Archiv für den Monat: Februar 2017

Harz Craft Klosternacht

Im September 2016 hatte ich bereits berichtet, dass das Kloster Wöltingerode bei Goslar eine eigene Craft Beer-Reihe plant. Inzwischen sind die Biere gebraut und sie werden vertrieben. Ich habe die Biere auf der Grünen Woche in Berlin kennengelernt und vor etwa einer Woche erhielt ich von der Brauerei ein Paket mit vier Flaschen Bier, jeweils eine Flasche jeder Sorte. Heute will ich die Klosternacht verkosten, ein Winterbockbier.

Von diesem Bier erwarte ich viel. Das liegt nicht etwa daran, dass ich nur etwa 50 km vom Kloster entfernt aufgewachsen bin und daher heimatliche Gefühle aufkommen könnten. Aber bereits die Angaben auf dem modern gestalteten Etikett machen auf das Bier neugierig. Ein Winterbock mit einer Stammwürze von 18,7° Plato verspricht schon etwas Besonderes zu sein. Und ein Craft Beer, das ohne Aromahopfen gebraut wird, sondern ausschließlich mit dem Bitterhopfen Taurus, lässt nur zwei Möglichkeiten zu: entweder ist das Bier sehr bitter (was ja nun für ein Bockbier absolut untypisch wäre) oder es handelt sich um ein sehr mildes Bier, das seinen Geschmack vor Allem aus den verwendeten Malzen bezieht. Auch wenn ich gerne mal ein stark gehopftes Bier trinke, erscheinen mir die eher malzigen Biere doch irgendwie eleganter. Jetzt wird es aber wirklich Zeit, dass ich prüfe, ob die Klosternacht meinen Erwartungen entspricht.

Fast schwarz ist die Klosternacht, lediglich wenn ich das Glas gegen das Licht halte, erkenne ich ein sehr dunkles Rubinrot. Darüber bildet sich relativ viel beiger Schaum mit einer sahnigen Konsistenz, der nur langsam in sich zusammenfällt.

Als erstes steigt mir der Duft von Whisky in die Nase, dazu Tabak. Abgerundet wird das Aroma durch Toffee und einen sanften Vanilleduft. Mich wundert, dass Röststoffe eher zurückhaltend vorkommen.

Auch im Antrunk sticht der Geschmack des Bourbonfasses hervor, in dem das Bier gereift ist. Dabei hält sich die Süße des Bieres angenehm zurück und obwohl das Bier relativ wenig Kohlensäure enthält, wirkt es absolut nicht abgestanden oder langweilig, sondern er macht im Gegenteil einen wirklich frischen Eindruck. Erst im Körper kommt eine stärkere Süße durch und im Mund breitet sich ein diskreter Schokoladengeschmack aus, der wirklich gut zum Geschmack des Whiskys passt. Das Bier ist ausgewogen und weich. Im Abgang setzen sich die Eindrücke des Körpers fort. Obwohl das Bier wirklich nur ganz wenige Bitterstoffe enthält, klingt der Geschmack lange nach.

Auch wenn die Brauerei dieses Bier als Dessert und in Kombination mit Zartbitterschokolade empfiehlt, gefällt es mir besser als Aperitif vor einem festlichen Essen, ohne dass etwas zu Essen dazu gereicht wird. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein Snack den Geschmack dieses Biers noch unterstützen kann.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsener Malz, helles Karamellmalz, Chocolate Malz, Röstmalz), Hopfen (Taurus)

Alkoholgehalt:

7,9 % Vol.

Stammwürze:

18,7° Plato

Brauerei:

Kloster Wöltingerode
Brennen und Brauen GmbH
Wöltingerode 1
38690 Goslar
www.harz-craft.de

Dieses Bier können Sie ab 12 Flaschen oder einem Bestellwert von mindestens 49 Euro (auch gemischt) versandkostenfrei online bestellen:

