Die Flaschen von Tilmans fallen durch die von der Künstlerin Maki Shimizu gestalteten Etiketten bereits im Regal auf. Auch die lockeren Sprüche auf den Etiketten (vorderes Etikett: „Nachts sind alle Katzen blau“, Rückenetikett: „Wer das Bier warm lagert, bekommt ’nen Mordskater“) reizen durchaus zum Kauf. Weiter will ich mich gar nicht über die Etiketten auslassen. Wenn Sie mehr über die Künstlerin erfahren wollen, können Sie sich auf www.makishimizu.de informieren.
Tilman Ludwig wurde an der TUM Weihenstephan zum Braumeister ausgebildet. Im Jahr 2014 hat er sich selbstständig und braut seitdem seine eigenen Biere. Den Hopfen für dieses Bier hat er vom Bodensee und aus Großbritannien bezogen. Aber kommen wir jetzt zum Bier.
Tief rubinrot ist Tilmans Dunkles, gekrönt von einer durchschnittlichen Menge hellbraunen sahnigen Schaums, der auch lange erhalten bleibt.
Das Bier duftet malzig-süß. Ich rieche getrocknete Feigen, etwas Kaffee und einen Hauch Vanille. Das Aroma erinnert an ein Stout, ist aber nicht so intensiv. Trotzdem verspricht die Nase bereits ein leckeres und gut trinkbares Bier.
Der Antrunk ist recht süß und ich stelle fest, dass das Dunkle recht wenig Kohlensäure enthält, die dafür aber sehr feinperlig ist. Etwas mehr Kohlensäure würde den ersten Eindruck noch erheblich verbessern. Schnell breitet sich der Geschmack nach Feigen auf der Zunge aus, wodurch sich das Aroma des Bieres im Geschmack widerspiegelt. Irgendwie macht mir das Bier keinen runden und ausgewogenen Eindruck. Die Süße des Malzes überdeckt weitgehend die anderen Geschmackseindrücke. Auch der Abgang kann mich nicht überzeugen. Ich stelle keine Bitterstoffe fest und der Geschmack klingt auch nicht nach. Schade. Dabei hatte der Test so gut begonnen.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Tettnanger, Fuggles)
Alkoholgehalt:
5,0 % Vol.
Stammwürze:
12,5° Plato
Brauerei:
Tilmans Biere
Tilman Ludwig
Dachauer Straße 114
80636 München
www.tilmansbiere.de

Nun steht ein Blond aus der belgischen Brouwerij Wolf vor mir. Das Blonde ist ein typischer belgischer Bierstil, vergleichbar mit dem Lager. Häufig handelt es sich um Abteibiere. Der Alkoholgehalt liegt in der Regel bei etwa 8 Volumenprozenten. Für deutsche Verhältnisse handelt es sich also um ein recht starkes Bier, während für Belgien der Alkoholgehalt eher im Durchschnitt oder knapp darunterliegt.
Giesingen ist ein Ortsteil von München, in dem im Jahr 2006 Tobias Weber und Steffen Marx die Brauerei Giesinger Bräu eröffneten, damals ganz klassisch in einer Garage. Damals war die Gründung einer Brauerei selten, selbst in München war es das erste Mal seit mehreren Jahrzehnten, dass eine Brauerei neu eröffnet wurde. Die Garage ist längst zu klein geworden, so dass die Brauerei Ende 2014 in die Martin-Luther-Straße 2 umgezogen ist, wo sich auch eine Brauereigaststätte befindet.
