Schlagwort-Archive: Bockbier

Flensburger Frühlingsbock

Jetzt ist Mitte März und damit die Hochzeit der Bockbiere. Viele Brauereien stellen Maiböcke her, die jetzt auf den Markt kommen. Dass die Brauerei aus Flensburg ihr Bockbier nun Frühlingsbock nennt, macht da keinen Unterschied. Immerhin wurde der Frühlingsbock bereits mehrfach ausgezeichnet, 2014 beim World Beer Award, 2015 bei Meiningers International Award mit der Silbermedaille und 2016 mit dem goldenen Preis der DLG. Es muss sich hier also um ein recht gutes Bier handeln. Die Brauerei verspricht, dass der Frühlingsbock angenehm kräftig und lebendig ist.

Goldgelb mit einem Stich ins orange präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich eine durchschnittliche Menge recht grobporiger Schaum, der aber recht lange erhalten bleibt.

Der Antrunk ist süß und ich stelle fest, dass der Frühlingsbock recht wenig Kohlensäure enthält. Er ist nicht so kräftig wie ich es bei einem Maibock mit 6,9 % Vol. erwarten würde. Weiter geht es wie bei einem durchschnittlichen Bockbier. Der Frühlingsbock ist süffig, recht rund und mild. Auch der Abgang ist mild und praktisch nicht bitter. Damit entspricht der Frühlingsbock ziemlich genau seinem Bierstil. Er ist gefällig ohne dass ich irgendwelche Highlights feststellen konnte. Das mag aber auch daran liegen, dass ich vorher den Hopfenbock von Maisel & Friends getrunken habe. Gegen diesen Sondersud wirken die meisten anderen Biere eher fad. Meine fehlende Begeisterung für dieses Bier mag eventuell auch daher rühren.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

6,9 % Vol.

Brauerei:

Flensburger Brauerei
24937 Flensburg
www.flens.de

Hopfenbock

In der letzten Woche klingelte der Paketbote von DHL bei mir und ich dachte zunächst, dass ich mal wieder ein Paket für einen Nachbarn annehmen solle. Aber nein, es war für mich. Es kam von der Brauerei Maisel in Bayreuth und enthielt zwei Flaschen Bier mit Sondersuden, dem Hopfenbock und dem Hopfenreiter. Beide Biere werden nur einmal gebraut und wenn sie weg sind, dann ist es zu spät und es wird keine weiteren Auflagen dieser Biere mehr geben. Ich habe die beiden Biere am Wochenende verkostet und kann daher mit Fug und Recht behaupten, dass es ein spannendes Wochenende war.

Begonnen habe ich mit dem Hopfenbock. Ich mag Bockbier schon aus industrieller Produktion, nur dass sie dann ziemlich austauschbar sind. Von einem Craft Beer-Bock verspreche ich mir daher ein ganz besonderes Bier. Die Ausgangssituation beschreibt Maisel wie folgt: „Wir hatten Lust auf ein neues Brauexperiment und wollten ein ganz besonderes Bockbier brauen. Es sollte ein helles Bockbier werden und dazu sollten Geruch und Geschmack völlig anders sein als sie der Genießer von einem Bock erwarten würde.“ Eine ambitionierte Aufgabenstellung. Ich bin gespannt wie sie umgesetzt wurde.

Kräftig goldgelb ist er, der Hopfenbock. Darüber bildet sich eine durchschnittliche Menge fester weißer und feinporiger Schaum, der lange erhalten bleibt. Optisch gefällt mir das Bier also schon mal sehr gut, auch wenn mich die Optik noch nicht wirklich überrascht.

Die Überraschung kommt mit dem Aroma. Meine Erwartung bei einem Bockbier ist ein ausgewogener Duft verschiedener Malze. Dieser Duft ist auch beim Hopfenbock vorhanden, wird aber kräftig durch fruchtige und blumige Düfte unterstützt. Dazu ein Hauch Honig und Zitronenschale. Kurz gesagt ist das Aroma extrem komplex, so dass ich gar nicht sagen kann, welche Blumen und Früchte sich hier verstecken. Da jede Nase etwas anders reagiert, wird vermutlich auch jeder etwas anderes riechen. Aber eines kann ich mit gutem Gewissen behaupten: das Aroma ist rund und ausgeglichen. Es macht wirklich Lust auf den ersten Schluck.

