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Die zehn Städte mit dem weltweit niedrigsten Bierpreis

Einige Analysten der Deutschen Bank hatten augenscheinlich etwas Langeweile und haben eine Liste der Städte mit dem niedrigsten Bierpreis zusammengestellt. Geprüft wurde der Preis für einen halben Liter in der Gastwirtschaft. Der ermittelte Preis für die einzelnen Städte, umgerechnet in Euro, wird jeweils hinter dem Städtenamen in Klammern angegeben.

1. Prag (1,18)
2. Johannesburg (1,54)
3. Lissabon (1,81)
4. Kapstadt (1,90)
5. Manila (2,01)
5. Warschau (2,01)
7. Mexico City (2,45)
8. Berlin (3,26)
9. Frankfurt (3,44)
9. Istanbul (3,44)

Die zehn Städte mit dem weltweit höchsten Bierpreis

Einige Analysten der Deutschen Bank hatten augenscheinlich etwas Langeweile und haben eine Liste der Städte mit dem höchsten Bierpreis zusammengestellt. Geprüft wurde der Preis für einen halben Liter in der Gastwirtschaft. Der ermittelte Preis für die einzelnen Städte wird jeweils hinter dem Städtenamen in Klammern angegeben.

1. Oslo (8,90)
2. Singapur (8,10)
3. Hongkong (6,90)
4. New York (6,70)
5. Boston (6,50)
6. Paris (6,34)
7. Stockholm (6,26)
8. Melbourne (6,01)
8. Zürich (6,01)
10. Dublin (5,90)

Dortmunds bester Nachwuchsbrauer

Alles begann mit einem Praktikum am Sudkessel! Damals war Felix Jäger in der 8. Klasse und entdeckte, dass Bier zu brauen spannend und faszinierend ist. Jetzt hat der Wahl-Dortmunder die Ausbildung zum Brauer und Mälzer als bester seines Jahrgangs abgeschlossen – und seinen Traumarbeitsplatz bereits gefunden: Die Hövels Hausbrauerei ist sein persönliches „Brau-Paradies“.

Die IHK zu Dortmund ehrte Felix Jäger, der mit einer Durchschnittsnote von 1,1 seine Ausbildung zum Brauer und Mälzer abschloss. Felix Jäger bezeichnet sich selbst als „Bierenthusiast“. Alles, was sich rund um den Sudkessel abspielt, ist „seine Welt“. Während seiner Ausbildung bewegte sich der 26-Jährige zwischen Sudhaus, Gär- und Lagerkeller, Filtration und Drucktankkeller, bis hin zur Flaschenabfüllung. „Das heutige Brauhandwerk ist sehr facettenreich, weil für den Produktionsprozess auch viel technisches Know-how notwendig ist.“, sagt Felix Jäger begeistert.

So „richtig gepackt“ hat es ihn, als er während seiner Ausbildung bei den Dortmunder Brauereien am Standort in der Steigerstraße für vier Wochen in der Hövels Hausbrauerei Station machte. „Hier ist man von der Rohstoffannahme bis zum Ausschank am Tresen ganz nah dabei“, schwärmt der Jung-Brauer. Das Reinheitsgebot begrenzt die Bierproduktion bekanntlich auf wenige Rohstoffe. „In der Hövels Hausbrauerei habe ich gesehen, wie man mit den vorgegebenen Rohstoffen spielen kann, um neue saisonale Spezialbiere zu kreieren“, so Jäger. Und diese Kreativität des Bierbrauens  ist das, was Felix Jäger den größten Spaß macht. Umso erfreuter war er, dass er nach der Lehre von der Hövels Hausbrauerei übernommen wurde. Der 26-Jährige verstärkt damit das Team um die Braumeister Udo Kaufmann und Martin Neuhaus. „Wir fördern gern junge Menschen, die die gute Brautradition zu schätzen wissen, sie wahren und weiterleben“, sagt die Betriebsleiterin der Hövels Hausbrauerei Dominique Quenter-Kalliske. Felix Jäger möchte in der Hausbrauerei von den erfahrenen „Alt-Braumeistern“ lernen und ihnen nacheifern. Auf seinen Lorbeeren als bester Lehrling will der Jung-Brauer sich nicht lange ausruhen: Er hat die Meisterschule bereits fest im Blick.

