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Brauerei Härle: Hauptsacheverfahren ab 22. Januar

Erinnern Sie sich noch? Im Sommer hatte der „Verband Sozialer Wettbewerb“ die kleine Brauerei Härle abgemahnt, da sie einige ihrer Biere mit dem Begriff „bekömmlich“ beworben hatte. Das Landgericht Ravensburg hatte im Eilverfahren die Abmahnung für rechtens erklärt und war der Meinung, dass das Wort „bekömmlich“ eine gesundheitsbezogene Aussage sei. Gegen dieses Urteil, das nicht nur bei mir auf Unverständnis gestoßen ist, hat die kleine Brauerei aus Leutkirch Berufung eingelegt. Nun hat das Gericht die Eröffnung des Hauptsacheverfahrens auf den 22. Januar gelegt. Es bleibt der Brauerei nur zu wünschen, dass nicht erneut Richter Göller zu entscheiden hat, der bereits im Sommer gegen die Brauerei entschieden hat.

Guinness goes Veggie

Für Vegetarier ist es schon nicht einfach, sich abwechslungsreich zu ernähren. Dies gilt noch mehr für Veganer, bei denen nichts, aber auch wirklich überhaupt nichts tierischen Ursprungs sein darf. Dass der Gänsebraten zu Weihnachten dabei auf der Strecke bleibt ist offensichtlich. Lakritze? Da wird häufig Bienenwachs als Trennmittel verwendet. Bei den Genussmitteln geht es weiter. Wein wird häufig mit Gelatine geklärt. Und Hardcore-Veganer achten sogar auf die Befestigung der Etiketten, nämlich darauf, dass kein auf Kasein basierender Klebstoff verwendet wird. Ganz ehrlich, mir wäre das zu aufwändig. Würde denn wenigstens das Bier in den Lebensentwurf der Veganer passen? Häufig nicht, denn einige Brauereien verwenden zum Klären des Biers geringe Mengen Hausenblase. Dieser aus einer Störart hergestellte Stoff wird dem Bier zugesetzt. Dabei reicht laut Wikipedia 1 Gramm je Hektoliter. Die Hausenblase sorgt dafür, dass die Trubstoffe ausflocken und sich am Boden absetzen, so dass das Bier eher abgefüllt werden kann. Da von der Hausenblase im abgefüllten Bier keine Rückstände vorhanden sind, ist die Hausenblase bei Bier von der Deklarationspflicht ausgenommen.

Dieses Verfahren setzt die Guinness-Brauerei bereits seit dem 19. Jahrhundert ein. Nachdem Veganer bereits vor einigen Jahren über change.org eine Petition gegen diese Praxis gestartet haben, erhört sie die Brauerei nun. Die Wirtschaftswoche zitiert einen Sprecher mit den Worten: „Auch wenn die Hausenblase ein sehr effektiver Weg der Klärung ist und wir sie seit vielen Jahren verwenden, werden wir sie nicht mehr auf sie zurückgreifen, sobald das neue Filtrationssystem installiert wird“. Nun wird das Guiness also nach 256 Jahren vegan.

27. 11. 2015 – 1. 5. 2016 Dortmunder Neu Gold – Bier, Kunst, Alchemie

Im letzten Jahrhundert waren in Dortmund verschiedene Brauereien ansässig, die inzwischen aber nicht mehr vorhanden sind. Teilweise gibt es zwar die Marken noch, die Biere werden aber in anderen Brauereien hergestellt. Wenn wir mal von kleinen Pflänzchen der aufkommenden Craft Beer-Bewegung absehen ist Dortmund heute braustättenfrei. Trotzdem will Dortmund anlässlich des 500jährigen Bestehens des Reinheitsgebots für Bier im nächsten Jahr an der Tradition festhalten. Aus diesem Grund wird am 27. November 2015 die Ausstellung „Dortmunder Neu Gold – Bier, Kunst, Alchemie“ eröffnet, die bis zum 1. Mai 2016 geöffnet bleibt.

