Cemal Cattaneo ist Schweizer und stellt seit längerer Zeit handgemachte Pasta in Bio-Qualität her. Vor einigen Jahren stellte er fest, dass viele Biere in Deutschland keine Aromen haben und er hatte die Schnapsidee, selbst Bier zu brauen. Seit 2016 sind seine Biere nun unter der Marke Wolfscraft auf dem Markt. Da Cemal sich für den Umweltschutz engagiert, ist es naheliegend, dass Malz und Hopfen aus biologischem Anbau stammen. Als Brauwasser wird Alpenquellwasser verwendet. Im Interview mit Meiningers Craft Magazin hat er erzählt, dass er bislang „nur“ die Biere entwickelt und den Brauprozess an eine Brauerei beauftragt. Für die Zukunft will er nicht ausschließen, eine eigene Brauerei zu errichten, aber darüber ist noch nicht entschieden. Bei der Entwicklung der Biere analysiert er die Eigenschaften traditioneller deutscher Braustile und interpretiert diese Stile neu. Sowohl er als auch die Brauerei machen eine gute Arbeit. Nicht umsonst wurde das Weizenbier von Wolfscraft, das jetzt vor mir steht, bei Meiningers Craft Beer Award in diesem Jahr mit der Goldmedaille ausgezeichnet.
Beim Einschenken des Bieres fällt mir sofort die sehr geringe Schaumbildung auf. Weiß und gemischtporig ist er und er löst sich recht schnell auf. Das Bier selbst ist honiggelb und es enthält viel Hefe. Aufgrund der geringen Schaumbildung gefällt mir die Optik nicht so gut. Gerade bei Weizenbieren erwarte ich viel Schaum.
Das Aroma versöhnt mich dann aber wieder mit dem Weizenbier von Wolfscraft. Es ist ungewöhnlich fruchtig. Allerdings sind nicht wie bei den meisten Weizenbieren Aromen von Banane im Vordergrund, sondern der Duft von Orangen und Trockenfrüchten. Das Aroma ist ungewöhnlich, aber sehr angenehm und es macht Lust auf den ersten Schluck.
Der Antrunk enthält recht wenig Süße, stattdessen ist er fruchtig und spritzig. Während sich das Bier im Mund verteilt kommt erstmals die von mir im Aroma vermisste Note nach Bananen zum Vorschein. Zusätzlich spiegelt sich jetzt das Aroma von Orangen wider. Dazu kommt eine ungeheure Süffigkeit. Das Bier gefällt mir immer besser. Der Abgang ist fruchtig-trocken. Leider klingt er nur kurz nach.
Das Viel Weizen von Wolfscraft ist ungewöhnlich und überraschend, dabei aber richtig gut. So ein Craft Beer wünsche ich mir häufiger.
Zutaten:
Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen
Alkoholgehalt:
5,4 %
Brauerei:
Wolfscraft GmbH
General-von-Nagel-Str. 15
85356 Freising
www.wolfscraft.de
Nun steht der Aventinus Eisbock von Schneider Weiße vor mir. Der Eisbock ist der Legende nach dadurch entstanden, dass Ende des 19. Jahrhunderts es einige Lehrlinge in Kulmbach versäumt hatten, im Winter einige Fässer Weizenbock ins Lagerhaus zu bringen. Am nächsten Morgen waren die Fässer gefroren und der Meister ging davon aus, dass das Bier darin nun verdorben war. Zu dieser Zeit waren drakonische Strafen in den Betrieben noch üblich und so verdonnerte der Meister die Lehrlinge, die Eisblöcke aufzuschlagen und das noch flüssige Bier auszutrinken. Ich kann mir vorstellen, dass die Lehrlinge zunächst nicht wirklich begeistert von dieser Strafe waren, aber nachdem sie mir der Aufgabe begonnen hatten, schlug der Widerwillen schnell in Begeisterung um. Der nicht gefrorene Inhalt der Fässer bestand schließlich aus leckerem Eisbock.
Die Brauerei aus Alpirsbach (Landkreis Freudenstadt) bewirbt ihr alkoholfreies Weizenbier so: „Der sportliche Kamerad unserer Weizenbier-Spezialitäten sorgt für unbeschwerten Biergenuss der leichten Art. Dass ihm der Alkohol mit großer Sorgfalt schonend entzogen wurde, tut seinem fruchtig-spritzigen Aroma keinerlei Abbruch: Prickelnde Frische ist das Merkmal dieser isotonischen Besonderheit. Unser Weizen Hefe Hell alkoholfrei wurde beim härtesten und renommiertesten Bier-Wettbewerb der Welt, dem World Beer Award 2012 in London, als weltbestes „Alcohol Free Wheat Beer“ prämiert.“ Ich sollte hier also durchaus ein besonderes Bier erwarten können.
