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Zywiec Bock

Ich weiß, dass die Polen teilweise wirklich gute Biere brauen. Selbst die meisten Industriebiere sind vollmundig, da die dortigen Brauereien mit der Stammwürze nicht so geizig sind wie viele deutsche Brauereien. Aber ich glaube, diesmal erlebe ich eine Premiere: mein erstes Bockbier aus Polen. Die Qualität der polnischen Biere ist ja sehr unterschiedlich, meiner Meinung nach ist die Qualitätsbreite noch deutlich größer als in Deutschland. Jedenfalls bin ich auf das Ergebnis dieser Bierprobe gespannt. Das Etikett verspricht einen dunklen Bock mit reichhaltigem Geschmack, der bereits seit 1860 nach dem gleichen Rezept gebraut wird.

In einem intensiven Mahagoni präsentiert sich das Bier, darüber eine überdurchschnittliche Menge hellbrauner feinporiger Schaum, der aber lange erhalten bleibt. Auffällig ist auch die reichlich vorhandene Kohlensäure.

Das Aroma des Bieres ist absolut malzbetont und es verbreitet einen angenehmen Duft nach Karamell. Der Antrunk ist recht süß, genau wie ich es bei einem so dunklen Bockbier auch erwarte. Durch die reichlich vorhandene Kohlensäure ist der Antrunk aber schon mal sehr angenehm. Im Körper verbindet sich die Süße mit einer leichten Säure. Das Verhältnis von Süße zu Säure ist durchaus ausgeglichen. Leider fehlt die Vielfalt eines guten Naturhopfens, wodurch das Bier etwas eindimensional schmeckt. Durch die fehlende Vielfalt des Geschmacks ist das Bier auch nur bedingt vollmundig. Im Abgang ist das Bier absolut mild mit ganz wenig Bitterstoffen. Trotzdem bleibt der Geschmack lange im Mund erhalten.

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Stammwürze:

16 %

Brauerei:

Grupa Zywuec S.A.
ul. Browarna 88
34-300 Zywiec
Polen
www.zywiec.com.pl

Erdinger Pikantus

Nachdem ich vor einigen Tagen einen Weizenbock von Schneider verkostet habe und er mir ausnehmend gut gefallen hat, will ich jetzt gleich ein weiteres Bier diesen Stils testen, wenn auch eines mit einem deutlich niedrigeren Preis. Vor mir steht ein Erdinger Pikantus. Auffällig ist bereits das Rückenetikett, auf dem die Zutatenliste in immerhin sechs Sprachen abgedruckt ist, was darauf hinweist, dass ein recht großer Anteil dieses Biers exportiert wird. Die Zutatenliste enthält auch Röstmalzbier. Das ist eine Zutat, bei der ich immer misstrauisch werde. Nun ist Röstmalzbier (auch Farbebier genannt) nichts per se schlechtes. Schließlich handelt es sich um ein sehr starkes und sehr konzentriertes Bier, so stark, dass es in der Form, in der es an die Brauereien verkauft wird, nicht trinkbar ist. Röstmalzbier ist auch nichts grundsätzlich Schlechtes. Aber da es dazu dient, aus einem Bierstil (in diesem Falle heller Weizenbock) zwei zu machen (in diesem Fall wird aus dem hellen Weizenbock durch eine relativ geringe Menge Röstmalzbier ein dunkler Weizenbock). Röstmalzbier gilt aber Bier, und da ein Verschnitt mehrerer Biere in Deutschland nicht gekennzeichnet werden muss, rechne ich es der Brauerei Erdinger durchaus positiv an, dass sie diesen Trick angibt. Überhaupt die Transparenz. Hier ist Erdinger vorbildlich, ich meine sogar, dass an diesem Punkt übertrieben wird. Dass 100 ml dieses Weizenbiers 0,32 Broteinheiten enthalten ist für Diabetiker noch eine wichtige Information, aber dass in der gleichen Menge Bier 2,0 mg Salz enthalten sind, dürfte für niemanden interessant sein. Aber gut, lieber etwas zu viel als zu wenig. Kommen wir nun zum Bier. Sehr dunkel Rotbraun und fast blickdicht präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber relativ wenig feinporiger hellbrauner Schaum, der sich recht schnell auflöst. Das Aroma wird durch Karamellnoten geprägt, dazu meine ich, den Duft von Trockenpflaumen sowie einige würzige Noten festzustellen. Beim Antrunk zeigt sich, dass das Bier reichlich feinperlige Kohlensäure enthält, die dem Bier eine angenehme Spritzigkeit verleiht. Außerdem ist das Bier nur wenig süß und enthält deutlich weniger Zucker als ich erwartet hätte. Der Körper präsentiert viele Röststoffe und nur wenig Bitter. Mir fehlt hier etwas Säure. Der Abgang ist dann überraschend mild und der Geschmack bleibt nicht allzu lange enthalten. Die Brauerei preist das Bier als Aperitif an. Ich meine, dass es dafür noch etwas mehr Aromenvielfalt bieten müsste. Es ist aber sicher kein schlechter Begleiter für einen Grillabend.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Röstmalzbier, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,3 % Vol.