Der erste Eindruck ist, dass dieser Bock nicht so viel Süße enthält wie die meisten anderen Bockbiere. Trotzdem ist er wirklich vollmundig und die reichlich vorhandene feinperlige Kohlensäure sorgt zusammen mit den Aromen in der Nase für eine sehr angenehme Frische. Dann ist der Hopfenbock stilgerecht malzig. Der Geschmack des Malzes wird aber durch die Fruchtigkeit und die Bitterstoffe des Hopfens gut abgerundet. Der Abgang ist angenehm bitter und langanhaltend.

Schade, dass dieser Bock nur einmal gebraut wird. Wenn Sie ihn beim Händler Ihres Vertrauens bestellen wollen, denken Sie daran: wenn weg, dann weg.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,6 % Vol.

Stammwürze:

16,9° Plato

IBU:

35

Brauerei:

Brauerei Gebr. Maisel KG
95445 Bayreuth
www.maiselandfriends.com

Dieses Bier können Sie ab 12 Flaschen oder einem Bestellwert von mindestens 49 Euro (auch gemischt) versandkostenfrei online bestellen:

Harz Craft Klosternacht

Im September 2016 hatte ich bereits berichtet, dass das Kloster Wöltingerode bei Goslar eine eigene Craft Beer-Reihe plant. Inzwischen sind die Biere gebraut und sie werden vertrieben. Ich habe die Biere auf der Grünen Woche in Berlin kennengelernt und vor etwa einer Woche erhielt ich von der Brauerei ein Paket mit vier Flaschen Bier, jeweils eine Flasche jeder Sorte. Heute will ich die Klosternacht verkosten, ein Winterbockbier.

Von diesem Bier erwarte ich viel. Das liegt nicht etwa daran, dass ich nur etwa 50 km vom Kloster entfernt aufgewachsen bin und daher heimatliche Gefühle aufkommen könnten. Aber bereits die Angaben auf dem modern gestalteten Etikett machen auf das Bier neugierig. Ein Winterbock mit einer Stammwürze von 18,7° Plato verspricht schon etwas Besonderes zu sein. Und ein Craft Beer, das ohne Aromahopfen gebraut wird, sondern ausschließlich mit dem Bitterhopfen Taurus, lässt nur zwei Möglichkeiten zu: entweder ist das Bier sehr bitter (was ja nun für ein Bockbier absolut untypisch wäre) oder es handelt sich um ein sehr mildes Bier, das seinen Geschmack vor Allem aus den verwendeten Malzen bezieht. Auch wenn ich gerne mal ein stark gehopftes Bier trinke, erscheinen mir die eher malzigen Biere doch irgendwie eleganter. Jetzt wird es aber wirklich Zeit, dass ich prüfe, ob die Klosternacht meinen Erwartungen entspricht.

Fast schwarz ist die Klosternacht, lediglich wenn ich das Glas gegen das Licht halte, erkenne ich ein sehr dunkles Rubinrot. Darüber bildet sich relativ viel beiger Schaum mit einer sahnigen Konsistenz, der nur langsam in sich zusammenfällt.

Als erstes steigt mir der Duft von Whisky in die Nase, dazu Tabak. Abgerundet wird das Aroma durch Toffee und einen sanften Vanilleduft. Mich wundert, dass Röststoffe eher zurückhaltend vorkommen.

Auch im Antrunk sticht der Geschmack des Bourbonfasses hervor, in dem das Bier gereift ist. Dabei hält sich die Süße des Bieres angenehm zurück und obwohl das Bier relativ wenig Kohlensäure enthält, wirkt es absolut nicht abgestanden oder langweilig, sondern er macht im Gegenteil einen wirklich frischen Eindruck. Erst im Körper kommt eine stärkere Süße durch und im Mund breitet sich ein diskreter Schokoladengeschmack aus, der wirklich gut zum Geschmack des Whiskys passt. Das Bier ist ausgewogen und weich. Im Abgang setzen sich die Eindrücke des Körpers fort. Obwohl das Bier wirklich nur ganz wenige Bitterstoffe enthält, klingt der Geschmack lange nach.

