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Gruthaus Grut

Gruthaus ist eine Brauerei in Münster, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, alte Bierrezepte wiederzubeleben. So auch in diesem Fall. Das Grut wurde nach Angaben der Brauerei nach einem Rezept von 1480 gebraut und zumindest in diesem Jahr dem 500jährigen Reformationsjubiläum gewidmet.

In der Zutatenliste dieses Bieres finden sich auch Hafer, Wacholder, Gagel und Kümmel. Diese Kräutermischung besteht aus Pflanzen, die auch im Münsterland wild wachsen, was vor der Verwendung von Hopfen wichtig war. Die Bauern waren damals schließlich ausreichend damit beschäftigt, die Lebensmittelversorgung mehr oder weniger zuverlässig sicherzustellen. Während Wacholder und Kümmel jedem bekannt sind, ist Gagel in der heutigen Zeit nicht mehr so bekannt. Daher habe ich im Internet danach gesucht. Es handelt sich dabei um einen Strauch, der vorwiegend am Rand von Mooren wächst und inzwischen auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten steht. Vermutlich aufgrund der in ihm enthaltenen ätherischen Öle wurde Gagel bereits früh zum Bierbrauen verwendet. Andere regional unterschiedliche Bezeichnungen für Gagel sind Bäckerbusch, Birtgenbertz, Borse, Flohkrut, Gerber-Myrthe, Grut, Mirtelbaum, Mirtelbon, Mirtelepoumahi, Mitrus, Myrtenheide, Noppenkraut, Portz, Rausch, Talgbusch, Torf-Öl-Myrte oder Waschbaum. Wenn Sie mehr über Gagel wissen wollen, können Sie sich auf Wikipedia informieren.

Da dieses Bier nicht dem deutschen Reinheitsgebot entspricht und trotzdem als Bier verkauft werden darf, wurde es bei der Brauerei Anders im belgischen Halen gebraut. Manchmal geht die deutsche Gesetzgebung schon merkwürdige Wege. Aber kommen wir jetzt einfach zum Bier.

Hellgelb ist es, fast wie Stroh. Dazu hefetrüb mit einer gewaltigen Schaumkrone, die durchschnittlich lange erhalten bleibt. Die Optik ist also schon mal nicht schlecht.

Das Aroma ist fruchtig. Ich rieche neben dem Malz Stachelbeeren, Ananas sowie die verwendeten Gewürze. Der Duft hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Witbier aus Belgien.

Der Antrunk ist recht süß und weich, wobei die Süße gut auf die Menge der sehr feinperligen Kohlensäure angeglichen ist. Schnell lässt die Süße nach und macht einer relativ kräftigen Säure Platz, die an einen Kräuteressig mit Zitrone erinnert. Im Abgang meldet sich die Süße wieder etwas zurück, zusammen mit einer Kräuterigkeit, die mich fast an Kräuterbonbons erinnert.

Das Bier wird bereits seit 2015 gebraut, so dass es offensichtlich seine Liebhaber hat. Meins ist es aber nicht so wirklich. Damit will ich nichts gegen die Brauerei gesagt haben; die anderen Biere von Gruthaus getestet habe, gefallen mir recht gut. Es ist auch möglich, dass das Bier im Handel nicht sachgemäß gelagert wurde, weshalb ich es erneut kaufen werde, wenn ich es noch einmal sehe.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizen, Weizenmalz, Hafer, Hefe, Hopfen, Wacholder, Gagel, Kümmel

Alkoholgehalt:

5,5 %

Brauerei:

Gruthaus-Brauerei
48143 Münster
www.gruthaus.de

Lebensfreude

Nun steht wieder ein Bier aus Neuzelle vor mir. Diesmal handelt es sich um ein glutenfreies Bier, die Brauerei nennt es Bier-Getränk. Das liegt vermutlich daran, dass die Lebensfreude nach dem vorläufigen Biergesetz nicht als Bier verkauft werden darf. Ein Blick auf die Zutatenliste (siehe unten) zeigt auch sofort auf, weshalb.

