Archiv für den Monat: Januar 2020

Lille Stout

An dem Bier, das jetzt vor mir steht, ist bereits das Etikett auffällig. Auf dem Hauptetikett steht lediglich der Name der Brauerei und groß, dass es der dritte Sud ist. Um was für ein Bier es sich handelt (es ist ein Stout), steht lediglich klein auf der Halskrause. Inzwischen hat die Brauerei die Etikettierung wohl geändert. Der Name ist in die Mitte des Etiketts gerückt, um den wievielten Sud es sich handelt erscheint nicht mehr. Nur der Bierstil ist weiterhin klein auf der Halskrause vermerkt. Es ist schon erstaunlich, was sich die Brauer alles einfallen lassen, damit ihre Biere im Regal auffallen.

Auch das Rückenetikett erstaunt mich. Dort sind nicht nur die Zutaten aufgeführt, sondern beim Malz auch die Lieferanten. Erstmals erlebe ich es auch, dass nicht nur erwähnt wird, dass Hefe verwendet wurde, auch nicht, ob es sich um ober- oder untergärige Hefe handelt, sondern es steht sogar der Hefestamm auf dem Etikett. Es handelt sich um Safale s04. Jetzt ist aber genug der Vorrede, kommen wir zum Bier.

Das Bier begrüßt mich in einem sehr dunklen Rubin. Der sahnige Schaum ist mittelbraun und bleibt durchschnittlich lange erhalten.

Das Aroma verrät schon, dass die Kieler viel kräftig geröstetes Malz verwendet haben. Ich rieche Kakaopulver und Kaffee unterstützt durch würzige Noten. Die Brauer schreiben, dass auch der Duft von Zimt zu riechen wäre, aber das kann ich nicht identifizieren. Aber das tut meiner Begeisterung für dieses Aroma keinen Abbruch.

Der Antrunk ist stiltypisch recht süß. Leider ist die sehr feinperlige Kohlensäure recht knapp dosiert. Gerade bei einem relativ süßen und dunklen Bier würde ich mir eine kräftigere Karbonisierung wünschen. Auf der Zunge ist das Bier samtig frisch. Kaffee und leichte Bitterstoffe dominieren den Geschmack, dazu ein minimales Sauer, so dass ein recht vollmundiges Bier entsteht. Im Abgang schmecke ich zunächst eine leichte Fruchtigkeit, die schnell durch ein freundliches Bitter mit langem Nachklang abgelöst wird.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsener Malz, Schokoladenmalz), Hafer, Roggenmalz (Röstmalz), Hopfen (East Kent Goldings), Hefe (Safale S04)

Alkoholgehalt:

6,1 % Vol.

Stammwürze:

11,9° Plato

Bittereinheiten:

24 IBU

Brauerei:

Lillebräu GmbH
Eichkamp 9c
24116 Kiel
www.lillebraeu.de

Pecheresse

Jetzt steht mal wieder ein Bier aus der Brewery Lindemans im belgischen Vlezenbeek vor mir. Die Brauerei ist für ihre Lambic-Biere bekannt.

Das Lindemans Pecheresse wurde auf Basis eines auf Eiche gereiften einjährigen Lambic und reinem Pfirsichsaft hergestellt. Das Bier enthält mindestens 40 Prozent Pfirsichsaft, so dass ich mich auf ein sehr schön fruchtiges Bier freuen kann.

Rotgolden strahlt mir das Bier aus dem Glas entgegen. Die gemischtporige Schaumkrone ist nur klein und sie fällt auch schnell in sich zusammen. Die Optik dieses Biers gefällt mir nicht so besonders.

Das Aroma ist, wie bei einem Lambic zu erwarten, säuerlich. Aber auch der Pfirsich ist deutlich zu riechen. Zusammen machen diese beiden Aromen den Duft wunderbar fruchtig.

Der Antrunk ist spritzig und fruchtig. Der Geschmack des Pfirsichsafts steht von Anfang an deutlich im Vordergrund und damit auch die Süße dieses Safts. Sie harmoniert aber gut mir der reichlich vorhandenen Kohlensäure. Das Mundgefühl ist rund und als das Bier sich im Mund erwärmt erinnert es mit seiner Säure und Süße an einen Dessertwein. Die Fruchtigkeit bleibt auch im Abgang dominant, aber sie klingt leider nur kurz nach.