Die Stadt Dortmund beschreibt das Ausstellungskonzept wie folgt: „“Neu Gold“ betrachtet Brauen und Bier als Bilder für Verwandlungsprozesse: Malz, Hopfen und Hefe werden zu Dortmunder Bier, Kohle und Stahl werden zu alchemischem Gold. Nüchterne Hänflinge werden zu bierbäuchigen Prachtkerlen, ein Grundnahrungsmittel wird zum Exportschlager und aus einer Brauerei entsteht ein Museum.“ Na gut, das sagt noch nicht allzu viel aus, aber im Rahmen der Ausstellung werden auch Brau-Workshops angeboten, Filme werden gezeigt, es findet ein Bier-Slam statt. Vom 22. bis 24. April 2016 findet dort auch ein Craft Beer Festival statt. Eine genauere Agenda ist bislang nicht veröffentlicht worden. Aber eventuell finden Sie zu dem Zeitpunkt, an dem Sie diesen Artikel lesen, auf der Seite der Touristeninformation NRW weitere Informationen.

Störtebeker: aus Whisky-Bier wird Scotch-Ale

Ich weiß nicht, wie häufig ich das schon im Internet gelesen habe: jemand versucht Bier zu verkosten, stößt auf ein Whisky-Bier und wundert sich, dass in der Auflistung der Inhaltsstoffe kein Whisky zu finden ist. Diesen Menschen sei ein Blick auf das Rückenetikett empfohlen, wo meist ausgeführt wird, dass das Bier nicht mit Whisky gepanscht, sondern dass es mit Whiskymalz gebraut wurde.

Dieses Missverständnis war vermutlich der Anlass für die Brauer in Stralsund, das bekannte Whisky-Bier, das in der gesamten Bundesrepublik vertrieben wird und sich zu Recht wachsender Beliebtheit erfreut, ab Januar 2016 in Scotch-Ale umzubenennen. Die Brauerei verspricht aber, dass die Rezeptur unverändert bleibt.

Buddelship braut ein Sauerkraut-Bier

Craft-Bier-Brauer gehen gerne an die Grenzen des Möglichen und manchmal überschreiten sie sie auch. Dass Biere mit Früchten oder Kräutern gebraut werden kennen wir bereits. Auch Getreidearten, die im deutschen Reinheitsgebot keine Erwähnung finden, werden gerne einmal verwendet. Die Brauer der Buddelship-Brauerei in Hamburg-Stellingen gehen jetzt noch einen Schritt weiter.

Dass Sauerkraut und Bier gut zusammenpassen dürfte eine Binsenweisheit sein. Allerdings genießen wir diese beiden Teile einer köstlichen Mahlzeit eher getrennt voneinander. Das sehen die hanseatischen Brauer anders und sie brauen jetzt ein Sauerkraut-Bier. Wie kommt jemand auf eine solche Idee – und wie lässt sich das Bier in Deutschland als Bier verkaufen?

Simon Siemsglüss, der Gründer von Buddelship, beantwortet die erste Frage: „Wir wollen etwas Spannendes machen, Grenzen testen“, Auch auf die zweite Frage kenne ich die Antwort. Siemsglüss ist mit einigen Kollegen nach Norwegen zur Brauerei Lervig Aktiebryggeri gereist, wo das Bier gebraut wird. Anschließend wird es nach Deutschland importiert. Da das Bier im Ausland gebraut wurde darf es in Deutschland auch als Bier verkauft werden.

Noch ein Wort zu den Zutaten: damit das Bier eine fruchtige Note bekommt, haben die Brauer das Sauerkraut mit Ananas und Mango fermentieren lassen. Das Rezept ist von dem der Berliner Weiße abgeleitet, die mit Milchsäurebakterien gesäuert wird. Da die gleichen Bakterien auch im Sauerkraut aktiv sind, dürfte das Sauerkrautbier, das unter dem Namen Sauer’d Kraut vertrieben werden soll, einen ähnlichen Geschmack haben, wenn auch edler, wie wir es von Craft-Bieren erwarten dürfen.