Kirin Ichiban

Laut vorderem Etikett handelt es sich hier um ein japanisches Bier. Das Rückenetikett gibt aber an, dass das Kirin Ichiban in Lizenz in der Staatsbrauerei Weihenstephan gebraut wird. Die Japaner sind ja bekannt dafür, bei der Herstellung von Lebensmitteln teilweise einen Riesenaufwand zu betreiben und anschließend einen irrsinnigen Preis zu verlangen (und auch zu zahlen). Ob der getriebene Aufwand wirklich immer der Qualität zugutekommt oder ob es sich um Humbug handelt vermag ich nicht beurteilen. Aber besser etwas zu viel Aufwand betreiben als durch zu wenig Beschäftigung mit dem Produkt ein schlechtes Ergebnis zu erhalten. Das ist bei den Japanern wohl gewährleistet. Die Brauerei in Weihenstephan garantiert dann auch, dass sich an das japanische Rezept gehalten wird und ein gutes Bier dabei entsteht. Soweit mein Vorurteil; vergewissern wir uns, ob es der Realität entspricht.

Golden und klar steht das Bier im Glas. Es enthält relativ viel Kohlensäure und bildet eine durchschnittliche Menge feinporigen weißen Schaums, der durchschnittlich schnell in sich zusammenfällt. Die Optik ist also schon mal nicht schlecht, wenn auch nichts Besonderes.

Das Aroma wird durch das Malz bestimmt, unterstützt durch blumige und grasige Noten des Hopfens. Es riecht halt wie ein wirklich gutes Fernsehbier.

Der Antrunk ist vollmundig, süffig und leicht süß. Schnell kommen Bitterstoffe hinzu, die mit der Süße harmonisieren. Allerdings kann ich kaum saure Noten schmecken, die das Bier noch runder machen würden. Der Abgang ist angenehm bitter, wenn auch mit kurzem Nachklang.

Eigentlich hätte ich das Ergebnis dieser Verkostung ahnen können: vermutlich haben die Japaner ein deutsches Premium-Pils genommen, dieses als Maßstab genommen, den es zu übertreffen gibt und das anschließend einfach gemacht. Dabei ist ein wirklich anständiges Pils entstanden.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Brauerei:

Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan
85354 Freising
www.weihenstephaner.de

für und unter Lizenz von

Kirin Europe GmbH
Louise-Dumont-Str. 31
40211 Düsseldorf
www.kirineurope.com

Leikeim Feines Schwarzes

Tiefschwarz ist es, das Feine Schwarze von Leikeim aus Altenkunstadt in Oberfranken. Darüber bildet sich ein cremiger hellbrauner Schaum, der nur langsam in sich zusammenfällt.

Das Aroma wird durch Röststoffe dominiert. Ich rieche Kaffee und im Hintergrund einige fruchtige Noten und etwas Vanille.

Der Antrunk ist recht süß mit dem Geschmack nach Karamell und etwas dunkler Schokolade. Leider ist die Kohlensäure nur sehr gering vertreten. Schnell kommt der Geschmack nach Kaffee durch, aber zusätzlich schmeckt das Bier etwas angebrannt. Zumindest für meinen Geschmack hat die Brauerei hier zu viel Röstmalz verwendet. Aber gut, anderen Menschen kann das ja durchaus schmecken. Der Abgang ist leicht bitter, dazu kommt eine leichte Säure. Dafür klingt er aber recht lange nach.

Ich kann mir nicht helfen, aber das können die Franken wirklich besser. Ein Blick auf das Etikett verrät mir, dass das Bier “nach Pilsener Brauart” gebraut wurde. Ich vermute jetzt mal, dass es sich um ein Pils handelt, das mit Farbebier zu einem Schwarzbier umgeformt wurde und dass die Brauerei bei diesem Sud einfach zu viel Farbebier zugegeben hat. Das ist vom Prinzip her nichts Falsches und muss auch nicht in der Zutatenliste deklariert werden (auch wenn einige Brauereien dies freiwillig tun). Ich glaube, wenn ich mal wieder in die Gegend komme und dieses Bier in einem Regal finde, werde ich es noch einmal testen. Ein zweiter Test kann eigentlich nur besser ausfallen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Röstmalz

Alkoholgehalt:

4,9 % Vol.

