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Berliner Schnauze

Bereits seit dem Jahr 2001 braut Schoppe Bräu in Berlin individuelle Biere. Die Brauerei hat damit also bereits einige Jahre vor dem Beginn des Craft Beer-Booms begonnen. Aus diesem Produkt-Portfolio steht jetzt die Berliner Schnauze vor mir, ein dunkles Lager, ein untergäriges Bier, das mit Pilsener-Hefe gebraut wurde. Schoppe beschreibt das Bier wie folgt: „Süffiges röstmalzbetontes Dunkles. Schnoddrig aber herzlich. Für Laubenpieper und andere Vögel.“ Na gut, dann wollen wir mal sehen, ob das so stimmt.

Auf jeden Fall sieht das Bier schon mal gut aus. Dunkelbraun ist es mit einer leicht überdurchschnittlichen Menge beigen feinporigen Schaums, der recht lange erhalten bleibt.

Wie ich es erwartet habe, duftet das Bier intensiv nach Schokolade, dazu nach roten Früchten sowie leicht nach Cognac und Rauch. So macht es richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist recht süß, wobei die feinperlige Kohlensäure das Bier spritzig macht und ihm eine frische Note verleiht. Schnell schieben sich die Röststoffe mit dem Geschmack nach Kaffee in den Vordergrund. So viel Malz die Brauerei verwendet hat, so sparsam ist sie mit dem Hopfen umgegangen. Dass das Bier damit nur wenige Bitterstoffe enthält und auch nicht sonderlich komplex ist, hat die Brauerei vermutlich so gewollt. Der Abgang bringt Noten dunkler Schokolade mit sich und er ist ebenfalls nur wenig bitter. Trotzdem klingt der Geschmack lange nach.

Zutaten:

Wasser
Gerstenmalz (Münchner, Pilsner, Melanoidin, Carafa), Roggenmalz (Cara Roggen), Hopfen (Herkules, Spalter Select), Hefe

Alkoholgehalt:

5,8 % Vol.

Stammwürze:

15,5° Plato

Bittereinheiten:

30 IBU

Brauerei:

Pfefferbräu
Schönhauser Allee 176
10119 Berlin
www.schoppebraeu.de

Tatra Niepasteryzowane

Nun steht ein Bier vor mir, das ich mir von meinem letzten Besuch in Polen mitgebracht habe, das Tatra Niepasteryzowane. Niepasteryzowane bedeutet „nicht pasteurisiert“ und das Bier verspricht einen frischen Geschmack, was ich von einem Lager auch erwarte. Mal sehen, ob das Bier diesem Anspruch auch gerecht werden kann. Gebraut wurde das Bier von Carlsberg Polska. Daher habe ich vor dem Verkosten dieses Bieres so meine Zweifel. Aber geben wir dem Bier doch seine Chance.

Golden und klar präsentiert sich das Bier im Glas. Es bildet sich eine schöne weiße Schaumkrone, die etwas überdurchschnittlich lang erhalten bleibt. Dazu kommt eine durchschnittliche Menge feinperlige Kohlensäure. Optisch macht das Bier also schon mal einen recht guten Eindruck.

Beim Aroma lässt meine Begeisterung bereits etwas nach. Das Bier duftet nach hellem Malz, dazu leicht nach Bitterhopfen. Außerdem ist da noch ein leichter anderer Duft, den ich aber nicht identifizieren kann. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es sich um leichte Anklänge von Aromahopfen handelt oder um einen Fehler. Aber ich bin mutig und nehme den ersten Schluck.

Der Antrunk ist recht süß und ich stelle fest, dass sich die Kohlensäure bereits teilweise verflüchtigt hat. Jetzt macht das Bier bereits einen enttäuschenden Eindruck. Im Mund ist das Bier dann überraschend rund und ausgeglichen, die Süße mischt sich mit einem leichten Bitter. Trotzdem wirkt das Bier recht flach. Ich wünsche mir noch eine Portion Aromahopfen, der das Bier deutlich aufwerten würde. Der Abgang ist dann extrem mild, keine Bitterstoffe vom Hopfen sind zu schmecken und der Nachklang fehlt auch vollständig.