Bis wir das Bier verkosten dürfen müssen wir allerdings noch einige Wochen warten. Es kommt erst Ende Oktober in den Verkauf. Wir dürfen gespannt sein.

Mit Material aus der Hamburger Morgenpost.

Der Südwestfunk bringt heute eine Sendung über Craft-Bier in Baden-Württemberg

Die Craft-Bier-Szene wächst, vielleicht langsam, aber unaufhaltsam. Wenn in den Massenmedien ein Bericht über Craft-Bier erscheint, erscheinen diese leider häufig einigermaßen hilflos und in den Berichten wird versucht, zu definieren, was Craft-Bier überhaupt ist. Heute abend um 21:00 Uhr sendet der Südwestfunk einen Bericht, der sich wohltuend abhebt. Es werden kleine Brauereien in Baden-Württemberg vorgestellt, eine Bier-Sommeliere kommt zu Wort und die Macher dieses Berichts stellen auch wunderbar unverkrampft die Ideologie hinter den Craft-Bieren vor. Ein Bericht, den sich kein Bierfreund entgehen lassen sollte. Dieser Bericht steht auch bereits im Vorfeld in der Mediathek des Südwestfunks zur Verfügung. Ausgestrahlt wird der Bericht um 21:00 Uhr unter dem Namen Lebensart.

Die Technische Universität Hamburg-Harburg hat zum Brauwettbewerb geladen

Vorm 4. bis 6. September richtete die Braugemeinschaft „Campusperle“ der Technischen Universität Hamburg (TUHH) den 6. Internationalen Brauwettbewerb aus. Immerhin 16 studentische Teams mit über 120 Teilnehmern haben sich der Herausforderung gestellt. Die Teilnehmer kamen aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz und stellten ihre Bierkreationen vor. Der Wettbewerb gibt Nachwuchsbrauern Gelegenheit, sich mit anderen Bierbegeisterten auszutauschen, das eigene Bier von einer Profi-Jury bewerten zu lassen und sich wertvolle Tipps zu holen.

Ob im Kochtopf oder professionell im eigenen Sudhaus gebraut, ob im Fass oder in der Plastikflasche gezeigt – bei diesem studentischen Wettbewerb ist alles erlaubt. Hier trifft das klassische Weizenbier auf moderne Hopfen-Zuchtsorten, ein Lager wird mit Chlorophyll und Birkenwasser gebraut und ein frisches Export-Bier wird mit süßem Karamell veredelt. Im Wettbewerb um das beste Bier war alles möglich und jede Zutat erlaubt, denn das Deutsche Reinheitsgebot war außer Kraft gesetzt. Die international besetzten Teams mit wegweisenden Namen wie die BierBräute, Braureif oder Balkon-Braugruppe-Berlin mussten lediglich zehn Liter ihrer Braukreation mitbringen, die vor Ort nach Kriterien wie Farbe, Geruch, Alkohol- und Kohlensäuregehalt sowie Schaumfestigkeit bewertet wurde. Mit einem Pokal ausgezeichnet wird schließlich, was überzeugend präsentiert wurde, eine originelle Rezeptidee aufweist und natürlich auch gut schmeckt. Zu den diesjährigen Juroren zählte unter anderem wieder Oliver Wesseloh, der amtierende Weltmeister der Biersommeliers. Mit dabei waren auch Jochen Mader, Braumeister bei „Brewcifer“ und Esther Isaak de Schmidt-Bohländer, Besitzerin des „Bierland“, dem ältesten Bierfachgeschäft Hamburgs.

