Archiv für den Monat: Oktober 2017

Schneider Aventinus Eisbock

Nun steht der Aventinus Eisbock von Schneider Weiße vor mir. Der Eisbock ist der Legende nach dadurch entstanden, dass Ende des 19. Jahrhunderts es einige Lehrlinge in Kulmbach versäumt hatten, im Winter einige Fässer Weizenbock ins Lagerhaus zu bringen. Am nächsten Morgen waren die Fässer gefroren und der Meister ging davon aus, dass das Bier darin nun verdorben war. Zu dieser Zeit waren drakonische Strafen in den Betrieben noch üblich und so verdonnerte der Meister die Lehrlinge, die Eisblöcke aufzuschlagen und das noch flüssige Bier auszutrinken. Ich kann mir vorstellen, dass die Lehrlinge zunächst nicht wirklich begeistert von dieser Strafe waren, aber nachdem sie mir der Aufgabe begonnen hatten, schlug der Widerwillen schnell in Begeisterung um. Der nicht gefrorene Inhalt der Fässer bestand schließlich aus leckerem Eisbock.

Bis heute wird Eisbock im Prinzip auf die gleiche Weise hergestellt, wenn auch unter kontrollierten Bedingungen. Das Bockbier wird in Fässer gefüllt und sie werden gefroren. Da das Fass kälter ist als der Inhalt, gefriert das Wasser im Bier an der Innenseite des Fasses und der konzentrierte Bock bleibt in der Mitte flüssig, da der Alkohol bei niedrigeren Temperaturen gefriert als das Wasser. Der flüssige Inhalt wird abgelassen und trara – schon haben wir einen Eisbock. Obwohl es möglich ist, auf diese Weise ein Bier herzustellen, das mehr Alkohol enthält als mancher Schnaps, entspricht das Ergebnis immer noch dem deutschen Reinheitsgebot. Es handelt sich ja auch um Bier, dem lediglich ein Teil des Wassers entzogen wurde. Nun ist es aber endlich an der Zeit, die Flasche zu öffnen. Auch wenn die Brauerei empfiehlt, den Aventinus Eisbock im Cognacschwenker zu servieren, werde ich ihn im Probierglas verkosten.

Im dunklen Rotbraun und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich sehr viel hellbrauner sahniger Schaum, der sich sehr langsam auflöst. Es empfiehlt sich also, dieses Bier vorsichtig einzuschenken. Aber dafür haben wir ein Bier im Glas wie ein Gemälde.

Konnte die Optik schon begeistern haut mich die Komplexität des Aromas glatt aus den Schuhen. Ich rieche Trockenpflaumen, Bananen, Waldhonig, Nelken, Bittermandel… Sicher sind in diesem Bier noch weitere Aromen versteckt, die ich nicht entdecke.

Der Antrunk ist sehr süß mit einigen würzigen Noten. Vom ersten Moment an spiegeln sich die Aromen im Geschmack wider. Zusammen mit der extrem feinperligen Kohlensäure steigert das Bier meine Begeisterung immer weiter. Als sich das Bier im Mund verteilt bildet sich ein cremiges und wärmendes Mundgefühl. Dazu kommt noch ein Geschmack nach Sirup dazu. Der Aventinus Eisbock wirkt fast wie ein Likör. Der Abgang ist sehr mild und er klingt trotzdem lange nach. Bei manchen Schlucken schaffen es die 12 Volumenprozente Alkohol, in der Kehle angenehm zu brennen.

Der Aventinus Eisbock ist bestens als Aperitif geeignet oder als Begleitung zu einem edlen Dessert.

Zutaten:

Wasser
Weizenmalz
Gerstenmalz
Hopfen (Herkules)
Hefe

Alkoholgehalt:

12 %

Stammwürze:

25,5 %

IBU:

15

Brauerei:

Schneider Weisse
G. Schneider & Sohn GmbH
Emil-Ott-Straße 1-5
D-93309 Kelheim
www.scheider-weisse.de

Biershop Bayern

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Braukraft Choco-Lata

“Eine wunderschöne Prinzessin, sesshaft unweit von Kumasi, wollte heiraten. Aber eben nicht irgendwen… So kamen aus dem ganzen Land die Prinzen und brachten ihr kostbaren Gaben. Als dann ein Sohn eines Bauern aus Nkenkaasu mit seiner Ware auf dem Weg zum Markt am Palast vorbeikam und der Prinzessin einen wunderbaren Kakao anbot, war es um sie geschehen. Der Mann war obendrein noch Brauer und ersann speziell für sie diese Köstlichkeit…” Die Firma Braukraft ersinnt zu jedem ihrer Biere ein Märchen oder besser gesagt den Anfang davon. Den Rest müssen Sie selbst erfinden. Ist das zu viel verlangt? Ich meine nicht, denn die Brauer sollen ihre Kreativität doch lieber in das Bier stecken als in irgendwelche Märchen.

