Erst seit 2016 wird im Kloster Wöltingerode bei Goslar Bier gebraut. Oder nein, gebraut wird in der Brauerei Altenau im Oberharz, aber in Wöltingerode wird das Bier für die Reifung in unterschiedlichen Holzfässern gelagert. Die Brauerei hat mir von jedem ihrer vier Biere jeweils eine der durchnummerierten Flaschen geschickt. Vom Klosterkrug ist es Flasche 31 von 5877 des Jahrgangs 2017, die jetzt vor mir steht und verkostet werden will. Tue ich ihr also den Gefallen.
Mahagonirot zeigt sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich ein beiger sahniger Schaum, der auch lange erhalten bleibt. Die Optik ist schon mal sehr edel. Allerdings fällt mir auf, dass das Bier kaum trüb ist. In der Regel enthält ein naturtrübes Bier mehr Hefe, aber gerade bei handwerklich hergestellten Bieren kann das von Flasche zu Flasche variieren.
Das Bier duftet süß nach Karamell, unterstützt durch einen Hauch Espresso. Dieses Aroma macht richtig Lust auf den ersten Schluck.
Beim Antrunk fällt mir zunächst die sehr feinperlige Kohlensäure auf, die für eine gewisse Spritzigkeit sorgt. Dabei kommen die vollen und kräftigen Malztöne hervor. Trotzdem ist das Bier nicht so süß, wie ich es nach dem Aroma erwartet habe. Auch als sich das Bier im Mund verteilt, bestimmen die Röststoffe des Malzes den Geschmack, der auch deutliche Noten dunkler Schokolade enthält. Trotzdem ist das Bier durchaus süffig. Der Abgang ist trocken und der Geschmack der Schokolade klingt lange nach. Als der Geschmack der Schokolade langsam schwindet, kommt auch ein leichtes Bitter des Hopfens hervor. Ein Bier, das noch im Abgang verschiedene Geschmacksnoten zeigt, ist wirklich eine Seltenheit.
Matthias Kliemt, der weltweit erste 3-Sterne-Biersommelier, empfiehlt dieses Klosterbier als Begleitung zu Fisch, Bratkartoffeln mit Speck und Camembert. Beim Käse stimme ich mit ihm durchaus überein, auch wenn ich zu diesem Bier vermutlich einen Bergkäse bevorzugen würde. Aber zu Bratkartoffeln würde ich wohl eher ein Pils oder ein Zwickel trinken. Auch zum Fisch kann ich mir dieses Bier nicht vorstellen. Ich habe zwei Kochbücher durchforstet und habe dabei kein einziges Rezept gefunden, von dem ich mir vorstellen kann, dass es mit diesem Bier wirklich harmoniert. Ich würde mir den Klosterkrug eher mit Gänsekeulen, Sauerbraten oder Rinderschmorbraten vorstellen, also Gerichten, die selbst schon komplexe Aromen mitbringen und zu denen meist ein guter Rotwein gereicht würde. Ich glaube, ich werde Herrn Kliemt gleich eine Mail schicken. Als Biersommelier mit drei Sternen müsste er schließlich mehr Ahnung haben als ich und vielleicht hilft er mir ja weiter.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz (Pilsener Malz, geröstetes Karamellmalz, Röstmalz), Hopfen (Herkules, Select), Hefe
Alkoholgehalt:
5,2 % Vol.
Stammwürze:
12,3° Plato
Brauerei:
Kloster Wöltingerode
Brennen & Brauen GmbH
Wöltingerode 1
38690 Goslar
www.harz-craft.de