Auch wenn die Brauerei dieses Bier als Dessert und in Kombination mit Zartbitterschokolade empfiehlt, gefällt es mir besser als Aperitif vor einem festlichen Essen, ohne dass etwas zu Essen dazu gereicht wird. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein Snack den Geschmack dieses Biers noch unterstützen kann.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsener Malz, helles Karamellmalz, Chocolate Malz, Röstmalz), Hopfen (Taurus)

Alkoholgehalt:

7,9 % Vol.

Stammwürze:

18,7° Plato

Brauerei:

Kloster Wöltingerode
Brennen und Brauen GmbH
Wöltingerode 1
38690 Goslar
www.harz-craft.de

Dieses Bier können Sie ab 12 Flaschen oder einem Bestellwert von mindestens 49 Euro (auch gemischt) versandkostenfrei online bestellen:

Bajuwarus

Nun will ich mich einem Bier aus Oberfranken zuwenden, dem Bajuwarus Weizenbock aus der Brauerei Maisel’s Weisse in Bayreuth. Ich sehe mir zunächst die Etiketten an. Auf dem Rückenetikett dieses limitierten Biers steht die Zutatenliste, in der mir auffällt, dass der Hopfen noch hinter der Hefe steht, dass also sehr wenig Hopfen verwendet wurde. Ich kann also ein sehr mildes Bier erwarten, das seinen Geschmack aus den verwendeten Malzsorten bezieht. Das finde ich schon mal spannend.

Auch der Name des Bieres wird auf dem Rückenetikett erklärt: „BAJUWARUS leitet sich ab von Bajuwaren, dem ursprünglichen Namen der Einwohner Bayerns. Zusammen der der für Weizenbockbiere so typischen Endsilbe „-us“ ergibt sich eine neue Wortschöpfung, die einprägsam für die Herkunft sowie den starken Charakter dieses Weizenbocks Pate steht.“ Damit wäre auch das geklärt und wir können endlich zum Bier kommen.

Kastanienbraun und hefetrüb präsentiert sich die Bierspezialität im Glas. Darüber bildet sich recht viel feinporiger Schaum, der nur langsam in sich zusammenfällt. Optisch gibt es an diesem Bier schon mal nichts auszusetzen.

Das sehr komplexe Aroma enthält Noten überreifer Bananen, von Feigen, Vanille, Waldhonig sowie einige herbere würzige Noten, die auf dem Etikett als Nelke genannt werden, die ich aber nicht näher bezeichnen kann. Auf jeden Fall ist dieses Feuerwerk der Aromen schon mal für sich eine reine Freude.

Der Antrunk ist relativ süß, dabei wird mir der Süße allerdings nicht übertrieben. Die Süße können wir aber auch erwarten, schließlich haben wir hier kein einfaches Weizenbier vor uns, sondern einen Weizenbock. Ich würde mir an dieser Stelle lediglich noch etwas mehr Kohlensäure wünschen, die dem Bier noch mehr Spritzigkeit verleihen würde. Im Körper spiegeln sich die gesamten Aromen, die die Nase bereits wahrgenommen hat. Der Bajuwarus ist ein vollmundiges und ausgewogenes Bier. Der Weizenanteil ist deutlich zu schmecken, ergänzt durch Süße, eine leichte Säure und einige wenige Röststoffe. Der Abgang ist sehr mild, praktisch ohne Bitterstoffe, dafür aber mit leichter Whiskynote.

Der Bajuwarus ist ein nahezu perfektes Bier, an dem es außer der nach meinem Geschmack etwas zu geringen Kohlensäure wirklich nichts auszusetzen gibt. Aber auch mein einziger Kritikpunkt ist meinem individuellen Geschmack geschuldet.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hefe, Hopfen

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Stammwürze:

17,2 %

Brauerei:

Gebr. Maisel KG
95445 Bayreuth
www.maisel.com

Winterbock

Nun habe ich einen Winterbock aus der Braumanufaktur in Potsdam vor mir stehen. Die kleine Brauerei, die 2003 mit der Produktion begann, stellt im Laufe eines Jahres immerhin elf unterschiedliche Biere her, auch wenn einige der Biere nur saisonal gebraut werden. Eines davon ist der Winterbock, der jetzt vor mir steht.

