Bekömmliches Bier? Das geht gar nicht

Zumindest nicht nach der Meinung des Richters Harald Göller am Landgericht Ravensburg. Geklagt hatte der Verband Sozialer Wettbewerb (VSW) gegen die Brauerei Clemens Härle aus dem baden-württembergischen Leutkirch. Die regionale Brauerei hatte auf ihrer Internetseite drei ihrer Biere mit dem Adjektiv “bekömmlich” beworben. Deshalb hatte der VSW die Brauerei abgemahnt. Das Unternehmen argumentierte, dass es sich dabei um eine Angabe handele, die eine Verbesserung des Gesundheitszustands verspreche. Gegen diese Abmahnung hatte sich Gottfried Härle, Geschäftsführer der Brauerei, gewehrt.

Nun verbietet das EU-Recht die Werbung mit gesundheitsfördernden Eigenschaften für Getränke, die mehr als 1,2 Volumenprozente Alkohol enthalten. Deshalb wurde auch vor drei Jahren der Winzergenossenschaft Deutsches Weintor durch den Europäischen Gerichtshof untersagt, ihren Wein mit Umschreibungen wie “bekömmlich” oder “sanfte Säure” zu bewerben. Dass Bier etwas anderes ist als Wein, dürfte unbestritten sein. Die Frage ist doch wohl, beim Bier das Attribut “bekömmlich” wirklich eine gesundheitsfördernde Wirkung umschreibt.

Nach meinem Gefühl nicht. Für mich bedeutet der Begriff bekömmlich lediglich, dass ich mich nach dem Genuss nicht schlechter fühle als vorher. Da dies aber nur mein persönliches Verständnis dieses Wortes ist, will ich mal online nachsehen, ob ich dieses Wort eventuell einfach falsch verstehe. Wikipedia hilft nicht weiter, dort ist “Bekömmlichkeit” oder “bekömmlich” nicht definiert. Aber der Duden hilft weiter. Dort wird die Herkunft dieses Wortes aus dem Mittelhochdeutschen “bekom(en)lich = passend, bequem” erklärt. Auch hier wird keine gesundheitsfördernde Bedeutung angegeben. Als Synonym für “bekömmlich” wird “verträglich” genannt. Auch Anwendungsbeispiele für “bekömmlich” werden genannt: “ein leicht bekömmliches oder leichtbekömmliches Essen; aber nur ein leichter bekömmliches, ein besonders leicht bekömmliches Essen”. Ist der Konsument nach einem leicht bekömmlichen Essen gesünder als vorher? Eventuell, aber das ist laut Duden nicht zwingend erforderlich.

Weshalb das Urteil so gesprochen wurde wie es nun veröffentlicht wurde ist mir nicht verständlich. In meinen Augen ist das ein krasses Fehlurteil. Aber wie heißt es nicht so schön? Vor Gericht und auf hoher See sind wir alle in Gottes Hand. Nach Informationen der “Welt kompakt” überlegt die Brauerei nun, weitere rechtliche Schritte zu unternehmen. Ich hoffe, dass sie beim nächsten Gericht mehr Erfolg hat.

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