Archiv der Kategorie: Biobier

Riedenburger Dolden Null

Alkoholfreies Craft Beer ist selten und auch beim Bier aus biologischen Zutaten ist alkoholfreies Bier die absolute Ausnahme. Beim Dolden Null aus dem Riedenburger Brauhaus im Altmühltal kommt nun beides zusammen: ein alkoholfreies Craft Beer, das aus Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau gebraut wurde. Nur zur Erinnerung: alkoholfreies Bier heißt nicht, dass das Bier absolut keinen Alkohol enthält, sondern lediglich, dass weniger als ein halbes Volumenprozent enthalten ist. Darauf weist das Riedenburger Brauhaus beim Dolden Null auch auf dem vorderen Etikett hin.

Auf dem Rückenetikett beschreibt die Brauerei im Telegrammstil, weshalb und wie sie das Bier braut: „Manchmal müssen wir noch Auto fahren. Manchmal am nächsten Tag fit sein. Aber deswegen auf ein Craftbier verzichten? Wir mussten es lösen, dieses schier unlösbar geglaubte Dilemma. Auch für uns selbst. Hier ist Dolden Null. Eingebraut als Dolden Sud und dann urplötzlich die Gärung gestoppt. Quasi ein Alcoholitus Interruptus. Das Ergebnis: ein hopfig, fruchtiges craftiges Bier – nur eben fast ohne Alkohol.“ Soweit die Theorie, kommen wir nun zum Bier.

Goldgelb zeigt sich das Bier im Glas, dazu minimal hefetrüb. Darüber bildet sich eine recht große feinporige weiße Schaumkrone, die sich sehr langsam auflöst. Die Optik dieses Biers ist schon mal ein Gedicht.

Das Bier duftet nach Zitrusschalen und Bitterorange. Dazu ist eine gewisse Malzsüße zu erahnen. Jetzt habe ich aber richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk spiegelt das Aroma wider. Die Zitrone kommt dabei mehr in den Vordergrund und ich würde mir etwas mehr Süße wünschen. Aber die sehr lebendige Kohlensäure sorgt für eine ordentliche Frische. Insgesamt macht das Bier während des Trinkens einen leichten Eindruck. Erst im Abgang kommt eine leichte und freundliche bittere Note hervor, die recht kurz nachklingt.

Es ist ein durchaus leckeres Bier, das ich gerne an einem warmen Sommerabend im Biergarten genießen würde. Für ein IPA fehlt mir aber etwas.

Zutaten:

Wasser, Emmermalz, Gerstenmalz, Hopfen (Spalter Select, Saphir, Mandarina Bavaria, Cascade, Pilgrim), Gärungskohlensäure, Hefe

Alkoholgehalt:

> 0,5 % Vol.

Stammwürze:

6 %

Brauerei:

Riedenburger Brauhaus
93339 Riedenburg
www.riedenburger.de

DIE BIEROTHEK

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500 SL 2017

Nun steht ein Sondersud aus der Hausbrauerei Altstadthof in Nürnberg vor mir. Das 500 SL wurde 2016 erstmals im Gedenken an das 500jährige Bestehen des Reinheitsgebots gebraut und in diesem Jahr gab es einen Sondersud dieser Kreation, der auf 500 Flaschen limitiert ist.

Auf dem Etikett verspricht dieses Bier schon mal viel: „Das 500 SK besticht durch Eleganz und eine fantastische fruchtige Note. Es entwickelt eine Dynamische Aromatik und entführt Sie auf eine Fahrt mit offenem Verdeck durch die Hopfenlandschaft Eckental-Herpersdorf. Das rote Spezialmalz sorgt für den Kraftvollen Körper, der durch eindrucksvolle fünf Flavour-Hopfen veredelt und getunt wird. Unser B®aumeister hat einen Typus geschaffen, der traditionell gebraut und doch zeitgemäß anmutet und alle gehobenen Ansprüche im Detail erfüllt. Spritzig, geschmeidig, kraftvoll und erfrischend anders.“

Die Brauerei verspricht also ziemlich viel und jetzt will ich mal prüfen, ob die Versprechungen auch eingehalten werden.

