Wenn mich jemand nach meiner belgischen Lieblingsbrauerei fragen würde, käme mir sicher die Brasserie Lupulus in den Sinn. Von der steht jetzt das Lupulus Blanche vor mir, ein Witbier.
Beim Blick auf das Rückenetikett fällt mir noch etwas auf. Das belgische Witbier wird bekanntlich mit Koriander und Orangenschalen gebraut. Diese beiden Zutaten stehen aber nicht auf der Zutatenliste. Andererseits werden sie weiter unten auf dem Etikett genannt. Das verunsichert mich jetzt etwas. Na ja, die Antwort werde ich gleich mit meiner Nase und meiner Zunge erfahren.
Weizengelb und kräftig hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber steht eine üppige feinporige Schaumkrone, die sich mit dem Zusammenfallen viel Zeit lässt. Die Optik kann mich wirklich begeistern.
Düfte nach Zitrusfrüchten steigen mir in die Nase, dazu eine geringe Malzsüße, die sich mit dem Duft nach Banane vereint.
Der Antrunk ist frisch und mäßig süß. Dabei sorgt die reichlich vorhandene feinperlige und trotzdem kräftige Kohlensäure für eine ungeheure Spritzigkeit. Auf der Zunge dominiert der fruchtig-bittere Geschmack von Grapefruit, untermalt von den würzigen Noten des Korianders, den ich jetzt erstmals feststelle. Das Mundgefühl ist voll und rund. Im Abgang lässt das Bitter überraschend nach und die Fruchtigkeit des Hopfens tritt in den Vordergrund, wo sie lange nachklingt.
Das Lupulus Blanche ist durchaus in der Lage, mich zu begeistern, auch wenn ich dieses Bier nicht für ein typisches Witbier halte, sondern es erinnert mich eher an ein Pale Ale. Und um auf meine eingangs gestellte Frage zurückzukommen: ja, Koriander und Orangenschale sind während des Brauprozesses verwendet worden. Weshalb sie nicht in der Zutatenliste stehen, erschließt sich mir allerdings nicht Herausgekommen ist ein angenehmes Bier, das hervorragend zu Muschelgerichten passt, aber auch an einem warmen Abend auf dem Balkon eine gute Figur macht.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Weizen, Hopfen, Zucker, Hefe
Alkoholgehalt:
4,5 % Vol.
Bittereinheiten:
25 IBU
Brauerei:
Brasserie Lupulus
Courtil 50
6671 Gouvy
Belgien
www.lupulus.be
Flea ist eine Brauerei aus Umbrien in Italien. Ich habe den Brauer kürzlich in Düsseldorf kennengelernt und er hat mir seine Biere zum Verkosten gegeben. Eine Besonderheit dieser Brauerei ist, dass sie ihre Kreationen jeweils einer historischen Besonderheit widmet. In diesem Fall ist es Bianca Lancia.
Für dieses Bier hat die im Jahr 1986 gegründete Brauerei St. Christoffel aus JB Breda in den Niederlanden ein Witbier mit einem milden IPA gekreuzt. Außerdem wurde das Bier einer Nachgärung in der Flasche unterzogen, eine Methode, die in der Regel zu komplexen Aromen und Geschmäckern führt. Außerdem wurde der Würze Hafer zugesetzt, der für einen milderen Geschmack sorgen soll. Dieses Bier wird seit 2001 gebraut. Jetzt will ich herausfinden, ob die Kombination gelungen ist.
Jetzt steht eine noch recht neue Schöpfung von Ralph Hertrich aus der Hopferei Hertrich vor mir. Der Orangenfalter ist ein Witbier. Witbier ist ein anerkannter Bierstil, der in Belgien sehr viel gebraut wird und da im Witbier Koriander sowie Orangenschalen verbraut werden, entspricht dieses Bier nicht dem deutschen Reinheitsgebot. Es muss also als „alkoholhaltiges Malzgetränk“ und „Lebensmittel eigener Art“ angeboten werden. Im April 2018 wurde der Orangenfalter erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wieder einmal steht ein Bier aus der Brouwerij Haacht in Boortmeerbeek vor mir, das Super 8 Blanche. Auch dieses Bier haben mir die Brauer auf der Internorga mitgegeben. Auch wenn ich für diese Flasche nicht gezahlt habe, werde ich mich bemühen, sie objektiv zu beurteilen.