Nein, auch wenn das Bier nicht pasteurisiert wurde, kommt es über die Qualität eines leicht unterdurchschnittlichen Fernsehbieres nicht hinaus. Insgesamt eine enttäuschende Erfahrung.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Mais, Gerste, Hopfenextrakt, Hopfen

Alkoholgehalt:

5,0 %

Brauerei:

Browar Okocim
Brzesko
Powiat Brzeski
Polen
www.tatra.pl

Mad Callista

Als ich das Mad Callista erstmals gesehen habe, musste ich erst einmal recherchieren, woher dieser doch etwas merkwürdig anmutende Name stammt. Dass Callista ursprünglich ein Frauenname war, ist mir neu. Noch neuer ist allerdings der Ursprung des Namens dieses Biers aus der Craft Beer-Schmiede der Bitburger-Brauerei. Callista ist eine neue Hopfensorte, die im bayrischen Hüls gezüchtet wurde. Erst im Jahr 2014 begann die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft mit dem Versuchsanbau auf großen Flächen wobei dieser Hopfen auf der ganzen Linie zu überzeugen wusste. Für uns als Konsumenten sind die Aromen dieses Hopfens wichtig, die die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft wie folgt beschreibt: „Aroma der Hopfendolden: hopfig, fruchtig, süße Früchte wie Aprikose und Maracuja, Waldbeeren, Grapefruit, würzig, gemüseartig

Aroma im Bier: blumig, Grapefruit (untergäriges Bier), fruchtig, Orange, Mandarine, Maracuja, Ananas (obergäriges Bier)“

Das soll aber genug der Theorie sein; kommen wir zum Bier. Kräftig goldgelb mit einer munteren feinperligen Kohlensäure erstrahlt das Bier im Glas. Darüber entwickelt sich eine üppige strahlend weiße Krone, die durchschnittlich lange erhalten bleibt.

Das Aroma offenbart einen ganzen tropischen Obstsalat: Ich rieche Zitrusfrüchte, Maracuja, Ananas und grüne Früchte. Die Aromen sind aber so vielfältig, dass sicher jede Nase noch weitere Früchte entdecken wird.

Der Antrunk ist schlank mit feinen und angenehmen Malznoten und einer passend abgestimmten Menge feinperliger Kohlensäure. Sobald sich das Bier im Mund verteilt entwickelt sich ein ganzer Fruchtcocktail tropischer Früchte mit blumigen Noten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon einmal ein so fruchtiges Bier getrunken habe. Überraschend wenig bitter ist der Abgang, der zum Abschied noch einmal den Geschmack reifer Grapefruits hinterlässt.

Ich glaube, etwas mehr Bitterstoffe würden dem Bier guttun. Aber auch so soft es bei mir für Begeisterung.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz (Pilsner Malz, Karamellmalz), Hopfen (Callista), Hefe

Alkoholgehalt:

3,9 % Vol.

Stammwürze:

9° Plato

Bittereinheiten:

23 IBU

Brauerei:

CraftWerk Brewing
Bitburger Braugruppe GmbH
Römermauer 3
54634 Bitburg
www.craftwerk.de

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HarzCraft Klosterkeller

Nun will ich mich wieder einem Bier aus Niedersachsen zuwenden, dem Klosterkeller aus dem Kloster Wöltingerode. Dort am Nordrand des Westharzes werden einige Biere gebraut und veredelt, die sogar zwischen anderen Craft-Bieren herausstechen. Das Klosterkeller, das jetzt vor mir steht, ist im Cognacfass gereift. Durch die Reifung im Cognac- oder Rumfass erhalten die Biere ein besonderes Aroma, so dass es sich meist lohnt, für diesen Genuss etwas mehr Geld pro Flasche auszugeben. Jetzt will ich feststellen, ob das auch für dieses Bier zutrifft. Immerhin werden die Flaschen exklusiv von Hand abgefüllt und nummeriert, meine Probe ist Flasche 49 von 3562 abgefüllten Flaschen.

Matthias Kliemt, der erste 3-Sterne-Biersommelier trumpft auf dem Etikett jedenfalls ganz schön auf: „Düfte von Tabak, dunklem Honig und Toffee verbreitet das rotbraun leuchtende Bier. Erst wohlig weich und schlank im Antrunk verbreitet sich eine raumgreifende Vollmundigkeit. Das erinnert an Cognac, ohne dabei seine Leichtigkeit zu verlieren. Im Abgang bleibt ein trockenes, warm weiches Mundgefühl mit einer leichten Cremigkeit am Gaumen. Das Holzfass ist deutlich schmeckbar…“ Denny Merres, 1. Brauer, betont ebenfalls auf dem Etikett das Gebirgswasser des Harzes, aus dem dieses Bier gebraut wurde. Bei einer solchen Beschreibung sind meine Erwartungen selbstverständlich ganz weit oben angesiedelt.

