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Flensburger Kellerbier

Lange Zeit trauten sich die großen Brauereien nicht an das Kellerbier ran. Die Biere wurden alle gefiltert, teilweise wohl, weil die Biertrinker an klare Biere gewohnt waren. Außerdem verliert das Bier durch das Entfernen der Trubstoffe bis zu einem bestimmten Grad auch Fehlgeschmäcker. Auf der anderen Seite machen die Hefe sowie die anderen Trubstoffe das Bier vollmundiger und geschmackvoller, was vermutlich die steigende Beliebtheit der Kellerbiere, in Süddeutschland meist als Zwickl oder Zwickel bezeichnet begründet. In den letzten Jahren wurden die hefetrüben Biere immer beliebter und so versuchen sich nun auch die großen Brauereien daran. So auch die Brauerei in Flensburg, deren Kellerbier ich jetzt vor mir stehen habe.

Traditionell füllt das Familienunternehmen in Flensburg das Bier in die traditionellen Bügelflaschen ab. In den 1980er Jahren war das auch einer der Gründe, dass die Biere aus Flensburg (wenn ich mich richtig erinnere gab es damals ausschließlich das Pilsener) Kultstatus erlangten.

Optisch macht das Bier schon mal was her. Schön bernsteinfarben und hefetrüb steht das Bier im Glas, darüber viel sahniger weißer Schaum, der durchschnittlich lange erhalten bleibt.

Das Aroma ist malzbetont mit Anklängen getrockneter Datteln und einem Hauch Cognac. Dabei ist das Bier aber für ein norddeutsches Bier nur sehr zurückhaltend gehopft worden.

Der Antrunk ist relativ süß und die Kohlensäure sorgt für eine angemessene Frische. Schnell verschiebt sich der Schwerpunkt des Geschmacks hin zu bitter. Dabei bleibt der Geschmack aber vollmundig und rund. Der Abgang ist dann erstaunlich wenig bitter, aber jetzt macht sich der Alkohol bemerkbar, wodurch der Abschluss leicht sprittig ist.

Alles in Allem ist das Kellerbier aus Flensburg nicht schlecht, aber mir fehlt doch noch einiges an Charakter.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

4,8 % Vol.

Brauerei:

Flensburger Brauerei Emil Petersen GmbH & Co. KG
Munketoft 12
24937 Flensburg
www.flens.de

Klüvers Bock

Im Jahr 1993 hat die Familie Klüver die Fischhalle am Hafen in Neustadt/Holstein gepachtet und zunächst als reine Gaststätte bewirtschaftet. Als 2000 die Neuverpachtung anstand wurde in der Fischhalle eine Gasthofbrauerei eingerichtet, in der seitdem Craft-Biere gebraut werden. Parallel wird auch die Gastronomie weitergeführt. Ich habe den Betrieb noch nicht besucht, aber die Speisekarte mit den regionalen Spezialitäten liest sich wirklich vielversprechend. Wenn Sie einmal in Neustadt sind, sollten Sie unbedingt einen Besuch der Gaststätte einplanen. Ich habe jetzt mal wieder ein Bier von Klüver vor mir stehen, ein Bockbier.

Bernsteinfarben zeigt sich das Bier im Glas und darüber bildet sich viel feinporiger elfenbeinfarbener Schaum, der auch lange erhalten bleibt. Ungewöhnlich ist, dass mir bereits beim Einschenken die Röstaromen des Malzes in die Nase steigen. Ungewöhnlich, aber eine wirklich gute Einstimmung auf dieses Bier.

Im Glas kommen die Röststoffe dann aber nicht so kräftig zur Geltung wie ich es beim Einschenken erwartet habe. Im Gegenteil. Sie nehmen sich zurück und das Bier duftet nach Toffee und Rosinen, gepaart mit leichten grasigen Noten des Hopfens.

Der Antrunk ist stiltypisch süß, was mir zusammen mit der guten Menge sehr feinperliger Kohlensäure ausgesprochen gut gefällt. Sobald sich das Bier im Mund verteilt, gesellt sich zur Süße noch eine gewisse Blumigkeit des Hopfens, wodurch insgesamt ein intensiver, runder und ausgewogener Geschmack entsteht, in den sich auch die 6,5 % Alkohol gut einpassen. Der Abgang ist mild und er klingt mitellang nach.