Stammwürze:

16,7° Plato

Brauerei:

Erdinger Weissbräu
Werner Brombach GmbH
85435 Erding
www.erdinger.de

Marie’s Rendezvous

Ist das schon Tradition? Seit 2012 braut die Brauerei Schneider Weisse in jedem Jahr einen Weizenbock mit deutlich mehr Stammwürze und Alkohol als üblich. Diese besonderen Kreationen werden einmal gebraut und wenn sie verkauft sind, gibt es sie nicht mehr. Und es handelt sich nicht nur um ein besonderes Bier, sondern es hat auch besondere Namen, die irgendwie romantisch sind und direkt neugierig auf den jeweiligen Sud machen. Da gab es bereits Mein Nelson Sauvin, Meine Sommer Weisse, Mein Aventinus Barrique, Meine Porter Weisse, Mathilda Soleil und in diesem Jahr Marie’s Rendevous. Die Herkunft dieses Namens beschreibt die Brauerei auf ihrer Website wie folgt: „Gewidmet der Ahnherrin Anna-Maria Schneider, deren Liebe zu Georg I. Schneider letztendlich der Beginn von sechs Generationen Weissbierleidenschaft war. ‚Der limitierte Sondersud zum Fest beweist, was innerhalb des Reinheitsgebotes mit Herzblut und Können an Fülle und Komplexität mit regionalen Rohstoffen möglich ist‘, so der überzeugte Genussbrauer und Verfechter der Reinheitsgebotes Georg VI. Schneider.“

Bernsteinfarben und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich relativ wenig feinporiger Schaum, der sich aber auch recht schnell auflöst.

Dafür das Aroma. Ich muss gar nicht mit der Nase zum Glas gehen, um es festzustellen. Bereits während das Glas noch auf dem Tisch steht, rieche ich die fruchtigen Düfte. Sie sind so komplex, dass es mir gar nicht möglich ist, alle Aromen zu identifizieren. Ananas, Orangenschale, Mango… das alles und noch viel mehr vereint sich in diesem Bouquet. Jetzt bin ich mir schon sicher, dass ich ein ganz besonderes Bier vor mir stehen habe. Jetzt bin ich neugierig auf den ersten Schluck, habe aber auch die Befürchtung, dass das Bier mit seinen vielen Fruchtaromen mir zu süß sein könnte.

Diese Sorge erwies sich aber als unbegründet. Nur eine leichte Süße kommt auf der Zungenspitze an. Dafür bemerke ich jetzt die ungewöhnlich feinperlige Kohlensäure, die diesem Bier eine unwahrscheinliche Frische verleiht. Der Körper besticht zunächst durch eine ungeheure Fruchtigkeit, wobei zunächst die sauren Noten dominieren, die aber schnell durch einen Hauch Honig ergänzt werden. Ich möchte nicht wissen, wie viele Versuche erforderlich waren, um zu so einem perfekten Ergebnis zu kommen.

An dieser Stelle habe ich überlegt, ob ich aus diesem Bier nicht ein Gelee kochen sollte, in das ich Erdbeeren einlege. Das wäre sicher eine gute Idee gewesen, aber da ich nur eine Flasche von Marie’s Rendezvous habe, habe ich dann doch von diesem Versuch Abstand genommen.

