Ein Bier aus Breitengüßbach. Da muss ich erst einmal nachsehen, wo Breitengüßbach überhaupt liegt. Auf der Karte finde ich den Ort im Landkreis Bamberg in Oberfranken. Dann wird das Bier vermutlich gut sein, denn die Franken kennen sich mit Bier ja nun wirklich aus. Ob das auch für ein IPA gilt werde ich gleich wissen.
Auch wenn Franken eine lange Brautradition hat, gilt dies nicht für die Brauerei Main Seidla. Sie wurde erst im Jahr 2012 anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Breitengüßbach gegründet. Aber trotzdem hat die Brauerei eine Tradition wiederbelebt, die fast eineinhalb Jahrhunderte nicht mehr fortgeführt worden war: Bis ins Jahr 1870 war Breitengüßbach ein Hopfenanbaugebiet. Jetzt wird auf dem Brauereigelände wieder Hopfen angebaut, aus dem einmal im Jahr ein Jahrgangsbier gebraut wird. Das muss zwar nicht zwangsweise das Summer Ale besser machen, aber nach meiner Erfahrung wird in Brauereien, die sich nicht auf das reine Brauen beschränken, in vielen Fällen ein besseres Bier gebraut. Das ist dann das Herzblut, das auch der Konsument im Bier bemerken kann. Daher will ich jetzt auch nicht mehr auf die Verkostung warten und öffne die Flasche.
Als erstes fällt mir beim Einschenken auf, dass sich extrem viel weißer gemischtporiger Schaum bildet, der langsam in sich zusammenfällt. Da hätte ich das Glas wohl besser schräggehalten, aber mit so viel Schaum hatte ich wirklich nicht gerechnet. Aber der Schaum ist ja auch absolut kein Nachteil.
Das Aroma ist betörend fruchtig. Ananas, Mango und Zitrusfrüchte steigen mir in die Nase. Das macht richtig Lust auf den ersten Schluck.
Der Antrunk ist spritzig und leicht süß. Als sich das Bier im Mund verteilt übernimmt ein freundliches Bitter die Oberhand, unterstützt durch fruchtige Noten nach Bitterorange und Zitrone. Der Abgang klingt lange nach.
Auch wenn das Bier nicht als IPA angeboten wird und auch Unterschiede zu einem IPA nicht abzustreiten sind, ordne ich es hier als IPA ein. Würde ich für jeden der mehrere Hundert vorhandenen Bierstile ein eigenes Stichwort verwenden würde, wäre die Stichwortwolke vollkommen unübersichtlich. Das Summer Ale ist weniger bitter als ein IPA, dafür aber frischer. So rettet die Brauerei einen Teil des Sommers in den Winter hinüber.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Cascade, Hallertauer Mittelfrüh, Herkules), Hefe
Alkoholgehalt:
5,2 % Vol.
Stammwürze:
12,5 %
Brauerei:
Brauhaus Binkert GmbH & Co. KG
Westring 5
96149 Breitengüßbach
www.mainseidl.de
Nun steht mal wieder ein Bier aus Riedenburg im Altmühltal vor mir, ein Weizenbock namens Doldenbock mit 7,9 % Vol. Alkohol. Das Rückenetikett verspricht viel: Ein Doppelbock, doppelt mit Hopfen gestopft. Dazu noch ein Weizenbock und das Ganze unfiltriert und aus Bioland-Anbau. Irgendwie habe ich den Eindruck, das Team des Riedenburger Brauhauses, das im letzten Jahr sein 150jähriges Jubiläum feierte, wollten mit diesem Bier das deutsche Reinheitsgebot mal so richtig ausreizen. Mal sehen, was dabei rausgekommen ist.