Bevor ich mit dem Bier beginne noch einige kurze Impressionen zur Brauerei. Ehrlich gesagt kannte ich sie vor einer Woche überhaupt noch nicht. Aber dann war ich auf der Grünen Woche in Berlin, wo ich den Stand der Braumanufaktur gesehen habe und ihn selbstverständlich aufsuchen musste. Ich wurde nicht nur sehr freundlich und zuvorkommend empfangen, sondern erhielt auch gleich fünf unterschiedliche Biere zum Verkosten und zum anschließenden Beschreiben hier im Blog. Heute stelle ich das erste Bier vor.

Bernsteinfarben, fast wie Cognac, präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich viel sahniger Schaum, weiß mit einem leichten Stich ins Ocker, der nur langsam in sich zusammenfällt. Optisch hat die Braumanufaktur schon mal keinen Fehler gemacht.

Das Aroma ist schon mal überzeugend und komplex. Eindeutig dominieren die Röstaromen die Nase, aber dazu kommen Noten von Banale, Karamell, Holunderblüte, eine leichte Whiskynote sowie Mandeln oder Marzipan. Das macht doch ordentlich Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist süß und schwer. Jetzt fällt auf, dass das nicht filtrierte Bier recht wenig Kohlensäure enthält. Daher wirkt das Bier im Antrunk, der bereits sehr geschmacksintensiv ist, beinahe wie ein Likör. Schnell kommen aber noch andere Geschmäcker zum Vorschein. Der Whisky, den ich bereits im Aroma bemerkt hatte, kommt wieder durch und verbindet sich hervorragend mit dem Geschmack winterlicher Gewürze und dunkler Trockenfrüchte. Ich meine, Trockenpflaumen zu schmecken. Der Abgang ist dann sehr mild und kaum bitter, klingt aber trotzdem lange nach.

Als Aperitif ist dieses Bier sicher gut geeignet, schmeckt aber auf jeden Fall auch an einem Winterabend nach einem Spaziergang im verschneiten Wald.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol. (Angabe auf dem Etikett, im Internet werden 6,0 % Vol. angegeben)

Stammwürze:

16,5 %

Brauerei:

Köhler & Kirchhoff GbR
Templiner Str. 102
14473 Potsdam
www.braumanufaktur.de

Aecht Schlenkerla Eiche

Auf das Bier, das jetzt vor mir steht, bin ich ganz besonders gespannt. Es kommt aus der Brauerei Schlenkerla in Bamberg, die für ihre Rauchbierspezialitäten bekannt ist. Aber dieses Bier verspricht, auch für diese Brauerei etwas Besonderes zu sein. Es handelt sich um einen Doppelbock, der mit Rauchmalz gebraut wurde. Und nicht nur das, sondern dieses Malz wurde nicht wie üblich mit Buchenholz gedarrt, sondern mit Eichenholz. Die Brauerei beschreibt das Ergebnis wie folgt: „Das resultierende Eichenrauchmalz hat ein weicheres und vielschichtigeres Raucharoma als das würzige und intensive Buchenrauchmalz. Die so entstehende komplexe Rauchnote in Aecht Schlenkerla Eiche wird ergänzt durch die vielfältige Bittere feinsten Aromahopfens aus der Hallertau.“ Jetzt bin ich mal gespannt, ob das Bier, das zu Weihnachten gebraut wird, diesem hohen Anspruch gerecht wird.

In dunklem Rubinrot präsentiert sich das Bier im Glas, darüber eine schöne Krone aus feinporigem elfenbeinfarbigem Schau, der auch lange erhalten bleibt.

Wie zu erwarten prägen Rauchnoten das Aroma. Es duftet nach Schinken und Bratkartoffeln, das Raucharoma ist nicht so ausgeprägt wie bei vielen anderen Rauchbieren. Dazu kommt noch ein Hauch Karamell, eventuell noch einige würzige Noten. Das komplexe Aroma kann durchaus gefallen.

