Weshalb die Brauer in Hamburg diesem New England Pilsener den Namen Mr. W gegeben haben, ist mir nicht bekannt. Weder auf dem Flaschenetikett noch auf der Website der Brauerei konnte ich eine Erklärung finden. Aber eine Suche im Internet ergab, dass die Brauer ihre Biere zumindest teilweise mit dem letzten Buchstaben durchnummerieren. Ich finde dort Mr. O, K, B, T usw. Ich empfinde es eigentlich als angenehm, wenn der Name eines Bieres wenigstens einen ungefähren Hinweis darauf enthält, was mich erwartet. Aber immerhin habe ich auf der Website von Buddelship eine Beschreibung gefunden, was sich die Brauer bei der Entwicklung ihrer Biere gedacht haben: „Vielerorts in Deutschland, vor allem aber bei uns im Norden, ist der Bezug zu Bier als ein frisch vor Ort und für den unmittelbaren Genuss gebrautes Naturprodukt im Laufe des letzten Jahrhunderts völlig verloren gegangen. Globalisierung, Massenproduktion, Standardisierung, Marketing und Preiskampf stehen auf der einen Seite; Qualität, Vielfalt, Geschmack und Frische meistens auf der anderen. Vielleicht ist diese Entwicklung nirgendwo deutlicher zu spüren als in Hamburg, einst gerühmt als Brauhaus der Hanse und heute, was Bier angeht, mehr oder weniger komplett von der Landkarte verschwunden, um nicht zu sagen: abgesoffen!.
BUDDELSHIP will die Seele des Bieres, nämlich Leidenschaft und handwerkliche Braukunst, wieder zum Leben erwecken und mit der ganzen natürlichen, historischen und geografischen Vielfalt füllen, die Hamburg und die Welt zu bieten haben. Bier ist mehr als nur ein Getränk, es ist Lebensgefühl, Naturverbundenheit und internationales Kulturgut. Deswegen lassen wir unser Bier auch so, wie es ist: unfiltriert, frisch und lebendig.
Darüber hinaus wollen wir auch die Zutaten von Bier wieder in den Vordergrund stellen, denn das Spannende und Schöne beim Bier ist gerade dessen Vielfalt. Wir möchten euch internationale Biere näherbringen und versuchen, neue Akzente zu setzen und Grenzen auszutesten.“ Ein hoher Anspruch, den das Bier erst einmal erfüllen muss.
Golden und mit einer leicht überdurchschnittlichen Krone aus sahnigem Schaum, der lange erhalten bleibt, präsentiert sich das Bier im Glas. Auffällig ist die reichlich vorhandene Kohlensäure.
Ein ganzer tropischer Fruchtsalat steigt mir in die Nase, aber auch der Malzkörper kommt zu seinem Recht. Das ist für ein Pils ungewöhnlich, aber es gefällt mir durchaus.
Der Antrunk ist recht süß. Die Süße passt aber gut zur Fruchtigkeit und der spritzigen Kohlensäure. Auf der Zunge kommt es schnell zu einer Geschmacksexplosion. Mango und Ananas stehen dabei im Vordergrund. Rund, vollmundig und ungeheuer süffig zeigt sich das Bier jetzt. Die Fruchtigkeit setzt sich auch im Nachklang fort, wobei sich die Bitterstoffe des Hopfens diskret im Hintergrund halten und trotzdem lange nachklingen.
Mr. W ist ein absolut ungewöhnliches Pilsener und ich hätte es nicht als ein Pils erkannt. Trotzdem ist es wirklich gut.
Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hafermalz, Hopfen, Hefe
Alkoholgehalt:
5,9 % Vol.
Stammwürze:
14,3° Plato
Bittereinheiten:
30 IBU
Brauerei:
Buddelship GmbH
Warnstedtstr. 16l
22525 Hamburg
www.buddelship.de
Das Žatecký Gus stammt aus der Brauerei Baltika im russischen St. Petersburg. Die Brauerei gehört zum dänischen Brauereikonzern Carlsberg, dem viertgrößten Brauereikonzern der Welt. Nun habe ich von Carlsberg noch kein Bier gefunden, das mich begeistern konnte. Aber eventuell ist das Žatecký Gus ja die Ausnahme von der Regel. Ich bin da auch guter Hoffnung, denn Carlsberg teilt mit, dass dieses Bier mit dem Aromahopfen Zhatetsky gebraut wurde, der dem Bier ein spezielles Aroma verleihen soll.
Bereits im Jahr 1384 wurde die sächsische Gemeinde Eibau erstmals urkundlich erwähnt. 1810 erlangte Eibau mit der dortigen Landbrauerei überregionale Bedeutung (Quelle:
Fast jeder zweite Liter Bier, der in Deutschland verkauft wird, ist ein Pils. Vielen Menschen erscheint das Pils aber als recht langweilig, da ein Großteil des Bieres industriell hergestellt wird. Das Pils ist dann hell, klar, mehr oder weniger bitter. Das bedeutet nicht, dass diese Biere schlecht wären, aber sie sind sich so ähnlich, dass sie austauschbar sind. Wenn ich mich mit Craft Beer-Konsumenten unterhalte, stelle ich fest, dass das Pils dort aus diesem Grund einen schweren Stand hat. Trotzdem versuchen immer mehr Craft-Brauer, diesen Bierstil neu zu interpretieren und ihn mit verschiedenen Hopfensorten aufzupeppen. So auch die Hildesheimer Braumanufaktur, deren Keller-Pils ich jetzt vor mir stehen habe.
