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Lehe Suur Paks Mastif

Der englische Mastiff ist ein ziemlich großer und gemütlicher Hund, der es nicht eilig hat. Auch dieser Barley Wine mit aristokratischen Wurzeln braucht seine Zeit. Dies gilt sowohl für die Reifung als auch für den Genuss. Das jetzt vor mir stehende Bier wurde in Cognacfässern gereift. Ein anständiger Barley Wine ist über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte hinweg haltbar.

In dunklem Rubinrot läuft der Mastif ins Glas. Die hellbraune Schaumkrone, die er dabei bildet, ist recht klein, dafür aber feinporig und mit langer Lebensdauer.

Das Aroma ist sehr komplex. Ich rieche Toffee und Cognac, dazu Trockenfrüchte und kandierte Walnüsse. Wow.

Der Antrunk ist frisch und süß. Er wird durch die sehr feinperlige Kohlensäure abgerundet. Das Mundgefühl ist rund, voll, likörartig und wärmend. Der Geschmack nach Cognac und nach Trockenfrüchten kommt in den Vordergrund. Dabei zeigen sich die 9,6 Volumenprozent Alkohol nicht störrisch, sondern sie passen sich hervorragend in die Geschmackskomposition ein. Im Abgang verstärkt sich die Fruchtigkeit noch weiter, so dass sie bittere Eindrücke weitgehend verdrängt. Dadurch kann sie lange nachklingen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

9,6 % Vol.

Brauerei:

Lehe Pruulikoda OU
Paldiski mnt 21
Keila
Harjumaa 76606
Estland
https://craft.lehe.beer/

Lehe – The World is Your Oyster

Die Brauerei Lehe im estländischen Harjumaa hat sich vorgenommen, ein Bier zu kreieren, das perfekt zu Meeresfrüchten passt. Herausgekommen ist das Bier, das jetzt vor mir steht. Für ein Sauerbier enthält es mit 8,5 Volumenprozent viel Alkohol und die Brauerei verspricht, dass es knackig sauer ist. Daher haben die Brauer dem Stil dieses Bieres einen neuen Namen gegeben – Imperial Sour Ale.

Der Name des Bieres geht auf ein Zitat von William Shakespeare zurück: „Why then the world’s mine oyster Which I with sword will open.“ (The Merry Wives Of Windsor, Akt 2, Szene 2, 2-5). Und auch wenn ich wirklich kein Liebhaber von Austern bin, muss ich doch eingestehen, dass dieser Name richtig gut passt.

Bernsteinfarben und hefetrüb fließt das Bier ins Glas und bildet dabei sehr viel sahnigen Schaum, der lange erhalten bleibt.

Das Aroma ist ungewöhnlich und komplex. Düfte nach getrockneten Birnen und gutem Apfelessig, dazu Johannisbeere und Ananas. Anfangs ist das Aroma kräftig, nimmt aber dann recht schnell ab.

Der erste Kontakt mit der Zunge offenbart es: dieses Bier ist zu Recht in seinen Stil „Imperial Sour Ale“ einsortiert. Dieser Eindruck wird durch die Kohlensäure nur leicht abgeschwächt. Auch als sich das Bier auf der Zunge verteilt dominiert die Säure und überdeckt sicher viele andere Geschmacksnuancen. Im Abgang wird die Säure etwas milder, so dass jetzt auch die süßen Bestandteile von Johannisbeeren zu schmecken sind. Der Nachklang ist recht kurz.

Ob „The World is Your Oyster“ noch ein Sauerbier ist oder schon ein Bieressig muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich würde es wirklich eher als Essig verwenden, zum Trinken enthält es für meinen Geschmack einfach zu viel Säure. Aber als Hauptkomponente eines Dressings für einen Krabbensalat ist es wirklich perfekt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizen, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

8,5 % Vol.

Brauerei:

Pruulikoda Lehe
Paldiski mnt. 21
76 606 Harjumaa
Estland
www.lehepruulikoda.ee

Lehe Suur Paks Mastif Winter Edition

Barleywine ist ein recht spezieller Bierstil und auch Winterbiere fallen meist ziemlich aus dem Rahmen. Wie soll dann erst ein Barleywine in einer Winter Edition sein? Auf jeden Fall erwartet mich hier ein spannender Biertest. Gristel und Tarmo sind die Macher hinter dem Label Lehe. Da mir die Biere aus Harjumaa in Estland, die ich bislang verkostet habe, sehr gut gefallen haben, steigt die Spannung bei mir kräftig an. Ich kann es jetzt gar nicht mehr erwarten, öffne die Flasche und schenke mir das Bier ein.

