Man muss seine Grenzen kennen, um sie sprengen zu können. Nichts, was an diesem Abend ins Glas kommt, entspricht dem angeblich ältesten Lebensmittelgesetz.
Aber bei allen sechs Kreationen handelt es sich eindeutig um Bier. Alle wurden in Deutschland, teils auch in Franken, gebraut und in Verkehr gebracht, obwohl dies eigentlich verboten ist. Ihre Brauer haben sich eine Ausnahmegenehmigung erkämpfen müssen oder riskieren eine Kollision mit der Lebensmittelaufsicht.
Martin Droschke und Norbert Krines, das Autorenteam von „111 deutsche Craft Biere, die man getrunken haben muss“ und anderen Bierbüchern, bringen historische Bierstile mit, wie die bereits um das Jahr 1000 dokumentierte, gesalzene Gose, „U-Boote“, bei denen der Status des Verbotenen gänzlich irritiert, weil man’s echt nicht für möglich gehalten hätte – und natürlich heiße Aromenkombinationen, bei denen Zutaten wie Kaffee, Kräuter und Früchte, Röstgerste oder Honig mit im Spiel sind.
Alle dargereichten Biere entsprechen dem „Natürlichkeitsgebot“, einem Siegel, das der Verband der Deutschen Kreativbrauer e. V., ein Zusammenschluss führender Craft Bier Künstler, als neues, zeitgemäßes Qualitätssiegel für rein natürliche Flüssiggaumenfreuden vorschlägt, bei denen nicht industriell getrickst wird.
An dem Abend werden 6-9 ausgewählte Craft Beer fachgerecht verkostet und erklärt.
Die Teilnehmerzahl ist auf 34 Personen begrenzt, Anmeldung über info@ahoernla.de
Der Ticketpreis beträgt 30,00 € pro Person.
Ort und Zeitpunkt:
Ahörnla
Obere Sandstr. 24
96049 Bamberg
18:30 – 21:30 Uhr
Flea ist eine Brauerei aus Umbrien in Italien. Ich habe den Brauer kürzlich in Düsseldorf kennengelernt und er hat mir seine Biere zum Verkosten gegeben. Eine Besonderheit dieser Brauerei ist, dass sie ihre Kreationen jeweils einer historischen Besonderheit widmet. In diesem Fall ist es Bianca Lancia.
Als Clausthaler im Jahr 1979 sein erstes alkoholfreies Bier auf den Markt brachte, war dies eine Pionierleistung, die aus Sicht des Genusses noch nicht wirklich befriedigend war. Seitdem hat sich die Technik deutlich weiterentwickelt und der Geschmack alkoholfreier Biere hat sich deutlich verbessert. Ich bin mir nicht sicher, wann das Clausthaler Naturtrüb auf den Markt kam, aber ich habe diese Kreation kürzlich erstmals entdeckt und musste sie auch gleich mitnehmen. Auf der Website von Clausthaler, die zur Binding-Brauerei in Frankfurt gehört, wird dieses Bier auch noch als „Jetzt Neu“ gekennzeichnet. Dann will ich das doch mal glauben und diese Neuentdeckung verkosten.
In der Ratinger Straße, mitten in der Altstadt von Düsseldorf, liegt die Brauerei Füchschen. Der Familienbetrieb wird von Peter König inzwischen in der vierten Generation geführt. Bei einer so langen Familientradition soll es doch wohl gelingen, ein gutes Bier zu brauen. Das obergärige Altbier, das jetzt vor mir steht, wird mit einem hauseigenen Hefestamm gebraut, der bereits seit dem Jahr 1848 verwendet wird. Da die Hefe einen Gutteil zum Geschmack eines Bieres ausmacht, darf ich wohl davon ausgehen, dass ich gleich ein unverwechselbares Bier verkosten werde.
Eine Besonderheit sticht bei den Bieren der Gentse Stadsbrouwerij Gruut sofort ins Auge – sie werden ohne Hopfen gebraut. Was uns heute eventuell etwas ungewöhnlich erscheint, war bis ins 16. Jahrhundert der Normalfall. Bier war ein Alltagsgetränk, sauberer und gesünder als das häufig verseuchte Wasser und viele Kräuter haben eine gesundheitliche Wirkung. Über die Beweggründe, 1516 das „Reinheitsgebot“ zu erlassen und damit ausschließlich Hopfen zum Brauen zuzulassen, können wir heute nur noch spekulieren. Mir sind einige Theorien bekannt, die alle für sich recht logisch erscheinen. Aber lassen wir das Thema und freuen uns auf ein wirklich traditionelles Bier, so wie es unsere Vorfahren vor mehr als 600 Jahren getrunken haben könnten.