Ich habe bereits mehrere glutenfreie Biere verkostet und ganz ehrlich gesagt hat mir keines so richtig zugesagt. Das haben aber glutenfreie Biere mit den meisten “frei von…”-Produkten gemeinsam. Gluten ist ein natürlicher Bestandteil der meisten Getreide und wenn bei der Produktion eines Lebensmittels ein wichtiger Bestandteil der Rohstoffe entfernt wird, ändert das selbstverständlich der Geschmack, in der Regel nicht zum Vorteil. Aber ich will versuchen, die Lebensfreude aus Neuzelle vorurteilsfrei zu testen und zu bewerten.

Helles Gelb strahlt mir aus dem Glas entgegen. Ich sehe relativ wenig Kohlensäure. Es bildet sich eine knapp durchschnittlich voluminöse Krone aus mittelporigem Schaum, die sich relativ schnell auflöst. Optisch macht das Bier einen bestenfalls durchschnittlichen Eindruck.

Das Aroma ist recht schwach. Ich rieche Karamell sowie einen Hauch von Zitrusfrüchten. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass die Brauerei mit dem Hopfen etwas zu sparsam umgegangen ist.

Der Antrunk ist recht süßlich und auch etwas wässrig. Es zeigt sich aber, dass die Kohlensäure sehr feinperlig ist und im Bier war erheblich mehr Kohlensäure gelöst als ich erwartet hatte. Schnell schiebt sich eine kräftige Säure in den Vordergrund, die allerdings einiges an Fruchtigkeit vermissen lässt. Im Abgang fehlt mir jegliches Bitter, eventuell wird es durch die Säure überdeckt.

Ich meine, wer keine Probleme mit dem Gluten hat, sollte dieses Bier-Getränk meiden. Anders sieht es bei Menschen aus, die an Zöliakie leiden und daher Gluten nicht vertragen. Für diese Menschen ist die Lebensfreude sicher eine Alternative. Meist weichen diese Menschen auf Wein aus, aber zu manchen Speisen passt Wein einfach nicht. Ich habe im Internet den Blog “Glutenfrei leben im Alltag” gefunden, in dem das Bier von einer Frau mit Zöliakie beschrieben wird. Sie war von dem Produkt absolut begeistert. Leider wurde dieser Blog inzwischen aufgegeben und er ist nicht mehr erreichbar.

Zutaten:

Wasser, Invertzuckersirup. glutenfreier Gerstenmalz-Grundstoff, Bieraroma, Hopfen, Hopfen-Aroma, Schaumstabilisator (E405)

Alkoholgehalt:

4,8 %

Brauerei:

Klosterbrauerei Neuzelle GmbH
Brauhausplatz 1
15898 Neuzelle
www.klosterbrauerei.com

Dieses Bier können Sie portofrei bestellen, indem Sie auf den folgenden Banner klicken:


Allgäuer Heubier

Wenn Sie annehmen, dass das Allgäuer Heubier aus Bayern kommt, ist diese Annahme zwar nachvollziehbar aber falsch. Tatsächlich kommt das Allgäuer Heubier aus der Klosterbrauerei im brandenburgischen Neuzelle. Seit dem Jahr 2014 überrascht die kleine Brauerei nahe der Grenze zu Polen mit dieser Bierspezialität. Grundlage ist ein Pils, das mit Heuextrakt aufgewertet wird.