In dunklem Mahagoni, fast schwarz, präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich eine feinporige Krone aus weißem Schaum mit einem leichten Braunstich, die lange erhalten bleibt. Über die Optik lässt sich also schon mal absolut nicht meckern.

Das Aroma ist durch das Malz geprägt. Ich rieche Toffee, etwas Waldhonig und Vanille. Unterstützt werden diese Düfte durch das Aroma einer guten Zigarre. So sehr ich mich auch anstrenge, kann ich nichts vom Cognacfass riechen. Trotzdem ist das Aroma wunderbar komplex und wenn Sie dieses Bier ebenfalls verkosten, werden Sie sicher noch andere Nuancen feststellen. Schließlich reagiert jede Nase etwas anders.

Der Antrunk ist überraschend weich und schlank. Diese Eleganz habe ich aber aufgrund des Aromas auch erwartet. Als sich das Bier im Mund verteilt, kommt auch der Geschmack des Cognacs zum Vorschein, dazu von Holz und von dunkler Schokolade. Bei dieser Vollmundigkeit möchte ich das Bier fast nicht schlucken, sondern den Geschmack möglichst lange im Mund halten. Der Abgang ist mild, die Bitterstoffe des Hopfens sind gut verborgen; in der Kehle wirkt das Bier fast wie ein sehr milder Cognac. Der Geschmack bleibt auch lange erhalten.

Nein, das ist kein Bier, das man sich einfach so hinter die Binde kippt. Hier muss wirklich jeder einzelne Schluck bewusst genossen werden.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsener Malz, geröstetes Karamellmalz, Röstmalz), Hopfen (Herkules, Select)

Alkoholgehalt:

5,2 % Vol.

Stammwürze:

12,3° Plato

Brauerei:

Kloster Wöltingerode Brennen & Brauen GmbH
Wöltingerode 1
38690 Goslar
www.woeltingerode.de

Hellbräu Pilgerbier

Dass es aus dem Wallfahrtsort Altötting ein Bier gibt, das Pilgerbier genannt wird, ist nicht verwunderlich. Schließlich gibt es Pilgerbier aus vielen Städten, die sich der katholischen Kirche auf irgendeine Weise verbunden fühlen. Nun will ich testen, ob das Bier aus der Brauerei Hellbräu etwas so Besonderes ist wie der Name gerne nahelegen möchte.

Das Bier beringt eine intensive goldene Farbe mit. Allerdings bildet sich recht wenig weißer sahniger Schaum, der aber lange erhalten bleibt.

Bereits beim Einschenken fällt mir ein intensives Hopfenaroma auf, blumig mit Noten grüner Äpfel. So ein intensives Aroma ist bei deutschen Bieren recht selten.

Der Antrunk ist leicht süß, aufgrund der nur gering vorhandenen Kohlensäure aber etwas langweilig. Erst als sich das Bier im Mund verteilt, kommen auch Bitterstoffe zum Vorschein, die in einem guten Verhältnis zur Süße des Malzes stehen. Mir fehlt etwas Säure, so dass das Bier einen nicht ganz ausgeglichenen Eindruck macht. Dafür eine ich aber auch, einen Hauch von Mandeln zu schmecken. Der Abgang ist kurz mit einem leichten freundlichen Bitter.

Das Pilgerbier von Hellbräu ist ein gutes Bier, um es in der Gastwirtschaft oder zum Essen zu trinken. Ich werde es aber sicher niemals anbeten, so gut gefällt es mir dann doch nicht.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Brauerei:

Hell-Bräu
Herrenmühlstr. 15
54503 Altötting
www.hellbraeu.de

Hancock Beer

Nun habe ich ein Lager aus Dänemark vor mir stehen, das Hancock Beer. Wie viele dänische Biere enthält es mit 6,3 Volumenprozenten mehr Alkohol als die in Deutschland üblichen etwa 5 %. Dann wollen wir mal sehen, wie dieses Bier sich so macht. Da die Brauerei mitteilt, dass es mindestens 75 Tage erfordert, dieses Bier zu brauen, kann ich schon etwas Besonderes erwarten.

Es hat die Farbe von hellem Bernstein, bildet eine durchschnittliche Menge feinporigen weißen Schaum, der etwas schneller als der Durchschnitt in sich zusammenfällt. Mir fällt auf, dass dieses Bier ziemlich viel Kohlensäure enthält.