Dunkel bordeauxfarben fließt das Bier ins Glas und bildet dabei wenig gemischtporigen elfenbeinfarbenen Schaum, der sich schnell auflöst. Die fehlende Schaumkrone ist für ein Barleywine typisch, aber die Farbe ist schon mal echt der Wahnsinn.

Das Aroma ist malzbetont, wobei die Röstaromen dominieren. Düfte nach dunkler Schokolade steigen mir in die Nase, dazu eine leichte Säure, die von Wein stammen könnte, sowie einige würzige Noten.

Der Antrunk enthält überraschend viel Süße. Die Röststoffe sind vom ersten Moment an deutlich zu schmecken. Das Suur Paks Mastif Winter Edition enthält stiltypisch wenig Kohlensäure, die dafür aber sehr feinperlig und sanft ist. Auf der Zunge erzeugt das Bier ein schweres und fast sirupartiges Mundgefühl. Der Geschmack nach Schokolade dominiert gemeinsam mit der Süße. Vervollständigt wird der Geschmack durch einen Hauch Espresso. Dabei schmeckt der Alkohol kaum durch und unterstützt die anderen Geschmäcker lediglich. Jetzt würde ich mir persönlich etwas mehr Bitterstoffe wünschen. Der Abgang ist röstig mit dem Geschmack nach dunkler Schokolade und Mokka. Jetzt kommt auch ein leichtes Bitter zum Vorschein, das lange nachklingt und während dem auch der Alkohol erstmals deutlich durchschmeckt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

9,6 % Vol.

Brauerei:

Pruulikoda Lehe
Paldiski mnt. 21
76 606 Harjumaa
Estland
www.lehepruulikoda.ee

Freaky Wheat

Auf dem Craft Brauer Festival von Maisel & Friends hat auch die Tanker Brewery ihre Biere vorgestellt und da sie schon mal in Bayreuth zu Gast waren, haben die Brauer aus Estland gemeinsam mit den Franken ein Bier eingebraut, das Freaky Wheat, ein Wheat Wine. Von diesem Bier hat mit Maisel & Friends eine Flasche zugeschickt, die jetzt vor mir steht und darauf wartet, von mir verkostet zu werden. Und weil ein großes Bier in eine große Flasche gehört, wurde das Freaky Wheat in eine Flasche mit 0,75 Litern Inhalt abgefüllt.

Dunkel bernsteinfarben bis haselnussbraun präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich eine ungeheure feinporige Schaumkrone mit einem leichten Stich ins beige, die sehr lange erhalten bleibt. Optisch haben die Brauer aus Franken und Estland schon mal alles richtig gemacht.

Aromen nach Honig, Banane, grünen Beeren und Vanille verwöhnen meine Nase. Dazu kommt eine leichte Säure, die deutlich nach Wein duftet. Dieses komplexe Aroma macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk enthält überraschend viel Süße, die gut zur reichlich dosierten und sehr feinperligen Kohlensäure passt. Aber erst als sich das Bier auf der Zunge verteilt, lässt das Bier seine Muskeln spielen. Banane steht im Vordergrund, zusammen mit einer leichten fruchtigen Säure, die für einen weinigen Geschmack sorgt. Die 10,4 Volumenprozent Alkohol schmecken nur leicht durch und unterstützen den fruchtigen Geschmack. Obwohl das Bier auf der Zunge keine Bitterstoffe aufweist, ist es voll und ausgewogen. In der Kehle entsteht der Geschmack nach getrockneten Bananen. Der Abgang ist mild und praktisch ohne Bitter, klingt aber trotzdem lange nach.

Das cremige und mächtige Freaky Wheat eignet sich hervorragend als Aperitif oder auch einfach für einen schönen Abend am Kamin. Zu erwerben ist es im Brauereishop von Maisel oder online bei Flaschenfreund.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen (Hallertauer Blanc), Hefe

Alkoholgehalt:

10,4 % Vol.