Zumindest was die Optik betrifft hat die Brauerei nicht zu viel versprochen. Kupferrot und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich sehr viel weißer sahniger Schaum, der auch lange erhalten bleibt. Wenn der Geschmack genauso gut ist wie die Optik, hat die Brauerei wirklich nichts falsch gemacht. Irgendwie war das ja auch zu erwarten, denn Rotbier können die Nürnberger ja wirklich brauen.

Im Aroma kämpft der Duft des Malzes mit dem Duft roter Johannisbeeren und von Vanille. Die Brauerei verspricht auch das Aroma wilder Stachelbeeren, die ich allerdings nicht riechen kann. Das mag auch daran liegen, dass ich Stachelbeeren ausschließlich als Kulturpflanze kenne. Aber auf jeden Fall duftet das Bier intensiv und sehr fruchtig. Ich kann den ersten Schluck kaum erwarten.

Auch der Antrunk ist sehr fruchtig und dabei recht süß. Dazu kommt die sehr feinperlige Kohlensäure, von der ich mir aber doch etwas mehr erhofft hätte. Die Fruchtigkeit bleibt auch erhalten, während sich das Bier auf der Zunge verteilt. Jetzt kommt neben den Johannisbeeren noch eine andere, süßere Frucht zum Vorschein, die ich allerdings nicht identifizieren kann. Ob das die wilde Stachelbeere ist? Egal, auf jeden Fall macht das Bier einen vollen und runden Eindruck. Der Abgang ist kurz bitter. Der bittere Eindruck lässt aber sehr schnell nach und wird durch einen leichteren milden Nachklang abgelöst, der lange erhalten bleibt.

Im 500 SL 2017 zeigt sich die fränkische Braukunst von ihrer schönsten Seite.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Naturhopfen (Tradition, Saphir, Blanc, Select), Hefe

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Brauerei:

Hausbrauerei Altstadthof
Bergstr. 19/21
90403 Nürnberg
https://www.hausbrauerei-altstadthof.de/

Plankstetten Maibock

Nun ist der Mai bereits vorbei und ich entdecke in meinem Bioladen noch ein Maibock, den ich nicht kannte. Da muss ich ihn doch glatt noch mitnehmen. Schließlich kommt das Bier aus Riedenburg im Altmühltal, in meinen Augen der schönsten Gegend Deutschlands. Das Riedenburger Brauhaus vertreibt ihre Biere unter zwei Marken, unter Riedenburger und dem Namen der Benediktinerabtei Plankstetten. Dabei hat sich die Brauerei selbst ökologische Bedingungen auferlegt, die sogar die strengen Regeln von Bioland noch übertreffen. Auf ihrer Website sind sie zusammengefasst:

  • 100 % Bioprodukte, das heißt alles was wir produzieren ist ökologisch
  • 100 % Rohstoffe aus ökologischem Landbau – als öko-sozial verantwortungsvolle Leistung
  • 100 % Verzicht auf Filtration und Wasseraufbereitung – für vollwertige Lebensmittel
  • Verwendung von hochwertigen Rohstoffen wie Einkorn, Emmer, Dinkel – zur Förderung der Biodiversität
  • Verwendung nur von ungekreuzten Sorten – weil wir auf die Erfahrung der Natur vertrauen
  • Lebendiges Wasser aus eigenem Brunnen – ohne chemische Aufbereitung
  • Verwendung von Naturdoldenhopfen sowie Hopfenpellets – für vollwertige Lebensmittel
  • Eigene Hefereinzucht
  • Garantiert gentechnikfreie Zutaten – für eine sichere Zukunft
  • Ständige Kontrollen durch BCS und Bioland und EU-Biozeichen
  • Regionale Partnerschaften mit Anbauverband BIOLAND und der Benediktinerabtei Plankstetten.

Da ich bereits weiß, dass aus Riedenburg hervorragende Biere kommen, sind meine Erwartungen an dieses Maibock sehr hoch.

