Archiv für den Monat: Juni 2018

Ratsherrn Beef! Dry Hopped Pilsener

Zwei Unternehmen aus Hamburg haben sich zusammengetan, um den Lieblings-Bierstil der Deutschen neu zu interpretieren – die Ratsherrn Brauerei und das Kochmagazin BEEF! aus dem Verlag Gruner & JahrDabei herausgekommen ist ein Craft-Pilsener: das BEEF! Dry Hopped Pilsener. Und genau dieses Bier steht jetzt vor mir. Rund ein Jahr hat es von der ersten Idee bis zum fertigen Bier gedauert. Zusammen mit dem Braumeister Ian Pyle von Ratsherrn sammelte die BEEF! Redaktion Ideen und entwickelte das Braurezept. Dabei wollte die Ratsherrn Brauerei nicht ein weiteres IPA oder Pale Ale brauen, sondern zeigen, dass man auch beim Pilsener neue Aromaimpulse setzen kann, ohne den ursprünglichen Bierstil zu verfälschen.

In hellem Goldgelb strahlt mich das Beef! an. Darüber bildet sich leicht überdurchschnittlich viel feinporiger Schaum, der lange erhalten bleibt.

Das Aroma ist ordentlich kräftig hopfenbetont. Düfte nach Blumen, Zitronenschalen und überreifen gelben Früchten steigen mir in die Nase. Für ein Pilsener ist das Aroma wirklich gut.

Der Antrunk ist leicht süß und die Dosierung der Kohlensäure ist gut auf die Süße abgestimmt. Leider lässt das Bier dann aber stark nach. Zwar ist eine Fruchtigkeit nach Limonen und Grapefruit zu schmecken, zusammen mit einem leichten Bitter, aber insgesamt ist der Geschmack nicht intensiv genug. Von der Ratsherrn Brauerei bin ich wirklich anderes gewöhnt. Jungs, das könnt ihr besser. Der Abgang erinnert mit seinem milden Bitter und einer gewissen Fruchtigkeit eher an ein Helles als an ein Pilsener.

Ich kann nicht sagen, dass das Beef! ein schlechtes Bier ist, aber es dürfte das Bier aus der Brauerei in der Schanze sein, das mir am wenigsten gefällt.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz (Pilsener Malz, Karamellmalz hell), Hopfen (Citra, Saphir)

Alkoholgehalt:

4,9 % Vol.

Stammwürze:

11,4° Plato

Bittereinheiten:

38 IBU

Brauerei:

Ratsherrn Brauerei GmbH
Lagerstr. 30a
Schanzenhöfe
20357 Hamburg
www.ratsherrn.de

Dieses Bier können Sie ab einer Bestellsummer von 49,00 Euro durch einen Klick auf das folgende Banner versandkostenfrei bestellen:


Eulchen Weißbier

Nun steht mal wieder ein Eulchen-Bier aus Mainz vor mir. Es ist das letzte Bier, das ich von der jungen Brauerei zur Verkostung habe. Es ist auch das letzte Bier, das ganzjährig verkauft wird.

Golden wie ein Weizenfeld präsentiert sich das Bier im Glas, dazu ist es hefetrüb. Für ein Weizenbier bildet sich vergleichsweise wenig gemischtporiger Schaum, der aber lange erhalten bleibt.

Das Aroma ist fruchtig. Düfte tropischer Früchte steigen mir in die Nase. Neben Ananas und Mango sowie überraschend wenig Bananenduft des Weizens kommt auch der Malzkörper zu seinem Recht.

Auf der Zunge ist mein erster Eindruck, dass das Bier recht dünn ist und auch nur wenig Kohlensäure enthält. Auch als sich das Bier im Mund verteilt, bleibt das dünne Gefühl erhalten, auch wenn sich die Aromen auf der Zunge widerspiegeln. Trotzdem macht das Bier keinen runden Eindruck; ich würde mir einige Bitterstoffe wünschen, die aber leider vollständig fehlen. Auch im Abgang bleibt lediglich der fruchtige Geschmack, von Bitterstoffen oder einem Nachklang ist leider nichts festzustellen.

Die anderen Biere von Eulchen hatten mir eigentlich recht gut gefallen, nur das Weißbier, das ich ganz zum Schluss getrunken habe, enttäuscht mich.