Nun steht Hellers Leichtes Weizen vor mir. Mit 2,8 Volumenprozenten Alkohol ist es das Sommerbier 2017 der kleinen Bio-Brauerei in Köln. So weit, so gut. Aber bereits das Etikett oder genauer die Zutatenliste auf dem Etikett lässt mich stutzen. Die Zutaten werden bekanntlich in der Reihenfolge der Mengen aufgeführt. Das Weizenmalz steht an zweitletzter Stelle zwischen Hopfen und Hefe. Entweder ist in diesem Bier nur sehr wenig Weizen enthalten oder die Zutatenliste ist in der falschen Reihenfolge. Dabei fällt mir auf, dass auf dem Etikett nicht einmal etwas von Bier steht. Irgendwie verwirrt mich das Bier bereits vor dem Öffnen der Flasche. Mal sehen ob mir das Bier besser gefällt als der Aufdruck des Etiketts.
Im Mai 2009 wurde das Weihenstephaner Vitus von den biersensoriker.de als Bier des Monats ausgezeichnet. Damals schrieb Sylvia Kopp über den Vitus: „Der Weihenstephaner Vitus Weizenbock leuchtet wie ein reifes Weizenfeld. goldgelb mit verführerisch weißer Opaleszenz, gekrönt von einer perlfeinen, naturweißen Sahnehaube. Der Anblick hält, was er verspricht: Der Weizenbock riecht mild fruchtig mit einer Spur Vanille. Fruchtig-süßer Antrunk, leichte Säure mit aufbauschender Rezenz. Die sahnigen Noten schmeicheln den Gaumen, phenolische Geschmäcker gesellen sich dazu – alles in perfekter Balance. Sahnig weich klingt dieser Weizenbock der Spitzenklasse aus. Was für ein Schmelz!“ Na, bei der Prosa kann das Weihenstephaner Vitus ja nur gut sein.
Miesbach ist eine im Mittelalter gegründete Kleinstadt in Oberbayern – ein Ort, wie ihn sich die Touristen wünschen. Im Dreieck Tegernsee, Schliersee und Wendelstein gelegen bietet der Ort enge, verwinkelte Gassen, einen schönen Marktplatz mit prächtigem Maibaum und die berühmte bayerische Gemütlichkeit. Auch die „Miesbacher Tracht“ wird bis heute aus Tradition und Verbundenheit zur Heimat getragen. Und genau aus dieser Bilderbuchidylle stammt das Weißbier, das jetzt vor mir steht, die Helle Weiße aus der Brauerei Hopf. Dass es auch in Kleinstädten und sogar Dörfern in Oberbayern ein eigenes Bier gibt, ist ja eigentlich nichts Besonderes. Aber eines hebt die Brauerei Hopf doch auch der Masse der Brauereien heraus: während es andernorts ein mehr oder weniger umfangreiches Standardsortiment an Bieren gibt, das durch eine saisonale Spezialität ergänzt wird, braut man in Miesbach sogar fünf saisonale Biere: die Spezial Weiße, den Weißen Bock, die Buospacher Bockfotzn, die Sauberne Schixs und das Bluat vo da Gams. Eintönig kann das Bier dort also nicht werden.
Herrenhausen ist ein Stadtteil im Norden der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Bekannt ist Herrenhausen durch die Herrenhäuser Gärten, die bereits seit dem 18. Jahrhundert die Menschen anziehen. Aber dort gibt es auch die Privatbrauerei Herrenhausen, aus der das Weizenbier stammt, das jetzt vor mir steht.
Sommerzeit ist Weißbierzeit. So steht jetzt die Hofmark Weisse aus der Brauerei Hofmark im Bayrischen Wald vor mir. Die Flasche ist eine Abfüllung für die Bioladenkette denn’s. Dabei handelt es sich um das gleiche Bier, das die Brauerei auch unter dem Namen Hofmark Bio Weisse in der Bügelverschlussflasche vertreibt. Die Brauerei begann im Jahr 1995 Bier aus biologischen Zutaten zu brauen. Dann wollen wir mal sehen, wie sich das Bier so macht.
Da es derzeit recht heißes Wetter vorherrscht stürze ich mich jetzt auf ein Weizenbier, das bekanntlich den Durst gut löscht. Zusätzlich nehme ich jetzt ein alkoholfreies Bier, damit mich der Alkohol nicht gleich in die Ecke legt. Und ich weiß nicht, wie häufig ich es bereits geschrieben habe: bei alkoholfreien Bieren befürchte ich immer einen eher wässrigen Geschmack, da der Geschmacksträger Alkohol fehlt. Aber es gibt ja durchaus einige alkoholfreie Biere, die dieses Manko nicht mehr haben. Mal sehen, ob das Krombacher Weizen 0,0 % zu diesen Bieren gehört.
Im Jahr 2016 wurde die Brauerei Erl beim European Beer Star mit zwei Goldmedaillen ausgezeichnet – eine für ihr Erlkönig Festbier und eine für den Erlkönig Imperator. Ein gleichgutes Ergebnis erzielte nur die Brauerei Gold Ochsen aus Ulm.