Gewonnen hat das Team Yeastcell aus Montpellier mit seiner Kreation Dom Beerignon, einem Wein-Hefe-Weizen, das mit Weinhefe gebraut wurde. Der Sieger erhielt einen Pokal, zwei Säcke Malz und viel Applaus.

Die studentische Braugemeinschaft gibt es an der TUHH seit 2003. Seitdem werden Pils, Dunkel, Weizen, Dunkel-Bock, Weizen-Bock, Spezial und andere Sorten in der selbst konstruierten Brauanlage von Studierenden in ihrer freien Zeit hergestellt und auf hochschulinternen Veranstaltungen ausgeschenkt. Als verfahrenstechnischer Vorgang hat das Bierbrauen auch Einzug in die Lehre mit einem Beitrag in der Vorlesung „Einführung in die Verfahrenstechnik/Bioverfahrenstechnik“ gefunden sowie einem Braupraktikum für Master-Studierende im Rahmen der Vorlesung „Lebensmittelverfahrenstechnik.“

Bekömmliches Bier? Das geht gar nicht

Zumindest nicht nach der Meinung des Richters Harald Göller am Landgericht Ravensburg. Geklagt hatte der Verband Sozialer Wettbewerb (VSW) gegen die Brauerei Clemens Härle aus dem baden-württembergischen Leutkirch. Die regionale Brauerei hatte auf ihrer Internetseite drei ihrer Biere mit dem Adjektiv „bekömmlich“ beworben. Deshalb hatte der VSW die Brauerei abgemahnt. Das Unternehmen argumentierte, dass es sich dabei um eine Angabe handele, die eine Verbesserung des Gesundheitszustands verspreche. Gegen diese Abmahnung hatte sich Gottfried Härle, Geschäftsführer der Brauerei, gewehrt.

Nun verbietet das EU-Recht die Werbung mit gesundheitsfördernden Eigenschaften für Getränke, die mehr als 1,2 Volumenprozente Alkohol enthalten. Deshalb wurde auch vor drei Jahren der Winzergenossenschaft Deutsches Weintor durch den Europäischen Gerichtshof untersagt, ihren Wein mit Umschreibungen wie „bekömmlich“ oder „sanfte Säure“ zu bewerben. Dass Bier etwas anderes ist als Wein, dürfte unbestritten sein. Die Frage ist doch wohl, beim Bier das Attribut „bekömmlich“ wirklich eine gesundheitsfördernde Wirkung umschreibt.

Nach meinem Gefühl nicht. Für mich bedeutet der Begriff bekömmlich lediglich, dass ich mich nach dem Genuss nicht schlechter fühle als vorher. Da dies aber nur mein persönliches Verständnis dieses Wortes ist, will ich mal online nachsehen, ob ich dieses Wort eventuell einfach falsch verstehe. Wikipedia hilft nicht weiter, dort ist „Bekömmlichkeit“ oder „bekömmlich“ nicht definiert. Aber der Duden hilft weiter. Dort wird die Herkunft dieses Wortes aus dem Mittelhochdeutschen „bekom(en)lich = passend, bequem“ erklärt. Auch hier wird keine gesundheitsfördernde Bedeutung angegeben. Als Synonym für „bekömmlich“ wird „verträglich“ genannt. Auch Anwendungsbeispiele für „bekömmlich“ werden genannt: „ein leicht bekömmliches oder leichtbekömmliches Essen; aber nur ein leichter bekömmliches, ein besonders leicht bekömmliches Essen“. Ist der Konsument nach einem leicht bekömmlichen Essen gesünder als vorher? Eventuell, aber das ist laut Duden nicht zwingend erforderlich.

Weshalb das Urteil so gesprochen wurde wie es nun veröffentlicht wurde ist mir nicht verständlich. In meinen Augen ist das ein krasses Fehlurteil. Aber wie heißt es nicht so schön? Vor Gericht und auf hoher See sind wir alle in Gottes Hand. Nach Informationen der „Welt kompakt“ überlegt die Brauerei nun, weitere rechtliche Schritte zu unternehmen. Ich hoffe, dass sie beim nächsten Gericht mehr Erfolg hat.