Zutaten:

Wasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

5,1%

Stammwürze:

12,5 %

Brauerei:

Eulchen GmbH
Hindenburgstr. 7
55118 Mainz
www.eulchen-bier.de

15. 6. – 16. 6. 2018: Festival minipivovarů na Pražském hradě 2018

Es gibt vermutlich nicht viele schönere Orte für ein Bierfest als die Prager Burg. Das dachten sich wohl auch die Initiatoren des Festival minipivovarů na Pražském hradě, das in jedem Jahr im königlichen Garten der Prager Burg stattfindet, genauer gesagt unterhalb des königlichen Lusthauses. Dort können Sie die Inhaber und Braumeister der teilnehmenden Brauereien treffen und mit ihnen über die dort vorgestellten Biere diskutieren.

Der Eintritt für die zweitägige Veranstaltung beträgt im Vorverkauf 475 CZK, am Einlass 500 CZK (umgerechnet etwa € 18,35/19,50). Das klingt zunächst einmal viel, allerdings nur auf den ersten Blick. Im Eintrittspreis sind das Verkostungsglas sowie die Bierverkostungen bereits enthalten!

Das Festival findet am Freitag, 16. 6., von 14:00 bis 20:00 Uhr statt, am Samstag, 17. 6. Von 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr.

BrewAge Malzstraße

Bereits im Jahr 2007 kamen die ersten Ideen ans Licht des Tages, in Wien eine Craft Beer-Brauerei zu gründen. Damals wurden die Pläne aber nicht realisiert, sondern es dauerte bis 2012, bis die Pläne wieder aufgegriffen wurden. Bereits zwei Jahre später errang die Malzstraße, die jetzt vor mir steht, beim World Beer Cup eine Silbermedaille. Die Jungs haben sich also richtig angestrengt, richtig gute Biere zu kreieren. Derzeit haben sie noch keine eigene Brauanlage, sondern lassen als Gypsy-Brauer die meisten ihrer Biere bei Gusswerk brauen.

Dies wird auch in der Beschreibung deutlich, die die Jungs für die Malzstraße verfasst haben: “Eine Ode an das Malz – Genuss wie von einem anderen Stern: Die Malzstraße, das Wiener Lager von Brew Age. Schon beim ersten Blick fällt die tiefgoldene, leicht rötliche Farbe des Bieres auf und stellt klar: Die Malzstraße ist kein 08/15 Massenbier. Der Hauptakteur bei unserem Wiener Lager ist das Wiener Malz. Diese Malzsorte erzeugt einen komplexen aber angenehmen Körper mit Noten nach Biskuit. Die dezente Hopfenbittere sorgt für Balance und Erfrischung. Und weil wir der Meinung sind, dass eine elegante Hopfenblume dem Bier die Krone aufsetzt, haben wir es mit feinstem Aromahopfen aus der Hallertau veredelt.” Na, dieser Beschreibung muss ein Bier erst einmal entsprechen.

Im Glas präsentiert es sich rot-orange und klar. Der Schaum ist nicht ausgeprägt und er fällt auch schnell in sich zusammen. An der Optik könnte die Brauerei noch etwas arbeiten, aber es kommt ja nicht in erster Linie auf die Optik an, sondern auf das Aroma und den Geschmack.

Und das Aroma hat es schon in sich. Wie der Name vermuten ließ dominiert das Malz mit einem Duft nach Biskuit und Toffee, untermalt mit dem Aroma gelber Äpfel. Jetzt gefällt mir das Bier schon besser.

Als ersten Eindruck meldet mir die Zunge, dass das Bier eine ordentliche Malzsüße mitbringt, auch wenn das Bier nicht klebrig-süß wirkt. Außerdem verbindet sich die Süße mit der gut dosierten feinperligen Kohlensäure, was der Malzstraße eine ordentliche Frische verleiht. Die Komplexität zeigt sich einen Moment später, wenn Malz und Hopfen eine Verbindung eingehen. Vollmundig und rund ist das Bier jetzt, mit einer leichten Säure und etwas Bitter. Dieses Wiener Lager ist richtig schön süffig. Der Abgang ist mild bitter und süß und er klingt lange nach.

