Nun steht wieder einmal ein Bier aus Österreich vor mir, ein Weißbier mit dem merkwürdigen Namen 4710. Der Name ist einfach die Postleitzahl von Grieskirchen, dem Ort, in dem dieses Bier gebraut wurde. Die Brauerei, die bereits im Jahr 1708 erstmals urkundlich erwähnt wurde und die für ihre Weißbiere sowie die mehrfach ausgezeichneten Pils-Spezialitäten bekannt ist, schraubt auf dem Rückenetikett die Erwartungen an dieses Bier ziemlich hoch: “Ein Weissbier zum Reinlegen – wenn’s nicht noch besser zu trinken wär. Süffig und umwerfend fruchtig geleitet es uns sanft durch die rauen Wintertage. Gebraut mit Weizen- und Gerstenmalz aus der Grieskirchner Region.” Dann wollen wir noch mal überprüfen, ob das Bier diese hohen Erwartungen auch erfüllen kann, die hier aufgebaut werden.
Das Bier ist gelb, allerdings weist es ein sehr helles Gelb auf. Dazu enthält es sehr viel Hefe. Es ist nicht einfach nur hefetrüb wie so viele Weizenbiere (und andere Biere auch). So viel Hefe habe ich noch nie in einem Bier erlebt und wenn ich mir die leere Flasche ansehe stelle ich fest, dass immer noch eine Menge Bodensatz in der Flasche geblieben ist. Echt Wahnsinn. Für ein Weizenbier bringt das 4710 nur wenig reinweißen Schaum mit, der dafür aber wunderbar cremig ist. Leider löst er sich sehr schnell auf.
Das Aroma ist betörend: Die Hefe sticht hervor, dazu der Duft nach grünen Äpfeln und Bananen. Ich bin wirklich neugierig, welchen Hopfen die Brauerei verwendet hat; leider schweigt sie sich dazu aber aus.
Der Antrunk zeigt gleich zu Anfang, wie viel Kohlensäure in diesem Bier vorhanden ist. Er ist relativ süß, aber nicht so sehr, dass es unangenehm werden könnte. Der Körper ist intensiv und kraftvoll. Süße und saure Noten halten sich die Waage, abgemildert auch durch die enorme Hefemenge. Mit fehlen hier aber die Bitterstoffe. Etwas Bitter würde den Körper noch runder und voller erscheinen lassen, einfach ausgewogener. Die Bitterstoffe fehlen mir auch im Abgang. Er ist sehr mild, wie ich finde zu mild für dieses intensive Bier. Bei einem anderen Bier würde er sicher passen, aber in dieser Umgebung scheint er mir etwas schwach.
Alles in Allem ein überraschendes Bier. Wer etwas Ähnliches wie das Weißbier aus Bayern sucht wird schnell eines Besseren belehrt. Dieses Bier ist anders und auch ich musste mich erst einmal darauf einlassen, meine Erwartungen fallen zu lassen und etwas ganz Neues zu entdecken. So fand ich mit dem 4710 ein Bier, bei dem ich weder Antrunk noch Körper oder Abgang kritisieren kann. Und auch wenn dieses Weißbier für den Winter gebraut wurde: mit weniger als den 6,2 Vol. % Alkohol könnte es mir eher leicht gekühlt an einem Sommerabend vorstellen.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen
Alkoholgehalt:
6,2 % Vol.
Stammwürze:
14,8° Plato
Brauerei:
Brauerei Grieskirchen GmbH
Stadtplatz 14
4710 Grieskirchen
Österreich
http://www.grieskirchner.at