Es duftet leicht fruchtig nach Äpfeln und Birnen, abgerundet durch dezente Röststoffe. Gegen den Duft lässt sich nichts sagen, auch wenn er keine Besonderheiten aufweist. Er ist halt nicht schlecht, macht aber einen etwas langweiligen Eindruck.

Der Antrunk ist recht süß, dabei aber intensiv und durch aus frisch, wobei auch die Süffigkeit nicht auf der Strecke bleibt. Im Anschluss kommt langsam die Bitterkeit des Hopfens durch, die sich immer weiter steigert, bis sie mit der Süße zu einem ausgewogenen Verhältnis kommt. Jetzt macht das Bier einen runden Eindruck. Der Abgang wird durch eine leichte freundliche Bitterkeit geprägt, die mittellang nachklingt.

Alles in Allem kein schlechtes Bier, aber irgendwie hat es keinen Charakter und gibt sich Mühe, jedem zu gefallen. Das kann es auch schaffen, zumindest bei Konsumenten, die ein Bier mit recht viel Süße zu schätzen wissen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Stärke, Hopfen (Saazer), Kohlendioxid, Ascorbinsäure

Alkoholgehalt:

6,3 % Vol.

Brauerei:

Hancock Bryggerierne
7800 Skive
Dänemark
www.hancock.dk

Spezial Rauchbier Lager

Jetzt steht eine Bierspezialität aus Bamberg vor mir, das Spezial Rauchbier Lager. Als erstes fällt mir auf dem nostalgisch gestalteten Etikett auf, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum offensichtlich von Hand gestempelt ist. Wenn diese zeitaufwändige Arbeit von Hand gemacht wird, muss es sich wohl um eine recht kleine Brauerei handeln. Eine kurze Recherche im Internet bestätigt diese Vermutung: die Brauerei stellt im Jahr nur etwa 6000 Hektoliter Bier her. Und noch mehr – die Brauerei liefert ihr Bier nur im Umkreis von 15 Kilometern rund um die Brauerei aus. Eine kleine traditionale Brauerei (sie wurde im Jahr 1536 erstmals urkundlich erwähnt) mit regionalen Bieren – das gefällt mir schon mal. Die Brauerei stellt insgesamt fünf unterschiedliche Biere her, von denen nur das Ungespundene ohne Rauchmalz gebraut wird.

Dass ich jetzt ein Rauchbier vor mir stehen habe ist nicht die einzige Besonderheit dieser Brauerei. Dazu kommt noch die ungewöhnliche Produktionstiefe der Brauerei. Sie gehört zu den wenigen Brauereien, die noch selbst mälzen. Das ist zwar kein absolutes Alleinstellungsmerkmal, aber ungewöhnlich ist das in der heutigen Zeit schon.

Ich bin schon einmal gefragt worden, wie denn der Rauch ins Bier kommt. Schließlich lässt sich das Bier nicht wie ein Schinken an den Haken und in den Rauch hängen. Die Antwort ist einfach: das Malz wird über Buchenholz gedarrt und nimmt dabei den Geschmack des Rauchs an. Vor der Einführung des Darrens mit Kohle oder Öl war die Arbeit mit Holz der Regelfall, weshalb vor der Industrialisierung vermutlich alle Biere einen mehr oder weniger starken Rauchgeschmack aufgewiesen haben dürften. Ich denke daher mal, dass die Rauchbiere den ursprünglichen Bieren am nächsten kommen.

Das Bier hat aber noch eine weitere Besonderheit: Das Malz stammt aus der Region und das Getreide wird biologisch angebaut. Der Hopfen stammt nur teilweise aus biologischem Anbau, weshalb das Bier kein Biobier ist. Aber ist es ein Craft Beer? Es wird traditionell und handwerklich hergestellt. Dabei werden keine Extrakte oder Auszüge verwendet und die Brauerei gehört keinem Konzern an. Es handelt sich also eindeutig um ein Craft Beer. Jetzt wird es aber langsam Zeit, das Bier zu verkosten.

Bernstein- bis cognacfarben steht das Bier im Glas. Darüber bildet sich viel weißer feinporiger Schaum, der recht langsam in sich zusammenfällt.

Das Aroma wird durch den Rauch bestimmt, wobei er nicht so kräftig ist, dass er alles andere übertönt, wie ich es bei anderen Rauchbieren erlebt habe. Hier kommen noch Düfte nach Karamell sowie Frucht- und Gewürzaromen dazu. Der Nase gefällt das Bier schon mal.

