Wer an Bier aus Stralsund denkt, der denkt zuerst an die Störtebeker Brauerei. Und mit dem Stralsunder Bier liegt man damit auch nicht wirklich falsch. Es ist zwar eine andere Marke, aber sie kommt trotzdem aus der bekannten Braumanufaktur an der Greifswalder Chaussee.
Weshalb das so ist, wurde mir bei meinem Besuch in Stralsund erklärt. Stralsunder Bier gibt es bereits seit 1827 und aufgrund der günstigen geografischen Lage am Strelasund versorgte die Brauerei die Seebäder auf Rügen mit seinem Bier, das einen sehr guten Ruf genossen haben soll. In der Zeit der DDR soll es aufgrund veralteter Maschinen und mangelnder Rohstoffe mit der Qualität deutlich bergab gegangen sein. Ein Mitarbeiter der Störtebeker Brauerei sagte bei meinem Besuch, dass die Qualität der Biere aus Stralsund zum Ende der DDR „selbst für DDR-Verhältnisse schlecht“ gewesen sei.
Da muss ich mal einen Break machen. Als 1990 die Grenze geöffnet war bin ich einige Male in Cottbus gewesen, damals noch mit dem Auto. Auf (fast) jedem Parkplatz an der Autobahn stand ein Imbisswagen, ein Bretterverschlag oder ein Zelt und diente als Imbiss. Bratwurst, selbstgemachte Frikadellen und Kaffee gab es überall, in vielen Fällen auch Bier aus Ostproduktion. Ich habe die Biere, die sicher noch nach DDR-Rezeptur gebraut waren, eigentlich immer genossen. Sie erschienen mir eher besser als viele Biere aus dem Westen. Eventuell kann mir das mal jemand erklären. Kommen wir aber zum Stralsunder Bier zurück, zu dem aus der Gegenwart.
In hellem Goldgelb präsentiert sich das Bier im Glas. Es enthält reichlich Kohlensäure, die für eine durchschnittliche Menge cremigen Schaums sorgt, der auch durchschnittlich lange erhalten bleibt. Bei der Optik hat die Brauerei also schon mal nichts verkehrt gemacht, auch wenn sie mich nicht aus den Socken haut.
Das Aroma gefällt mir schon erheblich besser. Es wird durch Karamell geprägt, untermalt durch den Duft von Wiesenheu mit vielen Kräutern. Der Duft macht klar, dass hier nur mit richtigem Hopfen gebraut wurde und dass in dieser Brauerei Hopfenextrakte keinen Platz haben. Da bekomme ich wirklich Lust auf den ersten Schluck.
Der Antrunk ist leicht süß und die feinperlige Kohlensäure verleiht ihm eine angenehme Frische. Sobald sich das Bier im Mund ausbreitet kommen recht viel saure Noten zu Vorschein, die sich aber gut mit der Süße des Bieres vertragen. Mir fehlen nur die Bitterstoffe, die für ein norddeutsches Pils prägend sind. Mit den wenigen Bitterstoffen ist auch der Abgang recht nichtssagend.
Mir erscheint das Bier etwas unausgeglichen, aber mit mehr Bitter wäre es ein nordisches Pils nach meinem Geschmack. Das ist aber wirklich mein persönlicher Eindruck, den viele andere Biertrinker sicher nicht teilen werden. Dass die Stralsunder Biere von der DLG mit der Goldmedaille und von 2010 bis 2012 mit dem Bundesehrenpreis ausgezeichnet wurden, spricht für sich.
Zutaten:
Brauwasser, Gerstenmal, Hopfen
Alkoholgehalt:
4,9 % Vol.
Stammwürze:
11,4 %
Brauerei:
Störtebeker Braumanufaktur GmbH
Greifswalder Chaussee 84-85
18439 Stralsund
www.stralsunder.de
Im August letzten Jahres veranstaltete die Störtebeker Braumanufaktur bereits zum vierten Mal das Festival der Bierspezialitäten in Stralsund. Knapp 15 Hobbybrauern aus ganz Deutschland hatten ihre Kreationen eingereicht. Sie nahmen dabei an der ersten Meisterschaft der Hobbybrauer teil, bei der sie ein eigens eingebrautes „Imperial Stout“ einreichen mussten. Eine sechsköpfige Jury – unter anderem mit dem Vizeweltmeister der Biersommeliers Frank Lucas – verkosteten im Vorfeld der Veranstaltung die verschiedenen Biere und kürten die Besten: Platz eins ging an Stefan Mahlburg.
Craft Beer aus Großbritannien hat bei mir einen guten Ruf. Bislang hatte ich noch kein Bier von der Insel, von dem ich sagen würde, dass es mir nicht schmeckt. Nun habe ich mal wieder ein Porter vor mir stehen und ich bin gespannt, ob sich dieser Eindruck auch hier bestätigt.
Nachdem mit das Moritzberger Felsenkeller-Pils wirklich gut gefallen hat, will ich gleich ein weiteres Bier aus der erst in diesem Jahr gegründeten Hildesheimer Braumanufaktur verkosten. Das Brunhilde, ein India Brown Ale, verspricht auf dem Etikett „ein wohlgeformtes dunkles Ale von intensivem ausgewogenem Charakter“. Dieses vollmundige Versprechen sowie meine positiven Erfahrungen mit dem Pils schrauben meine Erwartungen selbstverständlich kräftig nach oben und ich bin jetzt gespannt, ob das Bier meine Erwartungen erfüllen kann. Probieren wir es aus.
Der Name des Bieres, das jetzt vor mir steht, drückt eine tiefe Heimatverbundenheit aus. Das ist auch kein Wunder. Obwohl der Moritzberg bereits 1911 in Hildesheim eingemeindet wurde, sehen sich die Bewohner auch heute noch eher als Moritzberger, nicht als Hildesheimer. Auch der Felsenkeller hat eine historische Bedeutung. Im Moritzberg gibt es einen Eiskeller, der bis zum Jahr 1906 von der Victoria-Brauerei genutzt wurde, um das Bier mit Eis zu kühlen, das im Winter aus dem Eisteich an der Alfelder Straße geschnitten und im Eiskeller eingelagert wurde. Aber das ist noch nicht die gesamte Biertradition des Moritzbergs. Bis in die 1960er oder 197er Jahre hatte die Härke-Brauerei ein Lager in der Brauhausstraße, dort wo heute das Altenheim ist. Die jetzige Gaststätte Treppchen war damals die Brauereigaststätte. Von daher ist es eigentlich logisch, dass es jetzt wieder ein Bier vom Moritzberg gibt, auch wenn es von der erst in diesem Jahr gegründeten Hildesheimer Braumanufaktur am anderen Ende von Hildesheim an der Goslarschen Landstraße gebraut wird. Aber kommen wir zum Felsenkeller-Pils.