Inzwischen ist es etwa 40 Jahre her, dass ich ein 2jähriges Gastspiel bei den Lübecker Nachrichten gab und dementsprechend auch in Lübeck wohnte. Damals war das Bier der Brauerei Lück allgegenwärtig – in gefühlt zwei von drei Gaststätten gab es kein anderes Bier, in jedem Getränkeautomaten war es präsent, genau wie es in jedem Lebensmittelladen. Ich könnte heute nicht mehr sagen, ob Lück gut schmeckte oder nicht, aber Lück Pils war einfach ein Teil des lübschen Lebensgefühls.
Als es mich vor zwei oder drei Jahren wieder einmal kurz nach Lübeck verschlug war ich schwer enttäuscht – nirgendwo gab es noch Lück Pils. Kaum etwas erinnerte überhaupt noch daran, dass es Lück-Bier einmal gegeben hatte. Nur an meiner damaligen Stammkneipe schimmerte noch das alte Logo durch. Zwar gibt es Schütt’s Bierstube in der Engelsgrube nicht mehr, aber die Leuchtreklame über dem ehemaligen Eingang hängt noch. Eine Recherche im Internet ergab, dass die Brauerei Lück bereits im Jahr 1988 den Betrieb eingestellt hatte. Damit ging eine Jahrhunderte alte Lübecker Brautradition zu Ende.
Nun schreiben wir das Jahr 2014 und erneut bin ich in Lübeck, zufällig gerade zu den Herings- und Fischtagen, einem Straßenfest auf dem historischen Marktplatz der Hansestadt. Und was sehe ich – die Reinkarnation des Lück Pils. Jürgen Overath im schleswig-holsteinischen Schillsdorf hat sich an die Brautradition erinnert und die Marke Lück wiederbelebt. Für einen echten Biertest ist ein Straßenfest nicht wirklich geeignet. Aber so viel kann ich bereits verraten: Das Pils ist herb, typisch nach norddeutscher Art, während ein Rotbier, Dinkel genannt, deutlich milder ist, so dass es selbst meiner Frau schmeckte, auch wenn sie ansonsten kein echter Freund norddeutscher Biere ist. Ich werde aber versuchen, an einige Flaschen dieser hanseatischen Spezialitäten zu kommen, so dass ich einen Test durchführen kann. Demnächst werden Sie sicher auch zusätzliche Informationen der Brauerei unter www.lueckenschliessen.de erhalten. Derzeit ist dort noch nicht viel zu sehen, was vermutlich daran liegt, dass die Brauerei noch so neu ist.