Ja, ich spreche hier von Bier, auch wenn das Choco-Lata nach dem deutschen Reinheitsgebot überhaupt nicht als Bier verkauft werden darf. In der Zutatenliste stehen auch Kakaobohnen. Der Gesetzgeber mein ja nun, das geht gar nicht. Irgendwelche Enzyme, Extrakte und Kunststoffgranulate dürfen bei der Bierherstellung gerne verwendet werden, aber ein Naturprodukt… Egal, sehen wir uns an, was das Team aus der Nähe von München hier kreiert hat.

Tiefschwarz ist es, das Choco-Lata. Tiefschwarz und Blickdicht. Die Schaumkrone können wir allerdings mit Fug und Recht vergessen. Sie ist sehr klein, besteht aus grobporigem Schaum und löst sich sofort auf. Schade, so kann mich die Optik nicht begeistern.

Bei der tiefen Schwärze des Bieres würde ich auch ein recht kräftiges und komplexes Aroma erwarten. Die Kakaobohnen aus Ghana sorgen auch für ein ordentliches Schokoladenaroma. Leider ist es so kräftig, dass es die anderen Aromen verdrängt. Eventuell wäre da weniger mehr gewesen.

Der Antrunk wird wie von mir erwartet durch die Röstnoten dominiert. Der Geschmack nach Schokolade steht im Vordergrund. Die kräftige Malzsüße passt zur gut dosierten feinperligen Kohlensäure. Von Anfang an schmeckt das Bier kräftig nach Kakao, schnell gesellen sich auch Espressonoten dazu. Säure ist keine zu schmecken, auch Bitterstoffe vermisse ich. Auf mich wirkt das Bier nicht wirklich rund und vollmundig. Auch der Abgang ist ohne Bitter und auch ohne Nachklang.

Die Idee, auch Kakaobohnen mit zu verbrauen ist sicher nicht schlecht. Das Choco-Lata wirkt auf mich aber nicht wirklich rund.

Zutaten

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe, Kakaobohnen

Alkoholgehalt:

5,4 %

Stammwürze:

16,5 %

IBU:

16,5 %

Brauerei:

Braukraft
Münchnerstr. 20
82205 Gilching
www.braukraft.de

Original Sternla Helles

Ich weiß nicht, was ich von diesem Etikett halten soll. Ein Pin Up-Girl (vermutlich aus der Nachkriegszeit) reitet wie Baron Münchhausen (die bekannteste Verfilmung dieses Stoffs mit Hans Albers in der Hauptrolle stammt aus dem Jahr 1943) auf einem sechszackigen Stern. Irgendwie erscheint mir das Motiv zu alt für jeglichen Anflug von Modernität, es ist aber nicht alt genug um nostalgisch zu wirken. Mir macht es einfach nur einen altbackenen Eindruck. Dass der Bierstern abgebildet wird passt ja noch zum Inhalt. Aber wofür bloß das Pin Up? Na ja, zumindest erhöht es den Wiedererkennungswert der Flasche im Regal. Welcher dieser beiden Eindrücke nun richtig ist oder ob ich vollkommen daneben liege sollen andere entscheiden.

Einen gewissen Unterhaltungswert können wir durchaus dem Namen dieses Bieres zuschreiben oder vielmehr der Diskussion in Franken, ob die Schreibweise überhaupr mit den fränkischen Schreibregeln konform ist. Das Würzburg Wiki schreibt dazu: “Namensgeber ist das Firmenlogo, der Stern in seiner (mittel- und oberfränkischen) Verkleinerungsform. Diskutiert wurde im Vorfeld der Name, da mainfränkisch eigentlich Sternle richtig wäre. Die konzeptionelle Ausrichtung jedoch über das Gebiet Unterfranken hinaus und die Reminiszenz an den Brauereieigentümer in Kulmbach hat dann dem oberostfränkischen Dialekt den Vorzug gegeben. Seit Ende der 1990er Jahre existiert jedoch bereits ein “Sternla” genanntes Lagerbier, das in Bambergs ältestem Wirtshaus Sternla ausgeschenkt wird.” An anderer Stelle habe ich als mögliche richtige Schreibweise auch “Sternli” gefunden. Es ist schon merkwürdig, mit was für Problemen die Menschen sich aufhalten.