Dass dieses Maibock etwas Besonderes ist, zeigt sich bereits beim Einschenken, als sich zeigt, dass es kein helles Maibock ist, sondern er ist dunkel rubinrot. Es bildet sich eine schöne beige Krone aus sahnigem Schaum, die sich durchschnittlich schnell auflöst.

Das Aroma wird durch das Malz dominiert, ich rieche Schokolade und auch rote Früchte sowie würzige Noten, die sich zu einem wunderbar komplexen Duft vereinen. Ich ahne bereits, dass ich meine Ansprüche an dieses Bier nicht hoch genug geschraubt habe.

Der Antrunk ist malzig und voll, stiltypisch recht süß und dabei doch leicht spritzig. Spritzigkeit ist aber nicht die hervorstechendste Eigenschaft der Maiböcke, und da macht auch das Maibock aus Riedenburg keine Ausnahme. In Gegenteil. Der Körper dieses Bieres ist sehr dicht und dabei samtig weich. Das Bier füllt den gesamten Mund mit seiner Süße, der sich eine fruchtige Säure zugesellt, mit der auch der Geschmack von Trockenfrüchten kommt. Der Abgang ist wie erwartet mild, aber auch fruchtig.

Spontan würde ich sagen, dass dies das beste Maibock ist, das ich bislang getrunken habe.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Stammwürze:

16,5 %

Brauerei:

RIEDENBURGER BRAUHAUS
Michael Krieger GmbH & Co.KG
Hammerweg 5
93339 Riedenburg
www.riedenburger.de

Nürnberger Stadtbier Maibock

Direkt unterhalb der Nürnberger Burg liegt die Hausbrauerei Altstadthof. Neben einer Gaststube und dem Brauereiladen gibt es die Möglichkeit, die Biere im eigenen kleinen Biergarten zu verkosten. Nach eigenen Angaben war es die erste Brauerei in Deutschland, die ihre Biere ausschließlich mit Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau gebraut hat.

Neben den vier Standardbieren Rotbier, Helles, Schwarzbier und einem roten Weißbier braut der Altstadthof verschiedene saisonale Biere, unter anderem den Maibock, der jetzt vor mir steht.

Die Farbe ist für ein Bockbier untypisch. Rot ist das Bier und erinnert damit farblich an das Nürnberger Rotbier. Rotbier gibt es zwar nicht nur in Nürnberg, aber in der fränkischen Metropole ist dieser Bierstil wohl am verbreitetsten. Über dem leicht hefetrüben Bier bildet sich nur eine kleine gemischtporige Schaumkrone, die recht schnell in sich zusammenfällt.

Das Aroma wird durch den Aromahopfen dominiert. Der Duft von Grapefruit ist vorherrschend, dazu meine ich, eine leichte pfeffrige Note festzustellen. Das Malz hält sich diskret im Hintergrund, ist aber auch noch feststellbar. Wir haben hier also ein komplexes Aroma, das wirklich Lust auf den ersten Schluck macht.

Im Antrunk fällt zunächst die kräftige Malzsüße auf, die aber zusammen mit der sehr feinperligen Kohlensäure einen guten Eindruck macht. Schnell gesellt sich ein fruchtiges Bitter dazu, ausgewogen zur Süße. Ich schmecke Grapefruit und Ananas und kann kaum glauben, dass es sich um ein Bockbier handelt. Eher hätte ich es für ein Crossover von Bockbier und IPA gehalten. Auch der Abgang ist fruchtig bitter und er klingt ellenlang nach.

Der Maibock vom Altstadthof ist ein überraschendes Bier, das nur einen Nachteil hat. Das Aroma verfliegt schnell. Wenn das Bier zu lange im Glas steht, ist das tolle Hopfenaroma bald verflogen und es bleibt ein Bockbier übrig, das sich nicht grundlegend von anderen Böcken unterscheidet. Es schmeckt immer noch gut, aber das Besondere fehlt dann halt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsner Malz, Rotes Spezialmalz), Naturhopfen (Hersbrucker Tradition, Hersbrucker Smaragd, Hersbrucker Saphir), Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Stammwürze:

16,3 %

Bittereinheiten:

34 IBU

Brauerei:

Nürnberger Altstadthof e. K.
Hausbrauerei & Whiskydestille
Bergstraße 19-21
90403 Nürnberg
www.hausbrauerei-altstadthof.de

Braumanufaktur Werdersches

Nun steht mal wieder ein Bier aus der Braumanufaktur in Potsdam vor mir. Es heißt Werdersches, ein Name, zu dem ich nicht einmal im Internet etwas finde; nicht einmal die Braumanufaktur selbst veröffentlicht, um was für ein Bier es sich handelt oder ob es Werderscher ein alter Bierstil ist. Das Werdersche scheint auch nicht zu den hauptsächlich verkauften Bieren der Braumanufaktur zu gehören, denn im Gegensatz zu den Bieren, die ich bisher von dieser Brauerei verkostet habe, trägt diese Brauspezialität keine bmg-Nummer. Aber immerhin handelt es sich um ein Biobier. Schön finde ich aber auch den Slogan auf dem Etikett: „Geld allein macht nicht glücklich. Trinkt Bier!“ Dann wollen wir dem Aufruf mal folgen.

Rotbraun steht das Bier im Glas. Kohlensäure kann ich keine entdecken, aber es bildet sich eine durchschnittliche Menge feinporiger weißer Schaum, der mir lange erhalten bleibt.

Das Aroma ist eindeutig malzbetont, das Bier duftet nach Karamell fast wie ein Sahnebonbon. Aus dem Hintergrund kommen noch einige fruchtige Noten.

Der Antrunk ist nicht so süß wie ich es aufgrund des Aromas erwartet habe. Die Kohlensäure ist feinperlig, aber leider nur in geringer Menge vorhanden. Das Bier wirkt auf den ersten Schluck daher etwas abgestanden. Auf der Zunge verbinden sich Süße und Bitterstoffe zu einem ausgeglichenen Geschmack, der auch durch eine leichte Säure im Hintergrund vervollkommnet wird. Der Geschmack ist nicht allzu intensiv, so dass es zusammen mit den 4,4 Volumenprozenten Alkohol ein angenehmes Sommerbier ist. Der Abgang ist mild-bitter und klingt zusammen mit den Röststoffen mittellang nach. Kurz gesagt handelt es sich um ein freundliches Bier.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Naturdoldenhopfen

Alkoholgehalt:

4,4 % Vol.

Stammwürze:

11,8 %

Brauerei:

Braumanufaktur
Köhler & Kirchhoff GbR
Templiner Str. 102
14473 Potsdam
www.braumanufaktur.de

Potsdamer Stange

Jetzt steht mal wieder ein Bier aus der Braumanufaktur in Potsdam vor mir. Die Potsdamer Stange ist ein alter regionaler Bierstil, der zuletzt in den 1970er Jahren gebraut und durch die Braumanufaktur wiederbelebt wurde. Den Namen dieses Bierstils beschreibt die Brauerei auf ihrer Website wie folgt: „Durch den höheren Spundungsdruck bei der Herstellung ist dieses Bier etwas spritziger und es entsteht mehr Schaum. Deshalb verwendet man zum Ausschank hohe Gläser um dem Schaum den nötigen Steigraum zu geben. Diese Stangengläser gaben dem Bier auch den Namen.“

Dass die Brauerei Rohstoffe aus biologischem Anbau verwendet, ist keine Seltenheit mehr. Aber die Brauerei geht noch weiter. Sie veröffentlicht nicht nur den biologischen Anbau, sondern verrät auch ihre Lieferanten. Die gesamte Lieferkette vom Anbau der Rohstoffe über die einzelnen Verarbeitungsstufen wird veröffentlicht. Das nenne ich mal Transparenz. Dafür wird auf dem Rückenetikett der wichtigsten Biere eine bmg-Nummer aufgedruckt. Diese Nummer geben Sie unter www.bio-mit-gesicht.de ein und Sie erfahren, wer den Hopfen und die Gerste angebaut hat, wer die Gerste gemälzt hat, welche Zwischenhändler an der Produktionskette beteiligt waren und die Mannschaft der Brauerei wird mit einem Bild vorgestellt. So detailliert wollen die meisten Konsumenten es vermutlich gar nicht wissen, aber eine so weitgehende Transparenz beweist auf jeden Fall, dass die Brauerei wirklich nichts zu verbergen hat. Aber kommen wir jetzt zum wichtigsten, dem Bier.