Der Antrunk ist – irgendwie nichtssagend. Lediglich der Geschmack des Rauchs breitet sich sofort im gesamten Mund aus. Aber das Bier ist durchaus steigerungsfähig. Während sich das Bier im Mund ausbreitet lässt der Raucheindruck etwas nach und macht einem immer noch rauchigen, aber auch würzigen Geschmack Platz. Dazu kommt jetzt eine angenehme fruchtige Süße. Der Rauchgeschmack ist nicht zu kräftig wie ich es bei anderen Rauchbieren erlebt habe, sondern eher dezent und er unterstützt die anderen Geschmacksnuancen hervorragend. Der Abgang ist dann überraschend mild und trotzdem hält er lange an.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

4,9 % Vol. (auf der Website der Brauerei werden 4,7 % Vol. angegeben, was darauf hinweisen kann, dass Alkoholgehalt und Stammwürze von Sud zu Sud unterschiedlich sein könnten)

Stammwürze:

12,0 %

Brauerei:

Brauerei Spezial
Obere Königstr. 10
96052 Bamberg
www.brauerei-spezial.de

Biershop Bayern

DIE BIEROTHEK  

Hirter 1270

Nun steht erstmals ein Bier aus Kärnten vor mir, das Hirter 1270. Der Biername setzt sich zusammen aus dem Namen der Brauerei – Hirt – und dem Jahr, in dem die Brauerei erstmals urkundlich erwähnt wurde. Es war im Jahre 1270, als das Gurker Domkapitel im Güter- und Anlagenverzeichnis den Satz „Item taberna in Hurde solvit talentum 1“ vermerkte, auf Deutsch etwa „Ebenso zahlt die Taverne in Hirt 1 Talent“. Damit ist die Brauerei Hirt eine der ältesten Privatbrauereien in Österreich.

Fast siebeneinhalb Jahrhunderte Erfahrung beim Brauen von Bier – verlange ich da zu viel, wenn ich etwas Besonderes erwarte? Ich glaube nicht, vor allem, wenn ich bedenke, dass das Hirter 1270 im Jahr 2016 Sieger beim European Beer Star in der Kategorie „Red and Amber Lager“ war. Nun ist es aber wirklich an der Zeit, das Hirter 2017 zu öffnen.

In einer schönen Bernsteinfarbe präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich viel feinporiger Schaum, weiß mit einem Gelbstich, der nur langsam in sich zusammenfällt. Wenn das Bier so schmeckt wie es aussieht, kann ich der Wertung des European Beer Star nur zustimmen.

Das Aroma besteht aus einer Mischung aus Fruchtaromen nach Trockenpflaumen und hellem Obst, abgerundet durch das Aroma des Malzes, das eine Honignote mit sich bringt.

Der Antrunk ist leicht, frisch und malzig mit einer ausgewogenen Süße. Schnell zeigen sich die milden Röststoffe mit einem Hauch Kaffee, die die Fruchtigkeit dieses Bieres abrunden. Der Abgang ist freundlich bitter mit mittellangem Nachklang.

Ein Bier mit Charakter, das zu überraschen weiß, auch wenn es ganz auf die traditionellen Werte eines guten Bieres setzt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

4,9 % Vol.

Stammwürze:

11,9° Plato

Brauerei:

Brauerei Hirt GmbH
9322 Hirt 9
Österreich
www.hirterbier.at

Kehrwieder Prototyp

Jetzt steht mal wieder ein Bier aus der Kreativbrauerei Kehrwieder von Oliver Wesseloh vor mir. Der Inhaber der kleinen Brauerei in Hamburg gehört zu den führenden Köpfen der deutschen Craft Beer-Szene. Das ist er auch zu Recht, denn die Biere, die ich bislang von ihm getrunken habe, haben mir wirklich gut geschmeckt. Selbst der einen Ausnahme, die ich nicht gar so prickelnd fand, muss ich einen besonderen Charakter bescheinigen. Nun bin ich mal gespannt, ob das auch für das Bier mit dem ungewöhnlichen Namen Prototyp zutrifft.

Der Name wird auch gleich auf dem Rückenetikett der Flasche erklärt: „Unser Hamburg Style Lager Prototyp war nicht nur unser erstes Bier, sondern das erste India Pale Lager (IPL) in Deutschland und ist inzwischen zum Prototyp für diesen Bierstil geworden. Es ist ein starkes, kalt gehopftes Lager, das sieben Wochen auf zwei Aromahopfen gelagert wird und dabei seinen einzigartigen Geschmack und seine fruchtige Aromatik entwickelt. Es verbindet die Leichtigkeit eines Lagers mit der Fruchtigkeit eines Pale Ale. Natürlich unfiltriert und unpasteurisiert.