Zwei Unternehmen aus Hamburg haben sich zusammengetan, um den Lieblings-Bierstil der Deutschen neu zu interpretieren – die Ratsherrn Brauerei und das Kochmagazin BEEF! aus dem Verlag Gruner & JahrDabei herausgekommen ist ein Craft-Pilsener: das BEEF! Dry Hopped Pilsener. Und genau dieses Bier steht jetzt vor mir. Rund ein Jahr hat es von der ersten Idee bis zum fertigen Bier gedauert. Zusammen mit dem Braumeister Ian Pyle von Ratsherrn sammelte die BEEF! Redaktion Ideen und entwickelte das Braurezept. Dabei wollte die Ratsherrn Brauerei nicht ein weiteres IPA oder Pale Ale brauen, sondern zeigen, dass man auch beim Pilsener neue Aromaimpulse setzen kann, ohne den ursprünglichen Bierstil zu verfälschen.
Das Keiler Land-Pils, das jetzt vor mir steht, stammt aus Lohr am Main in Unterfranken, genauer gesagt im Spessart. Allerdings ist die Keiler-Bier GmbH, die als Hersteller auf dem Etikett genannt wird, nicht selbstständig, sondern gehört zu Würzburger Hofbräu. Die Würzburger scheinen sich aber nicht viele Gedanken um das Bier aus Lohr zu machen (falls es überhaupt noch in Lohr gebraut wird), denn die Website von Land-Bier wurde seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr gepflegt. Die letzte Presseerklärung des Unternehmens stammt von Mitte Oktober letzten Jahres und nun haben wir bereits Ende Mai. Da ist mir kein Webauftritt doch lieber als solch ein vernachlässigter. Aber ich habe ja noch die Hoffnung, dass die Brauerei dem Bier mehr Aufmerksamkeit schenkt als der Website, und darauf kommt es schließlich an.
Gerade wenn es im Sommer so richtig schön heiß ist, wollen wir nicht so viel Alkohol zu uns nehmen. Dann ist Lightbier angesagt. Auch wenn es darum geht, Kalorien einzusparen, ist ein Lightbier eine gute Wahl, da diese Biere im Vergleich zu einem Vollbier nur etwas mehr als die Hälfte der Kalorien enthalten. Ein solches steht jetzt vor mir, der Leichte Moritz aus der Familienbrauerei Moritz Fiege in Bochum. Die Leichtbiere haben ein ähnliches Problem wie die alkoholfreien Biere. Da der Geschmacksträger Alkohol fehlt bzw. nur in geringer Menge vorhanden ist, fehlt es häufig an Geschmack. Ob dies auch für dieses Bier zutrifft, werde ich jetzt feststellen.
Im Süden von Hannover unweit des Maschsees ist die Mashsee Brauerei beheimatet, die die niedersächsische Landeshauptstadt mit guten Bieren versorgt. Von guten Bieren schreibe ich hier ganz bewusst, da mich bislang keines der Biere, die ich aus dieser Brauerei verkostet habe, enttäuscht hat. Ich hoffe, dass diese Aussage auch für das Berverly Pils gilt, ein Bier, dessen Name bereits recht hohe Erwartungen weckt. Ich bin aber guter Dinge, hat dieses Bier mit dem typisch norddeutschen Bierstil doch im Jahr 2017 beim Meininger Craft Beer Award die Goldmedaille gewonnen. Kann da jetzt noch etwas schiefgehen? Ich hoffe nicht. Schließlich verspricht schon der Name dieses Bieres verspricht den Sommer und die Sonne Kaliforniens und damit ein richtig gutes Bier.
Wenn mir jemand ein Pils anbietet bin ich ja eher skeptisch. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Biere ohne eigenen Charakter. Das Bier muss ja nicht unbedingt schlecht sein, aber die meisten Pilsener sind problemlos austauschbar. Diese Befürchtung hat sich auch bis nach Hessen rumgesprochen, denn die Brauerei in Seligenstadt beschreibt ihr Erzeugnis so: „Pils ist Mainstream? Nur bei Mainstream Brauereien! Wir setzten zusätzlich zu unserem für das Pils eigens veredeltem Brauwasser, bestes Malz aus der Region ein, das mit zwei Hopfensorten – Saphir und Magnum – zu einem extravaganten, edlen Spitzenprodukt getrieben wird.“ An dieser Aussage wird sich das Pils, das jetzt vor mir steht, messen lassen müssen.
Bereits seit 1736 braut die Familienbrauerei Fiege in Bochum Bier. Das heute bekannteste Bier ist das Pils, das seit 1927 gebraut wird. Daneben stellt das Traditionsunternehmen noch etwa ein Dutzend anderer Bierstile her. Jetzt steht der seit 2016 gebraute Pilsbock vor mir. Dieses Bier wird mit den Hopfensorten Amarillo und Simcoe kaltgehopft, weshalb ich mich wieder einmal auf ein besonderes Bier freuen darf.