Japaner will seine Landsleute für Weißbier begeistern

Kenta Yoshimoto will in seinem Heimatland Japan eine eigene Brauerei eröffnen. Damit sein Lebenstraum wahr wird, ist er extra nach Niederbayern gezogen – um dort die Geheimnisse der bayerischen Braukunst zu erforschen.

Gut möglich, dass künftig in Japan nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut wird. Zwar liegen etwa 9.169 Kilometer Luftlinie und gut zwölf Flugstunden zwischen der japanischen Millionenmetropole Osaka und dem niederbayerischen 1.500-Seelen-Ort Großköllnbach im Landkreis Dingolfing-Landau. Doch seit kurzem verbindet die Vorliebe beider Nationen für den goldgelben Gerstensaft die beiden Welten auf ungewöhnliche Weise: Kenta Yoshimoto ist aus der japanischen Großstadt nach Niederbayern gezogen, um dort seinem Lebenstraum einer eigenen Brauerei in seiner Heimat näher zu kommen. Der 33-Jährige will in Osaka Bier brauen, das sich streng nach dem traditionellen, 500 Jahre alten bayerischen Biergesetz richtet. Seit September lernt der junge Mann aus dem Reich der aufgehenden Sonne in der 1920 gegründeten Privatbrauerei Heinrich Egerer tief in Niederbayern den Beruf des Brauers und Mälzers.

Zusammengefunden haben die Traditionsbrauerei und der Gast aus Japan über ein EU-Projekt. Möglich wurde Kentas Ausbildung über das EU-Bildungsprogramm Leonardo da Vinci. Brauerei-Geschäftsführer Franz Egerer wurde auf den besonderen Bewerber über einen Newsletter des Brauerbundes aufmerksam. So kam es, dass sich der frühere Reiseleiter Kenta zusammen mit seiner 27-jährigen Frau Ayako aus dem Land der aufgehenden Sonne nach Niederbayern aufmachte.

Das Paar stammt ursprünglich aus der Präfektur Shiga nähe Kyoto, einer Gegend, die ähnlich grün und hügelig ist wie Niederbayern. Nach einer Probezeit von zwei Wochen schloss die Brauerei mit dem Nachwuchs-Brauer einen Ausbildungsvertrag. Seine Entscheidung, im fernen Deutschland einen Handwerksberuf zu lernen, traf Kenta auch wegen des dualen Ausbildungssystems, erzählt er. Fachwissen mit gleichzeitiger praktischer Ausbildung im Betrieb – das sei für viele Teilnehmer des Bildungsprogramms so wichtig, dass sie dafür Eltern, Familie und Freunde zurückließen.

Mittlerweile haben die Yoshimotos eine kleine Wohnung bezogen. Bei den Behördengängen half Betriebsinhaber Franz Egerer den Neu-Zugezogenen. Im Vorfeld besuchten die beiden Japaner ein halbes Jahr eine Sprachschule in Köln. Die Brauerei ist hochzufrieden mit dem besonderen Azubi: „Kenta bewegt sich in der Arbeit so, als ob er nie was Anderes gemacht hätte, erzählt der Ausbilder.

„Ich will alle Kniffe, alle Prozesse, Geschmack, Farbe und Geruch von Bier und allen anderen Getränken kennenlernen und beeinflussen können“, sagt der ungewöhnliche Lehrling. Nach seiner Rückkehr nach Japan in zwei Jahren will er dort selbst eine Brauerei eröffnen und vorrangig auf Grundlage des strengen bayerischen Reinheitsgebots arbeiten. „Es ist sehr wichtig, erst einmal das Handwerk richtig zu lernen, darauf kann ich dann aufbauen“, betont er. Den Ausbildungsberuf Bierbrauer gebe es in Japan nicht, sagt Kenta.

In Japan werde heute zu 90 Prozent Pils getrunken, weiß der angehende Brauer. Der Kontrast zwischen der japanischen und der bayerischen Bierwelt mit ihren 600 Braustätten könnte größer nicht sein: In seinem Heimatland gebe es nur vier ganz große Brauereien, die überdies auch keine Spezialbiere in kleinen Mengen herstellen, sagt Kenta. Er will versuchen, seinen Landsleuten das Weißbier, seinen Favoriten, schmackhaft zu machen. „Deshalb wollte ich in eine kleine Brauerei, weil hier noch viele verschiedene Biersorten zu finden sind.“ Gerade in diesem Spezial-Segment sehe er seine Chance. Bier aus Bayern habe in Japan unter Kennern bereits heute einen sehr guten Ruf.