Hell bernsteinfarben und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Wie von der Brauerei beschrieben bildet sich recht viel feinporiger Schaum. Er ist weiß und hält sich wirklich lange Zeit. Optisch hat die Brauerei also keinen Fehler gemacht.

Nach der Optik vermag auch das Aroma zu überzeugen. Ich rieche Gras, reife Bananen, gebrannte Mandel und aus dem Hintergrund noch ein Hauch fruchtiger Noten. Das macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Die Süße des Bieres wird während des spritzigen Antrunks durch die reichlich vorhandene Hefe abgemildert, die auch vom ersten Moment an für einen komplexen und intensiven Eindruck sorgt. Schnell kommen die bananigen Noten des Weizenmalz hervor. Zwar ist der Geschmack nach Banane nicht so intensiv wie bei einem Weizenbier, aber ich habe ihn durchaus als stärksten Geschmackseindruck wahrgenommen. Aber auch andere fruchtige Noten kommen zu ihrem Recht. Süße, Säure und bitter sind gut ausgewogen, so dass das Bier einen runden und vollmundigen Eindruck macht. Der Abgang ist leicht bitter und er klingt nur relativ kurz nach.

Die Potsdamer Stange erinnert an ein belgisches Witbier, nur dass die zusätzlichen fruchtigen Noten nicht vorhanden sind, die durch die Kumquats und den Koriander entstehen. Es ist ein Bier, das rundherum zu begeistern weiß. Ich kann es nur empfehlen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Naturdoldenhopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

4,5 % Vol.

Stammwürze:

11,8 %

Brauerei:

Braumanufaktur GmbH
Templiner Str. 102
14473 Potsdam
www.braumanufaktur.de

Ostergold 2017

Kürzlich war ich in Nürnberg und habe dort die Hausbrauerei Altstadthof besucht. Die kleine Brauerei unterhalb der Burg braut neben einigen Bieren, die ständig im Angebot sind, auch etliche saisonale Bierstile. Dabei stammen sowohl das Malz als auch der Hopfen aus biologischem Anbau. Nun weiß ich nicht, ob sich die bessere Rohware nach den ganzen Verarbeitungsschritten in der Brauerei noch im Bier bemerkbar macht. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Brauereien, die bei den Zutaten nicht nur auf den Preis achten, sorgfältiger mit diesen Zutaten umgehen und sich mehr bemühen, das Beste aus dem Ursprungsmaterial herauszuholen. Aber das ist meine Spekulation. Als ich vor Ostern im Altstadthof war, gab es selbstverständlich das Ostergold aus dem Jahrgang 2017 und genauso selbstverständlich habe ich mir eine Flasche dieses Biers, von dem nur 500 Flaschen abgefüllt wurden, zur Verkostung mitgenommen. Eine Besonderheit dieser Brauerei sei noch erwähnt: sowohl der Hopfen als auch das Malz stammen aus der Region, was auch dem Werbespruch der Brauerei, Original Nürnberger Biergenuss, seinen Wahrheitsgehalt verleiht.

Altgold und leicht hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich viel beiger feinporiger Schaum, der lange erhalten bleibt. Optisch gibt es an diesem Bier nichts auszusetzen.

Das Aroma ist würzig, fast pfeffrig, was auf die Kalthopfung mit mehreren Hopfensorten zurückzuführen ist. Aus dem Hintergrund kommen auch Düfte von Südfrüchten zum Vorschein. Aber auch der Duft des Malzes kommt zu seinem Recht. Damit ist das komplexe Aroma bereits ein Genuss für sich und bildet ein Gesamtkunstwerk. Wenn der Geschmack da mithält, ist dieses Bier etwas ganz Besonderes.

