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Walter’s India Pale Ale

Jetzt steht nach längerer Zeit mal wieder ein Bier aus der kleinen Brauerei Walter Bräu aus Wesel am Niederrhein vor mir. Diese Brauerei hat eine Besonderheit. Kleine Brauereien gibt es inzwischen viele, das ist mittlerweile nichts Besonderes mehr. Dass auch kleine Brauereien ihr Bier über eine eigene Brauereigaststätte verkaufen ist auch eher die Regel als die Ausnahme und Walter Bräu bildet da keine Ausnahme. Dass in den meisten Brauereigaststätten ein gutes wenn auch sehr fleischlastiges Essen serviert wird, ist allgemein bekannt. Die Besonderheit der Brauereigaststätte von Walter Bräu ist aber, dass Sie Ihre Mahlzeit auch selbst mitbringen und in der Gaststätte verzehren können. Das kennen Sie auch aus traditionellen Biergärten in Bayern? OK, aber bei Walter Bräu erhalten Sie zu Ihrem mitgebrachten Essen noch Teller und Besteck. Auch einen Grill, ein Raclette oder einen heißen Stein können Sie dort mieten, um Ihre mitgebrachten Speisen fertigzustellen. Sie werden zugeben, dass das eine Besonderheit ist. Aber hier wollen wir uns nicht länger mit der Gaststätte aufhalten, sondern wir kommen nun endlich zum Bier.

Während die bisherigen Biere aus Wesel in traditionellen Bierstilen gebraut waren, gibt es heute ein Bier in einem zumindest für Deutschland neuen Bierstil, das India Pale Ale. Das Etikett verrät, dass für dieses Bier vier verschiedene Hopfen verwendet wurden; ansonsten enthält das Etikett keine Informationen über das Bier. Kommen wir also zum Einschenken.

Bernsteinfarben und hefetrüb zeigt sich das Bier im Glas, darüber sehr viel feinporiger weißer Schaum, der lange erhalten bleibt.

Das Aroma wird wie für ein IPA typisch durch Zitrusnoten bestimmt. Ich rieche Blutorange, Zitronenschalen und Holunderblüten. Als ausgesprochen positiv empfinde ich, dass auch die Aromen des Malzes noch leicht durchkommen. Dadurch wird die Nase wunderbar komplex.

Der Antrunk ist leicht süß und spritzig. Schnell kommen zunächst die Fruchtnoten zum Vorschein, die schnell durch ein kräftiges Bitter abgelöst werden. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich eher Bittermandel oder Bitterorange schmecke. Der Abgang ist freundlich bitter und klingt lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,9 % Vol.

Brauerei:

Walter Bräu Büderich
Perricher Weg 54c
46487 Wesel
www.walterbrau.de

NBG India Pale Ale

NBG ist offensichtlich eine Abkürzung, in diesem Fall sogar doppelt. NBG ist eine geläufige Abkürzung für Nürnberg, aber auch für „New Beer Generation“, zwei Amerikaner, die mit nach amerikanischen Rezepten gebrautem Bier von Nürnberg aus die deutsche Bierwelt erobern wollen. Allerdings brauen sie nicht selbst, sondern in der Brauerei Binkert in Breitengüßbach. Ich bin mir nicht sicher, ob Deutschlands Bierkultur unbedingt Entwicklungshilfe aus den USA nötig hat, aber Vielfalt kann ja nie schaden. Egal, jetzt geht es erst einmal um das NBG IPA.

Das Etikett ist nicht sonderlich aussagekräftig. Die Entstehungsgeschichte des IPA wird wieder einmal neu durchgekaut, die Brauer verraten, dass sie sich ans deutsche Reinheitsgebot halten, und das war es im Wesentlichen auch schon. Nicht einmal, dass NBG seinen Sitz in der Bismarckstraße in Nürnberg hat, wird verraten, genau wie auf dem Etikett die Website des Unternehmens verheimlicht wird. Ich denke einmal, dass für die nächste Auflage der Etiketten die Beschriftung überarbeitet werden sollte. Aber kommen wir endlich zum Wesentlichen, zum Bier.