AB InBev ist für viele Bierliebhaber die Hassfigur. Teilweise kann ich das auch verstehen. Insbesondere wenn dieses Unternehmen eine große Brauerei aufgekauft hat, soll die Qualität der Biere wohl gesunken sein. Ich erinnere mich an einen Fernsehbericht, in dem mehrere ehemalige Betriebsräte von Becks erklärt haben, dass das Hopfenaroma des in Bremen hergestellten Bieres im Gegensatz zu früher heute kaum noch wahrnehmbar sei. Aber das ist nicht immer so bei AB InBev. Beispiele dafür sind Leffe und Hoegaarden, beides belgische Brauereien, die zum Konzern AB InBev gehören und deren Erzeugnisse in fast keinem guten Craft Beer-Laden fehlen. Jetzt steht das Hoegaarden Wit Blanche vor mir, ein Witbier und das Flaggschiff der Brauerei in der gleichnamigen Gemeinde im flämischen Teil von Belgien.
Jetzt will ich ein Bier aus der Brauerei Stiegl im österreichischen Salzburg verkosten. Meinen ersten Kontakt mit einem Bier aus dieser Brauerei hatte ich in Wien. Damals war ich etwas enttäuscht von dem Bier. Es war nicht schlecht, aber irgendwie austauschbar. Inzwischen habe ich einige Informationen über die Brauerei erhalten. Sie ist nicht nur eine der größten Brauereien in Österreich, sondern sie ist auch eine der innovativsten. Zu den Bieren, die in großen Mengen hergestellt werden, kamen vor acht Jahren die Hausbiere in den 0,75l Flaschen gesellt und haben so manchen Bierliebhaber neue Bierstile nähergebracht. Erwähnenswert ist auch die Holzfassveredlung von Bieren. Zur Brauerei gehört auch Gut Wildshut. Dort gibt es nicht nur eine kleine Brauerei, sondern auch eine Mälzerei. Im Jahr 2015 startete man einen Versuch, das erste Urbier in vergrabenen Tonamphoren reifen zu lassen. Die Stiegl-Brauerei verfügt über mehrere Produktlinien. Eine davon ist Max Glaner’s. Diese Produktlinie wurde nach dem Stadtteil Maxglan benannt, in der die Brauerei seit etwa 150 Jahren beheimatet ist.
Nun steht mal wieder ein Witbier aus Belgien vor mir, das Troublette aus der Brasserie Caracole in Falmignoul, einem Vorort von Dinant. Auffällig ist das Etikett, das für deutsche Augen eventuell etwas kitschig wirkt, aber die Brauereien in Belgien verpflichten häufig Künstler, damit diese die Etiketten gestalten. So auch hier. Bei diesem Bier hat sich der Künstler aber wirklich Mühe gegeben.
Nun steht ein Witbier aus den Niederlanden vor mir, das Venloosch Wit. Auch wenn Wit Bier übersetzt Weißbier ist, dürfen wir die Witbiere aus Belgien und den Niederlanden nicht mit den bayerischen Weißbieren verwechseln. Während sich die Biere aus Bayern und dem Rest der Bundesrepublik an das deutsche Reinheitsgebot halten, enthalten die Witbiere auch Orangenschalen und Gewürze, in der Regel Koriander, aber auch weitere Kräuter und Gewürze sind möglich. Außerdem enthält Witbier meist weniger Weizenmalz als die deutschen Weißbiere. Das macht Witbier zu einem eigenen Bierstil. Das führt zu teilweise skurrilen Ergebnissen. Eines davon beschreibt Oliver Wesseloh, der Inhaber der Kehrwieder Kreativbrauerei in Hamburg, in seinem Buch „Bier leben“ (ISBN 2091146418161). Da hat ein deutscher Craft Beer-Brauer ein Witbier kreiert, das er zu einem Bierwettbewerb einreichen wollte. Ich habe das Bier selbst nicht getrunken, aber es soll wirklich gut gewesen sein. Leider ging das nicht, da eine der Teilnahmebedingungen war, dass das Bier in seinem Heimatland als Bier verkauft werden darf. Da er aber das Bier in Deutschland gebraut hatte und Witbier nicht dem deutschen Reinheitsgebot entspricht, darf es in Deutschland nicht als Bier verkauft werden. Wäre er zu einem befreundeten Brauer ins Ausland gefahren, hätte sein Bier dort hergestellt und anschließend nach Deutschland importiert, wäre es kein Problem gewesen. Logik sieht irgendwie anders aus.
Für ein richtig gutes Bier kann man auch richtig viel Geld ausgeben. Dass es auch anders geht beweist dieses Bier – das Blanche de Namur aus der Brauerei Du Bocq in der Wallonie, dem Süden Belgiens. Beim World Beer Awards 2012 wurde es als „World’s best wheat Beer“ ausgezeichnet. Trotzdem habe ich es in einem belgischen Supermarkt für unter vier Euro für die 0,75 l-Flasche gefunden. Es handelt sich also auf jeden Fall um ein richtig gutes Bier und jetzt stellt sich nur noch die Frage, ob es auch mir schmeckt. Das ist schließlich eine individuelle Entscheidung, die sich nur bedingt objektiv beurteilen lässt.