Zutaten:

Brauwasser, roter Pfirsichsaft (mindestens 40 %), Gerstenmalz, Zucker, Weizen, natürliches Aroma, Hopfen, Stevia-Glykoside, Ascorbinsäure

Alkoholgehalt:

2,5 % Vol.

Brauerei:

Brouwerij Lindemans
Lenniksebaan 1479
1602 Vlezenbeek
Belgien
www.lindemans.be

Bremer Witbier

Witbier ist eine obergärige belgische Bierspezialität, die manchmal auch als “belgisches Weißbier” bezeichnet wird. Sie hat einen intensiven hefearomatischen Geschmack, der durch die Zugabe von Orangenschalen und Koriander zu einem ganz besonderen Geschmackserlebnis wird. Mit der Verbreitung der Craft-Biere wurde dieser Bierstil auch in Deutschland bekannt und so steht jetzt vor mir das Bremer Witbier aus der Union-Brauerei.

Blasses Goldgelb – so lässt sich die Farbe dieses kräftig hefetrüben Biers am Besten beschreiben. Beim Einschenken bildet sich nur wenig gemischtporiger Schaum, der sich leider auch recht schnell auflöst.

Düfte nach Biskuitteig mit Orangen und Zitronen steigen mir in die Nase, unterstützt durch das Aroma des Korianders.

Der Antrunk ist frisch und wenig süß. Dazu kommt eine verhaltene Fruchtigkeit. Während sich das Bier auf der Zunge erwärmt kommt die Fruchtigkeit in den Vordergrund und die Aromen spiegeln sich auf der Zunge wider. Das Bitter ist zurückhaltend und sorgt für ein weiches und volles Mundgefühl. Der Abgang ist recht mild und der Geschmack klingt durchschnittlich lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Rohweizen, Weizenmalz, Orangenschalen, Hopfen, Koriander, Hefe

Alkoholgehalt:

5,2 % Vol.

Stammwürze:

12,2° Plato

Bittereinheiten:

18 IBU

Brauerei:

Union Brauerei Bremen GmbH
Theodorstraße 13
28219 Bremen
www.brauerei-bremen.de

Gageleer Superior Dark

Immer wieder lese ich, dass Bioprodukte seit einigen Jahren einen Boom erleben. Aus irgendeinem Grund scheint das belgische Bier von diesem Trend nicht betroffen zu sein. Aber es gibt auch Ausnahmen. Eine solche Ausnahme steht jetzt vor mir.

Gageleer wurde aus einer kombinierten Leidenschaft für Bier und Natur geboren. Die Brauerei in Oud Turnhout möchte Bier aus traditionellen historischen Zutaten brauen und dabei modernste Brautechniken anwenden, die den Ansprüchen des modernen Verbrauchers gerecht werden. So wird das Gegeleer auch nicht mit Hopfen gebraut, sondern mit Gagel. Das Gagel stammt aus Wildsammlung und die Gerste aus biologischem Anbau. Und um die Verbindung von Bier und Region zu vervollständigen stammen die verwendeten Zutaten wenn möglich aus der Region um Antwerpen, genau wie die Brauerei. Allerdings gibt es dort nicht genügend biologische Braugerste, so dass diese teilweise auch aus anderen Gegenden stammen kann.

Die Geschichte dieses Biers ist fast so interessant wie das Bier selbst. Es war ungefähr das Jahr 1980, als der Wunsch nach einem Bier, das “nach mittelalterlichem Geschmack” gebraut wurde, die Brauer zum Cruydeboeck (“Buch der Kräuter”) des belgischen Botanikers und Arztes Rembert Dodoens (Mechelen, 1517 – 1585). Bis der Wunsch Wunsches Wirklichkeit werden konnte, lag noch ein langer Weg vor den Brauern, aber nach einem Abstecher durch eine (damals) kleine wallonische Brauerei kamen sie 1988 zu ihrem ersten “Garagenbier”, das in Beerse in der Provinz Antwerpen gebraut wurde.

