So feiert die Elite in Nordkorea

Die Wiesn in München kommt immer näher. Aber nicht nur dort gibt es das Oktoberfest (auch wenn es nur in München das Original gibt), fast überall findet der durstige Suchende inzwischen Plagiate dieses größten Bierfestes der Welt. Selbst mitten im Ruhrgebiet gibt es inzwischen ein Oktoberfest – in einer Sporthalle in Mülheim/Ruhr. Seien wir ehrlich – das ist wie Karneval in Celle – das braucht kein Mensch.

Da kann Kim Jong-un, jüngster Spross der Diktatordynastie in Nordkorea, selbstverständlich nicht widerstehen und er hat ebenfalls ein Oktoberfest ausgerufen, diesmal in Taedonggang. Und wie es sich für einen ordentlichen Diktator gehört, versucht er selbstverständlich, das Original zu übertrumpfen. Da sich die Besucherzahlen vermutlich nicht toppen lassen, versucht er es zumindest mit der Länge der Veranstaltung. Das “Taedonggang Beer Festival”, so der offizielle Name des Events, geht nicht wie die Münchner Wiesn über 17 Tage, sondern dafür sind satte 20 Tage eingeplant.

Serviert wird das Bier im Übrigen von zierlichen Koreanerinnen in Stewardessen-Uniformen. Damit muss Nordkorea sich zumindest nicht vorwerfen lassen, das Original aus München eins-zu-eins kopiert zu haben. Im Übrigen – das Bier soll lt. Max Boller, seines Zeichens Tourist in der Urlaubshochburg Pjöngjang und Deutschlandchef von Nestlé-Professional, recht gut sein. Die Süddeutsche Zeitung zitiert ihn: “Das Bier ist fantastisch, das schmeckt wie zu Hause”.

Genaue Informationen über die ausgeschenkten Biere habe ich nicht. Finenews.ch schreibt, dass es neben dem in Nordkorea üblichen Lagerbier auch Biere mit Kaffee- und Schokoladengeschmack gäbe. Darüber, ob diese Geschmacksrichtungen durch Zusätze oder den kreativen Einsatz der richtigen Malzsorten erreicht wurden, schweigt sich Finews leider aus. Dafür gibt es aber zumindest Informationen über die Preise: den halben Liter Bier gibt es für umgerechnet € 2,25, umgerechnet auf die Maß kostet das Bier also € 4,50. Im Vergleich zu den mehr als zehn Euro für ein Bier auf dem Oktoberfest in München klingt das erst einmal günstig, auch wenn wir einrechnen, dass das Fest in Pjöngjang noch drei Euro Eintritt dazukommen. In München ist der Eintritt frei.

Aber die Süddeutsche Zeitung hat einmal nachgerechnet. Dort ging die Redaktion davon aus, dass die Löhne in Deutschland in etwa die 40fache Höhe der Löhne in Nordkorea haben. Umgerechnet auf das gleiche Verhältnis der Oktoberfestpreise in Deutschland würde der Eintritt schon mal 120 Euro betragen und der Liter Bier würde mit 416 Euro zu Buche schlagen. Auch wenn diese Rechnungen sicherlich eine unzulässige Vereinfachung darstellen, zeigen sie doch an, dass das Oktoberfest in Nordkorea keinesfalls eine Veranstaltung für die Volksmassen sein soll, sondern dass es sich um eine geschlossene Veranstaltung für die Elite handelt. Das Regime in Nordkorea scheint wirklich kein Fettnäpfchen auslassen zu wollen.

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