Stammwürze:

11,5 %

Brauerei:

Brauhaus Leikeim
Gewerbegebiet 4
96264 Altenkunstadt
www.leikeim.de

Bamberger Rauchbier in der Arche des Geschmacks

Dass Slow Food sich für den Erhalt regionaler Lebensmittel einsetzt dürfte wohl allgemein bekannt sein. Nicht gar so bekannt ist das 1996 gestartete internationale Projekt “Arche des Geschmacks”, mit dem Slow Food weltweit rund 4.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden schützen will. Diese “Passagiere”, wie die Schützlinge von Slow Food genannt werden, können unter den gegenwärtigen ökonomischen Bedingungen am Markt nicht bestehen oder sind “aus der Mode” gekommen. Mit dem Wissen, dass biologische Vielfalt regionale Wurzeln besitzt, bewahrt die “Arche des Geschmacks” das kulinarische Erbe der Regionen. Schwerpunkt der Arbeit ist das aktive Sammeln, Beschreiben, Katalogisieren und Bekanntmachen der Passagiere. Das Motto lautet: Essen, was man retten will! Denn: Was nicht gegessen wird, wird nicht nachgefragt, kann also nicht verkauft werden und wird deshalb nicht hergestellt.

Um in die “Arche des Geschmacks” aufgenommen zu werden, müssen Passagiere folgende Kriterien erfüllen:

• Sie sind in der Existenz bedroht.

• Sie zeichnen sich aus durch einzigartige geschmackliche Qualität.

• Sie haben eine historisch überlieferte Bedeutung.

• Sie besitzen identitätsstiftenden Charakter für eine Region.

• Sie unterstützen die nachhaltige Entwicklung einer Region.

• Sie stammen aus artgerechter Haltung (Tiere).

• Sie sind frei von gentechnischer Veränderung.

• Die Produkte sind käuflich erwerbbar.

Nun wurde auch das Bamberger Rauchbier in die Arche aufgenommen. Es gibt in Bamberg nur noch zwei kleine Brauereien, die das Rauchbier in traditioneller Arbeitsweise herstellen. Immerhin gibt es in der Craft Beer-Szene inzwischen einige Brauereien, die Rauchbiere brauen, aber Bamberg ist halt die Heimat des Rauchbiers und ist dort auch am weitesten verbreitet.

Dabei haben die beiden Brauereien mit etlichen Problemen zu kämpfen. Die Innenstadt von Bamberg ist mit ihren engen Straßen mittelalterlich geprägt. Dadurch sind die Betriebe für Anliefere schwierig zu erreichen und auch der Verkehrsraum ist nicht ausreichend vorhanden. Auch die Emissionen der Rauchdarren werden von der Nachbarschaft zunehmend als Belästigung empfunden.

Bedrohlich für das Bamberger Rauchbier könnte eine weitere Verschiebung der Geschmackspräferenzen der Verbraucher werden. Die modernen milderen Rauchbiere, denen nur geringe Mengen Rauchmalz aus der Herstellung von Handelsmälzereien beigegeben werden, um mit einem Hauch von Rauch ein interessantes Geschmacksprofil zu erreichen, sind seit einigen Jahren auf dem Vormarsch. Es ist nicht auszuschließen, dass in Zukunft der Kreis der Liebhaber des kräftig rauchigen Bieres schrumpft. Auch das könnte eine Gefahr für das traditionelle Bamberger Rauchbier darstellen.

Folgende Zahlen von der Slow Food-Website mögen den Anteil des Rauchbieres an der Biererzeugung in Bamberg verdeutlichen: Um 1820, also vor dem Siegeszug der rauchfreien Malzdarren, waren alle erzeugten 44.000 Hektoliter originales Bamberger Rauchbier. Im Jahr 1935, als erstmals nur noch die Brauereien Schlenkerla und Spezial Rauchbier herstellten, betrug der Rauchbieranteil am Gesamtausstoß von 102.000 Hektolitern grob geschätzt etwa 10.000 Hektoliter, also rund zehn Prozent; sicher bestimmbar ist dieser Anteil nicht mehr. Für das Jahr 2015 finden sich rund 25.000 Hektoliter Rauchbier traditioneller Herstellung unter den 250.000 Hektolitern der Bamberger Gesamterzeugung; das sind ebenfalls 10 Prozent.