Am 23. November 1996 füllte die neu gegründete Brauerei “Proef” in Lochristi die ersten 1.000 Liter Gageleer ab, das nach dem gleichen Rezept wie das ursprüngliche “Garagenbier” im Auftrag von De Wielewaal, damals ein Naturschutzverein in Turnhout (Provinz Antwerpen), gebraut wurde. 1997 brachten fünf Mitglieder des Naturschutzvereins De Wielewaal das Kapital auf, um eine Genossenschaft zu gründen, deren Ziel die Vermarktung eines Bieres zur Finanzierung des Kaufs und der Erhaltung von Naturschutzgebieten in den Campine ist. 2003 wurde das Unternehmen auf Bio umgestellt. Seit dem 29. August 2003 ist Gageleer ein zertifiziertes Bio-Bier. Im Jahr 2012 wurde die ursprüngliche Genossenschaft in eine Genossenschaft mit sozialer Zielsetzung umgewandelt, und aus Gageleer cvba wurde Gageleer cvba-so.

Das Gageleer Superior Dark, das jetzt vor mir steht, ist die dunkle Variante des Gageleer Original, gebraut mit dunklen Malzen, die aus biologischem Anbau stammen.

Mahagonifarben und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber steht eine große feste und hellbraune Schaumkrone, die lange erhalten bleibt.

Das Bier duftet intensiv nach würzigem Biskuitteig, dazu kommen Trockenfrüchte und Honig. Auch der Alkohol ist leicht zu riechen.

Der Antrunk ist weniger süß als ich es erwartet habe. So passt es auch, dass die Kohlensäure eher zurückhaltend dosiert wurde. Auf der Zunge ruft das Bier ein samtiges Mundgefühl auf. Dabei ist es frisch und würzig. Süße und Würze dominieren, Bitterstoffe sind kaum zu schmecken. Im Abgang wird das Bitter kurz stärker, bevor die Würze mit einem langen Nachklang wieder in den Vordergrund rückt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Kandiszucker, Gagel

Alkoholgehalt:

8,5 % Vol.

Empfohlene Genusstemperatur:

10° – 12° C

Brauerei:

Gageleer cvby-so
Heerestraat 55
2360 Oud-Turnhout
Belgien
www.gageleer.be

Insel-Brauerei Skippers Special Bitter

Vier unterschiedliche alkoholfreie Biere hat die Rügener Insel-Brauerei inzwischen auf den Markt gebracht. Auch diese Biere werden ausschließlich mit Naturhopfen gebraut. Die verwendeten ganzen Dolden entfalten im Braukessel ihrem feinsten Duft und die beste Bittere. Durch diese natürliche Brauart ergibt sich eine langanhaltend hohe Qualität.

Bei unter 35° C soll die neue Frische-Destillation ein ungemein schonendes Verfahren sein, um den typischen Geschmack des Bieres zu erhalten. Bedeutende Duftnoten sollen geschützt werden, so dass das Ergebnis dann ein alkoholfreies Craft Bier mit einem natürlichen Mundgefühl wie man es von einem Bier erwartet und einem wahrlich umwerfenden Geschmack ist. Die sorteneigene Kohlensäure wird beim Prozess der Gärung aufgefangen und dann später dem alkoholfreien Bier wieder zurückgeführt. Für die alkoholfreien Craft Biere der Rügener Insel-Brauerei bedeutet das ein natürliches Bieraroma und den für diesen Bierstil typischen Charakter. Nach dem Abfüllen reifen die alkoholfreien Biere nach der traditionellen Methode. Diese Flaschenreifung mit allen seinem Besonderheiten garantiert die Sauerstofffreiheit der Flaschen und ist dank der Verbindung mit dem Naturpapier als Lichtschutz ausschlaggebend für eine besonders lange Frische. Ob sich dieser Aufwand lohnt will ich jetzt feststellen.

Honiggold und hefetrüb fließt das Bier ins Glas. Die feinporige Schaumkrone ist recht klein, bleibt aber lange erhalten.

Aromen nach Biskuitteig und Zitrusfrüchten steigen mir in die Nase, unterstützt durch einige florale und würzige Noten. Spätestens das Aroma stellt klar, dass ich hier ein ungewöhnliches Bier vor mir habe.

Der Antrunk ist recht süß, was aber aufgrund der reichlich dosierten Kohlensäure und einigen frischen Zitrusnoten nicht störend wirkt. Als sich das Bier auf der Zunge verteilt kommt ein kräftiges Bitter dazu, abgestimmt mit etwas fruchtiger Säure. Wie so viele alkoholfreie Biere ist auch das Skippers Special Bitter nicht ganz rund und auch an der Vollmundigkeit fehlt etwas. Aber das ist bei nahezu allen alkoholfreien Bieren so. Aber das Skippers hat ordentlich Körper, so dass es mich durchaus begeistern kann. Der Abgang ist trocken und ich schmecke überraschend wenig bitter. Trotzdem klingt der Geschmack lange nach.