Goldgelb und leicht hefetrüb zeigt sich das Bier im Glas, darüber viel weißer feinporiger Schaum mit guter Standfestigkeit. Optisch ist an dem Bier schon mal nichts auszusetzen.

Auch das Aroma ist vielversprechend. Ich rieche Zitrusfrüchte, Ananas und Holunderblüte. Die Düfte gefallen mir, auch wenn für meinen Geschmack zur Perfektion noch etwas Karamell des Malzes fehlt. Aber das ist mein persönlicher Geschmack und jeder kann das anders empfinden.

Der Antrunk ist leicht süß und fruchtig und ich stelle die sehr feinperlige Kohlensäure fest. Mich wundert etwas, dass ich jetzt zumindest schwach die das Malz schmecken kann, obwohl es im Aroma nicht festzustellen war. Schnell schlagen dann die Bitterstoffe zu, was bei 50 IBU kein Wunder ist. Dadurch wird die Fruchtigkeit etwas in den Hintergrund gedrängt. Mich überrascht, dass der Abgang dann milder und freundlicher wird. Das trockene Bitter klingt auch recht lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Herkules, Hallertau Mittelfrüh, Columbus, Cascade, Comet), Hefe

Alkoholgehalt:

6,1 % Vol.

Bittereinheiten:

50 IBU

Brauerei:

Brauhaus Binkert GmbH & Co. KG
Westring 5
96149 Breitengüßbach
www.mainseidla.de

Gebraut für:

New Beer Generation
Bismarckstr. 45c
90491 Nürnberg
www.newbeergeneration.de

DIE BIEROTHEK

Camba EI PI AI

Nun habe ich ein IPA aus der Brauerei Camba in Truchtlaching im Landkreis Traunstein in Oberbayern vor mir stehen. Ich kenne die Brauerei nicht näher, aber es fällt mir auf, dass dort etwa 40 Biersorten gebraut werden. Das ist schon eine erstaunliche Menge, die ich ansonsten bislang nur noch in der Klosterbrauerei in Neuzelle gefunden habe.

Das Ei Pi AI, das ich jetzt vor mir stehen habe, ist bereits dreimal beim Meiningers International Craft Beer Award ausgezeichnet worden, im Jahr 2014 mit Gold sowie 2015 und 2016 mit Silber. Wir können also mit Fug und Recht davon ausgehen, dass es sich hier um ein besonderes Bier handelt.

Golden mit einem leichten Rotstich und hefetrüb steht das obergärige Bier im Glas. Darüber eine sehr schöne große weiße und feinporige Schaumkrone, die auch lange stehen bleibt. Von der Optik bin ich schon mal begeistert.

Das Aroma ist sehr angenehm. Ich rieche Düfte nach Zitronenschale, Orange, und Holunderblüte. Abgerundet wird das Aroma durch den Duft nach Karamell.

Der Antrunk ist angenehm süß und es zeigt sich, dass das Bier eine sehr feinperlige Kohlensäure enthält. Dann ist das Bier zunächst sehr fruchtig, mit einem eindeutigen Fokus auf Orangen, bevor mit Macht das Bittere die Oberhand gewinnt. Der Abgang ist freundlich bitter und mit langem Nachklang. Das EI PI AI ist ein Bier, das man unbedingt getrunken haben sollte.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen (Centinnial, Cascade, Chinook, Citra), Hefe

Alkoholgehalt:

8,0 % Vol.