Dieses Bier gefällt mir, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die Brauer etwas mehr Mut zur Fruchtigkeit bewiesen hätten. Aber dann wäre die Malzstraße wohl auch zu weit vom Bierstil abgekommen. Auch wenn ich mich nicht vollständig mit dem Bier anfreunden kann, hat es seine Auszeichnung zu Recht bekommen.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz (Wiener, Pilsner, Karamellmalz), Hopfen (Hallertauer Mittelfrüher), Hefe

West Coast Pale Ale

Hildesheim liegt etwa 30 Kilometer südlich von Hannover im Vorharzgebiet. An der B6, der Ausfallstraße Richtung Goslar, hat die Hildesheimer Braumanufaktur ihr Zuhause gefunden, von der das West Coast Pale Ale stammt, das jetzt vor mir steht. Die kleine Brauerei, die erst im Jahr 2016 von Jan Pfeiffer und Malte Feldmann gegründet wurde, verkauft ihr Bier nur in der näheren Umgebung, außerdem jeden Donnerstag von 15:00 Uhr bis 21:00 Uhr im Brauereiverkauf. Zu diesem Termin kommt auch ein Biohof, der seine Produkte anbietet, es lohnt sich also für die Hildesheimer, sich dort ihr Bier zu holen. Für mich war es nicht einfach, an das Bier zu kommen. Hildesheim liegt recht weit entfernt, aber jetzt ist es mir endlich gelungen.

Hell golden präsentiert sich das Bier im Glas. Es ist nur wenig hefetrüb, dafür bildet sich aber recht viel feinporiger Schaum, der durchschnittlich lange erhalten bleibt.

Das Malz dominiert das Aroma und ich rieche erstaunlich wenig Fruchtigkeit. Das kann aber auch daran liegen, dass das Bier bereits kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum war, als ich es in einem Supermarkt in Hildesheim gefunden habe. Die Aromen des Hopfens bauen sich im Laufe der Zeit ab, weshalb gerade Pale Ales eigentlich recht frisch getrunken werden sollten. Dementsprechend war das Bier auch bei mir auf der Zunge recht schlank. Der Abgang war Bier aber ordentlich bitter und mit langem Nachklang. Das überzeugt mich davon, dass dieses Bier noch einmal einer Nachprüfung bedarf. Dafür muss ich aber erst einmal nach Hildesheim kommen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen (Citra, Chinook, Summit), Hefe

Alkoholgehalt:

5,6 % Vol.

Brauerei:

Jan Pfeiffer & Malte Feldmann GbR
Goslarsche Landstr. 15
31135 Hildesheim
www.hildesheimer-braumanufaktur.de

Aromatisch und anständig bitter, so sind die amerikanischen Pale Ales und so ist auch unseres. Ein helles, obergäriges Bier mit fruchtigen Aromen der Hopfen von der amerikanischen Westküste. Dieses Ale zeigt fabelhaft, wie unterschiedlich ein Bier schmecken kann, obwohl Farbe und Alkoholgehalt so vertraut erscheinen.

Passt immer, wenn auch Kellerpils passt 😀

Maisel&Friends Dirty 30

Ein runder Geburtstag ist für viele Menschen etwas Besonderes und aus diesem Grund werden diese Geburtstage häufig auch ganz besonders begangen. Einmalig ist aber wohl das Geburtstagsgeschenk, das sich Markus Briemle, der Braumeister von Maisel&Friends, zu seinem 30. Geburtstag gemacht hat. Er braute sich ein Bier mit 30 unterschiedlichen Malzen und ebenfalls 30 unterschiedlichen Hopfensorten, das Dirty 30.

Das Sprichwort sagt ja aus, dass viele Köche den Brei verderben. Verderben auch viele Rohstoffe das Bier oder kommt dabei etwas ganz Spezielles mit einem ungeheuer komplexen Aromaprofil heraus? Ich habe jetzt das Bier vor mir stehen und bin wirklich gespannt, was dabei herausgekommen ist.

Wenn 30 Malze auf 30 Hopfensorten treffen, dann knallt es auf jeden Fall so richtig. Zwei skelettierte Widder treffen aufeinander, einer mit Hopfen, einer mit Malz beladen. Wenn mir das Bier so gut gefällt wie das Etikett, das von Markus Schwester gestaltet wurde, dann werde ich sicher begeistert von dem Ergebnis sein.

Rein optisch macht das Black IPA schon mal seinem Bierstil alle Ehre. Tiefschwarz und praktisch blickdicht präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich eine leicht überdurchschnittliche Krone aus festem hellbraunem Schaum, der sehr lange erhalten bleibt.