Der Antrunk ist leicht süß und intensiv. Auch die Menge der Kohlensäure ist für meinen Geschmack perfekt gewählt. Aber erst als sich das Bier im Mund verteilt, kommt die gesamte Geschmacksfülle dieses Bieres richtig zur Geltung. Der Geschmack von Orangenschale gesellt sich zu den würzigen Noten, die bereits im Aroma vorhanden waren. Dabei unterstützt die Orangenschale die würzigen Geschmäcker aber nur, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Überhaupt sind die Süße, Säure und das Bitter in einem wirklich ausgewogenen Verhältnis. Im Abgang kommt das freundliche Bitter stärker hervor; dieser Geschmack klingt noch lange nach.

Wenn Sie einmal nach Nürnberg kommen, sollten Sie auf keinen Fall einen Besuch in der Hausbrauerei Altstadthof versäumen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Naturhopfen (Opal, Spalter), Hefe

Alkoholgehalt:

5,3 %

Stammwürze:

13,3 % Vol.

Bittereinheiten:

26 IBU

Brauerei:

Hausbrauerei Altstadthof
Bergstr. 19-21
90403 Nürnberg
www.hausbrauerei-altstadthof.de

Rhönpiraten Dunkles

Jetzt will ich das dunkle Bier von den Rhönpiraten verkosten. Die Brauerei beschreibt das Bier als untergäriges Dunkelbier und Vollbier. Viel mehr ist auf der Website der Brauerei leider nicht über das Bier zu erfahren. Auch auf Facebook hat die im April 2012 gegründete Brauerei hauptsächlich Bilder veröffentlicht, Infos über die Biere suche ich hier vergebens. Das ist schade, denn diese Biere aus dem fränkischen Ostheim hätten es wirklich verdient, dass sie bekannter werden.

Auch das Etikett der Flasche gibt nur rudimentäre Informationen über das Bier. Interessant ist eigentlich nur die Angabe, dass das Malz und der Hopfen aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Da diese Bezeichnung geschützt ist, wird klar, dass es sich um Zutaten aus echtem Bioanbau handelt, nicht um das EU-Bio, das ja nun eher ein „bio light“ ist. Aber kommen wir nun zum Bier.

Dunkelrot präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich ein hellbrauner feinporiger Schaum, der lange erhalten bleibt. An der Optik ist also schon mal nichts auszusetzen.

Das Aroma des Dunklen wird durch Röstaromen geprägt. Ich rieche Kaffee und auch einen Hauch Schokolade. Aber auch der Hopfen kommt mit Düften roter Früchte zum Tragen.

Dementsprechend ist auch der Antrunk. Eine leichte Malzsüße sorgt zusammen mit der reichlich vorhandenen Kohlensäure für eine angenehme Frische. Auch der Körper wird mit dem Geschmack von Kaffee und Schokolade durch die Röststoffe geprägt. Für meinen Geschmack könnte das Bier jetzt ruhig etwas intensiver sein. Der Abgang ist leicht bitter und klingt mittellange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

4,9 % Vol.

Stammwürze:

11,6° Plato

Brauerei:

Rhönpiraten
Inh. Stephan Kowalsky
Friedenstr. 25
97645 Ostheim v.d. Rhön
www.rhoenpiraten.de

Gipfelstürmer

Nun steht mal wieder ein Bier von Stiegl im schönen Salzburg vor mir. Es handelt sich um den Gipfelstürmer aus der Hausbier-Reihe der Brauerei. Dabei handelt es sich um ein Dinkel-Weißbier, wobei das Bier mit mehr Dinkelmalz als mit Gerstenmalz gebraut wurde. Für die Gärung wurde eine obergärige Weißbierhefe verwendet.