Nun habe ich bislang mit Heuextrakt noch keine Berührung gehabt und musste daher erst einmal nachforschen, was das ist und was denn so mit diesem Extrakt alles gemacht wird. Tatsächlich gibt es den Heuextrakt in der Apotheke zu kaufen – als Badezusatz, der entspannend und wohltuend für die Muskulatur ist und dabei den Stoffwechsel anregt. Nur mal so nebenbei: die Quelle, in der ich die Gebrauchsinformationen gefunden habe, veröffentlicht auch Informationen über die Käufer. So wird Heuextrakt ausschließlich von Frauen über 50 Jahren gekauft, das Durchschnittsalter beträgt 57 Jahre. Stärker beschäftigt mich aber die Frage, ob es sinnvoll ist, einen Badezusatz ins Bier zu kippen und es anschließend zu trinken. Dabei fällt mir aber ein, dass in Bayern sogar Sterneköche ihre Braten auf dem Heubett garen. Damit sind dann auch meine Bedenken hinsichtlich dieses Zusatzes zerstreut. Jetzt bleibt nur noch die Frage nach dem Geschmack.

Das Aroma wird durch Karamell bestimmt, dazu kommen einige blumige Noten. Ich vermute, dass als Grundlage für das Allgäuer Heubier das Pilsener der Klosterbrauerei verwendet wurde. Insgesamt gesehen ist das Aroma aber durchaus angenehm.

Der Antrunk ist recht süß, dabei aber spritzig und voll. Der erste Eindruck im Mund ist schon mal angenehm. Während sich das Bier im Mund verteilt kommt ein weiterer Geschmack dazu, vermutlich stammt er vom Heuextrakt. Dazu kommt ein leichtes Bitter. Ungewöhnlich, aber nicht schlecht. Auch der Abgang ist nur leicht bitter, dazu kommt der grasige und krautige Geschmack des Heuextrakts.

Das Bier ist ungewöhnlich und obwohl ich es mir durchaus als Begleitung zu einem Schweinebraten oder einem kräftigen Käse vorstellen kann, verstehe ich es durchaus, wenn jemand dieses Bier ablehnt. Es ist ungewöhnlich und auf jeden Fall einen Versuch wert.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Heuextrakt

Alkoholgehalt:

4,8 % Vol.

Brauerei:

Klosterbrauerei Neuzelle GmbH
Brauhausplatz 1
15898 Neuzelle
www.klosterbrauerei.com

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PoppoLou

Auf dieses Bier bin ich wirklich gespannt. Als Bierstil wird “Belgian North Sea Beer” angegeben. Und tatsächlich, in der Zutatenliste wird auch Brausalz angegeben. Da mir Brausalz nicht bekannt war, habe ich erst einmal im Internet danach gesucht. Ein Händler beschreibt die Verwendung einer Brausalzlösung wie folgt: “Lösung von natürlich-reinem Kalziumchlorid (E509) enthält 33% Kalziumchlorid. Das Brausalz wird in die Maische gegeben. Die Chloride geben dem Bier einen weicheren, volleren und süßeren Geschmack. Das Kalzium fördert die Ausflockung der Eiweiße und trägt zur Geschmacksstabilisierung bei.” Nachdem das jetzt geklärt ist, kann ich ja die Flasche öffnen und mir das Bier einschenken.

In hellem Gelb und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich eine wahninnig große weiße und feinporige Schaumkrone, die auch recht lange erhalten bleibt.

Das Bier duftet frisch und fruchtig. Ich rieche Zitrone, Ananas, Vanille und eine kräftige Menge Hefe. Das macht richtig Lust auf den ersten Schluck, auch wenn ich etwas unsicher bin, ob sich die Fruchtigkeit mit dem enthaltenen Salz verträgt.

Der Antrunk ist angenehm trocken, dabei wunderbar fruchtig und mit gut dosierter Kohlensäure. Auf der Zunge erscheint der reinste Obstsalat. Ich schmecke Ananas, und Maracuja, dazu Vanille. Süße und Säure sind gut ausgewogen und Bitter kann ich nicht schmecken. Genauso ist der Abgang frisch, fruchtig und kaum bitter. Jetzt schmecke ich erstmals einen Hauch Salz, aber so dezent, dass ich ihn vermutlich nicht bemerkt hätte, wenn ich nicht bewusst nach dem Geschmack des Salzes gesucht hätte. Leider klingt der Abgang nicht nach.