Gegenüber der Zeitschrift Meininger Craft erläuterte Cemal Cattaneo, einer der Geschäftsführer von Wolfscraft, weshalb es zu diesem Namen für das Bier gekommen ist: „Eines Abends sind wir zufällig bei ein paar Bieren auf den Wolf gekommen. Je intensiver wir darüber nachdachten, umso besser gefiel uns der Wolf als Symbol der Unangepasstheit für unser Craftbier. Löwen oder Tiger mögen cooler sein, aber ein Wolf lässt sich nicht im Zirkus vorführen. Wir haben eine Offizielle Nabu-Wolf-Patenschaft und helfen damit, die Lebensräume der Wölfe zu schützen … Uns für den Wolf einzusetzen passt zu dieser Überzeugung. So wie der Wolf einst aus unseren Wäldern vertrieben wurde und jetzt zurückkehrt, so kommt mit der Craftbier-Bewegung der Gute Geschmack zurück.“
Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, als es in Deutschland nur Pils und Export gab. Andere Bierstile waren zumindest im Norden nicht bekannt. Nur selten fand sich im Supermarkt ein Guinness, das dann als Exot ganz schnell gekauft wurde. Heute gehört das Lager in Deutschland zu einem der bekanntesten Bierstile. Kein Wunder, reicht doch sein Ursprung bis weit ins Mittelalter zurück. Das größte Problem vieler Brauereien zu dieser Zeit waren die schlechten hygienischen Bedingungen. Große Biermengen verdarben, da sich Mirkoorganismen, wie Lactobazillen schnell verbreiteten. Doch Not macht ja bekanntlich erfinderisch, so wurde Ende des 14. Jahrhunderts in Bayern die untergärige Brauart entwickelt, mit der die Haltbarkeit des Bieres verlängert werden konnte. Das Lagerbier war geboren. Jedoch besitzt die untergärige Brauweise auch eine Kehrseite, zwar verlängert sich die Lagerfähigkeit des Bieres, aber für untergärige Hefe sind kalte Temperaturen notwendig. Bierbrauen war demnach frühestens ab dem späten Herbst und eher in den kalten Wintermonaten möglich. Dazu wurde 1553 die bayrische Verordnung erlassen, Bier lediglich in der Zeit vom 29. September bis zum 23. April zu brauen. Um aber auch in den warmen Sommermonaten die Nachfrage nach Bier zu nutzen, produzierten die Brauereien daher ihr Bier in großen Mengen und lagerten es in kühlen Räumen. So entstand die Bezeichnung Lager oder Lagerbier für untergärige Bierarten (diesen Absatz habe ich mir Material von bierselect.de geschrieben).
Der Schwarzwald ist für seine hochwertigen Lebensmittel bekannt und so wundert es auch nicht, dass dort ebenfalls Biere gebraut werden, die nicht mit anderen Bieren verwechselt werden können. Die Schwarzwaldmarie, ein helles Lager, wird mit Brauwasser aus einem brauereieigenen Tiefbrunnen, mit regional erzeugtem Malz und mit Aromahopfen aus Tettnang, Spalt und der Hallertau gebraut. Außerdem reift dieses Bier acht Wochen lang. Das macht mir Hoffnung, dass mir dieses Bier gut gefällt.
Im April 2014 eröffneten Biersommelier Alexander Herold und Diplom-Braumeister Kolja Gigla in der hannoverschen Südstadt das Craft Beer Kontor mit angeschlossener Mikrobrauerei. Das Unternehmen nannten sie Mashsee. Das erste Bier, das auf der kleinen Brauanlage entstand, war ein Lager und da es sich quasi noch um ein Übungsbier handelte, lag der Name Trainingslager eigentlich auf der Hand. Und nein, ich versuche jetzt nicht krampfhaft witzig zu sein und das Trainingslager irgendwie mit dem Fußball zu verknüpfen. Ich werde auch keine dummen Scherze über ein Erstlingswerk reißen, sondern ich werde mich bemühen, das Bier wie jedes andere zu verkosten.
Jetzt will ich mal wieder ein Bier verkosten, das ich bei meinem letzten Besuch in Polen mitgebracht habe. Es handelt sich um ein Lager, gebraut von Carlsberg Polska. Da mir keine weiteren Informationen zur Brauerei vorliegen, beginne ich direkt mit der Verkostung.
Austria’s finest beer – mit diesem selbstbewussten Spruch bewirbt die Brauerei Gösser aus der Steiermark ihr Lager-Bier. Bereits bevor ich die Flasche öffne sehe ich diese Werbeaussage bereits kritisch. Wenn ein halber Liter Bier weniger als einen Euro kostet, dann würde mich ein hervorragendes Bier schon erstaunen. Aber ich habe bei meinen Verkostungen bereits so manche Überraschung erlebt, also geben wir dem Bier doch einfach eine faire Chance.
Jetzt steht nach längerer Zeit mal wieder ein Bier aus Polen vor mir, ein Strong Lager, das Warka Strong aus der Grupa Zywiec, die zum Heineken-Konzern gehört. Das Bier wird in der polnischen Stadt Warka bereits seit dem 15. Jahrhundert gebraut. Mit seinen 6,5 Volumenprozenten liegt der Alkoholgehalt zwar nur knapp über dem Durchschnitt, aber es geht hier ja um den Genuss, nicht darum, möglichst schnell betrunken zu werden. Der Genusswert der polnischen Biere ist stark unterschiedlich, weshalb ich auf dieses Bier wirklich gespannt bin. Die Etiketten geben nicht viele Geheimnisse über das Bier preis, lediglich, dass sowohl helles als auch dunkles Gestenmalz verwendet wurde. Na, dann wollen wir das Bier mal einschenken.