Stammwürze:

22,4° Plato

Bittereinheiten:

40 IBU

Brauerei:

Maisel & Friends
Hindenburgstr. 9
95445 Bayreuth
www.maiselandfriends.com

zusammen mit

Tanker Brewery
Hoidla tee 9
Vaida, Harjumaa
75302 Eesti
Estland
www.tanker.ee

Endspiel

Endspiel ist der auf den ersten Blick etwas merkwürdig anmutende Name dieser Gemeinschaftsproduktion der Brauerei Lehe in Estland mit St. Erhard in Bamberg. Woher der Name stammt will mir noch nicht so richtig in den Kopf und ich weiß auch nicht, in welcher Form die Zusammenarbeit stattgefunden hat. Ich weiß nur, dass St. Erhard das Bier aus Estland importiert; ob eine weitere Zusammenarbeit stattgefunden hat, beispielsweise bei der Entwicklung des Rezepts, ist mir nicht bekannt. Auf meine Anfrage bei der Brauerei bekam ich nur die gleiche Prosa als Antwort, die auch auf dem Rückenetikett der Flasche abgedruckt ist:

„Auf dem karierten Schachfeld ist es übersichtlich geworden. Die letzten verbliebenen Schachfiguren bereiten sich auf den entscheidenden Kampf vor. Jede Figur spielt eine Rolle, jeder Gedanke ist wichtig und jede Bewegung ist entscheidend.

Dieser Barley Wine ist wie ein Endspiel am Schachbrett – je weniger unterschiedliche Malze und Hopfen es gibt, desto wichtiger ist die Rolle der einzelnen Malz- und Hopfensorten und die Art und Weise ihrer Zusammensetzung. Der frische, in Estland gewachsene Hopfen ist wie ein Bauer, der im Endspiel zur Dame geworden ist.“

Wirklich erhellend ist das ja nicht. Da ich hier nicht weiterkomme, wenden wir uns einfach dem Bier zu.

Tief rubinrot ist es im Glas. Darüber bildet sich eine durchschnittliche Menge gemischtporiger hellbrauner Schaum, der durchschnittlich schnell in sich zusammenfällt.

Das Aroma wird durch Sherrynoten bestimmt, unterstützt durch Trockenpflaumen und verschiedene andere Aromen, die ich aber unmöglich auseinanderhalten kann. Auffällig ist jetzt lediglich noch eine deutliche alkoholische Note, die aber keinesfalls störend ist. Im Gegenteil, das Bier wirkt wie ein guter Likör. Auf jeden Fall ist das Aroma sehr komplex und hätte ich hier noch mehr Flaschen, würde ich sicher an einem anderen Tag weitere Düfte entdecken, die mir aufgrund einer leichten Erkältung jetzt verborgen bleiben. Der Antrunk ist süß und offenbart eine milde und sehr feinperlige Kohlensäure, die perfekt zum Likörduft passt, der dem Bier entströmt. Wie erwartet ist der Körper sehr geschmacksintensiv, wobei eine angenehme Säure sich zusammen mit den Bitterstoffen an der Süße des Antrunks vorbeischiebt. Dazu kommen noch Röstaromen, die einen angenehmen leichten Kaffeegeschmack mitbringen. Vermittelte bereits das Aroma den Eindruck nach Likör, verfestigt sich dieser Eindruck jetzt noch weiter. Mich wundert diese Geschmackskomposition und kann mir kaum vorstellen, dass dieses Bier weniger als 10 % Vol. Alkohol enthält. Dann überrascht mich noch der Abgang, der wirklich mild ist. Aber der Körper klingt noch lange nach.

Dieses Bier hat mich wirklich überrascht. Liegt es an der Zusammenarbeit mit einer Brauerei im Baltikum? Wenn ich mal wieder ein Bier aus den baltischen Staaten im Regal sehe, werde ich es sicher mitnehmen und ebenfalls verkosten.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

9,5 % Vol.

Stammwürze:

25° Plato

Bittereinheiten:

52 IBU

Brauerei:

Lehe Pruulikoda OU
Paldiski mnt 21
Keila
Harjumaa
76606 Estonia
Estland
www.lehepruulikoda.ee

Importeur:

Bierothek GmbH
96052 Bamberg
www.bierothek.de