Archiv für den Monat: Juni 2015

agnus dei spezial

agnus dei – das Lamm Gottes. Der Name dieses Bieres formuliert schon mal einen hohen Anspruch. Dieser Ehrgeiz wird auch noch durch den Zusatz „kraftvoll und elitär“ bestärkt. Deshalb will ich dieses Bier jetzt einmal testen.

Sehen wir uns zunächst die Flasche an. Zunächst einmal fällt auf, dass die Etiketten das Licht stark reflektieren, so dass sie schlecht zu lesen sind. Das Bier wird in einer Brauerei in Chemnitz im Auftrag eines Handelsunternehmens in Berlin gebraut. Na gut, das muss nicht zwingend schlecht sein. Auf dem Etikett auf der Rückseite steht ein Kurzabriss der Geschichte des Templerordens. Was dieser Orden mit Bier zu tun hat, erschließt sich mir bislang noch nicht. Dann fällt mir noch der Name auf – ein agnus dei gibt es auch von der Brauerei Corsendonk in Belgien. Das belgische Bier wird gern zu den hundert besten Bieren der Welt gezählt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Nun ist es aber an der Zeit, die Flasche zu öffnen und das Bier einzuschenken. Rotgolden und klar steht das Bier im Glas und darüber eine üppige Schaumkrone, feinporig und dicht. Der Schaum bleibt auch lange stehen. Optisch macht das Bier wirklich etwas her.

Das Aroma ist stark hopfenlastig mit leichten Anklängen von Äpfeln und gelben Früchten. Doch, bis hierhin hat die Brauerei eigentlich alles richtig gemacht.

Jetzt möchte ich aber den ersten Schluck nehmen. Der Antrunk ist enttäuschend. Irgendwie wirkt das Bier – ich drücke mich jetzt mal diplomatisch aus – recht wässrig. Dieser Eindruck ändert sich auch nicht, wenn sich das Bier im Mund verteilt. Der Geschmack ist kurz gesagt enttäuschend. Lediglich die feine Kohlensäure verleiht dem Bier etwas Spritzigkeit. Der lange Abgang ist dann angenehm bitter, fast wie bei norddeutschen Bieren. Aber weder die Kohlensäure noch der Abgang können die Enttäuschung im Mund ausgleichen. Ich würde das Bier eher am unteren Rand der Qualitätsskala ansiedeln.

Der optische Eindruck steht bei diesem Bier in krassem Widerspruch zum Geschmack. Leide ich etwa unter Geschmacksverirrung? Zur Sicherheit sehe ich mir einmal an, welche anderen Rezensionen ich im Internet finde. Die Beschreibung des Schaums reicht (wie auch von mir festgestellt) von feinporig, fest und langer Standzeit bis hin zu wenig Schaum, der schnell zusammenfällt. Die Farbe wird mal mit Bernstein, mal als rotbraun und ein anderes Mal mit hellgolden beschrieben. Der eine Rezensent nennt das Bier „schön süffig“, während ein anderer dem Bier jede Süffigkeit abspricht. Mal wird geschrieben, dass die Brauerei nicht genannt wird, sondern lediglich das Handelsunternehmen, mal wird geschrieben, dass die Brauerei genannt wird. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass für diese Handelsmarke irgendwelches Bier aufkauft und abfüllen lässt. Anders kann ich mir die unterschiedlichen Angaben nicht erklären.

Zutaten:

Brauwasser
Gerstenmalz
Hopfen
Hopfenextrakt

Brauerei:

Privatbrauerei Einsiedler Brauhaus GmbH
09123 Chemnitz

für

Karlex Handels- und Vertriebs GmbH
Charlottenstr. 65
10117 Berlin

Alkoholgehalt:

5,5 %

Störtebeker Braumanufaktur

Heute möchte ich Ihnen eine Brauerei aus Stralsund in Vorpommern vorstellen. Die Brauerei liegt an einer Ausfallstraße und sieht auf den ersten Blick recht klein aus. Auffällig sind nur die riesigen Silos, die im Vergleich zur Größe des Betriebsgeländes irgendwie überdimensioniert erscheinen. Aber der Reihe nach.

Die Stadt Stralsund blickt auf eine Brautradition achthundert Jahren zurück und in dieser Tradition sieht sich die Störtebeker Braumanufaktur. Nachdem sich die Brauerei in der Zeit der DDR unter dem Namen Stralsunder einen sehr schlechten Ruf erworben hatte, bemüht sich das Unternehmen heute unter der Flagge der Störtebeker Braumanufaktur mit großem Erfolg, wieder einen guten Ruf aufzubauen. Dafür hat sich die Braumanufaktur einiges einfallen lassen.

Handwerklich gebraute Biere

Die Störtebeker Braumanufaktur arbeitet mit Naturprodukten. Eigentlich klingt das ja selbstverständlich, ist es aber nicht. Die meisten Brauereien verwenden für ihre Biere keinen Naturhopfen, sondern Hopfenextrakt. Das ist nach dem deutschen Reinheitsgebot vollkommen in Ordnung. Allerdings handelt es sich dabei nicht mehr um ein Naturprodukt, sondern Hopfenextrakt ist, wie der Name bereits aussagt, ein aus dem Naturprodukt, meist oder immer Bitterhopfen, extrahiertes Standardprodukt. Daraus lässt sich schließen, dass für jeden Sudansatz immer die gleiche Menge Extrakt benötigt wird, um ein immer gleich schmeckendes Bier zu erhalten. Viele Verbraucher wollen auch ein immer gleiches Bier zum möglichst niedrigen Preis. Deshalb will ich dieses Verfahren auch gar nicht kritisieren. Die Störtebeker Braumanufaktur geht einen vollkommen anderen Weg und setzt ausschließlich Naturhopfen ein.