Wie es zu diesem Bier kam, erklärt der Braumeister Dr. Kiener auf dem Etikett: „Der beste Weg, den Kopf für neue Bierkreationen freizubekommen, ist eine Wanderung in den Hohen Tauern. Diesmal war mein Ziel der Großglockner, das Dach Österreichs, das über allen umliegenden Bergen thront. Ich genoss meinen Aufstieg zum Gipfel. Der Schnee, das Eis und die kalten Felsen sorgten für eine willkommene Erfrischung meines Geistes. Als ich oberhalb der Hohenwartscharte stand, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen: Eingebettet zwischen Eis und Blockwerk wuchs ein tropischer Fruchtbaum. Litt ich an Höhenkrankheit? Lag es am fehlenden Sauerstoff? Keineswegs. Mein nächster Gedanke war kristallklar. Ein erfrischendes Dinkelvollbier mit dem fruchtigen Duft von tropischen Früchten musste her! Ich ließ den Gipfel links liegen und machte mich rasch an den Abstieg, immer noch die cremefarbene Schaumkrone dieser Bierspezialität vor Augen, und konnte es kaum erwarten, meine Idee in die Tat umzusetzen.“ So viel zur Prosa auf dem Etikett, kommen wir zur Verkostung des Bieres.

Leuchtendorange bis kupferfarben und hefetrüb ist der Gipfelstürmer mit einer leicht überdurchschnittlichen Menge weißen Schaums, der durchschnittlich lange erhalten bleibt. Die Optik ist schon mal recht ansprechend.

Auch das Aroma ist sehr angenehm fruchtig. Ich rieche Zitronenschalen, Ananas, Mango und Banane. Damit macht das Bier richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist relativ süß und vollmundig. Dazu kommt eine feinperlige Kohlensäure, die für eine wirkliche Frische sorgt. Schnell breitet sich eine feine Fruchtigkeit im Mund aus, Ananas steht im Vordergrund, aber auch weitere Früchte sind vertreten. Erst im Abgang setzt sich ein freundliches und zartes Bitter durch, das dieses Bier wundervoll abrundet.

Zutaten:

Wasser, Dinkelmalz, Gerstenmalz, Hopfen (Spalter Select, Triskel, Simcoe), Weißbierhefe

Alkoholgehalt:

5,2 % Vol.

Stammwürze:

12° Plato

Brauerei:

Stieglbrauerei zu Salzburg
5020 Salzburg
Österreich
www.stiegl.at

Siegelbier 2015 Slyrs

Dass Heidelberg schön ist, ist eine Binsenweisheit. Nicht umsonst ist diese Stadt eines der beliebtesten Ziele im Städtetourismus. Weit weniger bekannt ist, dass im historischen Klosterhof in Heidelberg seit dem Jahr 2009 Bier gebraut wird. Dort, wo die Mönche früher ihre Stallungen hatten und wo auch früher bereits Apfelmost, Wein und Spirituosen hergestellt wurden, wird nach einem Umbau nun aus biologisch angebauten Zutaten feinstes Biobier gebraut. Eines dieser Biere habe ich jetzt vor mir stehen, das im Whiskyfass gereifte Siegelbier Slyrs.

Cognacfarben präsentiert sich das Bier im Glas und es bildet sich darüber so gut wie kein Schaum. Außerdem kann ich im Bier keinerlei Kohlensäure sehen, und das, obwohl das Bier keine Hefe enthält, die die Kohlensäure gerne verbirgt.

Das Aroma wird durch Röststoffe geprägt, unterstützt durch den Duft von Trockenpflaumen. Das Malz dominiert das Aroma eindeutig.

Der Antrunk ist recht süß und ich stelle fest, dass das Bier recht wenig Kohlensäure enthält. Bereits jetzt kann ich die Einflüsse des Whiskyfasses feststellen, in dem das Bier gereift ist. Die Süße hält sich auch im Körper, wobei sie durch eine leichte Säure ergänzt wird. Damit wird der Körper wunderbar komplex und fruchtig. Auffällig ist vor allem, dass hier mit dem Malz gespielt wurde und kaum das Bitter des Hopfens festzustellen ist. Bei dem kräftigen Geschmack des Bieres ist es kaum zu glauben, dass das Bier lediglich 6,5 % Alkohol enthält. Auch der Abgang ist nicht bitter und er erinnert eher an einen Whisky.

Zutaten:

Quellwasser, Gerstenmalz, Aromahopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Brauerei:

Brauerei zum Klosterhof GmbH
Stiftweg 4
69118 Heidelberg
www.brauerei-zum-klosterhof.de