Für das Sternla zeichnet die Sternla GmbH verantwortlich, eine hundertprozentige Tochter der Würzburger Hofbräu GmbH, die ihrerseits wiederum zur Kulmbacher Brauerei AG gehört. In Kulmbach wird das Sternla auch gebraut, da die dortige Abfüllanlage für die Arbeit mit den Euroflaschen geeignet ist. Wichtiger soll mir aber der Inhalt der Flaschen sein. Wenden wir uns also dem Bier zu.

Die Optik macht der fränkischen Bierkultur schon mal alle Ehre. Hell goldgelb ist das Bier mit einer sehr stabilen weißen Schaumkrone, die uns auch lange erhalten bleibt. Dazu sehe ich recht viel Kohlensäure.

Das Aroma ist etwas schwach. Das Bier duftet leicht nach Karamell. Hofenaromen kann ich nicht wahrnehmen, was mich bei der Beschreibung auf dem Rückenetikett auch nicht wirklich überrascht. Dort steht, dass es sich um ein “extra mildes Bier” handelt.

Der Antrunk bringt eine subtile Süße hervor, die gut zur feinperligen Kohlensäure passt. Aber dann lässt das Bier deutlich nach. Auf der Zunge kann das Bier nicht überzeugen. Ich schmecke eine leichte Malzsüße, die das Bier alleine nicht retten kann. Säure ist nicht zu schmecken und auch die Bitterstoffe kommen erst in der Kehle leicht zum Vorschein. Als Ausgleich klingen sie dann auch nicht nach.

Eigentlich bin ich ja ein Liebhaber der Biere aus Franken, aber vom Original Sternla (nicht zu verwechseln mit dem Sternla aus Bamberg) bin ich wirklich enttäuscht.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

4,9 %

Stammwürze:

11,3 %

Brauerei:

Sternla Bier GmbH
Höchberger Str. 28
97082 Würzburg
www.sternlaschmeckt.de

Bauhöfers Schwarzwaldmarie

Der Schwarzwald ist für seine hochwertigen Lebensmittel bekannt und so wundert es auch nicht, dass dort ebenfalls Biere gebraut werden, die nicht mit anderen Bieren verwechselt werden können. Die Schwarzwaldmarie, ein helles Lager, wird mit Brauwasser aus einem brauereieigenen Tiefbrunnen, mit regional erzeugtem Malz und mit Aromahopfen aus Tettnang, Spalt und der Hallertau gebraut. Außerdem reift dieses Bier acht Wochen lang. Das macht mir Hoffnung, dass mir dieses Bier gut gefällt.

Auffällig ist an der Flasche, dass sie nicht mit einem Kronkorken verschlossen ist, sondern über einen Drehverschluss verfügt. Dagegen ist zunächst einmal nichts zu sagen, allerdings handelt es sich bei dieser Pfandflasche um eine spezielle Anfertigung für die Brauerei, so dass ich sie hier im Ruhrgebiet nicht loswerde. Für mich ist es quasi eine Einwegflasche. Nachhaltigkeit sieht anders aus. Auf der anderen Seite habe ich das Bier aus dem Schwarzwald mitgebracht. Wird das Bier nur regional verkauft, ist gegen die spezielle Flasche nichts zu sagen.

Hell goldgelb präsentiert sich das Bier im Glas. Ich sehe viel Kohlensäure und es bildet sich eine durchschnittlich große Krone aus feinporigem Schaum, die auch lange erhalten bleibt.

Auch das Aroma gefällt mir. Ich rieche Karamell, Ananas, Zitrone und Melone. Die Brauerei war offensichtlich bei der Dosierung des Aromahopfens nicht geizig. Das macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der relativ süße und spritzige Antrunk begrüßt mich auch gleich mit dem Geschmack von Honigmelone und Zitrone. Diese Fruchtigkeit bleibt auch bestehen und es kommt ein hintergründiges zartes Bitter dazu, das an Zitronenschale erinnert. Der Abgang ist mild und wenig bitter. Trotzdem überrascht er mit einem sehr langen Nachklang.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen (kaltgehopft mir Amarillo und Mosaic)

Alkoholgehalt:

5,2 %

Stammwürzegehalt:

12,7 %

Brauerei:

Familienbrauerei Bauhöfer GmbH & Co. KG
Ullenburgstraße 12-14
77871 Renchen – Ulm
www.schwarzwaldmarie.beer

Flensburger Blonde

Früher gab es aus der nördlichsten Brauerei Deutschlands nur das Pilsener. Inzwischen brauen die Flensburger auch einige andere Biere. Eines dieser relativ neuen Biere steht jetzt vor mir. Die Brauerei beschreibt das Blonde wie folgt:

“Nach dem Vorbild belgischer Abteibiere und dennoch gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot erreicht den Genießer mit dieser goldgelben, eher milden Bierspezialität ein rundum ausbalanciertes Geschmackserlebnis.

Gebraut mit der für den Bierstil charakteristischen obergärigen Spezialhefe aus Belgien sowie insgesamt drei erlesenen Gerstenmalzen und hellem Weizenmalz. Das Zusammenspiel von fruchtig-würzigen Hefe- und sanften Malzaromen wird harmonisch ergänzt durch die unaufdringlich bittere Note des slowenischen Aromahopfens »Styrian Golding Celeia«. Ein Meisterwerk Flensburger Braukunst.

Passt gut zu …

Das leckere BLONDE lässt sich sehr gut zu einem feinen Essen mit leichten Speisen kombinieren, oder – als krönender Abschluss – auch hervorragend mit fruchtigen Desserts. Unser Geheimtipp: Probieren Sie es auch einmal zu herzhaftem (Weich-)Käse!

Unser BLONDE eignet sich zudem hervorragend als “Einsteiger” für besondere Genussmomente, zu denen Sie Freunde mit Ihrem gutem Biergeschmack überraschen und gekonnt in die Welt der Bierspezialitäten einführen können.”

Hell bernsteinfarben und leicht hefetrüb präsentiert sich das Flensburger Blonde im Glas. Darüber bildet sich eine voluminöse Krone aus weißem gemischtporigem Schaum, die recht lange erhalten bleibt. Optisch ist das Bier also schon mal nicht schlecht.

Das Aroma wird durch Karamelldüfte geprägt, unterstützt durch Zitrone und Holzaroma. Dazu kommt noch eine blumige Note.

Der Antrunk ist nur leicht süß und zeigt, dass das Bier nur recht wenig der sehr feinperligen Kohlensäure hat. Ich würde mir da etwas mehr wünschen. Dann gesellt sich eine angenehme Fruchtigkeit dazu, gepaart mit einem leichten Bitter. Das Bier macht einen recht ausgewogenen Eindruck. Der Abgang ist leicht bitter und er klingt nur kurz nach.

Das Bier gefällt mir recht gut, aber bei der Dosierung des Hopfens hat die Brauerei wohl der Mut verlassen. Das Original aus Belgien hat doch mehr Charakter. Das Flensburger Blonde ist mir persönlich etwas zu sehr auf den Massengeschmack getrimmt. Im Prinzip gesteht die Brauerei das auch zu, wenn sie schreibt, dass dieses Bier als Einstieg in die Welt der Brauspezialitäten dienen soll.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen (Styrian Golding Celeia), Hefe

Alkoholgehalt:

6,1 %

Stammwürze:

13,8° Plato

Brauerei:

Flensburger Brauerei Emil Petersen GmbH & Co. KG
Munketoft 12
24937 Flensburg
www.flens.de

Klüvers Pils

Würde mich jemand nach einem typischen norddeutschen Bier fragen, würde ich ohne Zögern das Pils nennen. Ein solches Bier aus der kleinen Brauerei im Hafen von Neustadt steht jetzt vor mir. Auch wenn die Pils-Biere der großen Brauereien meist ziemlich langweilig und vor allem austauschbar sind, habe ich doch bereits einige Pilsener aus kleinen Brauereien verkostet, die mir wirklich gut gefallen.

Hellgelb und nur leicht hefetrüb präsentiert sich Klüvers Pils im Glas. Darüber bildet sich wahnsinnig viel feinporiger weißer Schaum, der auch recht lange erhalten bleibt. Es ist also durchaus sinnvoll, dieses Bier vorsichtig einzuschenken, es sei denn, Sie habe vor, noch einige Zeit auf den Genuss zu warten.

Das Aroma ist frisch und fruchtig, wobei sich die Düfte des Malzes und die des Hopfens weitgehend die Waage halten.