Das Poppolou ist perfekt für die Liebhaber milder und fruchtiger Biere, aber auch an einem Sommerabend am Strand… Das Bier ist die perfekte Begleitung zu gegrilltem Fisch, Algensalat und allem anderen, das aus dem Meer kommt

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe, Zucker, Brausalz

Alkoholgehalt:

6,0 %

Brauerei:

Brouwerij Anders!
Stadsbeemd 1025
3545 Halen
Belgien
www.bieranders.be

500 SL 2017

Nun steht ein Sondersud aus der Hausbrauerei Altstadthof in Nürnberg vor mir. Das 500 SL wurde 2016 erstmals im Gedenken an das 500jährige Bestehen des Reinheitsgebots gebraut und in diesem Jahr gab es einen Sondersud dieser Kreation, der auf 500 Flaschen limitiert ist.

Auf dem Etikett verspricht dieses Bier schon mal viel: “Das 500 SK besticht durch Eleganz und eine fantastische fruchtige Note. Es entwickelt eine Dynamische Aromatik und entführt Sie auf eine Fahrt mit offenem Verdeck durch die Hopfenlandschaft Eckental-Herpersdorf. Das rote Spezialmalz sorgt für den Kraftvollen Körper, der durch eindrucksvolle fünf Flavour-Hopfen veredelt und getunt wird. Unser B®aumeister hat einen Typus geschaffen, der traditionell gebraut und doch zeitgemäß anmutet und alle gehobenen Ansprüche im Detail erfüllt. Spritzig, geschmeidig, kraftvoll und erfrischend anders.”

Die Brauerei verspricht also ziemlich viel und jetzt will ich mal prüfen, ob die Versprechungen auch eingehalten werden.

Zumindest was die Optik betrifft hat die Brauerei nicht zu viel versprochen. Kupferrot und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich sehr viel weißer sahniger Schaum, der auch lange erhalten bleibt. Wenn der Geschmack genauso gut ist wie die Optik, hat die Brauerei wirklich nichts falsch gemacht. Irgendwie war das ja auch zu erwarten, denn Rotbier können die Nürnberger ja wirklich brauen.

Im Aroma kämpft der Duft des Malzes mit dem Duft roter Johannisbeeren und von Vanille. Die Brauerei verspricht auch das Aroma wilder Stachelbeeren, die ich allerdings nicht riechen kann. Das mag auch daran liegen, dass ich Stachelbeeren ausschließlich als Kulturpflanze kenne. Aber auf jeden Fall duftet das Bier intensiv und sehr fruchtig. Ich kann den ersten Schluck kaum erwarten.

Auch der Antrunk ist sehr fruchtig und dabei recht süß. Dazu kommt die sehr feinperlige Kohlensäure, von der ich mir aber doch etwas mehr erhofft hätte. Die Fruchtigkeit bleibt auch erhalten, während sich das Bier auf der Zunge verteilt. Jetzt kommt neben den Johannisbeeren noch eine andere, süßere Frucht zum Vorschein, die ich allerdings nicht identifizieren kann. Ob das die wilde Stachelbeere ist? Egal, auf jeden Fall macht das Bier einen vollen und runden Eindruck. Der Abgang ist kurz bitter. Der bittere Eindruck lässt aber sehr schnell nach und wird durch einen leichteren milden Nachklang abgelöst, der lange erhalten bleibt.

Im 500 SL 2017 zeigt sich die fränkische Braukunst von ihrer schönsten Seite.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Naturhopfen (Tradition, Saphir, Blanc, Select), Hefe

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Brauerei:

Hausbrauerei Altstadthof
Bergstr. 19/21
90403 Nürnberg
https://www.hausbrauerei-altstadthof.de/