Das Bamberger Rauchbier traditioneller Herstellung wird in der Brauereigaststätte Schlenkerla in der Dominikanerstraße und dem Brauereigasthof Spezial in der Oberen Königstraße und auf dem sogenannten Spezialkeller, der seit einigen Jahren ganzjährig betriebenen Gaststätte mit großem Biergarten über dem ehemaligen Lagerkeller der Brauerei Spezial auf dem Oberen Stephansberg ausgeschenkt. Ich werde im April in Bamberg sein und dann selbstverständlich die Gaststätten besuchen und hier im Blog darüber berichten. Bislang habe ich aber noch nichts Negatives über die Bamberger Brauereigaststätten gehört.

Bamberg liegt bekanntlich in Franken und Franken ist die Gegend in Deutschland mit der höchsten Brauereidichte. Das zeigt die Verbundenheit der Franken mit dem Bier, eine Tradition, deren Anfänge bis ins späte 13. Jahrhundert zurückreichen.

Die Herstellung des Rauchmalzes beschreibt Slow Food wie folgt: “Das Trocknen des Malzes über offenem Holzfeuer erfordert besondere bauliche Anlagen und besonderes handwerkliches Geschick. Bamberger Rauchbier traditioneller Herstellungsart wird gebraut wie jedes andere Bier auch. Seine Besonderheit erhält es durch die spezielle Art der Trocknung des Malzes im heißen Rauch des offenen Feuers von Buchenholz (gelegentlich auch Eichenholz), so dass das Räuchern integraler Bestandteil des Trocknungsprozesses ist. Dazu bedarf es spezieller Anlagen, in denen die Abluft des Holzfeuers über Spalten- oder Lochböden unmittelbar in das darüber aufgeschichtete nasse, zu trocknende Malz geleitet wird, dieses Grünmalz durchzieht und dann erst an die Außenluft abgegeben wird. Trocknung und Räucherung geschehen auf diese Weise in ein und demselben Vorgang. Dies ist kennzeichnend für das “Bamberger Rauchbier traditioneller Herstellungsart”. Die Technik des nachträglichen Räucherns von bereits in rauchfreien Darren fertig getrocknetem Malz ist für das “Bamberger Rauchbier traditioneller Herstellungsart” ausgeschlossen.

Beide Bamberger Rauchbierbrauereien verfügen über eine hauseigene Rauchdarre. Je nachdem, wie sie in aufwändiger handwerklicher Arbeit den Brennvorgang über einen Zeitraum von ca. 18 bis 22 Stunden steuern und rauchfreie Luft zumischen, erhalten sie Malze mit unterschiedlichem Rauchgeschmack, der auch dem Geschmack der Biere deutlich unterschiedlichen Charakter gibt. Die Öfen werden mit großen Holzscheiten geschürt. Im Rauch gedarrt wird ausschließlich Gerstenmalz. Anlagentechnik und Prozesssteuerung der nach wie vor handbefeuerten Rauchdarren gehören zu den gut gehüteten Betriebsgeheimnissen der beiden Bamberger Rauchbierbrauereien.”

Max Glaner’s Wit

Jetzt will ich ein Bier aus der Brauerei Stiegl im österreichischen Salzburg verkosten. Meinen ersten Kontakt mit einem Bier aus dieser Brauerei hatte ich in Wien. Damals war ich etwas enttäuscht von dem Bier. Es war nicht schlecht, aber irgendwie austauschbar. Inzwischen habe ich einige Informationen über die Brauerei erhalten. Sie ist nicht nur eine der größten Brauereien in Österreich, sondern sie ist auch eine der innovativsten. Zu den Bieren, die in großen Mengen hergestellt werden, kamen vor acht Jahren die Hausbiere in den 0,75l Flaschen gesellt und haben so manchen Bierliebhaber neue Bierstile nähergebracht. Erwähnenswert ist auch die Holzfassveredlung von Bieren. Zur Brauerei gehört auch Gut Wildshut. Dort gibt es nicht nur eine kleine Brauerei, sondern auch eine Mälzerei. Im Jahr 2015 startete man einen Versuch, das erste Urbier in vergrabenen Tonamphoren reifen zu lassen. Die Stiegl-Brauerei verfügt über mehrere Produktlinien. Eine davon ist Max Glaner’s. Diese Produktlinie wurde nach dem Stadtteil Maxglan benannt, in der die Brauerei seit etwa 150 Jahren beheimatet ist.