Darf Bier bekömmlich sein?

Diese Frage können wir wohl ohne Wenn und Aber mit Ja beantworten. Weshalb schreibe ich das jetzt? Die kleine Brauerei Clemens Härle aus Leutkirch (Kreis Ravensburg) im Allgäu hat eine Abmahnung von einem „Verband Sozialer Wettbewerb“ (VSW) erhalten. Der Grund? Clemens Härle hat drei seiner Biere mit dem Begriff bekömmlich beworben. Der VSW beruft sich auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Jahr 2012, in dem festgestellt wurde, dass Winzer nicht mit Werbeslogans wie „bekömmlich“, „sanfte Säure“ oder „Edition Mild“ für ihren Wein werben dürfen.

Das EU-Recht verbietet aber für Getränke mit mehr als 1,2 Prozent Alkohol Angaben, die eine Verbesserung des Gesundheitszustands suggerieren. Dieses Urteil will der VSW jetzt eins-zu-eins auf Bier angewendet wissen. Dabei wird ausgeblendet, dass Bier etwas anderes ist als Wein und auch eine andere Zusammensetzung hat. Während nach dem Verzehr eines schlechten Weines durchaus Sodbrennen aufkommen kann, ist mir das bei Bier noch nicht passiert. Zumindest passiert das nicht, solange der Konsument das Bier nicht im Übermaß trinkt. Das Attribut „bekömmlich“ ist bei Bier wohl eher als Selbstverständlichkeit zu verstehen. Und diese Selbstverständlichkeit soll nicht erwähnt werden dürfen?

Trotzdem beruft sich der VSW auf dieses Urteil. Die Badische Zeitung zitiert die Geschäftsführerin des VSW, Angelika Lange: „Auf dieser Grundlage haben wir die Abmahnung ausgesprochen“. Aber was ist der WSV überhaupt? Ich habe mir einmal die Website dieses Verbandes angesehen. Einziger Zweck dieser Vereinigung scheint nach meinem Eindruck der Versand von Abmahnungen zu sein. Allerdings schweigt sich der Verband auf seiner Website über seine Aktivitäten aus: es seien „keine aktuellen Informationen verfügbar“. Mein Eindruck wird auch durch eine einfache Websuche gestützt. Bing liefert für den Suchbegriff „Verband Sozialer Wettbewerb Abmahnung“ satte 429.000 Suchergebnisse.

Clemens Härle will gegen das Verbot des Begriffs „bekömmlich“ vorgehen und erklärte gegenüber der Welt: „Wir haben schon in den 30er-Jahren damit geworben und sehen auch wirklich keinen Grund, weshalb wir davon Abstand nehmen sollten. Für uns heißt das im Zusammenhang mit unseren Bieren, dass sie gut fürs Wohlbefinden sind.“ Ich wünsche ihm auf jeden Fall viel Erfolg, schon damit nicht demnächst noch der Slogan „Obst ist gesund“ abgemahnt wird.

Die Gose erobert Amerika

Die Craft-Bier-Bewegung stammt bekanntlich aus den USA und schwappt derzeit zu uns ins Mutterland der Biere. Eins der neuen Modebiere in den USA wird nach deutschem Rezept gebraut: Die Gose ist eigentlich eine Leipziger Spezialität. Für einen preisgekrönten Brauer aus Baltimore ist sie das perfekte Bier an einem heißen Tag. Säuerlich und bitter − und garantiert nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Das ist Gose. Das Bier sieht aus wie Hefeweizen, erinnert an Berliner Weiße. Zu den Zutaten gehören auch Salz und Koriander. Ich bin sicherlich nicht schüchtern, wenn es um außergewöhnliche Bierspezialitäten geht, aber an der Gose kann ich persönlich keinen Gefallen finden, es sei denn in einem BierCocktail.

