Bei Verhaeghe Vichte ist Tradition mehr als nur eine hohle Phrase. Schließlich wird in dieser Brauerei seit vier Generationen flämisches rotbraunes Bier gebraut. Für Karl und seinen Bruder Peter, den Brauer, begann die Geschichte mit Vichtenaar, aber es ist Duchesse de Bourgogne, das zu ihrem Flaggschiffbier geworden ist. Es wird mit tief gerösteten Malzen und gereiftem Hopfen gebraut, was eine geringe Bitterkeit ergibt. Es sind viele Jahrhunderte vergangen, aber Maria von Burgund genießt in der Stadt Vichte noch immer hohes Ansehen. Diese in Brüssel geborene Herzogin war die Gemahlin Maximilians I. „Sie gewährte den Bürgern viele Rechte und unterstützte die Brauer“, erzählt Karl Verhaeghe von der Brouwerij Verhaeghe Vichte. Die regionalen Biere, die bei der Gründung der Brauerei 1885 erstmals hergestellt wurden, werden auch heute noch von Karl und Peter gebraut.
Es handelt sich um typisch flämische rotbraune Biere, eine Mischung aus obergärigen Bieren, die in Eichenfuß gereift sind. In diesen Fässern durchläuft das obergärige Bier eine zweite wilde spontane Gärung. Daher werden diese Biere auch als Biere mit Mischgärung bezeichnet. Nach der Hauptgärung und der Kühllagerung setzt die Duchesse de Bourgogne ihre Reifung in Eichenfermentern fort. Die Tannine aus der Eiche verleihen dem Bier seinen frischen und fruchtigen Charakter. Jetzt möchte ich feststellen, ob sich dieser ganze Aufwand überhaupt lohnt.
Mahagonifarben fließt das Bier ins Glas und bildet dabei eine recht kleine hellbraune Schaumkrone, die durchschnittlich lange erhalten bleibt.
Düfte nach Trockenfrüchten und dunkler Schokolade steigen mir in die Nase, wobei der Alkohol dem Aroma eine weitere Fülle verleiht. Insgesamt erinnert das Aroma mich an Likör, wobei ich dies eigentlich bei nur 6,2 Volumenprozent Alkohol nicht erwartet hätte.
Im Antrunk halten sich die süßen und die sauren Noten die Waage. Auffällig ist die extrem feinperlige Kohlensäure, die auf die lange Reifung dieses Bieres hinweist. Auf der Zunge entwickelt sich vor allem die fruchtige Säure, die nur mühsam von der Restsüße des Malzes im Zum gehalten wird. Das Mundgefühl ist schwer und voll. Im Abgang wird das Sauer kräftiger und zusammen mit der Süße erinnert das Bier jetzt an einen alten Balsamico, aber an einen, von dem man nach einem guten Essen einen Teelöffel voll pur genießt. Leider ist der Nachklang recht kurz.
Das Bier eignet sich hervorragend zu Meeresfrüchten und gebratenem Fisch, genau wie zu Hartkäse. Auch für eine Soße zu dunklem Fleisch kann es gut verwendet werden.
Zutaten:
Wasser, Hefe, Malz, Hopfen
Alkoholgehalt:
6,2% Vol.
Brauerei:
Brasserie Verhaeghe Vichte
Stin-Dierikserf 1
8570 Vichte
Belgien
www.brouwerijverhaeghe.be
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Nun steht wieder einmal ein Bier von der Insel Rügen vor mir, das Baltic Stout von der Insel Brauerei in Rambin. Markus Berberich hat die Brauerei gegründet und entwickelt seitdem dort seine Biere, die er selbst „Seltene Biere“ nennt, ich würde eher sagen, dass zumindest ein großer Teil der Biere aus Rambin einmalig ist. Aber genug geplaudert, es ist an der Zeit, die Flasche zu öffnen und das Bier zu verkosten.
Unmittelbar am Hamburger Fischmarkt auf St. Pauli befindet sich die Brauerei ÜberQuell. Ich war bislang nur einmal dort. Das Wetter war schön, ich konnte draußen sitzen und in sympathisch-improvisiert erscheinender Umgebung mein Bier genießen. Mindestens bei gutem Wetter ist die Brauerei einen Besuch wert. Genauso haben mir auch die Biere gefallen, die ich bislang aus dieser Brauerei verkostet habe und ich hoffe, dass es mir mit dem Witbier, das jetzt vor mir steht, auch so geht.