Stammwürze:

17,5 %

IBU:

62

Brauerei:

Camba Bavaria GmbH
Mühlweg 2
83376 Truchtlaching
www.camba-bavaria.de

Main Seidla Summer Ale

Ein Bier aus Breitengüßbach. Da muss ich erst einmal nachsehen, wo Breitengüßbach überhaupt liegt. Auf der Karte finde ich den Ort im Landkreis Bamberg in Oberfranken. Dann wird das Bier vermutlich gut sein, denn die Franken kennen sich mit Bier ja nun wirklich aus. Ob das auch für ein IPA gilt werde ich gleich wissen.

Auch wenn Franken eine lange Brautradition hat, gilt dies nicht für die Brauerei Main Seidla. Sie wurde erst im Jahr 2012 anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Breitengüßbach gegründet. Aber trotzdem hat die Brauerei eine Tradition wiederbelebt, die fast eineinhalb Jahrhunderte nicht mehr fortgeführt worden war: Bis ins Jahr 1870 war Breitengüßbach ein Hopfenanbaugebiet. Jetzt wird auf dem Brauereigelände wieder Hopfen angebaut, aus dem einmal im Jahr ein Jahrgangsbier gebraut wird. Das muss zwar nicht zwangsweise das Summer Ale besser machen, aber nach meiner Erfahrung wird in Brauereien, die sich nicht auf das reine Brauen beschränken, in vielen Fällen ein besseres Bier gebraut. Das ist dann das Herzblut, das auch der Konsument im Bier bemerken kann. Daher will ich jetzt auch nicht mehr auf die Verkostung warten und öffne die Flasche.

Als erstes fällt mir beim Einschenken auf, dass sich extrem viel weißer gemischtporiger Schaum bildet, der langsam in sich zusammenfällt. Da hätte ich das Glas wohl besser schräggehalten, aber mit so viel Schaum hatte ich wirklich nicht gerechnet. Aber der Schaum ist ja auch absolut kein Nachteil.

Das Aroma ist betörend fruchtig. Ananas, Mango und Zitrusfrüchte steigen mir in die Nase. Das macht richtig Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist spritzig und leicht süß. Als sich das Bier im Mund verteilt übernimmt ein freundliches Bitter die Oberhand, unterstützt durch fruchtige Noten nach Bitterorange und Zitrone. Der Abgang klingt lange nach.

Auch wenn das Bier nicht als IPA angeboten wird und auch Unterschiede zu einem IPA nicht abzustreiten sind, ordne ich es hier als IPA ein. Würde ich für jeden der mehrere Hundert vorhandenen Bierstile ein eigenes Stichwort verwenden würde, wäre die Stichwortwolke vollkommen unübersichtlich. Das Summer Ale ist weniger bitter als ein IPA, dafür aber frischer. So rettet die Brauerei einen Teil des Sommers in den Winter hinüber.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Cascade, Hallertauer Mittelfrüh, Herkules), Hefe

Alkoholgehalt:

5,2 % Vol.

Stammwürze:

12,5 %

Brauerei:

Brauhaus Binkert GmbH & Co. KG
Westring 5
96149 Breitengüßbach
www.mainseidl.de

Broughton 6.2 I.P.A.

Großbritannien ist nicht unbedingt für kulinarische Höchstleistungen bekannt, zumindest was Speisen angeht. Ich finde es erstaunlich, dass trotzdem sehr gute Biere von der Insel kommen. Vor mir steht jetzt ein IPA aus Schottland und wartet darauf, dass ich sie verkoste. Es handelt sich um das Broughton 6.2 I.P.A., das seit dem Jahr 2014 gebraut wird.

Das Bier ist bernsteinfarben mit einem deutlichen Rotstich und enthält viel Kohlensäure. Übe dem Bier bildet sich viel fein- bis mittelporiger weißer Schaum, der auch lange erhalten bleibt.

Das Bier duftet nach Orangenschale, Ananas und Zitrus. Dabei ist der Duft nicht so intensiv wie bei vielen anderen IPAs, was ein gut trinkbares Bier verspricht.