Kevin Blodger ist der Braumeister der Union Craft Brewery in Baltimore. Und ein großer Gose-Fan: „Es ist fast wie Zitronensaft-Schorle, auf gewisse Weise. Gose ist unser Sommerbier, sie ist perfekt an einem heißen Tag. Du kannst mehrere davon trinken, die Salzigkeit bringt dich dazu, einen weiteren Schluck zu nehmen. Sie ist einfach lecker an einem heißen Tag.“ Für ihn hat alles angefangen in der Brauerei, in der er früher gearbeitet hat. Dort gab es nur Biere nach deutschen Rezepten, und Kevin war auf der Suche nach einer Alternative zu Pils und Hefeweizen. Da entdeckte er in einem Buch den Hinweis auf Gose. Das Bier hat eine lange Geschichte: Im Mittelalter wurde es zuerst in Goslar im Harz gebraut, seine Blütezeit hatte es später in Leipzig. Selbst Goethe soll dort zu den Gose-Trinkern gehört haben. Nach dem zweiten Weltkrieg geriet es in Vergessenheit. Heute gibt es im Leipziger Raum wieder zwei Brauereien, die Gose herstellen.

Kevin Blodger war von der Geschichte des Bieres fasziniert: „Mein Brau-Chef fragte mich: Welches Bier willst du als nächstes brauen? Und ich sage im Spaß: Gose. Ich rechnete mit einem Nein, aber er sagte nur: Wenn du es brauen kannst, ohne das Hausbier mit Laktose-Bazillen zu verunreinigen, dann mach es. Dann musste ich erstmal herausfinden, wie es funktioniert. Ich mochte das Bier, die Kunden mochten es − und ich habe dafür eine Medaille beim großen amerikanischen Bierfestival gewonnen.“

Heute ist Kevin einer der Eigentümer der Union Craft Brewery, eine von unzähligen kleinen Handwerksbrauereien, die überall in den USA entstanden sind. Sie brauen aufwändige Biere nach deutschen, belgischen oder amerikanischen Rezepten. Damit überzeugen sie immer mehr amerikanische Biertrinker. Die Gose ist eines ihrer neuen Modebiere. Die Webseite Beer Advocate zählt über 470 Gose-Biere. Nicht alle davon werden gleichzeitig gebraut, viele Brauereien tauschen ihre Biere regelmäßig aus, um ihren Stammkunden immer wieder etwas Neues bieten zu können.

Eine Alternative zu schweren Bieren

Kevin Blodger und seine Kollegen in Baltimore setzen in diesem Sommer ganz auf die Gose: „In diesem Jahr entschieden wir, das Bier in Dosen abzufüllen. Ich war wirklich besorgt, ob sie sich verkaufen − weil man gleich 165.000 vorgedruckte Dosen kaufen muss. Wir dachten, wir nutzen die Dosen für drei bis vier Jahre. Aber schon jetzt werden die Dosen knapp, und der erste Sommer ist noch gar nicht vorbei.“

Die Gose-Zeit ist in den USA eindeutig der Sommer. Fachmagazine loben die Gose als erfrischende Alternative zu schweren Bieren. Allerdings müsse man sich erst an ihren Geschmack gewöhnen. Wie in Leipzig wird Gose auch in den USA oft mit Sirup oder Likör gemischt. Bars nutzen sie für Cocktails. Braumeister Kevin ist mit allen Mischungen einverstanden, er freut sich einfach über die große Nachfrage. Es sei belohnend zu sehen, wie ihr bizarres, kleines Bier so viel getrunken werde.

Quelle: Deutschlandradio Kultur. Nebenbei bemerkt freut es mich, dass sich nun auch einmal die großen Rundfunkanstalten mit dem Craft-Bier beschäftigen. Nebenbei bemerkt war die US-Gose auch dem MDR einen Beitrag wert, der aber in der Zwischenzeit leider entfernt wurde..