Ein göttliches Bier: Bayerns brauende Klosterschwester

Im niederbayerischen Kloster Mallersdorf braut sich Woche für Woche etwas ganz Besonderes zusammen: Dort mixt seit mehr als drei Jahrzehnten eine von deutschlandweit nur drei brauenden Klosterschwestern einen göttlichen Gerstensaft. Zum Brauen kam Schwester Doris wie die Jungfrau zum Kind: Als sie mit 16 ins Kloster kam, gab es im Brauhaus noch Arbeit. Doch schnell wurde der Nonne ihr Schicksal zur Leidenschaft. Als einzige Frau ihres Jahrgangs wurde Schwester Doris vor über 38 Jahren an einer Fachschule in Ulm zur Braumeisterin – als Jahrgangsbeste.

Die Brau-Tradition des Klosters Mallersdorf reicht bis ins 16. Jahrhundert. Doch seit Schwester Doris in der Brauerei das Sagen hat, ist die moderne Braukunst hinter den altwehrwürdigen Klostermauern eingezogen. „Das alte Klosterrezept ist ein Mythos und nur ein Werbespruch“, beichtet die brauende Nonne. Das Bier von damals wolle heute aber auch keiner mehr trinken.

Doch trotz technischer Tricks liegt die Qualität des Klosterbiers auch heute noch zum Großteil in Gottes Hand: „Das Wetter im April und die folgende Gerste-Ernte sind entscheidend“, sagt Schwester Doris. Verarbeitet wird das Getreide aus eigenem Anbau in einer beauftragten Mälzerei außerhalb der Klostermauern.

Bei aller Modernität läuft in der Klosterbrauerei aber doch noch einiges anders. „Bei uns ist Bier ein Frische-Produkt“, sagt Schwester Doris. Nach sechs bis acht Wochen sollte es getrunken sein – denn in Mallersdorf wird das Bier nicht steril gefiltert wie beim üblichen Gerstensaft aus dem Getränkemarkt. Dadurch bleiben viele gesunde und geschmacksgebende Inhaltsstoffe erhalten.

Einmal wöchentlich ist „Sudtag“ im Kloster Mallersdorf: Dann ist Schwester Doris ab halb vier Uhr morgens im Einsatz, um mit ihrem Gesellen rund 70 Hektoliter für etwa 700 Kästen „göttliches Bier“ zu brauen. Das füllt die Nonne anschließend auch höchstpersönlich ab. Produziert wird Helles und naturtrübes Zoigl. Das Bier hat zwölf Prozent Stammwürze und fünf Prozent Alkoholgehalt. Im Advent und in der Fastenzeit kommt noch ein helles Bockbier dazu.

Verkauft wird das besondere Bier täglich direkt ab Kloster und in ausgewählten Märkten in der Region, beispielsweise in Straubing, Landshut und Regensburg. Doch auch die rund 500 Nonnen von der Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen im Kloster Mallersdorf sind ihrem eigenen Bier nicht abgetan: Etwa ein Fünftel der Jahresproduktion von rund 3000 Hektolitern trinken sie selbst.

Ihrer Berufung als brauende Klosterschwester will die 66-jährige Doris Engelhard – so Gott will – noch mindestens 20 Jahre nachkommen. Eine Nachfolgerin ist bisher nicht in Sicht. „Im Kloster wird gearbeitet und gestorben“, sagt Schwester Doris.

TV-Tipp: 45 Min

Wie viel Brautradition steckt noch im norddeutschen Industriebier? Wie aktuell ist das Reinheitsgebot für Bier noch? Wem gehören die norddeutschen Brauereien? Diesen und anderen Fragen geht der Beitrag aus der Reihe 45 Min nach, der im Auftrag des NDR produziert wurde.