Die Süße des Antrunks überrascht mich etwas, wobei allerdings die Kohlensäure auch für eine angenehme Frische sorgt. Schnell gesellt sich ein freundliches Bitter zur Süße. Beide Geschmacksrichtungen sind gut aufeinander abgestimmt, so dass ein ausgewogener und süffiger Geschmack entsteht. Der Abgang wird durch ein mildes Bitter dominiert, das aber lange nachklingt und harmonisch zu Ende geht.

Anfangs enthielt mir das Bier zu viel Süße, aber schnell wurde es zu einem guten typisch norddeutschen Pils mit einer Menge Charakter. Zusammenfassend halte ich Klüvers Pils für ein gutes universelles Bier.

Zutaten:

Brauwasser
Gerstenmalz (Caramelmalz Hill, Pilsener Malz, Sauermalz)
Hefe
Hopfen (Hallertauer Magnum, Hallertauer Tradition)

Alkoholgehalt:

4,8 %

Stammwürze:

11,7 %

IBU:

35

Brauerei:

Klüvers Delikatessen GmbH & Co. KG
Schiffbrücke 2-4
23730 Neustadt in Holstein
www.klüvers.com

Waldbier 2017 mit wilder Kirsche

Zu einem ungewöhnlichen Ernteeinsatz rückten im Frühjahr die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) gemeinsam mit Braumeister Axel Kiesbye aus. Förster, Forstarbeiter und Erntehelfer waren in das Bundesforste-Revier Hermagor am Fuße der Karnischen Alpen gekommen, um die Zutaten für das Waldbier Jahrgang 2017 zu sammeln. “Mit dem seit dem Internationalen Jahr des Waldes gebrauten Waldbier stellen wir jedes Jahr eine neue Wald-Zutat in den Mittelpunkt”, freute sich Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager schon auf den neuen Jahrgang. “Für das Waldbier Jahrgang 2017 wurde die Traubenkirsche (Prunus padus), auch ‚wilde Kirsche’ genannt, ausgewählt. Im Gegensatz zu den kultivierten Arten handelt es sich dabei um eine wilde Form der Kirsche, die in unseren Wäldern natürlich vorkommt. Ihre 10 bis 15 Zentimeter langen, weißen Blüten zeichnen sich durch ein ganz besonderes Aroma aus. Im Bundesforste-Revier Hermagor im südlichen Kärnten wurden über hundert Liter honigsüß duftender Blütentrauben für das neue Waldbier geerntet. Die Ernte fand in den Waldsäumen und Auwäldern entlang der Gail statt, in denen sich die Traubenkirsche besonders wohl fühlt.” Im Unterschied zu den bisherigen Waldzutaten – Zapfen, Nadeln, Rinde oder Harz – werden heuer erstmals Blüten für die Kreation des Waldbiers verwendet. Braumeister Axel Kiesbye sieht dem neuen Jahrgang mit großer Erwartung entgegen. “Der feine Blütenstaub der Traubenkirsche verfügt über ein einzigartiges marzipanartiges Aroma und feine Noten von Bittermandeln.” Das Waldbier Jahrgang 2017 “Wilde Kirsche” wird über den Sommer eingebraut und ab Herbst 2017 erhältlich sein.

Traubenkirsche in voller Blüte

Nur wenige Wochen im Jahr, von April bis Mai, stehen die Traubenkirschen in voller Blüte. Die Blüten öffnen häufig gleichzeitig mit dem Laubaustrieb. Da gilt es, den richtigen Zeitpunkt für die Ernte zu bestimmen. “Rund zwei bis drei Wochen früher als sonst sind die Traubenkirschen heuer in Blüte gestanden”, weiß Rudolf Freidhager zu berichten. “Unsere Förster kennen die Reviere wie ihre Westentasche: Sie wissen genau, wann es soweit ist. Die Ernte folgt zu einem perfekten Zeitpunkt – nach mehreren aufeinanderfolgenden, warmen Tagen in schönster Vollblüte.” Die Ernte der Traubenkirschen, die Höhen von bis zu zwölf Metern erreichen könnten, gestaltete sich nicht immer einfach. “Die freistehenden Traubenkirschen waren teils bis zu 15 Meter hoch, da musste schon mal eine Leiter zu Hilfe genommen werden”, erklärt Axel Kiesbye und ergänzt: “Zunächst erntet man die ganze Traube und trennt erst vor der Verarbeitung die einzelnen Blüten ab.”