Wie das Aroma bereits versprochen hat, ist der Antrunk spritzig und frisch. Der Körper ist fruchtig. Ich schmecke Südfrüchte. Dabei enthält das Broughton für ein IPA recht wenig Bitterstoffe, sondern die Fruchtigkeit steht im Vordergrund. Erst im Abgang zeigt sich ein kurzes und heftiges Bitter, dem ein langer milder Nachklang folgt.

Wenn Ihnen die IPAs in der Regel zu bitter sind, Sie aber die Fruchtigkeit mögen, sind Sie mit diesem Bier sicher gut bedient.

Zutaten:

Wasser, Pale Malt Crystal Malt), Hopfen (Columbus, Cascade, Pacific Jade, Chinook), Hefe

Alkoholgehalt:

6,2 % Vol.

Bittereinheiten:

67 IBU

Brauerei:

Broughton Ales Ltd.
Main Street
Broughton Village
126HQ Biggar
www.broughtonales.co.uk

St. Erhard Farmer

Lange hatte ich kein Bier aus Franken mehr vor mir, das St. Erhard Farmer aus der 2011 gegründeten Brauerei St. Erhard in Bamberg. Auf der Flasche wird erklärt, wie es zum Namen Farmer kam:

„Das St. Erhard Farmer, unser Farmhouse IPA, ist ein Crossover-Bierstil, der den typisch belgischen Charakter eines Farmhouse Ales mit der belebenden Fruchtigkeit eines California IPAs kombiniert. Die Verwendung von zwölf verschiedenen Spezialmalzen, welche einen kräftig malzigen Körper erzeugen, macht diese Bierkreation zu einem vollmundigen Farmhouse IPA.“

Mit diesem Bier hat die junge Brauerei einige Erfolge zu verbuchen. Sie war nicht nur die erste Brauerei, die mit diesem Bier auf dem indischen Markt aktiv wurde, sondern sie exportiert auch in andere Länder Asiens und hat auch auf dem deutschen Heimatmarkt einiges Aufsehen erregt. Jetzt will ich testen, ob diese Erfolge zu Recht erzielt wurden.

In der Farbe von dunklem Bernstein und hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich wenig beiger mittelporiger Schaum, der durchschnittlich schnell in sich zusammenfällt.

Ich glaube, ich habe noch kein anderes Bier verkostet, das ein so komplexes Aromaprofil aufweist. Dafür sorgen zwölf Malz- und fünf Hopfensorten. Gut kommen die Malzaromen zum Vorschein, Karamell ist deutlich zu riechen. Dazu kommen die fruchtigen Hopfenaromen. Das Bier duftet nach Zitrusfrüchten und Ananas. Dazu kommen noch viele andere Duftnoten, die ich in ihrer Komplexität aber nicht identifizieren kann. Da jede Nase auf andere Aromen reagiert, ist es gut möglich, dass Sie auch andere Düfte identifizieren. Der Duft macht richtig Lust auf den ersten Schluck und mir kommt spontan der Gedanke, dass ich, wenn der Geschmack so gut ist wie das Aroma, mein neues Lieblingsbier gefunden habe.

Der Antrunk ist relativ süß und ich stelle fest, dass das Bier relativ wenig Kohlensäure enthält. Etwas mehr Prickeln würde dem Bier sicher guttun. Aber sonst kann ich an diesem Bier nichts aussetzen. Der Körper ist angenehm bitter und es mischt sich der Geschmack von Schokolade mit dem einer Grapefruit. Abgerundet wird der Geschmack durch die Süße der Malzsorten. Der Abgang ist von mittlerer Bitterkeit und er klingt lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pale Ale, Tennenmalz Dunkel, Belgische Karamellmalze)
Weizenmalz (Weizenbraumalz, Weizenkaramellmalz)
Hopfen (Hallertauer Tradition, Equinox, Vic Secret, Mosaic, Cascade)
Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 %

Gebraut für:

St. Erhard GmbH
Hafenstr. 13
96052 Bamberg
www.st-erhard.com

DIE BIEROTHEK

BRLO Pale Ale

BRLO – als ich erstmals ein Bier dieses Unternehmens im Regal sah, vermutete ich aufgrund der Schreibweise, dass es sich um ein Bier aus dem slawischen Sprachraum handelt, beispielsweise aus Tschechien oder Polen. Damit lag ich etwas neben der Wahrheit, wenn auch nicht vollständig. Tatsächlich ist BRLO der alte slawische Name von Berlin. Damit ist nicht nur der etwas merkwürdig anmutende Name der Brauerei erklärt, sondern auch der Standort dieser seit Ende 2014 arbeitenden Brauerei am Gleisdreieck in Berlin aufgedeckt.

Das Team steckt offensichtlich viel Herzblut ins Bier. Das Malz wird von einer Mälzerei in Franken geliefert, die Biogetreide malzt. Dabei handelt es sich nicht um EU-Bioware, die eher ein Bio Light bietet, sondern um Getreide von Bioland- und Naturland-Betrieben. Dass das Bier trotzdem kein Biobier ist, liegt vermutlich daran, dass nicht ausreichend Hopfen der unterschiedlichen Sorten zur Verfügung steht.

Dabei braut das Team nicht alle Biere selbst, sondern mietet sich für einige Biere bei anderen privat geführten Brauereien ein. So stammt das Pale Ale, das ich jetzt testen will, aus der Klosterbrauerei Neuzelle in Brandenburg.

Damit wären wir endlich beim Bier angekommen. Hell bernsteinfarben und leicht hefetrüb präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich sehr viel weißer sahniger Schaum, der nur sehr langsam in sich zusammenfällt. Zumindest optisch hat die Brauerei also alles richtiggemacht.

Bereits beim Einschenken steigt mir das Aroma nach Südfrüchten in die Nase, Orange und Gewürze sind dabei. So soll ein Pale Ale sein.

Der Antrunk ist frisch und süß und durch eine passende Menge Kohlensäure spritzig. Grapefruit und Orangenschale sind die ersten Eindrücke. Schnell breitet sich ein angenehmes und fruchtiges Bitter aus, das im Abgang milder wird. Der Nachklang ist nicht allzu lang.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz (Pilsener Malz, Münchener Malz, Caramelmalz), Hopfen (Cascade, Centennial, Citra, Saphir, Willamette), Hefe (London Ale)

Alkoholgehalt:

6 % Vol.

Bittereinheiten:

35 IBU

Brauerei:

Braukunst Berlin GmbH
Torstr. 33-35
10119 Berlin
www.brlo.de

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Kehrwieder Prototyp

Jetzt steht mal wieder ein Bier aus der Kreativbrauerei Kehrwieder von Oliver Wesseloh vor mir. Der Inhaber der kleinen Brauerei in Hamburg gehört zu den führenden Köpfen der deutschen Craft Beer-Szene. Das ist er auch zu Recht, denn die Biere, die ich bislang von ihm getrunken habe, haben mir wirklich gut geschmeckt. Selbst der einen Ausnahme, die ich nicht gar so prickelnd fand, muss ich einen besonderen Charakter bescheinigen. Nun bin ich mal gespannt, ob das auch für das Bier mit dem ungewöhnlichen Namen Prototyp zutrifft.

Der Name wird auch gleich auf dem Rückenetikett der Flasche erklärt: „Unser Hamburg Style Lager Prototyp war nicht nur unser erstes Bier, sondern das erste India Pale Lager (IPL) in Deutschland und ist inzwischen zum Prototyp für diesen Bierstil geworden. Es ist ein starkes, kalt gehopftes Lager, das sieben Wochen auf zwei Aromahopfen gelagert wird und dabei seinen einzigartigen Geschmack und seine fruchtige Aromatik entwickelt. Es verbindet die Leichtigkeit eines Lagers mit der Fruchtigkeit eines Pale Ale. Natürlich unfiltriert und unpasteurisiert.