Die Brauerei Flügge aus Frankfurt ist bekannt für ihre ungewöhnlichen Biere und ihre Experimente mit wilden Hefen. Auch Bierstile, an die sich kein anderer mit wilden Hefen herantraut, werden dort wild vergoren. Heraus kommen ungewöhnliche edle Biere. Mir haben die Biere bislang immer gut gefallen, aber es sind keine Biere für jeden Tag. Wenn ich zwei oder drei Biere aus Frankfurt hintereinander getrunken habe, dann muss ich erst einmal eine längere Pause einlegen. So hat das Kaffee Sauer mit Namen Ed bei mir sicherlich noch zwei Monate gelagert bis ich mal wieder Lust auf ein Sauerbier hatte.
Nun haben wir Ende September und es ist wieder einmal soweit – die Winter- und Weihnachtsbiere kommen bei mir an. Heute verkoste ich das Cuvée de Noël aus der Brasserie St. Feuillien im wallonischen Rœulx.
Ehrlich gesagt konnte ich anfangs mit dem Namen dieses Biers nicht viel anfangen, weshalb ich ihn erst einmal in die Suchmaschine meines Vertrauens eingegeben habe.
Der Name dieser Brauerei stammt von dem irischen Mönch Feuillien, der im 7. Jahrhundert auf das Festland kam und im Jahre 655 auf seiner Reise durch die Region um die heutige Stadt Le Roeulx gefoltert und geköpft wurde. An der Stelle, wo er sein Ende fand, errichteten seine Gefolgsleute eine Kapelle, die 1125 zum Kloster der Prämonstratenser ausgebaut wurde, das später als Kloster St. Feuillien du Roeulx bekannt wurde. Jahrhundertelang hatten Mönche in St. Feuillien Bier gebraut. Eine Tradition, die allen Zeiten zum Trotz bewahrt werden konnte. Auch wenn inzwischen die vierte Generation an Braumeistern der Familie Friart die Geschicke leitet, so tut sie dies doch mit derselben Leidenschaft und auf der Basis des Know-Hows von einst… um jene geschmackvollen Klosterbiere zu kredenzen, für die Belgien berühmt ist Nun will ich mich einmal mit dem Triple beschäftigen.
Jetzt steht mal wieder ein Bier aus Algermissen im Landkreis Hildesheim vor mir. Andreas Buschbeck braut als Gypsy-Brauer nur drei Biere, die sollen dafür aber auch besonders gut sein und werden mit Rohstoffen aus kontrolliert biologischem Anbau gebraut. Jetzt nehme ich mir das Helle vor.
Im Jahr 1982 begannen die beiden Freunde Chris Bauweraerts und Pierre Gobron im kleinen Dorf Achouffe in den belgischen Ardennen mit dem Brauen. Heute, fast vier Jahrzehnte später, sind ihre Biere nicht nur in Belgien und dem restlichen Europa, sondern auch im Nahen Osten sowie in Kanada beliebt. Das La Chouffe Blonde, das jetzt vor mir steht, war das erste Bier, das unter dieser Marke vertrieben wurde und ist noch heute das meistverkaufte Bier dieser Brauerei.
Es war im Jahr 2007, als Martin und James (damals beide 24 Jahre alt) zusammen mit ihrem Hund (dessen Alter nicht überliefert ist) in Schottland die Brauerei BrewDog gründeten. Die Beiden waren von den britischen Industriebieren gelangweilt, also es nahe lag, dagegen etwas zu unternehmen. Sie holten sich Geld von der Bank und setzten alles auf eine Karte: gutes Bier. Inzwischen ist BrewDog eine der am schnellsten wachsenden Brauereien. In nur zehn Jahren haben die beiden eine große Marke geschaffen. Im Jahr 2016 hatte BrewDog weltweit bereits 750 Mitarbeiter. Auch in Berlin betreibt BrewDog einen Dogtap. Dort wird auch das Helle Zwickel gebraut, das jetzt vor mir steht und auf seine Verkostung wartet.