Mit viel Engagement haben die Macher des Beitrags nicht nur bei den Großbrauereien wie AB InBev gedreht, sondern es kommen auch mehrere familiengeführte Brauereien zum Zug. So hat das Team auch bei der Flensburger Brauerei und bei Barre in Ostwestfalen gedreht und stellt damit auch einige Brauereien vor, die wirklich aus der Region stammen und nicht von Investmentbankern im Ausland gemanagt werden. Und auch die Craft Beer-Brauereien bleiben nicht unerwähnt. Insgesamt ein sehr sehenswerter Beitrag, der mir nur in einer Szene sauer aufgestoßen ist. Da ist das Team mit einigen Flaschen Industriebier im Gepäck nach New York geflogen und mit diesen Bieren in eine Craft Beer-Bar gegangen, um norddeutsches Industriebier mit amerikanischem Craft Beer zu vergleichen. Dass die deutschen Biere bei diesem Vergleich keine Chance haben können, war mir vorher klar. Aber das nur nebenbei, ansonsten hat mir der Beitrag gut gefallen. Er wird noch zweimal wiederholt, am 5. Januar um 23:00 Uhr und am 7. Januar um 11:15 Uhr, jeweils auf tagesschau24. Unbedingt einschalten!

Staatliche Massenbierhaltung? Nein Danke!

Die Fraktion der Grünen im Bayrischen Landtag hat einen Antrag gestellt, in dem die Staatsregierung aufgefordert wird, in den beiden staatlichen Brauereien, dem Hofbräuhaus und der Staatsbrauerei Weihenstephan, zu veranlassen, dass dort „Biobiersorten unter der Verwendung bayerischer Rohstoffe“ gebraut werden. Um es vorab klarzustellen – ich bin ein Verfechter des biologischen Landbaus und ich meine auch, dass die biologischen Erzeugnisse bei der Bierherstellung Verwendung finden sollen. Trotzdem meine ich, dass der Antrag gut gemeint ist – was wiederum das Gegenteil von gut gemacht meint. Ein Widerspruch?

Ganz sicher nicht. Ich habe auch nichts dagegen, wenn die beiden staatlichen Brauereien biologische Grundstoffe verwenden würden. Diese beiden Brauereien haben aber einen Nachteil – sie stellen riesige Mengen Bier her. Die Biere sind teils nicht schlecht, in vielen Fällen auch richtig gut. Leider sind sie zum großen Teil aber auch gegen andere Biere austauschbar. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass von jetzt auf gleich die gesamte Produktion umgestellt werden kann. Mindestens dürfte ein solcher Totalumstieg für eine deutliche Verknappung der biologischen Grundstoffe sorgen und damit für höhere Preise. Wahrscheinlicher ist nach meiner Meinung, dass die Brauereien kleinere Sude ansetzen würden (zumindest für deren Verhältnisse). Dafür sind Investitionen erforderlich.

Ich würde es bevorzugen, wenn die bayerische Landesregierung dieses Geld in die Hand nehmen und mit diesem Geld Berater einstellen würde, die kleine Brauereien in Bayern beim Umstieg auf Biobier unterstützen würden. Damit würde die Biervielfalt in Bayern erhalten. Gerade in Franken, aber auch in anderen Gegenden Bayerns gibt es nach wie vor eine lebendige Bierkultur, die es wert ist, unterstützt zu werden. Da auf diese Weise die Brauer auch zusätzliche Vertriebswege erschließen könnten, würde damit auch das Weiterbestehen der kleinen Brauereien gewährleistet oder zumindest wahrscheinlicher. Staatliche Investitionen in die Großbrauereien würden diesen Betrieben einen weiteren Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Dass die kleinen Brauereien unterstützt werden sollten sehen auch die Grünen. In einem weiteren Antrag fordern sie die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass die kleineren Brauereien bei der Biersteuer bessergestellt werden. Ich befürchte, dass dadurch nur die Bürokratie der Finanzbehörden aufgebläht würde, ohne dass sich die Einnahmesituation der Brauereien verbessert. Liebe Grüne, wenn ihr die Kleinbrauereien bei der Umstellung unterstützen würdet, wäre das Übel bei der Wurzel gepackt und weitere Bürokratie wäre überflüssig.