Strohgelb und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich sehr viel gemischtporiger weißer Schaum, der leider recht schnell in sich zusammenfällt.

Das Aroma ist ausgesprochen fruchtig und der Duft der Orangenschale dominiert über das Malz, auch wenn dieses noch durchkommt.

Der Antrunk ist fruchtig, frisch und prickelnd. Auch im Körper dominiert die Orangenschale, die sich hervorragend mit der Würze des Korianders verbindet. Der Abgang ist sehr mild, trotzdem klingt er recht lange nach.

So soll ein Witbier sein.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hafer, Hopfen, Orangenschalen, Koriander, Hefe

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Stammwürze:

12° Plato

Brauerei:

Stieglbrauerei zu Salzburg
5020 Salzburg
Österreich
www.brauwelt.at

Lucifer

Nein, ich werde mich jetzt nicht über den Namen dieses Belgian Ale aus der Brauerei Het Anker in Mechelen auslassen. Die Namensvergabe der Biere ist eine geschäftliche Entscheidung der Brauerei und unabhängig davon, wie ich den Namen finde, kann und will ich diese Entscheidung nicht ändern. Kommen wir also gleich zum Bier.

Lucifer wird seit den frühen 1980er Jahren gebraut, damals von der Brauerei Riva. Es handelt sich dabei um eines der in Belgien beliebten hellen Starkbiere. Seit dem Jahr 2009 wird Lucifer von der Brauerei Het Anker gebraut und vertrieben.

Beim Einschenken überrascht mich Lucifer zum ersten Mal. So viel Schaum habe ich noch nicht erlebt. Der feinporige weiße Schaum reicht bis zum Boden des Glases. Es dauert eine Weile, bis der Schaum teilweise in sich zusammengefallen ist und ich nachschenken kann. Jetzt zeigt es sich, dass das Bier hell-goldgelb mit einem leichten Grünstich ist. Dazu enthält es etwas Hefe und viel Kohlensäure. Wenn das Bier so schmeckt wie es aussieht, hat die Brauerei nichts falsch gemacht.

Das Aroma wird durch Zitronenschalen dominiert, unterstützt durch Düfte nach Holunderblüte und Toffee.

Der Antrunk ist zwar recht süß, aber trotzdem spritzig, so dass ich darüber nicht meckern will. Außerdem zieht sich die Süße recht schnell zurück, so dass das Bier mit vielen bitteren und sauren Eindrücken keinen wirklich ausgewogenen Eindruck macht. Im Abgang kommen dann einige freundliche Bitterstoffe zum Vorschein, die mittellang nachklingen.

Dass ich geschmacklich etwas enttäuscht von dem Bier bin, liegt das an dem exzellenten Eindruck bei der Optik und auch noch beim Aroma. Es ist aber sicher kein schlechtes Bier, auch wenn es meinen Geschmack nicht wirklich trifft.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Zucker, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

8,0 % Vol.

Stammwürze:

16 ° Plato

Bittereinheiten:

8 IBU

Brauerei:

Brouwerij Het Anker
Guido Gezellelaan 49
2800 Mechelen
www.hetanker.be

Hancock Beer

Nun habe ich ein Lager aus Dänemark vor mir stehen, das Hancock Beer. Wie viele dänische Biere enthält es mit 6,3 Volumenprozenten mehr Alkohol als die in Deutschland üblichen etwa 5 %. Dann wollen wir mal sehen, wie dieses Bier sich so macht. Da die Brauerei mitteilt, dass es mindestens 75 Tage erfordert, dieses Bier zu brauen, kann ich schon etwas Besonderes erwarten.

Es hat die Farbe von hellem Bernstein, bildet eine durchschnittliche Menge feinporigen weißen Schaum, der etwas schneller als der Durchschnitt in sich zusammenfällt. Mir fällt auf, dass dieses Bier ziemlich viel Kohlensäure enthält.

Es duftet leicht fruchtig nach Äpfeln und Birnen, abgerundet durch dezente Röststoffe. Gegen den Duft lässt sich nichts sagen, auch wenn er keine Besonderheiten aufweist. Er ist halt nicht schlecht, macht aber einen etwas langweiligen Eindruck.