Das Aroma droht, die Wahrnehmungsfähigkeit meiner Nase zu überfordern. Der Duft nach Ananas steht im Vordergrund, dicht gefolgt von anderen Aromen. Ich rieche einen ganzen tropischen Obstsalat, dazu den Duft roter Früchte und von Rosinen, dazu einen Hauch schwarzer Pfeffer. Erst mit der Zeit kommt auch das Aroma des Malzes mit den Düften nach Toffee und dunkler Schokolade hervor. Ich bin davon überzeugt, dass andere Konsumenten noch weitere Duftnoten feststellen werden.

Jetzt ist es aber Zeit für den ersten Schluck. Und der erste Eindruck auf der Zunge ist, dass es sich beim Dirty 30 um ein frisches prickelndes Bier handelt. Es ist nichts zu spüren von der Schwere vieler dunkler Biere. Damit qualifiziert sich dieser Sondersud als ein hervorragendes Sommerbier. Das wird durch die ungeheure Fruchtigkeit des Bieres unterstützt. Zunächst schmecke ich Kumquats, bevor sich alle Aromen, die ich bereits in der Nase wahrgenommen habe, auf der Zunge widerspiegeln. Aber dabei bleibt es nicht. Auch Mandarine, Grapefruit und Banane kommen zum Vorschein. Die 8,2 Volumenprozent Alkohol sind dabei so gut in das Bier integriert, dass sie nicht hervorschmecken, sondern den Geschmack des Hopfens sowie des Malzes unterstützen. Überraschend ist auch der Abgang. Er ist deutlich weniger bitter als der Geschmack auf der Zunge, dafür tritt die Fruchtigkeit noch einmal klar hervor und sie klingt auch lange nach.

Das Dirty 30 ist ein Brauexperiment, das auf Anhieb überzeugen kann.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Roggenmalz, Dinkelmalz, Hopfen (Amarillo, Ariana, Bramling Cross, Callista, Cascade, Celeia, Centennial, Chinook, Citra, Crystal, Ella, Enigma, Hallertauer Blanc, Hallertauer Herkules, Hallertauer Perle, , Hallertauer Saphir, Hallertauer Tradition, HBC431, Hersbrucker, Hüll Melon, Mandarina Bavaria, Mittelfrüh, Relax, Saazer, Spalter Select, Styrian Fox, Styrian Golding, Tettnanger, Triskel, Vic Secret), Hefe

Alkoholgehalt:

8,2 % Vol.

Stammwürze:

17,5° Plato

Bittereinheiten:

62 IBU

Brauerei:

Maisel & Friends
Hindenburgstr. 9
95445 Bayreuth
www.maiselandfriends.com

15. 6. – 16. 6. 2018: Craftival18 in Freiburg/Breisgau

Am 15. und 16.Juni findet in Freiburg das CRAFTIVAL18 statt. 15 Brauereien feiern die wahre Biervielfalt, die die Besucher verkosten können.

Hier die ausstellenden Betriebe:

Bier:
Decker Bier
Braukollektiv
Brasserie Boum’R
SchwarzwaldGold Braumanufaktur
Emma – Biere ohne Bart
Die Brauhandwerker
Malt & Hops
Craftbeer Lodge
Brasserie 3 Mâts – Fabrique de bières artisanales
Cast-Brauerei Stuttgart
Brauwerk (Fürstenberg)
Martin’s Bräu
Sudden Death Brewing
Hopfengut No20
Gute Schwester Craftbier-Cocktails

Food:

Auf Die Hand
Micheles Panzerotti e Pizza
La Jefa Mexican Grill
Café Ruef Eis

Sonstige:

Feierabend Brände
Günter Coffee Roasters
Schwarzwald-Guerilla
Freiglas Freiburg
Mohrentopf

Die Veranstaltung ist am Freitag von 16:00 – 24:00 Uhr und am Samstag von 15:00 – 23:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 4,00 Euro.

Veranstaltungsort:

Gelände der Decker Bier Garage und ArTik Freiburg/ehem. Schmitz Katze

15. – 17. Juni 2018: 20. Kölner Bierbörse

Nach dem erfolgreichen Umzug auf die Rheinpromenade feiert die Kölner Bierbörse in diesem Jahr bereits ihr 20-jähriges Jubiläum. Für drei Tage verwandelt sich die Veranstaltungsfläche am schönen Rheinufer in den größten Biergarten Kölns.