Stauder Jacob

Nun verkoste ich mal ein Bier der Brauerei Stauder aus Essen. Lange habe ich Stauder als ziemlich langweilig wahrgenommen, es gab Pils und Helles, das Pils auch in einer alkoholfreien Variante, und das war es dann auch schon. Damit macht die Marke Stauder auf mich einen eher langweiligen Eindruck. Damit ist erst einmal nichts gegen die Qualität der Biere oder des Unternehmens gesagt. Schließlich gehört zu Stauder auch die Borbecker Brauerei, die richtig gute Biere herstellt. Aber unter der Marke Stauder gibt es normalerweise nur die drei erwähnten Biere. Nachdem die Brauerei in diesem Jahr 150 Jahre alt wird, hat sie ein Jubiläumsbier herausgebracht, das Jacob. Auf der Website wird nicht klar, ob das Jacob nur im Jubiläumsjahr 2017 angeboten wird oder ob dieses Bier Teil des Standardsortiments ist.

Hell bernsteinfarben und kristallklar zeigt sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich eine durchschnittlich große Blume aus feinporigem weißem Schaum, die sehr lange erhalten bleibt. Die Optik ist also nicht zu bemängeln.

Das Aroma wird durch das Malz dominiert. Die wichtigste Note in das Toffee. Dazu kommen grasige, blumige Noten des Hopfens sowie ein Hauch Zitrus. Mir persönlich fehlt da etwas Komplexität, aber auch das Aroma ist fehlerfrei, wenn auch verbesserungsfähig.

Der Antrunk ist spritzig und leicht süß. An dieser Stelle gibt es nichts zu meckern. Aber sobald sich das Bier auf der Zunge ausbreitet, kommt ein Loch. Jetzt fehlt wirklich der Geschmack. Erst im Abgang erscheint ein angenehmes und nicht zu kräftiges Bitter mit kurzem Nachklang.

Das Jacob ist ein Bier, das sich wohltuend aus dem Pils-Einerlei abhebt, das dem Ruhrgebiet gerne nachgesagt wird, auch wenn das nicht mehr unbedingt stimmt. Sollte es noch mehr Spezialitätenbiere aus der Brauerei Stauder geben, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass irgendwann ein Bier dabei sein wird, das mir richtig gut gefällt.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen (Saphir), Hefe

Alkoholgehalt:

5,6 % Vol.

Brauerei:

Privatbrauerei Jacob Stauder GmbH & Co. KG
Stauderstr. 88
45326 Essen
www.stauder.de

Marathon

Nun steht mal wieder ein Bier aus der Klosterbrauerei Neuzelle in der Lausitz vor mir. Diesmal handelt es sich um das Marathon, das, Nomen est Omen, Bier plus Energie verspricht. Weshalb Energie? Die Zutatenliste gibt Auskunft. Neben den üblichen Zutaten Wasser, Malz und Hopfen enthält das Marathon aus 250 mg L-Carnitin. Diese Zutat muss ich erst einmal im Internet recherchieren.

Wikipedia beginnt die Definition dieses Stoffes mit einem recht schwer verdaulichen Satz: “Carnitin, genauer L-Carnitin, ist eine natürlich vorkommende, chemische Verbindung, die aus den Aminosäuren Lysin und Methionin hergestellt wird. Es spielt eine essentielle Rolle im Energiestoffwechsel tierischer und pflanzlicher Zellen. L-Carnitin fungiert als Rezeptormolekül für aktivierte Fettsäuren im Cytosol und in Zellorganellen wie den Mitochondrien. Es übt diese Funktion im Wechselspiel mit Coenzym A aus. Fettsäuren können nur gebunden an L-Carnitin durch die Mitochondrienmembranen transportiert werden.” Na gut, damit kann ich nicht allzu viel anfangen. Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird ausgeführt, dass das L-Carnitin noch als Fettverbrenner und als leistungssteigerndes Mittel gehandelt wird, beides Eigenschaften, die nicht unumstritten sind. Wenn Sie es genauer wissen wollen, beginnen Sie mit dem Lesen auf der Wikipedia-Seite, die ich am Beginn dieses Absatzes verlinkt habe. Dort finden Sie auch weitergehende Links zu diesem Thema. Hier will ich mich nur mit dem Aussehen und Geschmack des Bieres beschäftigen.