Prototyp wird mit einem komplett in Handarbeit produziertem böhmischen Tennenmalz eingemaischt. Die Vorderwürze wird mit Northern Brewer gehopft und um das Aroma zu bewahren, wird erst nach dem Kochen deutsche Perle zugegeben. Am Ende der kalten Gärung mit Lagerhefe wird tschechischer Saazer und amerikanischer Simcoe in den Lagertank gegeben. Zum Brauen des Prototyp ist die Kreativbrauerei zu Gast bei verschiedenen anderen Brauereien, mal der Vormann Brauerei in Hagen, mal im Brauhaus Nittenau, und das nächste Mal vielleicht ganz in Ihrer Nähe.

So, nun ist es aber genug mit der Theorie. Kommen wir nun endlich zum Bier. Goldgelb mit einem leichten Rotstich und mit wenig Hefe präsentiert sich das Bier im Glas, darüber viel weißer feinporiger Schaum, der durchschnittlich schnell in sich zusammenfällt. Es ist nur wenig Kohlensäure zu sehen.

Das Aroma erinnert an ein vergleichsweise mild gehopftes IPA, was aber kein Wunder ist, da Simcoe eine der Hopfensorten ist. Positiv fällt mir sofort auf, dass ich nicht nur den Hopfen rieche, sondern dass auch der das Malz noch zu seinem Recht kommt. Aber dominiert wird das Aroma von den Düften nach Südfrüchten, nach Mango, Orangen und auch nach Honig. So ein elegantes Aroma finden wir nicht allzu häufig. Ich bin schon vor dem ersten Schluck von diesem Bier begeistert.

Der Antrunk ist frisch, leicht und relativ süß. Auch während sich das Bier im Mund verteilt bleibt die Frische erhalten, auch während mehr und mehr das Bittere des Hopfens mit dem Geschmack von Kumquats in den Vordergrund tritt. Der Abgang ist wie bei einem IPA bitter und er klingt lange nach. Überraschend war für mich, dass sich der freundlich-bittere Geschmack nach dem Schlucken zunächst noch verstärkt.

Dieses Bier hat mich wirklich begeistert und für mich ist es das ideale Sommerbier.

Zutaten:

Wasser; Gerstenmalz (böhmisches Tennenmalz); Hopfen (Saazer, Simcoe, Northern Brewer, Perle); Hefe

Alkoholgehalt:

5,9 % Vol.

Bittereinheiten:

25 IBU

Brauerei:

Kehrwieder Kreativbrauerei
21077 Hamburg
www.kreativbrauerei.de

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Störtebeker Atlantik-Ale

Jetzt habe ich mal wieder richtig Lust auf ein India Pale Ale. Daher werde ich mir jetzt erst einmal ein Atlantik-Ale aus der Störtebeker Braumanufaktur in Stralsund aufmachen.

Intensiv goldgelb leuchtet das Bier im Glas, darüber eine durchschnittliche Menge cremiger weißer Schaum, der auch lange erhalten bleibt.

Das Aroma enthält Düfte von Malz, Bitterorangen, Zitronenschalen, Melone und Südfrüchten. Der Antrunk ist relativ süß, aber durch die reichlich vorhandene Kohlensäure wirklich spritzig. Der Körper zeichnet sich durch ein ausgeglichenes Verhältnis von Süße, Säure und Bittere aus, auch wenn der Geschmack des Hopfens nicht so stark ausgeprägt ist wie bei den meisten anderen IPAs.