Rund 35 Brauereien werden zwischen der Hohenzollernbrücke und der Bastei ihre liebevoll gestalteten Biergärten aufbauen. Neben einheimischen Bieren, wie den bekannten Klosterbieren oder auch den bayrischen Bieren, können die Besucher auch exotische und nicht alltägliche Biersorten aus der ganzen Welt probieren. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Hat man sein Lieblingsbier dann gefunden, so kann man dieses in den zahlreichen liebevoll erbauten Biergärten genießen oder auch als Flaschenbier mit nach Hause nehmen. Auch der Hunger kann vor Ort mit leckeren Spezialitäten aus verschiedenen Regionen gestillt werden.

Die Millionenstadt Köln ist weltweit für die typisch rheinländische Freude am Feiern bekannt und ist somit ein optimaler Standort für die Durchführung einer solchen Veranstaltung.

Lauter Irrtümer um das Reinheitsgebot

Die “Bravo” schrieb es bereits vor Jahrzehnten: “Die Geschichte des Reinheitsgebots ist eine Geschichte voller Irrtümer”. Ach nein, da ging es um ein anderes Thema. Aber auch rund um das Biergesetz geistern viele irrige Annahmen durch die Welt. Der Biersepp hat in seinem Blog die seiner Meinung nach häufigsten Irrtümer in einem Artikel zusammengefasst und erläutert. Mir gefällt die Analyse, die diesem Artikel zugrunde liegt und da Sepp mir die Erlaubnis gegeben hat, meinen eigenen Beitrag auf seinem Artikel aufzubauen (wofür ich ihm ausdrücklich danken möchte), habe ich die Struktur des Artikels hier übernommen.

Irrtum #1: “Das Reinheitsgebot heißt Reinheitsgebot”.

Der Begriff “Reinheitsgebot” wird im Alltag verwendet, auch wenn die Vorschrift, die damit gemeint ist, niemals so hieß. “Reinheitsgebot” wurde für die Vorschriften im Zusammenhang mit dem Bierbrauen erstmals im März 1918 verwendet. Er bezeichnet eine rechtliche Norm, welche in der “Landesverordnung” vom 23. April 1516 begründet ist und heute “Vorläufiges Biergesetz” heißt. Ich werde in diesem Artikel aber trotzdem vom Reinheitsgebot schreiben.

Irrtum #2: Das Reinheitsgebot ist das älteste noch gültige Lebensmittel- und Verbraucherschutzgesetz der Welt.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Herrschenden des beginnenden 16. Jahrhunderts sich viele Gedanken um die Gesundheit ihrer Untertanen gemacht haben. Ich bin davon überzeugt, dass es denen damals ausgereicht hat, wenn das gemeine Volk noch in der Lage war, in die vielen Kriege zu ziehen und dass das eigene verschwenderische Wohlergehen gesichert war. Ich kenne noch einige andere Begründungen für den Erlass des Reinheitsgebots, die von den Befürwortern dieser Vorschrift allerdings nicht so gerne verwendet werden:

  • Zwar lassen sich grundsätzlich alle Getreidearten mälzen und anschließend verbrauen. Aber Weizen und Roggen waren für das Brot erforderlich, ohne das die Bevölkerung nicht genügend zu Essen hatte und nicht kriegstauglich war. Hafer war für die Fütterung der Pferde erforderlich, die wiederum für die Kriegsführung erforderlich waren. Wir trinken heute ja auch den Panzern nicht den Diesel weg. Damit blieb nur noch die Gerste übrig, die zu nichts anderem als zur Bierherstellung zu gebrauchen war.
  • Da zum Brauen nur noch Gerste verwendet werden durfte war es möglich, für jedes Fuder Gerste, das zur Mühle gebracht wurde, eine Abgabe zu verlangen. Mir ist nicht bekannt, ob die Einführung dieser Abgabe in direktem zeitlichen Zusammenhang mit der Bekanntgabe des Reinheitsgebots steht, aber auf jeden Fall wurde mit der Landesverordnung von 1516 die Grundlage für Abgaben gelegt, die in die heutige Biersteuer münden.
  • Der Kirche galten damals Krankheiten als Strafe Gottes, woraus der Schluss gezogen wurde, dass auch nur Gott die Krankheit wieder vom Menschen nehmen durfte. Kräuterkundige Frauen boten trotzdem Tränke aus Kräutern an, die Krankheiten heilen oder zumindest die Symptome lindern sollten. Dafür mussten die Wirkstoffe aus den Pflanzen extrahiert werden, wofür sich das Bier anbot, da beim Brauen sowohl der Heißauszug als auch der Kaltauszug und der Auszug in einer alkoholischen Lösung möglich ist.

