Jetzt steht wieder einmal ein Bier aus der Ratsherrn-Brauerei in den Hamburger Schanzenhöfen vor mir. Ein Bier? Für mich schon, aber Puristen, die verschärften Wert auf das Reinheitsgebot legen, werden mir widersprechen. Sie werden auch Bestätigung auf den Etiketten finden, auf denen nichts von Bier steht, sondern es ist nur von einer Brauspezialität die Rede. Weshalb? Hier wurden auch Koriander, Orangenschale und Kamillenblüten mit verbraut. Nennen Sie es wie Sie wollen, Entscheidend ist doch in erster Linie, dass es schmeckt. Können wir uns darauf einigen?
Die Brauerei beschreibt das Bier auf dem Rückenetikett wie folgt: „Bitte ein Wit! Unsere Version der beliebten Belgischen Brauspezialität: Ein außergewöhnlicher Hefestamm verleiht unserem Wit ein fruchtiges, pfeffriges Aroma, das von Koriander, Orangenschalen und Kamillenblüten unterstrichen wird. Ein absolut erfrischendes Trinkerlebnis!“ Na dann wollen wir mal testen. Aber vorher werfen wir noch einen Blick auf die Etiketten.
Die Brauer haben hier die Hopfensorten Herkules und Tradition verwendet. An Malz werden Pilsener, helles Weizenmalz und Hafermalz verwendet, zusätzlich stehen noch Weizenflocken in der Liste. Dass Weizenflocken verbraut werden ist eine Spezialität, die ich bislang noch nirgendwo gefunden habe. Auch Hafermalz ist so selten, dass ich im Internet keine Beschreibung der Eigenschaften finden konnte.
Das Bier ist sehr hell, ungewöhnlich hell für ein Craft-Bier. Dazu ist es hefetrüb und hat einen feinen weißen Schaum, der durchschnittlich lange erhalten bleibt. Der Duft ist einfach umwerfend – blumig, helle Früchte und Zitrusnoten konnte ich feststellen. Das macht wirklich Lust auf den ersten Schluck.
Der Antrunk ist mild und leicht säuerlich. Dazu eine lebhafte Kohlensäure und eine dezente Schärfe, so dass das Bier wirklich süffig wird. Dazu kommt ein milder und wenig bitterer Abgang. Der Geschmack bleibt durchschnittlich lange im Mund. Hier habe ich ein wirklich leckeres Bier, das ohne Einschränkungen zu empfehlen ist.
Auf seiner Website gibt die Brauerei eine International Bitterness Unit (IBU) von 12 an, es handelt sich also um ein sehr mildes Bier. Genaueres über die IBU finden Sie auf Wikipedia.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Weizenflocken, Weizenmalz, Hafermalz, Hopfen (Herkules, Tradition), Koriander, Orangenschale, Kamillenblüten, Hefe
Alkoholgehalt:
5,1 % Vol.
Stammwürze:
11,8 %
Brauerei:
Ratsherrn Brauerei GmbH
Lagerstr. 30a
20357 Hamburg


Nun steht das Ratsherrn Rotbier vor mir. Ein Rotbier aus Hamburg? Eigentlich kenne ich diese Brauspezialität hauptsächlich aus Nürnberg und Belgien. Laut dem Etikett soll hamburgisches Rotbier eine Tradition seit 1536 haben. Auf ihrer Website schreibt die Ratsherrn-Brauerei sogar von einer Rotbiertradition auf St. Pauli seit dem frühen 13. Jahrhundert. Auch eine intensive Recherche im Internet und der Literatur hat ansonsten keine Hinweise darauf gebracht. Aber das nur mal nebenbei; schließlich geht es um das Rotbier von heute.
rg sind die Biere von Astra Kult. Getrunken wird Astra grundsätzlich aus der Steinie-Flasche. Selbst in Kneipen habe ich meiner Erinnerung nach noch nie erlebt, dass Astra aus dem Glas getrunken wurde. Grund genug, jetzt das Astra Urtyp zu testen, das ich von meinem letzten Aufenthalt in Hamburg mitgebracht habe. Für diesen Test werde ich auch mit dem Kult brechen und das Bier im Glas genießen – oder zumindest trinken.