Auf der Suche nach der idealen Hefe

Es ist schon merkwürdig – wenn ich mir die Etiketten der verschiedenen Biere ansehe, wundere ich mich manchmal, wie offen die Brauer mit ihren Rezepturen umgehen. Freimütig werden die Malzsorten und der Hopfen genannt, die für das Bier verwendet wurden. Aber wie sieht es mit der Hefe aus? Da halten sich die Brauer bedeckt. In der Zutatenliste steht in der Regel nur Hefe und auch die Internetseiten der Brauereien, die häufig mehr Informationen bereitstellen, geben in der Regel nicht mehr her. Und wenn dort etwas steht, dann eine eher technische Bezeichnung, z.B. Stamm W 177. Weil mich das bereits seit längerer Zeit wundert, habe ich einige Craft Beer-Brauer auf die Hefe angesprochen. Und auch wenn sie ansonsten gerne und freigiebig über ihre Arbeit sprechen, werden sie beim Thema Hefe recht einsilbig.

Da könnte der Konsument doch glatt auf den Gedanken kommen, dass die Hefe von untergeordneter Bedeutung und recht langweilig ist. Dabei ist eigentlich genau das Gegenteil der Fall. Laut Mathias Hutzler, dem Leiter des Hefezentrums im Forschungszentrum Weihenstephan, stammen rund 80 % der Aromastoffe im Bier von der Hefe. Und es gibt viele Hefearten. Wissenschaftler schätzen nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung, dass es weltweit etwa 670.000 Hefearten gibt, die alle ein anderes Aromaprofil haben. Allerdings sind davon nur etwa 1.500 Hefearten bekannt. Auch wenn sich sicher nicht jede der Hefen zum Brauen eignet, gibt es doch offensichtlich noch ein weites unerforschtes Potential für experimentierfreudige Brauer, neue Biere auf den Markt zu bringen, die Aromen mit sich bringen, von denen wir heute nur träumen können. Das Hefezentrum in Weihenstephan bietet aktuell etwa 300 Hefen an, auch wenn nur von 80 dieser Hefen das Aromaprofil beschrieben ist. Ich bin ja gespannt, was da noch alles auf uns zukommt. Übrigens: die marktbeherrschenden Brauereien verwenden gerade mal etwa 20 Hefestämme – zusammen. Schade aber verständlich, schließlich wollen und müssen diese Brauereien Biere mit dem immer gleichen Geschmack auf den Markt bringen. Die Hefe prägt das Aroma eines Bieres am nachhaltigsten: Wenn ein und dieselbe Bierwürze mit unterschiedlichen Hefen vergoren wird, schmeckt das Bier jedes Mal ganz anders. Viel Anklang bei Verkostungen in Weihenstephan fand eine Hefe, die das damit gebraute Bier nach Beeren, Honig und Gummibärchen schmecken lässt.

Damit könnte ich das Thema eigentlich abschließen, aber die Jagd nach immer neuen Hefen ist doch auch recht spannend. Mathias Hutzler ist zusammen mit seinem amerikanischen Kollegen Steven Wagner in die Eifel zur Vulkanbrauerei gefahren. Diese Brauerei hat den angeblich tiefsten Braukeller der Welt. Dort hat er an jeder Stelle, an der sich kratzen ließ, Hefen gesucht. Die Proben stammen aus Fässern, Bürsten, von Werkzeugen und Wänden. Dabei ist er auch fündig geworden und hat eine Hefe gefunden, die für fruchtige Aromen sorgt.

Die Wildhefe, aus der die untergärigen Hefen gezüchtet wurden, ist übrigens bekannt. Allerdings wurde sie nicht in Europa nachgewiesen, dafür aber in vielen anderen Gegenden der Welt, so in Patagonien, in Tibet, Neuseeland und Teilen der USA.

Die Brauer feiern Sylvester

In diesem Jahr hat die Brauereibranche das 500jährige Bestehen des Reinheitsgebots gefeiert. Aber das war in früheren Jahren nicht die einzige Vorschrift für Brauer. Am 30. September endet nach altem Brauch das Brauwirtschaftsjahr. Einige baden-württembergische Brauereien arbeiten noch heute nach ihm und schließen ihr Geschäftsjahr nicht wie üblich zum 31. Dezember, sondern zum 30. September ab. Aus diesem Grund feiern Brauer und Wirte in diesen Tagen wieder das Brausylvester.