Dieses Bockbier von der Küste kann jeden Dessertwein ersetzen. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass es sich als Zutat zu einer Soße zum Fisch gut eignen würde.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

6,5 % Vol.

Stammwürze:

16,5 %

Brauerei:

Klüvers Delikatessen Manufaktur GmbH & Co. KG
Schiffsbrücke 2-4
23730 Neustadt
www.kluevers.com

Surtr

Ich muss zugeben, dass Biere aus Wacken bei mir einen schweren Stand haben, denn ich werde ein Vorurteil nicht los. Jedes Jahr fallen in das 2.000 Seelen-Dorf im Südwesten Schleswig-Holsteins etwa 70.000 Metalheads ein, stellen den Ort auf den Kopf und geben sich die Kante. Aber so richtig. Wenn ich den Berichten im NDR und auf Spiegel TV glauben darf, geht der Konsum von billigem Dosenbier bis zum Exzess. Und aus so einer Umgebung soll ein gutes Bier kommen können? Mein Vorurteil verneint die Frage, aber ich werde mich jetzt einmal bemühen, es zur Seite zu schieben und zu ignorieren, denn jetzt steht erstmals ein Bier aus Wacken vor mir, das Surtr.

Der Name klingt für deutsche Ohren etwas seltsam. Deshalb habe ich mal bei Wikipedia nachgesehen um eine Definition zu finden. Hier ist sie: “Surt (altnordisch Surtr “der Schwarze”) ist in der nordischen Mythologie ein Feuerriese und ein Feind der Asen. Er ist der Herrscher über Muspellsheim. In den Ragnarök zertrennt er mit seinem Feuerschwert Surtalogi die Brücke Bifröst, die Verbindung zwischen Midgard und Asgard. Mit den Söhnen Muspels steckt er die Welt in Brand, schleudert Feuer in alle Richtungen und vernichtet alles Leben (Weltenbrand).” Eine Darstellung von Surt, des englischen Zeichners John Charles Dollman findet sich auch auf dem vorderen Etikett der Flasche. Nachdem nun die Namensgebung geklärt ist, können wir uns endlich dem Bier zuwenden. Ich bin ja mal gespannt, ob das Bier den gleichen Charakter hat wie die Gestalt aus der nordischen Sage.

Blickdicht schwarz steht es im Glas, mit einer enormen Krone aus haselnussbraunem sahnigem Schaum, der durchschnittlich lange erhalten bleibt. An der Optik habe ich schon mal nichts auszusetzen.

Allerdings toppt der Duft des Bieres die Optik mit Leichtigkeit. Röst- und Raucharomen dominieren. Ich kann Espresso, dunkle Schokolade, Rauch riechen, abgerundet durch einen Hauch Toffee. Langsam ahne ich, dass dieses Bier seinen Namen zu Recht trägt.

Der Antrunk ist süß nach Röstmalz. Dabei steht die Süße in einem interessanten Kontrast zu den Rauchnoten des Surtr. Komplettiert wird der Geschmack durch die Geschmäcker, die ich bereits im Aroma festgestellt habe. Schokolade, Kaffee und Toffee formen sich zu einem komplexen Geschmackserlebnis. Der Körper ist cremig und mit sehr intensivem Geschmack. Kaffee und Rauch treten etwas in den Hintergrund, während eine leichte Säure und Fruchtigkeit auf der Bildfläche erscheint und zusammen mit der intensiven Malzsüße ein geändertes Geschmacksbild formt. Der Abgang ist überraschend mild und die Rauchnoten klingen noch lange nach.

Mein Vorurteil hat sich also nicht bestätigt. Mit dem Surtr kommt ein Bier aus Wacken, das neugierig auf mehr macht.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

6,2 % Vol.