Nach diesem opulenten Körper hätte ich eigentlich auch einen kräftigen Abgang erwartet. Als dieser dann zwar fruchtig, aber doch überraschend mild ausfiel, war ich im ersten Moment etwas enttäuscht, bis ich dann merkte, dass dieser milde Geschmack überraschend lange erhalten blieb, eine halbe Stunde war es sicher.

Und dieses Bier hielt noch eine Überraschung für mich bereit. Ich habe die Flasche nicht an einem Tag ausgetrunken, sondern sie wieder verschlossen und erst etwa 48 Stunden später wieder geöffnet. Zeit ist das Bier selbstverständlich mit Sauerstoff in Berührung gekommen und wie ein guter Rotwein erst durch das Lüften beim Dekantieren sein vollständiges Aroma entfaltet, so hat auch dieses Bier reagiert und wurde noch fruchtiger.

Welche Speisen passen zu diesem Bier? Die Brauerei empfiehlt auf ihrer Website Schmorbraten, helle Mousse mit frischen Früchten oder duftende Apfelkücherl mit Vanilleeis. Ich habe das Bier aber als dermaßen nuancenreich und komplex empfunden, dass dieser Reichtum der Eindrücke nach meiner Meinung nicht durch ein Essen gestört werden sollte. Na gut, einige Erdbeeren oder Himbeeren passen dann schon.

Ich habe in meinem Leben schon viele Biere verkostet und war eigentlich der Meinung, dass mich so schnell nichts mehr überraschen kann. Dieses Bier hat mich eines Besseren belehrt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen (Tradition und Cascade), Hefe

Alkoholgehalt:

10 % Vol.

Stammwürze:

24 %

Bittereinheiten:

27 IBU

Brauerei:

Schneider Weisse
G. Schneider & Sohn GmbH
93309 Kelheim
www.schneider-weisse.de

Klosterhof Adventsbock

Ich weiß, der Advent ist bereits längere Zeit vorbei und der nächste Advent lässt auch noch lange auf sich warten, aber der Adventsbock aus der Klosterhofbrauerei in Heidelberg hat mich erst in dieser Woche erreicht. Da ich bei einem Saisonbier wie dem Adventsbock immer etwas ganz Besonderes erwarte, musste ich ihn selbstverständlich sofort verkosten. Das Etikett gibt keine speziellen Informationen her und auch im Internet steht nicht mehr. Trotzdem fällt mir eines auf: das Bier ist in einer Mehrwegflasche mit 0,75 Litern Inhalt abgefüllt. Dagegen ist eigentlich nichts zu sagen, sondern im Gegenteil sind Mehrwegflaschen umweltfreundlich. Dies gilt selbstverständlich nur dann, wenn der Konsument auch die Möglichkeit hat, die Flasche zurückzugeben. Ich würde es daher begrüßen, wenn das Bier, das verschickt wird, in Standardflaschen abgefüllt würde, die überall zurückgegeben werden können. Die Flasche, in der mich der Adventsbock sowie mehrere andere Biere der Brauerei zum Klosterhof erreicht haben, werde ich in Essen leider nicht los. Schade, damit wird aus einer umweltfreundlichen Mehrwegflasche ein Einweggebinde. Aber kommen wir zum Bier.

In einem dunklen Mahagoniton, fast schwarz präsentiert sich das Bier im Glas. Es ist hefetrüb und bildet einen größtenteils cremigen hellbraunen Schaum, er ist fast weiß, der durchschnittlich lange erhalten bleibt.

Das Aroma wird durch Röststoffe dominiert, ich rieche bittere Schokolade, Gewürznelken und Kräuter. Ich habe durchaus den Eindruck, dass der Auswahl des Malzes und der Hopfensorten viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde und dass das Ergebnis überzeugend ist.

Der Antrunk ist mittelsüß und ich stelle eine sehr feine Kohlensäure fest. Auch im recht intensiven Körper dominiert die Süße, Karamelltöne kommen zum Vorschein und eine minimale Säure. Die Bitterstoffe fehlen mir hier etwas. Diese kommen erst im Abgang zusammen mit deutlichen Kaffeenoten zum Vorschein.