Mir sind noch einige andere Begründungen für die Landesverordnung bekannt, die mich aber zu sehr an Verschwörungstheorien erinnern und die ich an dieser Stelle nicht erwähne.

Tatsächlich wurde das Biergesetz 1987 außer Kraft gesetzt, weil es mit EU-Recht unvereinbar war. 2005 wurde auch das “vorläufige Biergesetz” von 1993 gekippt – nur die zugehörige Durchführungsverordnung ist weiterhin gültig.

Zusätzlich haben sich Inhalte und Vorgaben im Laufe der 500 Jahre mehrfach und auch in entscheidenden Punkten geändert. So war schon um 1551 die Verwendung von Lorbeer und Koriander als Zutaten zum bayerischen Bier erlaubt. Die Beschränkung auf Hopfen und Malz wurde erst 1868 (!) wieder eingeführt – aus fiskalischen Gründen.

Irrtum #3: “Das Reinheitsgebot gilt nur für Produkte, die unter “Bier” in den Verkehr gebracht werden”.

Kann ein Bier das nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde, als “Brauspezialität” auf den Markt gebracht werden? Nein. Tatsächlich gilt, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg: Egal wie das Produkt genannt wird, wenn es wie Bier aussieht und einem Bier auch sonst “ähnlich” ist, fällt es unter das Reinheitsgebot. Auch “Brauspezialitäten” oder “Malzgetränke” würden und werden daher, wenn sie Bier ähnlich sind, aus dem Verkehr gezogen.

Irrtum #4: “Das Reinheitsgebot erlaubt zur Bierherstellung ausschließlich die Verwendung von Hopfen Wasser, Hefe und Malz”.

Dieser Absatz ist ein Zitat aus Sepps Artikel: Tatsächlich ist – unter anderem – die Verwendung von “technisch reinem Rohr- Rüben- oder Invertzucker sowie von Stärkezucker und aus Zucker der bezeichneten Art hergestellten Färbemitteln” gestattet. Demnach dürfen nach dem “Reinheitsgebot” Industriezucker, nicht aber hochwertiger Honig (etwa zur Bereitung von Honigbier nach uraltem Rezept) verwendet werden. Die große Ausnahme bildet dabei Bayern. 1906 hat man sich nicht nur den Freistaat-Status ausbedungen, sondern auch das strikte Festhalten am Reinheitsgebot – ohne Ausnahmen von der Regel.

Es gibt außerdem eine lange Liste von erlaubten Hilfsstoffen, die im Rahmen der Produktion eingesetzt werden dürfen. Sie fallen nicht unter “Zusätze”, weil sie der Flüssigkeit wieder entnommen werden. (z.B. Klärungsmittel). Dazu ein Zitat aus dem Vorl. Biergesetz, §9 Abs 6: “bis auf gesundheitlich, geruchlich und geschmacklich unbedenkliche, technisch unvermeidbare Anteile”.

Sie wünschen ein Beispiel? Bitte, hier ist es: Zur Filterung des Bieres ist es erlaubt, Polyvinylpyrrolidon (PVPP) zu verwenden. Dabei handelt es sich um ein feines Kunststoffgranulat, von dem geringe Mengen im fertigen Bier verbleiben (halt der “unvermeidliche Anteil”). Zu Recht läuft derzeit eine recht breite Diskussion um Mikroplastik in den Meeren, der zumindest für die Zukunft vermieden werden soll. Aber was im Meerwasser als nicht akzeptabel gilt, hat in einem Lebensmittel erst recht nichts verloren.

Irrtum #5: “Das Reinheitsgebot gilt für ganz Deutschland gleich.

