternativen alkoholhaltigen Trendgetränken wie Hard Seltzer äußerst aktiv.“ Laut Gatza haben sich die Craftbrauereien künftig auch darauf einzustellen, dass Verbraucher mehr Direktbelieferungen wünschen. „E-Commerce ist nun gelernt und wir rechnen damit, dass der Konsument auch nach den Beschränkungen durch Covid-19 auf diesen für ihn komfortablen Vertriebsweg setzen möchte.“

Ideenreich zeigen sich die vom Lockdown in der Gastronomie besonders betroffenen handwerklichen Brauereien indes weltweit. Ein Beispiel hierfür aus Australien: Eine Brauerei brachte im April die Marke „‚Plan: C‘ Simple Ale – The Brew to get you Through“ für wenige Monate in den Markt. Die Motivation war, ein Craftbier zu einem geringeren Preis als üblich zur Verfügung zu stellen, um denjenigen, die durch die Pandemie ein niedrigeres Einkommen generierten, den Craftbier-Genuss zu ermöglichen und gleichzeitig Geld in die eigene Kasse zu bekommen. Das 18er Dosenpack war für AU$ 40 erhältlich. Gemäß Mintel kosten mit Craftbier befüllte Sixpacks in Australien üblicherweise zwischen AU$ 19 bis 24. Zudem wurde – ebenso wie viele weitere Brauereien weltweit – ein kostenloser Lieferservice angeboten, um die rückläufige Entwicklung in der Gastronomie zu kompensieren. Eine weitere Karte, die Craftbrauereien derzeit häufig ziehen, ist die Bitte an die Nachbarschaft, sie durch entsprechenden Bierkonsum zu unterstützen. Vielfach wird Verbrauchern zudem die Möglichkeit geboten, in Crowdfunding-Projekte zu investieren.

Trend zur Regionalität

Auch die deutschen Brauereien haben es derzeit nicht leicht. Bereits 2019 sank der Bierabsatz der in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager laut Statistischem Bundesamt gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent auf rund 92 Millionen Hektoliter. In der Corona-Krise spricht der Deutsche Brauer-Bund von verheerenden Folgen für seine Mitglieder. So ist der Bierabsatz gemäß einer Umfrage des Deutschen Brauer-Bundes im ersten Halbjahr 2020 in den Unternehmen um 16 Prozent zurückgegangen, der Umsatz lag im Schnitt um 19 Prozent unter dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2020 rechnen die Mitgliedsbrauereien des DBB mit einem Absatzminus von mindestens 14 Prozent und mit einem Umsatzeinbruch von durchschnittlich 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Marc-Oliver Huhnholz, Pressesprecher Deutscher Brauer-Bund: „Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auf die Betriebe der deutschen Brauwirtschaft erreichen auch in Bezug auf den Einbruch des Bierabsatzes ein seit Gründung der Bundesrepublik nie dagewesenes Ausmaß.“ Als einen positiven Aspekt sieht Stefan Stang, Hauptgeschäftsführer des Verbands Private Brauereien Bayern, den Trend zu regionalen Biermarken, der sich seiner Meinung zufolge in der Krise in Deutschland eher verstärkt hat und weiter verstärken wird.

In der Krise Chancen sehen

In der Krise Chancen sehen und neue Ideen realisieren – ein Motto, das auch einige deutsche Brauereien aufgreifen. Beispielsweise fand Mitte März der Rollout der ersten beiden Sorten von HopfenFrucht statt, einer neuen Getränkekategorie, die aus einem alkoholfreiem Bier und Direktsaft besteht. Eine hessische Brauerei brachte Anfang April einen Bier-Apfelwein-Hybrid in den Markt, der Helles mit Äppelwoi vereint. Eine ganz andere jedoch nicht minder erfolgreiche Idee verwirklichte eine andere Brauerei anlässlich der Einführung einer neuen Bierspezialität. Sie organisierte für Besucher im Mai eine Brauerei-Besichtigung mit dem eigenen PKW.

Alkoholfreie und alkoholarme Biere bedienen Gesundheits- und Sober Curious-Trend

Vielleicht liefert die Krise für einige Brauereien auch den Anstoß, noch mehr in Richtung alkoholfreie und alkoholarme Biere zu denken. Laut Plato Logic stieg der globale Konsum in diesem Segment von 44,8 Millionen Hektoliter (2018) auf 47,5 Millionen Hektoliter in 2019. Innerhalb Europas legten die Alkoholfreien und Alkoholarmen im genannten Zeitraum von 28 Millionen Hektoliter auf 29,8 Millionen Hektoliter zu. Ein Segment, das auch den Trend zu gesunder Ernährung sowie den aus den USA stammenden „Sober Curious“-Trend (nüchtern, aber neugierig) bedient. Wie „in“ Alkoholfreies sein kann, demonstrierten beispielsweise erst kürzlich schottische Craftbrauer. So eröffneten sie im hippen Londoner Zentrum Anfang des Jahres eine Bar, in der ausschließlich alkoholfreies Craftbier angeboten wird.