Der Adventsbock der Brauerei zum Klosterhof ist ein Bockbier, das sich durchaus angenehm von der Vielzahl der im Handel erhältlichen Bockbiere abhebt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Stammwürze:

16,5°

Brauerei:

Brauerei zum Klosterhof GmbH
Stiftweg 4
69118 Heidelberg
http://www.brauerei-zum-klosterhof.de

golser Bullig

Sind auch österreichische Brauer in der Lage, ein gutes Bockbier zu brauen? Dieser Frage will ich jetzt nachgehen. Als Testobjekt habe ich das golser Bullig aus dem Burgenland vor mir stehen.

Goldgelb und mit lebhafter Kohlensäure steht das helle Bockbier vor mir. Darüber eine durchschnittliche Menge feinporiger weißer Schaum, der sich leider recht flott auflöst.

Das Aroma ist intensiv malzig, Karamell sticht hervor, dazu ein Hauch frisch gemähter Wiese. Auch leichte Bitterstoffe sind zu erahnen.

Der Antrunk ist nicht ganz so süß wie bei vielen anderen Bockbieren, auch wenn die Süße durchaus vorhanden ist. Im Gegensatz zu vielen deutschen Bockbieren bringt der Bulle aus dem Burgenland einen kräftig bitteren Geschmack mit sich, der ausgewogen mit der Süße des reichlich verwendeten Malzes und der wenig vorhandenen Säure ist. Insgesamt ein vollmundiges und süffiges Bier. Der Abgang ist angenehm bitter und der Geschmack bleibt lange erhalten.

Doch, auch unsere südlichen Nachbarn sind durchaus in der Lage, einen sehr guten hellen Bock zu brauen. Leider werden die Biere aus Österreich nur selten nach Deutschland exportiert.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Stammwürze:

16,5° Plato

Bittereinheiten:

8 IBU

Brauerei:

Pannonia Brauerei Gols GmbH
Sandgrube 1a
7122 Gols
Österreich
http://www.golserbier.at

Ratsherrn Grand Cuvée

Nun steht mal wieder ein Bier aus den Schanzenhöfen in Hamburg vor mir, das Ratsherrn Grand Cuvée. Nun werden in dieser Brauerei eigentlich nur hervorragende Biere hergestellt, aber das Rückenetikett legt nahe, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handelt. Da ich diese Informationen auch nicht besser formulieren kann, schreibe ich den Text einmal ab: “ ‚Boubon meets Madeira‘ heißt es bei unserer neuesten Barrel Aged Jahrgangsedition. Grundlage ist unser dunkler Doppelbock, der vier Monate in Holzfässern verbracht hat. Die große Kunst ist es, nach dieser Reifezeit das richtige Verhältnis für den Verschnitt zu finden. Unser Braumeister hat lange nach der perfekten Mischung gesucht und heraus kam unser Grand Cuvée 2015. Im Vordergrund steht ganz klar der Bourbon, der aber solide von den Madeira-Aromen flankiert wird. Noten von Vanille, Schokolade und Portwein sorgen für ein wahres Feuerwerk am Gaumen. Jetzt fehlt nur noch der Ohrensessel am Kamin und eine gute Zigarre!“ Die Lagerzeit im Holzfass finden wir beim Bier ja ab und an. Aber die Ratsherrn sind hier noch einen Schritt weiter gegangen. Innerhalb der Lagerzeit wurde das Bier noch von einem Fass in ein anderes umgefüllt. Die Fässer haben unterschiedliche Holzarten bzw. eine andere Vorverwendung. Etwas versteckt steht auf der Website der Brauerei die Information „Holzfassarten: Madeira, Woodford Reserve Bourbon“. So weit, so gut. Jetzt muss das Ergebnis aber wirklich perfekt sein, sonst muss ich leider der Brauerei die Freundschaft kündigen. Schauen wir mal, wie der Test ausfällt.

Tiefschwarz und blickdicht zeigt sich das Bier im Glas. Darüber ist wenig gemischtporiger haselnussbrauner Schaum, der sich aber sehr schnell auflöst. Das ist eigentlich etwas schade, würde der Schaum länger stehen bleiben, wäre die Optik noch deutlich schöner. Aber wichtiger sind ja der Duft und der Geschmack.

Das Aroma wird vor Allem durch die Röstaromen geprägt, durch Kaffeeduft, der durch einen Hauch Whiskyaroma unterstützt wird.