Die Spruchpraxis unterscheidet sich in Deutschland von Bundesland zu Bundesland. Und zwar drastisch. Mehrere Brauer aus Hamburg haben mir versichert, dass eine Ausnahmegenehmigung für andere Rohstoffe beim Brauen kein Problem darstellen würde. Die Anträge würden schnell genehmigt. Bayern erteilt keinerlei Ausnahmegenehmigungen, so dass die dortigen Brauer gezwungen sind, in ein anderes Bundesland oder ins Ausland zu “flüchten”, wenn sie ein Kreativbier brauen wollen. Abschließend möchte ich noch einmal an den Bierkrieg erinnern, den die Brauerei im brandenburgischen Neuzelle mit den Behörden ausfechten musste, um ihren Schwarzen Abt als Bier verkaufen zu dürfen. Dort gab es noch ein Kuriosum: obwohl die Behörden verboten, den Schwarzen Abt als Bier zu verkaufen, musste dafür trotzdem die Biersteuer abgeführt werden. Der Geschäftsführer der Brauerei, Herr Fritsche, hat mir aber in einem Gespräch im letzten Jahr versichert, dass die Brauerei jetzt keine Probleme mehr mit den Ausnahmegenehmigungen hat. Die Anträge auf Ausnahmen werden inzwischen durchgewunken.

Irrtum No 6: “Das Reinheitsgebot kennt keine Ausnahmen”.

Tatsächlich gibt es mehrere Ausnahmen. In Bezug auf alte Traditionsstile, wie Berliner Weiße (Milchsäurenachgärung) oder Leipziger Gose (Salz, Koriander). Oder in Bezug auf juristisch erstrittene, wirtschaftlich begründete Ausnahmegenehmigungen (Spargelbier, Kirschbier). In Bayern gibt es allerdings keine solchen Ausnahmegenehmigungen. So durfte zum Beispiel die Marke Köstritzer in Thüringen ein Witbier auf den Markt bringen, Christian Hans Müller wurde hingegen dasselbe im Nachbarland Bayern verboten.

Irrtum No 7: “Das Reinheitsgebot ist der einzige Garant für reine Biere”.

Mit Verlaub, das ist Blödsinn. Nicht nur Gerste und Weizen sind rein, wertvoll und von der Landwirtschaft erzeugt. Es gibt eine Vielzahl von weiteren hochwertigen Rohstoffen aus der Natur, die zum Brauen gut verwendet werden können. Auch wenn die Brauer einmal Kirschen oder Himbeeren zum Brauen einsetzen, wird das Bier dadurch nicht unrein.

Selbst wenn das Reinheitsgebot ganz wegfallen würde, käme es sicher nicht zum Bier-Chaos. Zum Beweis für diese Behauptung müssen wir nur einmal über die Grenzen blicken, dorthin, wo das deutsche Reinheitsgebot nicht gilt. Auch in Dänemark, Belgien oder Österreich gibt es wirklich gute Biere, die zum Großteil aus den vier Grundstoffen des Reinheitsgebots hergestellt sind. Zwar wird auch häufig in der Liste der Inhaltsstoffe Zucker ausgewiesen, aber auch der ist nach dem Reinheitsgebot erlaubt.

Irrtum No 8: “Das Reinheitsgebot ist ein Einheitsgebot”.

Tatsächlich ist auch innerhalb des Reinheitsgebots eine enorme Biervielfalt möglich. Es ist erstaunlich und begeisternd, wie groß die Vielschichtigkeit an Geschmäckern, Intensitäten, Texturen, Farben in den Bieren ist, die von den (deutschen) Braumeisterinnen und Braumeistern hergestellt werden.

Irrtum #9: “Das Reinheitsgebot verhindert, dass giftige Stoffe ins Bier geraten”.

Wie sollte ein Gesetz das verhindern können? Man braucht sich nur die jüngste “Glyphosat-Diskussion” ansehen. Pestizide, die beim Getreide- und oder Hopfen Anbau eingesetzt werden, geraten leider in alle so gewonnen Lebensmittel, also auch in das Bier. Zum Glück (siehe erneut “Glyphosat”) meist in sehr geringen Mengen, die meist deutlich unter “Schwellenwerten” liegen. Trotzdem sollte da etwas geändert werden. Unkrautvernichtungsmittel u.ä. gehören meiner Meinung nach in kein Lebensmittel.

Irrtum #10: “Das Reinheitsgebot ist Kandidat für das immaterielle Weltkulturerbe”.

War. Wurde aber nicht aufgenommen. Aus der Begründung des Auswahlgremiums: “Hier stand die Lebensmittelvorschrift zu sehr im Vordergrund. Wir hatten auch den Eindruck, dass die Bierproduktion inzwischen sehr industriell geprägt ist. Der Mensch als Wissensträger der Brautradition scheint zunehmend eine nachrangige Rolle zu spielen.”

