Alt vs. Kölsch – eine Glaubensfrage wissenschaftlich untersucht

Waren Sie schon einmal im Rheinland? Dann haben Sie sicher auch festgestellt, dass dieser Landstrich zweigespalten ist. In der Gegend um Köln wird Kölsch getrunken, während es in Düsseldorf fast ausschließlich Altbier zu trinken gibt. Beide Parteien verteidigen ihr jeweiliges Bier mit nahezu religiösem Eifer und weigern sich standhaft, das Bier der jeweils anderen Partei zu akzeptieren. Sie glauben das nicht? Dann gehen Sie doch einfach mal in Köln in eine Kneipe und bestellen Sie ein Alt. Über die Reaktion des Wirts gibt es bereits ausreichend viele Anekdoten, so dass ich mir hier erspare, eine Schilderung zum Besten zu geben.

Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Düsseldorf wollte es nun genau wissen und hat mit je 50 Düsseldorfern und Kölnern zwischen 35 und 65 Jahren eine Studie durchgeführt.

In einem ersten Blindtest sollten die Probanden den Geschmack von Kölsch und Alt bewerten. Merkmale waren “schmeckt mir”, “schmeckt frisch”, “schmeckt mild” und “schmeckt würzig”. Die Ergebnisse waren nahezu identisch, unabhängig davon, ob es sich um Probanden aus Düsseldorf oder Köln handelte und auch, ob es sich um Kölsch oder Alt handelte.

Dann wollte die Hochschule wissen, ob die Probanden im Blindtest überhaupt zwischen Kölsch und Alt unterscheiden konnten. Zu 55 % waren die Antworten richtig, was allerdings im Bereich der statistischen Streuung liegt. Eine objektive Unterscheidung zwischen diesen beiden Bierstilen scheint für den durchschnittlichen Konsumenten also nicht möglich zu sein.

Anders sah es aus, als die Biere anschließend offen verkostet wurden. Jetzt stimmten 78 % der Probanden für das jeweilige Heimatbier.

Offensichtlich ist die Entscheidung zwischen Altbier und Kölsch wohl eher eine Frage des Marketings als eine Geschmacksfrage. Eigentlich lässt die Studie nur eine Frage offen: Wäre das gleiche Ergebnis erzielt worden, wenn nicht Früh-Kölsch und Schlüssel Alt ausgewählt worden wären, sondern Biere aus kleinen (Haus)-Brauereien, die meist mehr Charakter haben?

Und dann frage ich mich noch, ob die Universität in Köln zum gleichen Ergebnis gekommen wäre.

Die vollständige Studie finden Sie unter http://fhdd.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2016/974/pdf/HSD_FBW_Ausgabe34.pdf.

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