Jetzt steht eine Bierspezialität aus Bamberg vor mir, das Spezial Rauchbier Lager. Als erstes fällt mir auf dem nostalgisch gestalteten Etikett auf, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum offensichtlich von Hand gestempelt ist. Wenn diese zeitaufwändige Arbeit von Hand gemacht wird, muss es sich wohl um eine recht kleine Brauerei handeln. Eine kurze Recherche im Internet bestätigt diese Vermutung: die Brauerei stellt im Jahr nur etwa 6000 Hektoliter Bier her. Und noch mehr – die Brauerei liefert ihr Bier nur im Umkreis von 15 Kilometern rund um die Brauerei aus. Eine kleine traditionale Brauerei (sie wurde im Jahr 1536 erstmals urkundlich erwähnt) mit regionalen Bieren – das gefällt mir schon mal. Die Brauerei stellt insgesamt fünf unterschiedliche Biere her, von denen nur das Ungespundene ohne Rauchmalz gebraut wird.
Lange hatte ich kein Bier aus Franken mehr vor mir, das St. Erhard Farmer aus der 2011 gegründeten Brauerei St. Erhard in Bamberg. Auf der Flasche wird erklärt, wie es zum Namen Farmer kam:
Endspiel ist der auf den ersten Blick etwas merkwürdig anmutende Name dieser Gemeinschaftsproduktion der Brauerei Lehe in Estland mit St. Erhard in Bamberg. Woher der Name stammt will mir noch nicht so richtig in den Kopf und ich weiß auch nicht, in welcher Form die Zusammenarbeit stattgefunden hat. Ich weiß nur, dass St. Erhard das Bier aus Estland importiert; ob eine weitere Zusammenarbeit stattgefunden hat, beispielsweise bei der Entwicklung des Rezepts, ist mir nicht bekannt. Auf meine Anfrage bei der Brauerei bekam ich nur die gleiche Prosa als Antwort, die auch auf dem Rückenetikett der Flasche abgedruckt ist:
Nun habe ich längere Zeit kein Bier aus Franken getestet und es wird mal wieder Zeit. Diesmal kommt es aber aus keiner kleinen Brauerei, sondern es handelt sich um ein Industriebier, das Kulmbacher Edelherb, ein Pils. Nach Angaben der Brauerei ist es das in Nordbayern am Häufigsten getrunkene Pils. Außerdem ist es von der DLG mit der Goldmedaille ausgezeichnet worden. Es kann also nicht schlecht sein. Und bevor ich es vergesse: Kulmbacher Bier ist eine geschützte Herkunftsangabe, was ein weiteres Qualitätsmerkmal sein sollte. Ich lasse mich jetzt mal überraschen.
Nun steht mal wieder ein Bier aus Franken vor mir, der Tucher Bajuvator. Von einem Doppelbock aus Franken verspreche ich mir schon etwas Besonderes. Mal sehen, ob dieses Bier meine Erwartungen erfüllen kann.
Lange habe ich kein Bier aus Franken mehr verkostet. Und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich schon einmal ein Schwarzbier aus Franken gehabt habe. Eigentlich würde ich Schwarzbier eher aus dem Osten kommend erwarten. Aber gut, weshalb sollten die Franken nicht in der Lage sein, ein gutes Schwarzbier zu brauen? Mir fällt kein Grund ein. Schließlich sind die meisten anderen Biere aus Franken durchaus von überdurchschnittlicher Qualität. Jetzt steht das Schwarzbier von Frankenbräu vor mir. Ein Blick auf das Rückenetikett teilt mir mit, dass die Brauerei in Mitwitz nur mit echtem Hopfen arbeitet und dass kein Hopfenextrakt verwendet wurde, um dieses Bier zu brauen. Nun ist es aber an der Zeit, endlich mit dem Verkosten zu beginnen.
Heute steht mal wieder ein naturtrübes Weizenbier vor mir, das Kapuziner Kellerweizen aus Kulmbach in Oberfranken. Das Rückenetikett verspricht einen besonderen Genuss. Na, dann wollen wir mal sehen.
Lange habe ich kein Weizenbier mehr getestet und auch lange kein Bier aus Franken. Es ist also höchste Zeit, das Sebaldus Helles Hefe aus Nürnberg zu verkosten. Das andere Bier aus der Sebaldus-Brauerei in Nürnberg habe ich bereits vor längerer Zeit beschrieben und ich habe es noch in guter Erinnerung. Mal sehen, ob das helle Weizen ebenfalls so gut ist.