Der Antrunk ist recht süß, dabei aber intensiv und durch aus frisch, wobei auch die Süffigkeit nicht auf der Strecke bleibt. Im Anschluss kommt langsam die Bitterkeit des Hopfens durch, die sich immer weiter steigert, bis sie mit der Süße zu einem ausgewogenen Verhältnis kommt. Jetzt macht das Bier einen runden Eindruck. Der Abgang wird durch eine leichte freundliche Bitterkeit geprägt, die mittellang nachklingt.

Alles in Allem kein schlechtes Bier, aber irgendwie hat es keinen Charakter und gibt sich Mühe, jedem zu gefallen. Das kann es auch schaffen, zumindest bei Konsumenten, die ein Bier mit recht viel Süße zu schätzen wissen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Stärke, Hopfen (Saazer), Kohlendioxid, Ascorbinsäure

Alkoholgehalt:

6,3 % Vol.

Brauerei:

Hancock Bryggerierne
7800 Skive
Dänemark
www.hancock.dk

Innis Gunn Toasted Oak IPA

Aus Schottland kommen ja viele wirklich gute Biere. Jetzt habe ich ein Toasted Oak IPA von Innis & Gunn vor mir stehen. Ein IPA aus dem Heimatland dieses Bierstils konnte ich selbstverständlich nicht im Regal stehen lassen.

Das Bier hat eine Besonderheit. Es wird zunächst für 30 Tage im Eichenfass gelagert und reift anschließend noch 47 Tage weiter. Es hat wohl einen Grund, dass das Innis & Gunn Oak Aged Beer im Jahr 204 in der International Beer Competition Supreme Champion wurde.

In hellem Goldgelb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich recht viel feinporiger weißer Schaum, der lange erhalten bleibt. Mir fällt auf, dass im Bier keinerlei Kohlensäure zu sehen ist. Hoffentlich war das kein Fehlkauf.

Für ein IPA kommt das Aroma des Malzes überraschend deutlich durch. Auffällig ist eine klare Note von Whisky, die mir rauchig und malzig in die Nase steigt. Dazu kommen noch Düfte nach Honig und Vanille. Nicht das, was ich erwartet habe, aber doch sehr angenehm.

Der Antrunk ist kräftig. Süße zusammen mit Karamell bestimmt anfangs den Geschmack, vervollständigt durch einen Hauch Honig. Auch wenn die Kohlensäure nicht zu sehen war, ist sie jetzt in angemessener Menge vorhanden. Schnell kommen dann freundliche Bitterstoffe zum Vorschein, während sich die Süße und Säure vornehm im Hintergrund halten, auch wenn sie deutlich zu schmecken sind. Das Bittere klingt auch im Abgang lange nach, zusammen mit dem Geschmack des Holzfasses.

Das Innis & Gunn Toasted Oak IPA ist schon ein sehr spezielles Bier, anders als ich es erwartet habe, aber sehr angenehm. Es ist nicht so fruchtig wie andere IPAs, aber ein Bier, das unbedingt in den Einkaufskorb gehört.

Zutaten:

Wasser, Weizen, geröstetes Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,6 % Vol.

Brauerei:

Innis & Gunn
6 Randlph Crescend
Edinburgh
Großbritannien
www.innisandgunn.com

Bajuwarus

Nun will ich mich einem Bier aus Oberfranken zuwenden, dem Bajuwarus Weizenbock aus der Brauerei Maisel’s Weisse in Bayreuth. Ich sehe mir zunächst die Etiketten an. Auf dem Rückenetikett dieses limitierten Biers steht die Zutatenliste, in der mir auffällt, dass der Hopfen noch hinter der Hefe steht, dass also sehr wenig Hopfen verwendet wurde. Ich kann also ein sehr mildes Bier erwarten, das seinen Geschmack aus den verwendeten Malzsorten bezieht. Das finde ich schon mal spannend.

Auch der Name des Bieres wird auf dem Rückenetikett erklärt: “BAJUWARUS leitet sich ab von Bajuwaren, dem ursprünglichen Namen der Einwohner Bayerns. Zusammen der der für Weizenbockbiere so typischen Endsilbe “-us” ergibt sich eine neue Wortschöpfung, die einprägsam für die Herkunft sowie den starken Charakter dieses Weizenbocks Pate steht.” Damit wäre auch das geklärt und wir können endlich zum Bier kommen.