Der Ursprung des Braujahres und die damit verbundene Abweichung zu unserem heute verwendeten Kalenderjahr stammt bereits aus dem Mittelalter. Damals bedeuteten die warmen Sommermonate für die Brauer etwas, das heute unbegreiflich wäre: ein Herstellungsverbot für Bier. „Als es noch keine Geräte zur Kühlung gab, durfte ausschließlich in den kalten Monaten des Jahres, von Michaeli, also vom 29. September bis Georgi am 23. April, gebraut werden.“ erklärt der Geschäftsführer des Baden-Württembergischen Brauerbundes, Hans-Walter Janitz. Im restlichen Jahr hätten die hohen Temperaturen dem wärmeempfindlichen Bier zu stark zugesetzt. „Damit die Brauer ihren goldenen Hopfentrunk auch im Sommer anbieten konnten, wurden die letzten Biere mit einer höheren Stammwürze- und höherem Alkoholgehalt eingebraut. So hielten sie länger und stellten die Bierversorgung für die warmen Monate sicher“, so Janitz. Im Oktober konnte dann, dank den frisch geernteten Rohstoffen Hopfen und Malz, wieder mit dem Bierbrauen begonnen werden.

Das sommerliche Brauverbot wurde im 19. Jahrhundert mit der Erfindung der Kältemaschine und die damit funktionierende Kühlung der Biere aufgehoben. Was jedoch als Andenken an die vergangene Zeit geblieben ist, sind die Feierlichkeiten zum Start in das neue Braujahr. Das Brausylvester hat sich im Lauf der Jahrhunderte zum liebgewonnen Erntedank-Brauchtum entwickelt. Zudem möchten die Brauer den Bierfreunden heute mit dem bierigen Freudenfest die Naturnähe und Naturabhängigkeit des Produktes von den Rohstoffen bewusstmachen.

Alt vs. Kölsch – eine Glaubensfrage wissenschaftlich untersucht

Waren Sie schon einmal im Rheinland? Dann haben Sie sicher auch festgestellt, dass dieser Landstrich zweigespalten ist. In der Gegend um Köln wird Kölsch getrunken, während es in Düsseldorf fast ausschließlich Altbier zu trinken gibt. Beide Parteien verteidigen ihr jeweiliges Bier mit nahezu religiösem Eifer und weigern sich standhaft, das Bier der jeweils anderen Partei zu akzeptieren. Sie glauben das nicht? Dann gehen Sie doch einfach mal in Köln in eine Kneipe und bestellen Sie ein Alt. Über die Reaktion des Wirts gibt es bereits ausreichend viele Anekdoten, so dass ich mir hier erspare, eine Schilderung zum Besten zu geben.

Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Düsseldorf wollte es nun genau wissen und hat mit je 50 Düsseldorfern und Kölnern zwischen 35 und 65 Jahren eine Studie durchgeführt.

In einem ersten Blindtest sollten die Probanden den Geschmack von Kölsch und Alt bewerten. Merkmale waren „schmeckt mir“, „schmeckt frisch“, „schmeckt mild“ und „schmeckt würzig“. Die Ergebnisse waren nahezu identisch, unabhängig davon, ob es sich um Probanden aus Düsseldorf oder Köln handelte und auch, ob es sich um Kölsch oder Alt handelte.

Dann wollte die Hochschule wissen, ob die Probanden im Blindtest überhaupt zwischen Kölsch und Alt unterscheiden konnten. Zu 55 % waren die Antworten richtig, was allerdings im Bereich der statistischen Streuung liegt. Eine objektive Unterscheidung zwischen diesen beiden Bierstilen scheint für den durchschnittlichen Konsumenten also nicht möglich zu sein.

Anders sah es aus, als die Biere anschließend offen verkostet wurden. Jetzt stimmten 78 % der Probanden für das jeweilige Heimatbier.

Offensichtlich ist die Entscheidung zwischen Altbier und Kölsch wohl eher eine Frage des Marketings als eine Geschmacksfrage. Eigentlich lässt die Studie nur eine Frage offen: Wäre das gleiche Ergebnis erzielt worden, wenn nicht Früh-Kölsch und Schlüssel Alt ausgewählt worden wären, sondern Biere aus kleinen (Haus)-Brauereien, die meist mehr Charakter haben?

Und dann frage ich mich noch, ob die Universität in Köln zum gleichen Ergebnis gekommen wäre.

Die vollständige Studie finden Sie unter http://fhdd.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2016/974/pdf/HSD_FBW_Ausgabe34.pdf.