Bienenweide und Traubenröster

Die Traubenkirsche (Prunus padus) gehört zur Familie der Rosengewächse und ist – neben der wohlbekannten Vogelkirsche und weniger geläufigen Steinweichselkirsche – eine der drei heimischen Wildkirschenarten. Traubenkirschen kommen in ganz Österreich in niederen bis mittleren Lagen vor, häufig an sonnigen, warmen Standorten. Sie wachsen bevorzugt in Au- und Bruchwäldern, entlang von Flüssen und Bächen, umgeben von Eschen, Pappeln und Edelhölzern wie Erle oder Ulmen, aber auch an Waldrändern. Die Traubenkirsche sorgt für Artenvielfalt in den Auwäldern, in denen sie auch als Bienenweide geschätzt wird. Mit ihren intensiv duftenden Blüten gilt sie als beliebte Trachtpflanze und lockt bestäubende Insekten wie Wildbienen und Hummeln an. Aber auch die Menschen wussten früher, sich ihre zwischen Juni und September reifenden Früchte zunutze zu machen. In Salz und Gewürze eingelegt galten die kleinen Steinfrüchte als Delikatesse. Aufgrund ihres hohen Pektin-Gehalts wurden die herb-bitteren Früchte gerne für Konfitüren, Eingemachtes oder Essig verwendet. Nicht nur die Blüten, auch die Blätter und Samen der Traubenkirschen weisen ein Bittermandel-Aroma auf. Das Holz der Kirschbäume wird meist nach 60 bis 70 Jahren schon geerntet. Ihr helles Holz mit seinem dunklen Kern wird von Tischlern sehr geschätzt. So galt es etwa im Biedermeier als “Klassiker” und beliebtestes Holz im Möbelbau.

Fichte, Tanne, Zirbe, Lärche – Jahrgangsbier in sieben Wald-Sorten

Im Internationalen Jahr des Waldes 2011 nahm das Gemeinschaftsprojekt der Österreichischen Bundesforste mit Braumeister Axel Kiesbye seinen Anfang. “An der ursprünglichen Idee hat sich für uns bis heute nichts geändert: Mit dem Waldbier wollen wir einen innovativen Zugang zum Wald schaffen. Mit dem neuen Jahrgang ‚Wilde Kirsche’ bringen wir auch heuer wieder den Wald in kulinarischer Form auf den Speisen- und Wohnzimmertisch”, freut sich Rudolf Freidhager über die ungewöhnliche Initiative. Das ursprünglich als einmalige Sonderedition gedachte Waldbier hat sich mittlerweile zu einem “Klassiker” unter den Kreativbieren entwickelt und wurde seitdem jedes Jahr mit einer neuen Waldzutat gebraut. Während in den ersten fünf Jahren unterschiedliche Waldbäume im Fokus standen, liegt das Augenmerk nun auf Waldsträuchern wie im Vorjahr Wacholder und heuer die Traubenkirsche. Die Zutaten stammen jeweils aus Wäldern der Bundesforste, die Kreation von Axel Kiesbye, eingebraut wird in der Trumer Brauerei.

Alle Jahrgänge im Detail: Jahrgang 2016 “Wacholder” aus dem Forstrevier Zederhaus im Lungau (Sbg.), Jahrgang 2015 “Fichtenharz” aus dem Forstrevier Traunstein (OÖ), Jahrgang 2014 “Schwarzkiefer” aus dem Forstrevier Hinterbrühl im Wienerwald, Jahrgang 2013 “Lärche” aus dem Forstrevier Bad Aussee im Salzkammergut, Jahrgang 2012 “Zirbe” aus dem Forstrevier Pfunds im Tiroler Radurschltal und Jahrgang 2011 “Tanne” aus Wäldern am Hochkönig (Sbg.).

Waldbier Jahrgang 2017 “Wilde Kirsche” ist ab Oktober im Handel

Wie seine Vorgänger wird das neue Waldbier 2017 “Wilde Kirsche” in limitierter Auflage hergestellt und ab Oktober erhältlich sein. Das Jahrgangsbier wird in Gourmet-Flaschen zu 0,75 l und 0,33 l und in Kleinfässern zu 24 l abgefüllt. Aufgrund seines hohen Alkoholgehalts verfügt das Waldbier über eine ausgezeichnete Lagerfähigkeit und kann als Jahrgangsbier nachhaltig gesammelt und mehrere Jahre gelagert werden. Bisherige Waldbier-Jahrgänge sind nahezu ausverkauft und nur mehr vereinzelt bzw. als Sammlerobjekte erhältlich.