Der Antrunk ist süß und sehr spritzig und ich wundere mich über den fehlenden Rauchgeschmack. Von Anfang an spüre ich eine Komplexität dieses Bieres, die ich aber nicht wirklich zu fassen bekomme. Auch der Körper, in dem der Schinken des Aromas wieder zum Vorschein kommt, bietet sehr viele unterschiedliche Geschmäcker, so umfangreich, dass ich sie hier nicht benennen kann. Aber immerhin kann ich jetzt sagen, dass es sich hier um ein echtes Rauchbier handelt. Der Rauch kommt aber erst im recht trockenen Abgang so richtig zu seinem Recht, bei dem der Rauch richtig seine Muskeln spielen lässt, der durch einen Hauch von Whisky unterstützt wird.

Die Franken mögen es mir verzeihen, aber ich würde zu diesem Bier Sauerkraut mit Schäufele essen und mich damit auf die Seite der Schwaben schlagen. Weshalb können sich diese beiden Völker eigentlich nicht vertragen?

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

8,0 % Vol.

Stammwürze:

19,9 %

Brauerei:

Heller-Bräu Trum GmbH
96049 Bamberg
www.schlenkerla.de

Riedenburger Doldenbock

Nun steht mal wieder ein Bier aus Riedenburg im Altmühltal vor mir, ein Weizenbock namens Doldenbock mit 7,9 % Vol. Alkohol. Das Rückenetikett verspricht viel: Ein Doppelbock, doppelt mit Hopfen gestopft. Dazu noch ein Weizenbock und das Ganze unfiltriert und aus Bioland-Anbau. Irgendwie habe ich den Eindruck, das Team des Riedenburger Brauhauses, das im letzten Jahr sein 150jähriges Jubiläum feierte, wollten mit diesem Bier das deutsche Reinheitsgebot mal so richtig ausreizen. Mal sehen, was dabei rausgekommen ist.

Den Doldenbock dürfen wir auch nicht mit dem Doldensud verwechseln, der aus der gleichen Brauerei stammt. Hier noch kurz die Prosa, mit der die Brauerei uns den Doldenbock auf dem Rückenetikett der Flasche schmackhaft machen will: „Er ist stark. Er ist mächtig. Er ist kraftvoll. Ein Naturbursche. Bevor du diesen Bock herausforderst, sei ehrlich zu dir selbst und frag dich, ob du stark genug bist. Er ist kein einfacher Bock. Er ist doppelbockig. Er ist heimtückisch. Er kommt mit seiner Hopfennote und frisch und leicht daher. Blumige Noten steigen in die Nase. Und dann nimmt er dich auf die Hörner mit seinen potenten 7,9 % Volumen. Bezwing den Bock. Und wenn du ganz stark bist – auch zwei.

Mit diesen Worten hat die Brauerei mich überzeugt, die Flasche zu kaufen. Jetzt ist es aber endlich an der Zeit, sie zu öffnen und den Bock in die Freiheit zu entlassen.

Bernsteinfarben und hefetrüb präsentiert sich der Bock im Glas. Darüber bildet sich recht viel feinporiger weißer Schaum, der lange erhalten bleibt. Gegen die Optik ist jedenfalls nichts zu sagen.

Das Aroma ist fruchtig. Ich rieche Banane, Zitrusfrüchte, Karamell und auch etwas Würziges. Ich kann es nicht genau identifizieren, es könnten aber Düfte von Pfeffer und Nelken dabei sein.

Der Antrunk ist so süß, wie ich es von einem Bockbier erwarte, dabei aber prickelnd und frisch wie ein gutes Weizenbier. Bis hierhin ist das Bier einfach perfekt. Der Körper ist vollmundig mit Geschmäckern nach Melone und überreifen Bananen. Dazu kommt die Süße des Malzes, abgerundet mit Trockenfrüchten. Der Abgang ist nur wenig bitter, da hätte ich mehr erwartet. Aber zumindest klingt er einige Zeit nach.

Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich dieses Bier bewerten soll. Einerseits ist es gut ausgewogen, aber es hat so viele Geschmacksnuancen, so dass ich den Eindruck habe, dass es irgendwie überladen ist. Aber auf jeden Fall ist es ein spannendes Bier.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,9 % Vol.

Brauerei:

Riedenburger Brauhaus
93339 Riedenburg
www.riedenburger.de

Dieses Bier können Sie ab einer Bestellsumme von 49,00 Euro durch einen Klick auf das folgende Banner versandkostenfrei bestellen:

Craftbeer-Shop-Banner

Schneider TAP6 Unser Aventinus

Im Dezember 2015 hatte ich schon einmal ein Aventinus aus dem Haus Schneider Weiße verkostet. Damals hieß es „Unser Aventinus“, war drei Jahre im Keller der Brauerei gelagert worden und hatte ein Mindesthaltbarkeitsdatum, das etwa acht Jahre in der Zukunft lag. Jetzt habe ich „Mein Aventinus“ vor mir stehen, ebenfalls mit der Bezeichnung TAP6 und mit den gleichen Zutaten gebraut. Ich kann also davon ausgehen, dass es sich um das gleiche Bier handelt, nur dass diesmal das Aventinus nicht mehrere Jahre in der Flasche gereift ist. Jedenfalls bin ich jetzt gespannt, wie das Bier frisch schmeckt.

Der Aventinus ist ein Weizendoppelbock, lt. der Brauerei handelte es sich um den ersten Weizendoppelbock als er im Jahr 1907 seine Premiere auf dem Markt feierte. Ob er schon damals seine 8,2 Volumenprozente Alkohol hatte? Nur mal so ganz nebenbei bemerkt: vom Aventinus gibt es verschiedene Sondereditionen – neben dem oben bereits erwähnten Vintage und dem ebenfalls von mir bereits verkosteten Eisbock gibt es auch einen Aventinus, der im Barrique gereift ist. Wenn ich einmal darankomme, werde ich ihn sicher auch verkosten.

Dann bleibt nur noch die Herkunft des Namens zu klären. „Mein Aventinus“ klingt ja doch etwas ungewöhnlich. Nach Auskunft der Brauerei gab es Anfang des 20. Jahrhunderts die Vorschrift, dass jedes Starkbier nach einem Heiligen benannt werden muss. Anfang des 6. Jahrhunderts war der Heilige Aventin Bischof des Bistums Chartres in Frankreich. Bei Wikipedia wird er als Adventinus bezeichnet. Nachdem wir auch das jetzt wissen, können wir endlich zum Bier kommen.

In dunklem Rubin präsentiert sich das hochdekorierte Bier (unter anderem Gold im Australian International Beer Award 2013, Gold im World Beer Cup 2014, Silber im European Beer Star 2015, Silber im Australian International Beer Award 216) im Glas. Ich sehe viel Kohlensäure und es bildet sich für ein Weizenbier vergleichsweise wenig elfenbeinfarbener sahniger Schaum, der nur langsam in sich zusammenfällt. Optisch macht das Bier also auf jeden Fall einen hervorragenden Eindruck.

Das Aroma ist so gut wie die Optik. Malztöne steigen mir in die Nase, dazu Fruchtigkeit, bei der sich Banane mit dem Duft roter Beeren mischt, dazu Röstaromen mit einem leichten Hauch von Kaffee. Das Aromaprofil ist wirklich sehr komplex.

Der Antrunk ist wie einem Bockbier zu erwarten recht süß, wobei die Röststoffe von Anfang an für einen ausgewogenen Eindruck sorgen. Trotz der Süße und der Röststoffe macht das Bier aber einen frischen Eindruck. Im kräftigen und runden Körper mischt sich die Süße von Südfrüchten mit Kaffeenoten. Dieses wirklich süffige Bier sollte in wirklich kleinen Schlucken getrunken werden, wobei jeder einzelne Schluck genossen werden kann und sollte. Der Abgang ist mild, klingt aber lange nach. Dies ist genau das richtige Bier für die langen Winterabende, die wir jetzt haben.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen (Hallertauer, Herkules), Hefe

Alkoholgehalt:

8,2 % Vol.