Stammwürze:

15° Plato

Bitterwert:

24 IBU

Brauerei:

Wacken Brauerei GmbH & Co. KG
Gehrn 13
25596 Wacken
www.wacken.beer

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Klüvers alkoholfreies Weizen

Bis in die 1980er Jahre war Weizenbier eigentlich nur in Bayern bekannt. Dann machte es sich aber auf, ganz Deutschland zu erobern und besonders in den Sommermonaten erreichen die Weizenbiere in den Biergärten einen erheblichen Marktanteil. Jetzt steht ein Weizenbier aus Schleswig-Holstein vor mir, das aus der Braumanufaktur Klüvers in Neustadt/Holstein stammt. Dort betreibt die Familie Klüver seit dem Jahr 1993 in der alten Fischhalle das Neustädter Brauhaus, in dem es neben einer regional geprägten Brauhausküche auch neun ständige Biersorten sowie einige saisonale Sondersude zu verkosten gibt. Ein Besuch lohnt sich sicher. Jetzt steht das erste Bier aus der Braumanufaktur vor mir, das alkoholfreie Weizen.

Strohgelb und kräftig hefetrüb zeigt sich das Bier im Glas. Beim Einschenken bildet sich sehr viel weißer cremiger Schaum, der lange erhalten bleibt. Optisch hat Braumeister Steve Michalak schon mal alles richtiggemacht.

Das Aroma überrascht mich, ja, es irritiert mich sogar etwas. Eigentlich hatte ich einen fruchtigen Duft nach Malz, Banane und eventuell noch anderen Südfrüchten erwartet. Aber wonach duftet dieses Weizenbier? Die zweite Nase bringt es an den Tag: dieses Bier duftet intensiv nach Weizen, genauer gesagt nach frisch gemahlenem Weizenmehl. Ungewohnt, überraschend, aber wirklich gut. Hoffentlich kann das Bier diesen Eindruck auch weiter durchhalten.

Der Antrunk ist kaum süß und auch die Fruchtigkeit hält sich vornehm im Hintergrund. Wie beim Aroma steht auch hier eine kräftige Getreidigkeit im Vordergrund. Dazu kommen der sanfte Geschmack der Hefe und schnell auch eine leichte Bitternote. Insgesamt ist das Bier vollmundig, süffig und ausgewogen, aber mit einem eigenen Charakter. Der Abgang ist fruchtig und nur leicht bitter, klingt aber überraschend lange nach.

Dieses Weizenbier ist absolut anders als ich es erwartet hatte, aber es ist in seiner Unverwechselbarkeit wirklich gut.

Zutaten:

Brauwasser, Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hopfenextrakt,  Hefe

Alkoholgehalt:

< 0,5 % Vol.

Stammwürze:

12,5 %

Brauerei:

Klüvers Delikatessen
Manufaktur GmbH % Co. KG
Schiffbrücke 2-4
23730 Neustadt in Holstein
www.kluevers.com

Dithmarscher Maibock

Der Frühling ist ausgebrochen und damit gibt es auch wieder den Maibock. Leider ist dieser Bierstil hier im Ruhrgebiet nicht allzu beliebt, was sich in der Auswahl dieser saisonalen Bierspezialität niederschlägt. Aber immerhin habe ich in meinem Getränkemarkt den Maibock aus Dithmarschen bekommen, den ich jetzt verkosten möchte. Er kommt aus der einzigen Privatbrauerei an der Westküste Schleswig-Hosteins, die seit fast zweieinhalb Jahrhunderten für gute Biere bekannt ist.

Satt bernsteinfarben ist das Bier und es enthält recht viel Kohlensäure. Im Glas bildet sich leicht überdurchschnittlich viel weißer Schaum, größtenteils feinporig, der durchschnittlich lange erhalten bleibt. Die Optik ist also schon mal nicht verkehrt.

Das Aroma ist kräftig malzig. Ich rieche leichte Röststoffe, dazu Kräuter und im Hintergrund helle Früchte, ich meine, den Duft von Birnen wahrzunehmen.

Der Antrunk ist kräftig und stiltypisch süß. Aber das ist erst der Anfang. Auf der Zunge entwickelt sich schnell eine ordentliche Fruchtigkeit, das Bier ist rund und süffig. Die immerhin 6,8 Volumenprozente Alkohol versteckt die Brauerei geschickt hinter dem intensiven Geschmack. An den Zutaten hat die Brauerei wahrlich nicht gespart. Lediglich der Abgang enttäuscht mich etwas; der Nachklang ist kurz und mir persönlich ist er zu mild. Etwas mehr Bitterstoffe würden diesem Bier sicher guttun.