Wenn es ein alkoholfreies Bier sein soll steht das Skippers Special Bitter auf jeden Fall auf der Liste meiner Kandidaten.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Naturhopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

< 0,5 % Vol.

Brauerei:

Rügener Insel-Brauerei
Hauptstraße 2c
18573 Rambin/Rügen
www.insel-brauerei.de

Viven Imperial IPA

Das Rezept des Viven Imperial IPA stammt von der Westküste Amerikas. Dazu kommt die belgische Baukunst, die es immerhin in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO geschafft hat. Diese Kombination lässt mein Herz höherschlagen, denn ich erwarte ein ganz besonderes Bier.

Bernsteinfarben mit reichlich elfenbeinfarbenem Schaum strahlt mir das Bier aus dem Glas entgegen. Und da der Schaum sehr lange erhalten bleibt, bin ich von der Optik hellauf begeistert.

Das Aroma steigert meine Begeisterung noch. Der Hopfen steht mit dem Duft nach rosa Grapefruit im Vordergrund, dazu kommen einige blumige Noten. Aber auch das Malz kommt mit seinem Karamellduft in meiner Nase an.

Der Antrunk ist für ein Imperial IPA ungewöhnlich süß, was mich etwas stört, vor allem, weil die Kohlensäure doch etwas knapp dosiert ist. Auf der Zunge kommen dann die Bitterstoffe voll zu ihrem Recht. Sie sind so kräftig, dass sie die anfängliche Fruchtigkeit fast vollständig überdecken. Ich mag bittere Biere, weshalb mich das Viven begeistern kann. Insbesondere gefällt mir, dass das Bier nicht einfach nur bitter ist, sondern dabei eine hervorragende Vollmundigkeit bietet. Im Abgang ebbt das Bitter ab und die Fruchtigkeit kommt noch einmal zum Vorschein. Der Geschmack klingt extrem lange nach.

Alkoholgehalt:

8,0 % Vol.

Brauerei:

Proef for Beer Development Viven
Stationsstraat 89
8340 Sijsele
Belgien
www.viven.be

Hoppebräu Bock

90 Tage Reifezeit! Lange, kalte Gärung und die Lagerung. Hoppe verspricht, dass auf diese Weise ein Bock entstanden ist, der nicht so süß ist wie viele andere. Dann bin ich ja mal auf dieses Bier gespannt, denn für mich gehört eine gewisse Süße zu einem Bockbier einfach dazu.

Auf jeden Fall ist es ein dunkles Bockbier, das hier in tiefem Kastanienbraun ins Glas läuft. Die gemischtporige Schaumkrone ist etwas kleiner als ich es erwarten würde und sie bleibt durchschnittlich lange erhalten.

Malzig-süßliche Aromen steigen mir in die Nase, unterstützt durch einige kräutige Noten. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie erinnert mich das Aroma an bayrische Malzbonbons.

Der erste Eindruck beim Kontakt des Bieres mit meiner Zunge ist eine ordentliche Süße, aber zusammen mit der passend dosierten Kohlensäure geht das vollkommen in Ordnung. Ich frage mich nur, weshalb die Brauerei von einem weniger süßen Bockbier schreibt. Auf der Zunge kommt ein Bitter dazu, das in der Stärke sehr gut zur Süße passt. Das Mundgefühl ist voll und schwer. Immer noch gehen mir die Malzbonbons nicht aus dem Sinn, auch wenn andere Bockbiere aus dem Süden Deutschlands noch stärker in Richtung Bonbon gehen. Im Abgang wird das Bier trockener und es ist in der Kehle erstaunlich mild. Leider klingt der Geschmack nicht allzu lange nach.

Der Hoppebräu Bock ist ein Bier, das überrascht und dabei zu begeistern weiß.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Münchner, Pilsener, Melanoldin, Cara Aroma), Hopfen (Hallertauer Tradition, Hallertauer Hersbrucker)

Alkoholgehalt:

7,0 % Vol.

Brauerei:

Hoppebräu GmbH
Tölzer Straße 37
83666 Waakirchen
www.hoppebraeu.de