Goldgelb mit viel aktiver Kohlensäure präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich eine leicht überdurchschnittliche Krone aus feinporigem weißem Schaum, die allerdings relativ schnell in sich zusammenfällt.

Das Aroma wird durch das Malz dominiert. Es enthält aber auch würzige Noten sowie einen süßen Duft, der an ein Sahnebonbon erinnert. Das gefällt mir schon mal nicht schlecht.

Der Antrunk ist nur leicht süß und die Kohlensäure verleiht ihm eine angenehme Spritzigkeit. Auf der Zunge lässt der Geschmack des Bieres nach und erst in der Kehle zeigt sich ein leichtes Bitter. Der Abgang ist mit einem freundlichen Bitter recht mild, aber der Geschmack klingt lange nach.

Das Marathon erinnert an ein bayerisches Helles und ist im Sommer ein recht angenehmes Bier.

Zutaten:

Wasser, Malz, Hopfen, L-Carnitin

Alkoholgehalt:

4,8 % Vol.

Brauerei:

Klosterbrauerei Neuzelle GmbH
Brauhausplatz 1
15898 Neuzelle
www.klosterbrauerei.com

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Leikeim Steinbier

Steinbier gehört zu den seltenen Bierspezialitäten. Es wird mit obergäriger Hefe gebraut. Dabei handelt es sich vermutlich um die älteste Braumethode. Da es keine Metallgefäße gab, war das indirekte Kochen die einzige Möglichkeit, große Wassermengen zu kochen. Dafür wurde ein Loch in der Erde ausgehoben, mit Steinen ausgekleidet und mit Holz aufgefüllt. Das Holz wurde entzündet und es wurden Steine daraufgelegt, die sich durch das Feuer auf bis zu 1000° C erhitzten. Die heißen Steine wurden mit Zangen in die Bierwürze gegeben und diese dadurch zum Kochen gebracht. Durch die Hitze öffneten sich in der Oberfläche der Steine Poren, in denen der Malzzucker karamellisierte. Auf diese Weise erhält das Steinbier seinen karamellartigen und leicht rauchigen Geschmack. Heute wird Steinbier in Franken, Baden-Württemberg und Salzburg gebraut. Heute steht vor mir das Steinbier von Leikeim in Altenkunstadt in Franken. Mal sehen, wie es sich so macht.

Die Brauerei verspricht schon mal viel. Die für das Bier verwendete Gerste wurde in Franken angebaut und auch regional gemalzt. Die Aroma-Hopfen stammen aus Spalt und der Hallertau. Das Wasser kommt aus dem betriebseigenen Brunnen und die Hefe wird in der eigenen Reinzuchtanlage gezüchtet. Wir können uns also auf ein Bier freuen, das einzigartig ist.

Schon optisch macht das Bier einen hervorragenden Eindruck. Bernsteinfarben mit einer großen weißen cremigen Schaumkrone präsentiert es sich im Glas. Der Schaum bleibt auch lange erhalten.

Das Aroma wird durch Karamell dominiert; das Bier dürfte also recht süß sein. Die Hopfennoten bleiben diskret im Hintergrund und sind kaum festzustellen. Aber gut, die Karamellisierung ist ja ein Merkmal des Steinbiers.

Wie erwartet ist der Antrunk recht süß, was zusammen mit der sehr feinperligen Kohlensäure aber durchaus angenehm ist. Überhaupt bleibt das Karamell die wichtigste Geschmacksnote. Auf der Zunge kommt noch eine leichte Fruchtigkeit dazu. Erst im Abgang kommt erstmals ein leichtes angenehmes Bitter zum Vorschein, das aber nur kurz nachklingt.

Das Leikeim Steinbier ist ein sehr angenehmes Bier für alle, die sehr milde Biere mögen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,8 % Vol.