Bei einem derart intensiv gefärbten Bier befürchte ich einen recht süßen Antrunk. Aber nein, hier überrascht mich das Bier mit einem nur mäßig süßen Antrunk. Gleichzeitig merke ich, dass die Kohlensäure in angenehmen Verhältnis zur Süße steht. Doch, dieses Bier gefällt mir. Der Körper wird von der feinen Kaffeenote dominiert. Das Bittere, das stark geröstetem Malz häufig aufweist, hält sich dezent im Hintergrund und passt sich perfekt in das Gesamtbild des Geschmacks ein, das durch einen Hauch Madeira vervollständigt wird (ich gebe es ja zu: ich hätte den Madeira nicht erkannt, sondern für Sherry gehalten). Der Abgang ist mäßig bitter, aber der Geschmack bleibt sehr lange erhalten.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Wiener, Karamellmalz, Metanoidin Malz, Röstmalz), Hopfen (Hallertauer Mittelfrüh, Amarillo), Hefe

Alkoholgehalt:

9,2 % Vol.

Stammwürze:

20,8° Plato

Bittereinheiten:

40 IBU

Brauerei:

Ratsherrn Brauerei GmbH
Lagerstr. 30a
20357 Hamburg
www.ratsherrn.de

Aventinus Eisbock

Kürzlich habe ich „Unser Aventinus“ aus der Brauerei Schneider und Sohn verkostet und es hat mir ausgesprochen gut gefallen. Als ich in der letzten Woche in Hamburg war und den Craft Beer Store der Ratsherrn Brauerei besucht habe, sah ich dort ein anderes Bier von Schneider, den Aventinus Eisbock. Den musste ich selbstverständlich sofort mitnehmen. Das liegt nicht nur am Namen und der Brauerei (was derzeit auch ausgereicht hätte), sondern weil es sich um einen Eisbock handelt, eine traditionelle Starkbiersorte, die heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist bzw. aufgrund der aufwändigen Herstellung kaum noch angeboten wird. Traditionell wird der Eisbock hergestellt, indem zunächst ein Bockbier gebraut wird. Dieses Bier wird in Fässer gefüllt, die unterhalb von 0°C auf Eis gelagert werden. Ein Teil des Wassers gefriert und lagert sich an den Wänden des Fasses ab. Anschließend wird der noch flüssige Inhalt, also das jetzt konzentrierte Bier, abgelassen und in ein anderes Fass gefüllt. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis die gewünschte Stärke des Bieres erreicht ist. Ob dieses traditionelle Verfahren heute noch angewandt wird ist mir nicht bekannt, aber das Ergebnis ist in der Regel immer noch hervorragend. Jetzt will ich testen, ob meine hohen Erwartungen auch vom Aventinus Eisbock erfüllt werden. In tiefem Schwarz steht der Bock im Glas. Erst gegen das Licht gehalten scheint etwas mahagonifarbenes Licht durch. Das Bier ist fast blickdicht. Darüber ein cremiger Schaum, fast weiß mit einem leichten Beigestich, der auch lange erhalten bleibt. Optisch ist das Bier mehr als perfekt und ich stelle mir spontan die Frage, ob ich meine Erwartungen sogar zu niedrig angesetzt habe. Das Aroma besticht durch eine Vielfalt von Düften. Kaffee, Banane, Gewürze, Mandel… Damit bestätigt das Aroma den optischen Eindruck voll und ganz. Komme ich jetzt zum ersten Schluck. Der Antrunk ist wie erwartet stark und süß. Jetzt bemerke ich auch erstmals die sehr feinperlige Kohlensäure. Der Körper ist sehr intensiv. Der Geschmack wird durch die Röststoffe mit Kaffee- und Schokoladennoten bestimmt, ist dabei aber auch fruchtig (schmecke ich da schwarze Johannisbeeren?) und enthält wenig Säure. Im Abgang ist das Bier mäßig bitter, die Schokoladen- und Kaffeenoten bleiben lange erhalten. Meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt. Aber lässt sich der Genuss noch steigern? Ich habe gerade eine bittere Schokolade mit Kirsch und Chili hier. Zwischen den Schlucken gegessen baut sich ein Kontrast auf, der den Genusswert des Bieres noch steigert.