Stammwürze:

18,5 %

Bittereinheiten:

16 IBU

Brauerei:

Weißes Bräuhaus G. Schneider & Sohn GmbH
93309 Kelheim
http://www.schneider-weisse.de

Biershop Bayern

Craftbeer-Shop-Banner

Bajuvator

Nun steht mal wieder ein Bier aus Franken vor mir, der Tucher Bajuvator. Von einem Doppelbock aus Franken verspreche ich mir schon etwas Besonderes. Mal sehen, ob dieses Bier meine Erwartungen erfüllen kann.

In dunklem Mahagoni zeigt sich das Bier im Glas. Dazu recht viel cremiger elfenbeinfarbiger Schaum, der auch lange erhalten bleibt.

Wie zu erwarten wird das Aroma durch Röststoffe geprägt. Ich rieche Karamell, Schokolade und Whisky. Dieses volle Aroma macht richtig Lust auf den ersten Schluck, besonders da ich die dunklen Biere mag. Der Antrunk ist süß, wirklich süß. Mir wäre das Bier zu süß, würde nicht die reichlich vorhandene Kohlensäure den Geschmack den Geschmack noch retten. Schnell breitet sich der würzige Geschmack nach Schokolade und Röststoffen im Mund aus. Jetzt gefällt mir das kräftige Bier richtig gut. Nach dem intensiven Körper ist der Abgang erstaunlich mild.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Stammwürze:

18,3 %

Brauerei:

Tucher Traditionsbrauerei
90409 Nürnberg/Fürth
www.tucher.de

Debowe

Jetzt steht mal wieder ein Bier aus Polen vor mir, sogar ein Starkbier mit 7 %. Ich weiß, dass die Polen durchaus gutes Bier brauen können; leider habe ich bei meinem letzten Besuch die guten Biere wohl stehenlassen und mich an die Nieten gewagt. Mal sehen, ob dieses Bier auch in diese Kategorie gehört.

Intensiv Goldgelb ist es, dazu kommt sehr viel feinperlige Kohlensäure, so dass sich sehr viel feinporiger Schaum bildet, der auch lange erhalten bleibt. Allerdings muss ich feststellen, dass sich die Kohlensäure sehr schnell verabschiedet. Jetzt hoffe ich nur, dass noch ausreichend Kohlensäure im Bier gelöst ist, damit es nicht gleich abgestanden schmeckt.

Süß duftet mir das Bier aus dem Glas entgegen. Düfte von Toffee, Blumen und Pfirsichen breiten sich aus. In der Nase erinnert das Bier stark an ein gutes Bockbier, das mit richtigem Hopfen gebraut wurde, nicht wie so oft lieblos mit Hopfenextrakt zusammengerührt. Der Antrunk ist wie erwartet süß, dazu auch fruchtig. Eigentlich ist das schon sehr gut, aber zeigt sich, dass sich die Kohlensäure wirklich fast vollständig verflüchtigt hat. Dadurch wirkt das Bier zwar noch nicht abgestanden, aber ihm fehlt die Frische und Spritzigkeit. Schade. Schnell kommt das Bittere dazu, durchaus im Einklang mit der Süße des Antrunks. Der Geschmack ist intensiv, aber das Bier wirkt weder süffig noch rund, ich kann keine Säure feststellen. Irgendwie wirkt der Geschmack trotz der Intensität eher flach, beinahe wässrig. Der Abgang ist dann wenig bitter, dafür aber langanhaltend.

Begeisterung kann das Bier bei mir nicht auslösen. Dabei hat es wirklich einige gute Ansätze und ich habe den Eindruck, dass der Entwickler des Rezepts für dieses Bier zwar mit vielen Ambitionen begonnen hat, dann aber auf halber Strecke die Lust verlor. Das Debowe könnte ein richtig großes Bier werden.

Zutaten:

Diese müssen in Polen nicht angegeben werden und die Brauerei hat folgerichtig auf die Angabe verzichtet.

Alkoholgehalt:

7,0 % Vol.

Brauerei:

Kompania Piwowarska SA
61-285 Poznan
ul. Szwajcarska 1
Polen