Kaum jemand kann es übersehen: in Frankreich läuft derzeit die Fußball-EM. Ich bin eigentlich ganz froh, jetzt nicht dort zu sein. Dafür sorgt nicht nur die Randale einiger Fans, sondern auch das Bier, das dort in den Stadien ausgeschenkt wird. Da Carlsberg ein Sponsor der EM ist, gibt es nur Bier aus dieser Brauerei. Und es kommt noch schlimmer: es gibt im Stadion ausschließlich alkoholfreies Bier. Und als ob das nicht reichen würde, gibt es nicht einmal das Original des dänischen Wasserbiers, sondern ein in Lizenz von Feldschlösschen in der Schweiz gebrautes Nachahmerprodukt. Irgendwie können einem die Gallier ja wirklich leidtun.
Dass es auch anders geht beweist der Wirt der Gaststätte Maulwurf in Vaihingen. Aus allen 24 Teilnehmerländern der EM bieten Andreas Göz und Barbara Schreiber jeweils ein Bier an. Dafür mussten die beiden sich aber richtig ins Zeug legen. Die größten Probleme bereitete das Bier aus Albanien. Es gibt in Deutschland einfach keinen Importeur für Bier aus diesem Balkanstaat. Eine Recherche im Internet scheiterte an den mangelnden Kenntnissen der albanischen Sprache bei den schwäbischen Gastronomen bzw. an fehlenden Telefonnummern und Mailadressen auf den Webseiten der albanischen Brauereien. Ich wusste bislang zwar, dass man beim Erstellen von Webseiten viele Fehler machen kann, aber dass es möglich ist, so grundlegende Fehler zu machen, war mir bislang nicht klar. Über Facebook kamen die beiden dann in Kontakt mit der albanischen Brauerei Kaon, die per FedEx dann 15 Flaschen Bier nach Schwaben schickte. Die Transportkosten machten alleine 10 Euro pro Flasche aus. Für welche Summe dieses Bier dann über den Tresen ging, ist mir nicht bekannt.
Auch Biere aus anderen EM-Ländern waren nicht so ganz einfach zu beschaffen. Das französische Bier holten die Kneiper selbst aus dem Elsass. Das walisische Bluestone Rockhopper brachte eine Freundin aus dem Urlaub mit, das rumänische Ursus besorgte ein Importeur exklusiv für den Maulwurf. Ein Bier aus der Slowakei brachte der Fahrer des Getränkelieferanten von seinem Heimatbesuch mit. Ich kenne zwar die meisten der nun angebotenen Biere nicht und kann daher auch nicht sagen, wie gut sie sind. Aber eines muss der Neid Andreas Göz und Barbara Schreiber ja lassen: kaum jemand hat sich in Deutschland so um die Verbindung von Fußball und Bier bemüht wie die beiden Gastronomen aus Schwaben.