Meiner Meinung nach ist dies eines der besten Biere, die ich bislang verkostet habe. Wenn ich im Januar wieder in Hamburg bin, werde ich nachsehen, ob ich noch einige Flaschen bekommen kann. Dieses Bier lässt sich sicher nicht nur trinken, sondern ich könnte mir durchaus auch vorstellen, dass es möglich ist, daraus ein richtig leckeres Dessert zu zaubern.

Zutaten:

Wasser , Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

12,0 % Vol.

Stammwürze:

25,5° Plato

Bittereinheiten:

15 IBU

Brauerei:

Weißes Bräuhaus Schneider & Sohn GmbH
93309 Kelheim
http://www.schneider-weisse.de

Biershop Bayern

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Ayinger Weizenbock

Jetzt habe ich den Ayinger Weizenbock aus Oberbayern vor mir stehen. Es ist das erste der 14 Biere dieser mittelständischen Brauerei, die mit ihren etwa 80 Beschäftigten der größte Arbeitgeber dieser Stadt ist, die ca. 25 Kilometer südlich von München liegt. Die Biere dieser Brauerei wurden vielfach ausgezeichnet, was meine Erwartungen in die Höhe treibt.

Goldgelb mit einem leichten Rotstich zeigt sich das Bier im Glas, dazu die Trübung durch die vorhandene Hefe und darüber recht viel reinweißer und cremiger Schaum, der auch lange erhalten bleibt. Optisch ist das Bier schon mal perfekt.

Das Bier duftet intensiv nach Malz, unterstützt durch den Duft der Hefe und von Bananen sowie einem Hauch von Trockenfrüchten. Damit ist das Aroma so, wie ich es bei einem guten Bockbier erwarte, das mit einem aromatischen Hopfen gebraut wurde.

Der Antrunk ist leicht süßlich und mir fällt auf, dass dieses Bier relativ wenig Kohlensäure enthält. Da hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Der Körper ist intensiv, rund und wirklich ausgewogen. Die Süße des Malzzuckers, die Bitterstoffe und ein wenig Säure halten sich absolut die Waage. Der Abgang ist dann überraschend mild. Trotz der geringen Bitterkeit bleibt er aber lange erhalten.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

7,1 % Vol.

Stammwürze:

16,5° Plato

Brauerei:

Brauerei Aying
Franz Inselkammer KG
85653 Aying
http://www.ayinger.de

Biershop Bayern

Schneider TAP6 Unser Aventinus Vintage

Nun steht ein besonderes Bier vor mir, eine Rarität, die zwei Bilder verdient. Es handelt sich um das Unser Aventinus TAP6. Bereits im Jahr 2012 gebraut wurde der Weizendoppelbock zunächst etwa drei Jahre im Keller von Bayerns ältester Weißbierbrauerei gelagert und gereift, bevor es im November 2015 erstmals in den Verkauf kam. Das Rückenetikett teilt uns mit, dass das Bier weder filtriert noch pasteurisiert ist. Es handelt sich also nicht um ein totes Industriebier, sondern es reift während der Lagerung in der Flasche nach. Trotzdem gibt die Brauerei Schneider als Mindesthaltbarkeitsdatum den 1. August 2020 an. Das ist eine ambitionierte Angabe, die ich allerdings keinesfalls in Zweifel ziehen möchte. Also sehen wir uns das Bier doch einmal an.

Geliefert wird die Flasche in einer Papierhülle, die uns an einige Ereignisse aus dem Jahr 2012 erinnert – die EU bekam den Nobelpreis, Schneider Weiße wurde 140 Jahre alt, Barack Obama wurde wiedergewählt… Vor dem Verkosten ist also erst einmal so manche Erinnerung angesagt. Ich finde das eine originelle Idee. Der Anhänger klärt uns auf, dass das Bier während der Lagerung und Reifung neben den bereits vorhandenen Aromen auch weitere Aromen von Schokolade, Portwein und Sherry entwickelt. Nun bin ich aber wirklich neugierig und es ist an der Zeit, die Flasche auszupacken. Die Flasche selbst und die Etiketten geben aber keine weiteren Informationen, weshalb ich nun mit der Verkostung beginnen kann.

Tiefschwarz und fast blickdicht ist das Bier im Glas. Nur ganz schwach schimmert etwas rote Farbe durch. Über dem Bier ein feinporiger Schaum, fast weiß mit leichtem Gelbstich. Leider löst dieser Schaum sich sehr schnell auf.