Brauerei:

Brauhaus Leikeim
Gewerbegebiet 4
96264 Altenkunstadt
www.leikeim.de

Insel Brauerei Baltic Tripel

Seit 2015 braut die Insel-Brauerei in Rambin auf Rügen unter dem Motto “Expeditionen ins Bierreich” besondere Biere. Dabei werden alte Bierstile neu interpretiert, ohne sich dabei durch das deutsche Reinheitsgebot einschränken zu lassen. Für mich steht aber eine andere Besonderheit der Insel-Brauerei im Mittelpunkt: Während etliche andere Brauer immer nur von “ihrem Hefestamm” sprechen, also in Einzahl, verwendet die Insel-Brauerei 24 unterschiedliche Hefen, jeweils zwei für jedes der zwölf Biere, die in Rambin gebraut werden. Ich kann nicht beurteilen, wie groß die Unterschiede im Ergebnis sind, aber zumindest zeigt die Vielzahl der Hefen an, wie sorgfältig auf Rügen die Zutaten für die Biere ausgewählt werden. Jetzt steht vor mir das Baltic Triple. Das Tripel ist ein belgischer Bierstil, stark eingebraut mit einem Alkoholgehalt bis zu etwa 10 Volumenprozenten. Mal sehen, ob sich ein solches Bier auch in Mecklenburg-Vorpommern brauen lässt.

Dass die Flaschen in Papier gepackt sind, auf dem die Informationen zum Bier stehen, ist im Regal ein guter Blickfang. Außerdem ist auf diese Weise auch mehr Platz für die Informationen. So stehen auf der Flaschenverpackung auch alle Infos, die auf der Website stehen. Eine Information sticht besonders hervor: für das Bier wird eine Trinktemperatur von 16° C empfohlen. Meist wird eine deutlich niedrigere Temperatur empfohlen, für meinen Geschmack häufig eine zu niedrige Temperatur. Ich meine, je besser ein Bier schmeckt und je dunkler und stärker das Bier ist, desto wärmer kann es auch getrunken werden. Dann ist es nicht erforderlich, es fast bis auf Kühlschranktemperatur herunter zu kühlen. Offensichtlich sind die Brauer auf der Insel der gleichen Meinung.

In der Zutatenliste steht an letzter Stelle “Gewürz”. Als ich das bei der Insel Kreide erstmals gesehen habe, habe ich einmal bei der Brauerei nachgefragt, was es damit auf sich hat. Markus Berberich, der Geschäftsführer der Rügener Insel-Brauerei, hat mir damals geantwortet, dass das Bier Kreide enthält und es nicht klar war, ob die Kreide extra ausgewiesen werden muss. Da sie natürlich im Wasser gelöst vorkommt, ist es eigentlich nicht erforderlich, sie in der Zutatenliste aufzuführen. Aber verboten ist es nicht, so dass sie noch als Gewürz auf der Flasche ausgewiesen wird. Jetzt wollen wir aber endlich zum Bier kommen.

Goldgelb und leicht hefetrüb ist das Bier. Es enthält viel Kohlensäure, die vermutlich aus der Flaschengärung entsteht, während der die Hefe den zugesetzten Traubenzucker in Alkohol und Kohlensäure aufspaltet. Darüber bildet sich sehr viel sahniger weißer Schaum, der lange erhalten bleibt. Optisch kann ich schon mal nichts an dem Bier aussetzen.

Das Aroma lässt sich einfach als fruchtig beschreiben. Ich rieche Zitronenschale, Vanille und – für ein helles Bier eher untypisch – rote Beeren. So macht das Bier Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist leicht süß und spritzig. Obwohl die Süße nicht intensiv ist, zeigt sich von Anfang an ein kräftiger Geschmack auf der Zunge, der durch eine leichte Würzigkeit unterstützt wird. Schnell breitet sich der Geschmack im Mund aus und bringt dann eine ordentliche Fruchtigkeit mit. Ich schmecke Zitronen, Bananen und Ananas, dazu etwas Apfel. Süße und Säure sind ausgewogen, Bitter ist eher zu ahnen. Der Abgang ist überraschend fruchtig und langanhaltend.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Traubenzucker, Naturhopfen, Hefe, Gewürz

Alkoholgehalt:

9,5 % Vol.