Prototyp wird mit einem komplett in Handarbeit produziertem böhmischen Tennenmalz eingemaischt. Die Vorderwürze wird mit Northern Brewer gehopft und um das Aroma zu bewahren, wird erst nach dem Kochen deutsche Perle zugegeben. Am Ende der kalten Gärung mit Lagerhefe wird tschechischer Saazer und amerikanischer Simcoe in den Lagertank gegeben. Zum Brauen des Prototyp ist die Kreativbrauerei zu Gast bei verschiedenen anderen Brauereien, mal der Vormann Brauerei in Hagen, mal im Brauhaus Nittenau, und das nächste Mal vielleicht ganz in Ihrer Nähe.

So, nun ist es aber genug mit der Theorie. Kommen wir nun endlich zum Bier. Goldgelb mit einem leichten Rotstich und mit wenig Hefe präsentiert sich das Bier im Glas, darüber viel weißer feinporiger Schaum, der durchschnittlich schnell in sich zusammenfällt. Es ist nur wenig Kohlensäure zu sehen.

Das Aroma erinnert an ein vergleichsweise mild gehopftes IPA, was aber kein Wunder ist, da Simcoe eine der Hopfensorten ist. Positiv fällt mir sofort auf, dass ich nicht nur den Hopfen rieche, sondern dass auch der das Malz noch zu seinem Recht kommt. Aber dominiert wird das Aroma von den Düften nach Südfrüchten, nach Mango, Orangen und auch nach Honig. So ein elegantes Aroma finden wir nicht allzu häufig. Ich bin schon vor dem ersten Schluck von diesem Bier begeistert.

Der Antrunk ist frisch, leicht und relativ süß. Auch während sich das Bier im Mund verteilt bleibt die Frische erhalten, auch während mehr und mehr das Bittere des Hopfens mit dem Geschmack von Kumquats in den Vordergrund tritt. Der Abgang ist wie bei einem IPA bitter und er klingt lange nach. Überraschend war für mich, dass sich der freundlich-bittere Geschmack nach dem Schlucken zunächst noch verstärkt.

Dieses Bier hat mich wirklich begeistert und für mich ist es das ideale Sommerbier.

Zutaten:

Wasser; Gerstenmalz (böhmisches Tennenmalz); Hopfen (Saazer, Simcoe, Northern Brewer, Perle); Hefe

Alkoholgehalt:

5,9 % Vol.

Bittereinheiten:

25 IBU

Brauerei:

Kehrwieder Kreativbrauerei
21077 Hamburg
www.kreativbrauerei.de

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Moosbacher Lager Hell

Nun steht ein Bier aus der Privatbrauerei Scheuerer in Moosbach aus der Oberpfalz vor mir, das Moosbacher Lager Hell. Das Etikett gibt nicht allzu viele Informationen, mir fällt lediglich auf, dass die Inhaltsangabe in vier Sprachen aufgedruckt ist. Die Brauerei wird vermutlich also nicht allzu klein sein und muss auch eine gewisse Qualität aufweisen, wenn sie in drei Länder exportieren kann. Aber kommen wir zum Bier.

Hellgelb und klar steht das Bier im Glas. Es ist kaum Kohlensäure zu sehen und es bildet sich nur wenig gemischtporiger weißer Schaum, der sich auch schnell auflöst. Optisch macht das Bier also nicht allzu viel her.

Das Bier duftet nah Malz, Hopfennoten kann ich kaum feststellen. Es wird vermutlich ein recht mildes Bier sein.

Der Antrunk ist frisch und dabei recht süß. Jetzt bemerke ich auch eine feine Kohlensäure, die wohl im Bier gelöst war, so dass sie im Glas nicht zu sehen war. Der Körper ist zwar durchaus süffig, aber irgendwie erscheint dieses Lager etwas dünn zu sein, beinahe wässrig. Erst im Abgang bemerke ich erstmals Bitternoten, die sich aber nur kurz halten.

Das Moosbacher Lager ist ein Bier für Liebhaber sehr milder Biere. Es ist ein Bier, das sicher gut den Durst löscht und in einer Wirtschaft angenehm zu trinken ist. Ein Meisterstück bayerischer Braukunst ist es für mich aber leider nicht.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Brauerei:

Private Landbrauerei Scheuerer
Bräugasse 7
92709 Moosbach
www.moosbacher.com