Das Aroma wird durch die Röstnoten des Malzes bestimmt, die durch Anklänge von Schokolade, Nelken und Pfeffer unterstützt werden. Auf dem Anhänger war auch noch von Vanille, Portwein und Sherry die Rede, deren Aromen sich während der Reifung entwickeln sollen, aber das kann ich leider nicht feststellen. Dafür stelle ich einen Hauch von Pfeffer fest, der auf dem Anhänger nicht erwähnt ist. Nun bin ich mir nicht sicher, ob das Geruchsempfinden so individuell ist, dass diese Differenzen auftreten können, oder ob jede Flasche unterschiedlich reift. Aber im Grunde ist das auch egal, der Duft dieses Bieres spricht mich auf jeden Fall an.

Bei der intensiven Färbung des Bieres hätte ich eigentlich eine relativ intensive Süße erwartet. Allerdings belehrt mich der Antrunk eines Besseren. Die Süße ist zwar eindeutig vorhanden, drängt sich aber nicht in den Vordergrund. Die Süße ist perfekt an die reichlich vorhandene feinperlige Kohlensäure angepasst. Auch der Körper dieses Bieres kann mich begeistern. Die Kaffee- und Schokoladennoten des Malzes werden durch eine leichte Säure perfektioniert. Je länger das Bier auf der Zunge ist und sich erwärmt, desto mehr unterschiedliche Geschmäcker bilden sich heraus. Mich überfordert allerdings die Vielzahl der Geschmacksnuancen und ich vermute auch einmal, dass jeder andere Noten feststellt. Der Abgang ist dann leicht säuerlich und würzig. Trotz der relativ wenigen Bitterstoffe bleibt im Mund noch lange der angenehme Geschmack dieses Bieres zurück.

Nach einem schönen Tag und einem guten Abendessen kann dieses Bier den perfekten Tagesabschluss bilden.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

8,2 % Vol.

Brauerei:

Weißes Bräuhaus G. Schneider & Sohn GmbH
93309 Kelheim
http://www.schneider-weisse.de

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Schönramer Saphir Bock

Nun steht mal wieder ein Bier aus Bayern vor mir, der Saphir Bock aus Schönram im Landkreis Traunstein. Das Rückenetikett verrät auch schon, wo der Name herstammt. Es handelt sich um ein Bockbier, das mit dem Aromahopfen Saphir aus der Hallertau gebraut wurde. Und wenn die Brauerei ihrem Bier bereits auf dem Etikett „eine gewisse Hinterfotzigkeit“ bescheinigt, dann muss sie auch einiges liefern, ansonsten würde ich mich als Konsument veralbert fühlen. Na ja, wir werden das ja gleich erleben.

Im Glas zeigt sich das Bier in einem sehr hellen Gelb. Dazu ist es klar, so dass es fast wässrig aussieht. Allerdings steht darüber eine mittlere Menge feinporigen reinweißen Schaums mit einer mittleren Standzeit, so dass der etwas enttäuschende Eindruck der Bierfarbe schon mal etwas revidiert wird. Allerdings sehe ich recht wenig Kohlensäure.

Das Aroma ist malzbetont und wird durch Karamellnoten unterstützt. Dabei ist der Duft deutlich intensiver als ich aufgrund der blassen Farbe des Bieres erwartet hätte.

Der Antrunk ist so süß wie ich es bei einem Bockbier erwarte. Jetzt kommt auch die Lebhaftigkeit der Kohlensäure zum Vorschein. Der Körper ist sehr voll, Bitter und Süß stehen in einem wirklich ausgewogenen Verhältnis zueinander. Dabei ist der Geschmack sehr intensiv. Vielleicht vermisse ich jetzt noch einige Bitterstoffe. Diese kommen erst im ansonsten milden Abgang zum Tragen, dann klingen sie aber lange nach.

Alles in Allem haben wir hier ein ungewöhnliches Bier mit viel Charakter vor uns, in dem der sehr starke Körper in deutlichem Kontrast zu einem milden Antrunk und Abgang steht.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen (Hallertauer Saphir)

Alkoholgehalt:

8,0 % Vol.

Brauerei:

Private Landbrauerei Schönram
83367 Schönram
http://www.schönramer.de

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