Mal ein Wort zwischendurch zu den IPAs allgemein. Grundsätzlich trinke ich sie wirklich gerne, da mir die Zitrusaromen der verschiedenen Aromahopfensorten wirklich zusagt. Aber in vielen Fällen sind die IPAs so stark gestopft, dass der Hopfen jeden Geschmack des Malzes vollkommen überdeckt. Ich hatte schon manchmal den Eindruck, dass die Brauer, wenn ein Sud nicht perfekt war, das fehlerhafte Bier einfach mit Aromahopfen stopfen, den Fehler damit total überdecken und das Bier als IPA verkaufen. Ich weiß selbstverständlich nicht, ob dieser Verdacht gerechtfertigt ist, aber bei so manchem IPA drängt sich der Eindruck wirklich auf.

Beim Atlantik-Ale ist das nicht so. Ich schmecke noch das Malz, das sich mit den vielfältigen Aromen zu einem Ganzen vereint. Auch der Abgang ist bemerkenswert: ein mildes Bitter, aber trotzdem langanhaltend. Dieses IPA ist auch für Konsumenten geeignet, denen die meisten IPAs zu bitter sind.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz (Münchner Malz, Distillingmalz, Pilsener Malz), Weizenmalz, Hopfen (Tradition, Perle, Cascade, Amarillo, Citra), Hefe

Alkoholgehalt:

5,1 % Vol.

Stammwürze:

11,4 %

Brauerei:

Störtebeker Braumanufaktur GmbH
18439 Hansestadt Stralsund
www.stoertebeker.com

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Fuller’s India Pale Ale

Nun steht mal wieder ein Bier aus Großbritannien vor mir, das Fuller’s India Pale Ale. Die englischen Biere und ganz besonders die aus der Brauerei Fuller haben mit bislang gut gefallen und der Hinweis auf dem Halsetikett der Flasche, dass es sich um ein „award winning ale“ handele, steigert meine Erwartungen selbstverständlich noch weiter. Mal sehen, ob dieses Bier meine Erwartungen erfüllen kann.

Intensiv golden bis bernsteinfarben präsentiert sich das Bier im Glas. Es ist klar und enthält sehr viel Kohlensäure. Trotzdem entwickelt sich beim Einschenken nur eine durchschnittliche Menge cremiger weißer Schaum.

Das Aroma ist fruchtig – ich stelle Düfte von Zitronen, Orangen und Bitterorgangen, unterstützt durch einen deutlichen Duft nach Karamell. Damit unterscheidet sich der Duft dieses IPA von dem vieler anderer IPAs: Das Fuller’s ist nicht gar so intensiv gehopft, daher kommt der Duft des Malzes besser zum Vorschein. Nun bin ich zwar kein Brauer, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es schwieriger ist, ein IPA wie dieses zu entwickeln, bei dem der Aromahopfen nicht alle anderen Geschmacksnuancen überdeckt. Jetzt bin ich mal gespannt, ob sich diese Erwartung auch im Geschmack widerspiegelt.

Der Antrunk ist deutlich weniger süß als ich es erwartet hätte. Das ist aber kein Nachteil. Im Gegenteil – die geringe Süße passt sehr gut zur sanften Kohlensäure dieses Bieres. Der Körper des Bieres wird durch eine frische Säure und deutliche Bitterstoffe bestimmt. Eigentlich müsste mir jetzt die Süße fehlen, denn wirklich ausgewogen ist das Bier nicht. Das müsste mir jetzt eigentlich negativ auffallen – aber verdammt, das Bier schmeckt. Es gefällt mir wirklich. Auch der Abgang weiß zu gefallen. Er ist für ein IPA überraschend mild und dabei angenehm bitter. Dass dieser Geschmack nicht allzu lange erhalten bleibt, wird viele Biertrinker sicher nicht stören.

Dieses IPA ist nicht so wie ich es erwartet hätte, absolut nicht. Wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, hat der Kandidat einen schweren Stand. Aber dieses Bier ist in der Lage, meinen nicht erfüllten Erwartungen zum Trotz zu gefallen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,3 % Vol.

Brauerei:

Fuller Smith & Turner PLC
Chiswick Lane South
London W4 2QB
England
www.fullers.co.uk

DIE BIEROTHEK

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