Naturhopfen ist, wie der Name bereits aussagt, der Hopfen, wie er gewachsen ist. Das bedeutet, dass jede Charge etwas anders ausfallen kann. In der Folge ist der Brauer mehr gefordert, da jeder Sud neu komponiert werden muss. Dieser höhere Aufwand führt selbstverständlich auch zu einem höheren Preis. Aber auch der Verbraucher hat etwas davon. Dass noch alle Inhaltsstoffe des Hopfens vorhanden sind, hat das daraus gebraute Bier sowohl ein komplexeres Aroma als auch einen volleren Geschmack.

Vielfalt

Immerhin 17 Biere werden in Stralsund gebraut. Und nicht nur das. Alle Biere haben ihren spezifischen Geschmack. So sollte (fast) jeder sein Lieblingsbier finden. Es ist wirklich erstaunlich, welche Vielfalt auch mit dem deutschen Reinheitsgebot möglich ist. Bei vielen Bieren (eventuell bei allen, da bin ich mir nicht sicher) wird auch bereits auf dem Etikett der Flaschen angegeben, welcher Hopfen und welche Hefe verwendet wird. Damit können wir als Verbraucher bereits vor dem Kauf abschätzen, ob uns das Bier schmecken wird oder ob wir lieber zu einem anderen Produkt greifen sollten.

Transparenz

Täglich werden (je nach Saison) eine bis drei Brauereiführungen durchgeführt. OK, das machen viele Brauereien im Rahmen ihrer Kundenbindungsprogramme. Ich habe an einer Führung in Stralsund teilgenommen und ich war wirklich angenehm von der Offenheit überrascht. Die Rohstoffe wurden vorgestellt, uns wurden die Produktionsräume wie auch die Abfüllanlage gezeigt und wir erhielten viele Informationen von einem IHK-geprüften Botschafter des Bieres. Es war jederzeit möglich, Fragen zu stellen. Davon habe ich ausgiebig Gebrauch gemacht und alle Fragen wurden ausführlich beantwortet, auch Fragen, bei denen ich fast erwartet habe, dass eine Antwort unter Verweis auf das Geschäftsgeheimnis verweigert würde. An die einstündige Führung schloss sich noch eine Bierprobe an, die ebenfalls eine Stunde dauert. Dabei wurden uns acht Biere zur Verkostung gereicht und wir erhielten in diesem Rahmen Informationen über die einzelnen Biere. Wenn Sie sich entschließen, ebenfalls an einer dieser Führungen teilzunehmen, sollten Sie also keinesfalls mit dem Auto anreisen. Eine Bushaltestelle (Linie 3, Haltestelle Brauerei) ist aber nur knapp 200 Meter entfernt. Und Sie können mir glauben: die € 10,80 für die Führung sind gut angelegt.

Dass die Deklaration der Zutaten auf den Rückenetiketten der Flaschen sehr ausführlich ist und weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht, habe ich ja bereits erwähnt.

Ein umfangreiches Kundenbindungsprogramm

Die Brauereiführungen sind aber nicht alles. Das Team der Brauerei hat sich noch erheblich mehr ausgedacht.

Genuss-Verkostungen

An jedem dritten Donnerstag im Monat findet in der Gaststätte des Brauhauses eine Genuss-Verkostung statt. Dort stellen Biersommeliers verschiedene Biere vor und es gibt zu dem Bier passende Häppchen dazu. In jedem Monat steht der Event unter einem anderen Motto. Und auch hier weiß die Manufaktur zu überraschen. Das Motto „Bier und Salami“ war zu erwarten, eine Verkostung beim Thema „Bier und Schokolade“ kann ich mir noch die Kombination dunkler Schokolade mit Porter oder auch von weißer Schokolade mit Atlantik Ale vorstellen. Spätestens beim Thema „Bier und Dessert“ ist meine Vorstellungskraft aber überfordert. Alle diese Themenabende finden in diesem Jahr statt. Leider komme ich nur selten nach Stralsund, sonst würde ich sicher öfters mal an einem solchen Event teilnehmen.

Rent A Sommelier

Wenn Sie auf Ihrer Feier den Gästen etwas ganz Besonderes bieten wollen und das nötige Kleingeld übrighaben, können Sie sich einen Biersommelier mieten. Er bringt alles für eine exklusive Bierprobe mit. Das ist doch etwas, was Sie sicher noch nicht erlebt haben.

Biersommelier-Abende

Dies ist die nicht nur für mich reizvollste Eventreihe. Jeden ersten Donnerstag im Monat treffen sich die Biersommeliers der Störtebeker Braumanufaktur in der Brauhausgaststätte – und Sie können dabei sein. Wie auch die Genuss-Verkostungen stehen die Biersommelier-Abende immer unter einem bestimmten Motto. Dabei werden nicht nur die Biere aus Stralsund verkostet, sondern im Mittelpunkt stehen Bierspezialitäten anderer Brauereien samt passender Speisen aus der Brauhausküche. Dazu können Sie mit den Spezialisten über die Biere fachsimpeln. Offensichtlich sind die 44 Euro für diesen Event gut angelegt, sonst wären die Events nicht teilweise ein halbes Jahr im Voraus ausgebucht.