Brauerei:

Rügener Insel-Brauerei GmbH
Hauptstr. 2c
18573 Rambin
www.insel-brauerei.de

Dieses Bier können Sie ab einer Bestellsummer von 49,00 Euro durch einen Klick auf das folgende Banner versandkostenfrei bestellen:

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Potsdamer Stange

Jetzt steht mal wieder ein Bier aus der Braumanufaktur in Potsdam vor mir. Die Potsdamer Stange ist ein alter regionaler Bierstil, der zuletzt in den 1970er Jahren gebraut und durch die Braumanufaktur wiederbelebt wurde. Den Namen dieses Bierstils beschreibt die Brauerei auf ihrer Website wie folgt: “Durch den höheren Spundungsdruck bei der Herstellung ist dieses Bier etwas spritziger und es entsteht mehr Schaum. Deshalb verwendet man zum Ausschank hohe Gläser um dem Schaum den nötigen Steigraum zu geben. Diese Stangengläser gaben dem Bier auch den Namen.”

Dass die Brauerei Rohstoffe aus biologischem Anbau verwendet, ist keine Seltenheit mehr. Aber die Brauerei geht noch weiter. Sie veröffentlicht nicht nur den biologischen Anbau, sondern verrät auch ihre Lieferanten. Die gesamte Lieferkette vom Anbau der Rohstoffe über die einzelnen Verarbeitungsstufen wird veröffentlicht. Das nenne ich mal Transparenz. Dafür wird auf dem Rückenetikett der wichtigsten Biere eine bmg-Nummer aufgedruckt. Diese Nummer geben Sie unter www.bio-mit-gesicht.de ein und Sie erfahren, wer den Hopfen und die Gerste angebaut hat, wer die Gerste gemälzt hat, welche Zwischenhändler an der Produktionskette beteiligt waren und die Mannschaft der Brauerei wird mit einem Bild vorgestellt. So detailliert wollen die meisten Konsumenten es vermutlich gar nicht wissen, aber eine so weitgehende Transparenz beweist auf jeden Fall, dass die Brauerei wirklich nichts zu verbergen hat. Aber kommen wir jetzt zum wichtigsten, dem Bier.

Hell bernsteinfarben und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Wie von der Brauerei beschrieben bildet sich recht viel feinporiger Schaum. Er ist weiß und hält sich wirklich lange Zeit. Optisch hat die Brauerei also keinen Fehler gemacht.

Nach der Optik vermag auch das Aroma zu überzeugen. Ich rieche Gras, reife Bananen, gebrannte Mandel und aus dem Hintergrund noch ein Hauch fruchtiger Noten. Das macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Die Süße des Bieres wird während des spritzigen Antrunks durch die reichlich vorhandene Hefe abgemildert, die auch vom ersten Moment an für einen komplexen und intensiven Eindruck sorgt. Schnell kommen die bananigen Noten des Weizenmalz hervor. Zwar ist der Geschmack nach Banane nicht so intensiv wie bei einem Weizenbier, aber ich habe ihn durchaus als stärksten Geschmackseindruck wahrgenommen. Aber auch andere fruchtige Noten kommen zu ihrem Recht. Süße, Säure und bitter sind gut ausgewogen, so dass das Bier einen runden und vollmundigen Eindruck macht. Der Abgang ist leicht bitter und er klingt nur relativ kurz nach.

Die Potsdamer Stange erinnert an ein belgisches Witbier, nur dass die zusätzlichen fruchtigen Noten nicht vorhanden sind, die durch die Kumquats und den Koriander entstehen. Es ist ein Bier, das rundherum zu begeistern weiß. Ich kann es nur empfehlen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Naturdoldenhopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

4,5 % Vol.

Stammwürze:

11,8 %

Brauerei:

Braumanufaktur GmbH
Templiner Str. 102
14473 Potsdam
www.braumanufaktur.de