Kastanienbraun und hefetrüb präsentiert sich die Bierspezialität im Glas. Darüber bildet sich recht viel feinporiger Schaum, der nur langsam in sich zusammenfällt. Optisch gibt es an diesem Bier schon mal nichts auszusetzen.

Das sehr komplexe Aroma enthält Noten überreifer Bananen, von Feigen, Vanille, Waldhonig sowie einige herbere würzige Noten, die auf dem Etikett als Nelke genannt werden, die ich aber nicht näher bezeichnen kann. Auf jeden Fall ist dieses Feuerwerk der Aromen schon mal für sich eine reine Freude.

Der Antrunk ist relativ süß, dabei wird mir der Süße allerdings nicht übertrieben. Die Süße können wir aber auch erwarten, schließlich haben wir hier kein einfaches Weizenbier vor uns, sondern einen Weizenbock. Ich würde mir an dieser Stelle lediglich noch etwas mehr Kohlensäure wünschen, die dem Bier noch mehr Spritzigkeit verleihen würde. Im Körper spiegeln sich die gesamten Aromen, die die Nase bereits wahrgenommen hat. Der Bajuwarus ist ein vollmundiges und ausgewogenes Bier. Der Weizenanteil ist deutlich zu schmecken, ergänzt durch Süße, eine leichte Säure und einige wenige Röststoffe. Der Abgang ist sehr mild, praktisch ohne Bitterstoffe, dafür aber mit leichter Whiskynote.

Der Bajuwarus ist ein nahezu perfektes Bier, an dem es außer der nach meinem Geschmack etwas zu geringen Kohlensäure wirklich nichts auszusetzen gibt. Aber auch mein einziger Kritikpunkt ist meinem individuellen Geschmack geschuldet.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hefe, Hopfen

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Stammwürze:

17,2 %

Brauerei:

Gebr. Maisel KG
95445 Bayreuth
www.maisel.com

Krombacher Kellerbier

Immer mehr Großbrauereien gehen dazu über, neben den üblichen Fernsehbieren auch Biere zu brauen, die als “besondere Biere” angeboten werden. Die Ergebnisse sind durchaus unterschiedlich, sie reichen von ganz passabel bis misslungen. Sicherlich lässt sich auch im industriellen Maßstab ein Spitzenbier brauen, aber die industriell arbeitenden Brauereien stehen doch stärker unter dem Druck der Rentabilität als die Kleinbetriebe, und sie adressieren ein Publikum, das daran gewöhnt ist, für maximal zehn Euro eine Kiste Bier zu erhalten und nicht nur zwei oder drei Flaschen, wie es beim Craft Beer die Regel ist. Da müssen die großen Brauereien also wirklich den Spagat schaffen. So auch die Krombacher Brauerei, die im Frühjahr 2016 das naturtrübe Kellerbier auf den Markt gebracht hat. Dieses steht jetzt vor mir.

Bernsteinfarben und hefetrüb steht das Bier im Glas, darüber eine schöne Krone aus weißem feinporigem Schaum, der relativ langsam in sich zusammenfällt. Die Optik gefällt mir also schon mal.

Im Aroma mischen sich Malz und die Hefe, dazu kommen noch einige blumige und grasige Noten. Der Duft ist nicht schlecht, aber jetzt beginnt mir etwas zu fehlen. Das Aroma ist nicht allzu komplex.

Der Antrunk wird durch Hefe und eine recht intensive Süße dominiert. Diese Eindrücke weichen schnell einer intensiven Bitterkeit, die ich bei einem Kellerbier nicht erwartet hätte. Trotzdem kommt das Malz noch leicht durch. Der Abgang ist dann vergleichsweise mild und klingt kaum nach.

Das Bier macht auf mich keinen allzu ausgewogenen Eindruck und auch die Süffigkeit leidet. Leider hält der Geschmack mit der Optik nicht mit.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hopfenextrakt, Hefe

Alkoholgehalt:

5,1 % Vol.

Stammwürze:

11,8 %

Brauerei:

Krombacher Brauerei
57223 Krombach
www.krombacher.de