Irrtum #11: “Das Reinheitsgebot schafft eindeutige Produktbezeichnungen”.

Zur Erinnerung: Gerste stand in der Verordnung von 1516! Folglich dürfte der Satz “gebraut nach dem Reinheitsgebot von 1516” nur am Etikett von Bieren aus Gerstenmalz stehen. (Nähme man diesen Satz sprachlich genau, dürfte er nur auf Produkten stehen, die aus Gerste – Rohfrucht – und nicht aus Gerstenmalz gebraut werden. Aber solche Biere dürften ja nach der gültigen Durchführungsbestimmung gar nicht Biere heißen und vor allem nicht in den Verkehr gebracht werden). Der Einsatz dieses Spruchs auf einer Weißbierflasche ist aber besonders dreist. Das meinen auch die Gerichte. Denn erst vor kurzem musste eine große bayerische Weißbierbrauerei in einem diesbezüglichen Rechtsstreit mit einer Verbraucherzentrale klein beigeben. Sie darf die Falsch-Aussagen ab Mitte 2016 nicht mehr auf ihre Flaschen schreiben.

Und auch hier hilft ein Blick über die Grenzen. Auch im Ausland ist eindeutig, was ein Bier ist und was nicht. Was soll die Bemerkung mit den eindeutigen Produktbezeichnungen überhaupt?

Irrtum #12: “Das Reinheitsgebot verbietet die Herstellung von (Craft-) Bierstilen wie IPA oder Stout”.

Natürlich nicht. IPA (India Pale Ale) riecht so fruchtig, weil Hopfensorten eingesetzt werden, welche Öle enthalten, die das Bier fruchtig duften lassen. Stout duftet nach Kaffee und Schokolade, weil geröstetes Malz solche Aromen ins Bier zaubern kann. (Achtung: Original-Rezepturen für Stout enthalten aber – unvermälzte – Röstgerste. Gerste war ja in der Landesverordnung von 1516 ausdrücklich erlaubt! Ein Bierrezept, das unvermälzte Röstgerste enthält, ist also ganz nahe am Ursprungstext des “Reinheitsgebotes”).

Irrtum #13: “Das Reinheitsgebot macht das Brauen von Craft Bier in Deutschland unmöglich”.

Die meisten Craft-Biere, vor allem jene, die in Deutschland gebraut werden, werden nach dem Reinheitsgebot gebraut. Dabei ist noch nicht geklärt, welche Biere überhaupt als Craft Beer bezeichnet werden sollte. Aber diese Diskussion würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

14. 7. – 17. 6. 2018: Frühlingsfest bei Mahrs Bräu Bamberg

Erstmals findet auf der Jahnwiese das Mahrs Bräu Frühlingsfest statt. Es soll ein Fest werden, wie man es schon früher oft auf den Bamberger Wiesen feierte. Mit historischem Zirkuszelt, Livemusik, Kettenflieger für die Kleinen, Losbude, Bungee-Trampolin, Schießbude und Schiffschaukel und natürlich kühlen Mahrs Bräu Bieren und internationalen Bieren befreundeter Brauereien. An der Cocktailbar serviert FruchtSiggis hausgemachte Drinks und Limonaden.

Doch damit nicht genug. Auch kulinarisch ist auf der Jahnwiese an diesen Tagen einiges geboten. Das Frühlingsfest lockt mit gegrillten Heringen und Makrelen, Bratwürsten und Steaks, Burgern und vegetarischen Leckereien, Pizza aus dem Holzofen, spanischen Spezialitäten, Flammkuchen, Baumstrietzeln und Naschereien wie Mandeln, Popcorn und Zuckerwatte.

Am Donnerstag, Freitag und Samstag entführt der Biersommelier der Brauerei die interessierten Gäste gegen 20:00 Uhr in die fabelhafte Welt des Bieres.

Von Donnerstag bis zum Frühschoppen am Sonntag gibt es Live-Musik. Handgemachtes Bier und handgemachte Musik – was will man mehr? Fußball. Am Sonntag findet das erste Deutschlandspiel der Fußball-WM statt und die Gäste des Festes sind vor der großen LED-Leinwand dabei, wo das Spiel ab 15 Uhr übertragen wird.

Der Eintritt ist an allen Tagen frei.