Ansonsten könnte ich mich an dieses Bockbier aber durchaus gewöhnen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

6,8 % Vol.

Brauerei:

Dithmarscher Privatbrauerei
Oesterstr. 18
25709 Marne
www.dithmarscher.de

Flensburger Frühlingsbock

Jetzt ist Mitte März und damit die Hochzeit der Bockbiere. Viele Brauereien stellen Maiböcke her, die jetzt auf den Markt kommen. Dass die Brauerei aus Flensburg ihr Bockbier nun Frühlingsbock nennt, macht da keinen Unterschied. Immerhin wurde der Frühlingsbock bereits mehrfach ausgezeichnet, 2014 beim World Beer Award, 2015 bei Meiningers International Award mit der Silbermedaille und 2016 mit dem goldenen Preis der DLG. Es muss sich hier also um ein recht gutes Bier handeln. Die Brauerei verspricht, dass der Frühlingsbock angenehm kräftig und lebendig ist.

Goldgelb mit einem Stich ins orange präsentiert sich das Bier im Glas. Darüber bildet sich eine durchschnittliche Menge recht grobporiger Schaum, der aber recht lange erhalten bleibt.

Der Antrunk ist süß und ich stelle fest, dass der Frühlingsbock recht wenig Kohlensäure enthält. Er ist nicht so kräftig wie ich es bei einem Maibock mit 6,9 % Vol. erwarten würde. Weiter geht es wie bei einem durchschnittlichen Bockbier. Der Frühlingsbock ist süffig, recht rund und mild. Auch der Abgang ist mild und praktisch nicht bitter. Damit entspricht der Frühlingsbock ziemlich genau seinem Bierstil. Er ist gefällig ohne dass ich irgendwelche Highlights feststellen konnte. Das mag aber auch daran liegen, dass ich vorher den Hopfenbock von Maisel & Friends getrunken habe. Gegen diesen Sondersud wirken die meisten anderen Biere eher fad. Meine fehlende Begeisterung für dieses Bier mag eventuell auch daher rühren.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

6,9 % Vol.

Brauerei:

Flensburger Brauerei
24937 Flensburg
www.flens.de

Flensburger Dunkel

Nun habe ich ein Bier aus der vermutlich nördlichsten Brauerei Deutschlands vor mir stehen, ein Flensburger Dunkel. Bekannter ist das Flensburger Pilsener und auch der Bölkstoff kommt von dort. Eine Besonderheit der Brauerei in Flensburg ist, dass sie mit regional angebauter Gerste arbeitet.

Rotgolden und kristallklar steht das Bier im Glas, ich könnte auch sagen, es hat die Farbe von dunklem Bernstein. Darüber eine durchschnittliche Menge gemischtporiger Schaum mit einem leichten Geldstich. Der Schaum bleibt auch recht lange erhalten. Dazu kommt eine lebhafte Kohlensäure, so dass es an der Optik schon mal absolut nichts zu meckern gibt.

Intensive Karamellaromen bestimmen den Duft. Vom Hopfen ist nichts zu riechen, was aber auch kein Wunder ist, da das Bier ausschließlich mit Hopfenextrakt gebraut wurde.

Der Antrunk wird durch das Malz bestimmt und er ist leicht süß. Auch der Körper wird durch das recht scharf geröstete Malz bestimmt, jetzt kommen aber auch die Bitterstoffe des Malzextrakts kräftig zum Vorschein. Mir persönlich fehlt etwas Süße und das Bier wirkt unrund und nicht wirklich ausgewogen. Auch der Abgang ist recht bitter, immerhin bleibt der Geschmack einige Zeit erhalten.

Alles in Allem ist es kein Bier, das solo getrunken und intensiv genossen werden will. Es eignet sich eher im Sommer, um beim Grillen eine leicht angebrannte Bratwurst herunterzuspülen.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfenextrakt

Alkoholgehalt:

4,8 %

Brauerei:

Flensburger Brauerei
24937 Flensburg
http://www.flens.de

Dithmarscher Urtyp

Würden Sie mich jetzt fragen, wie viele unterschiedliche Biere es von der Westküste Schleswig-Holsteins es gibt, würden mir nur das Dithmarscher und das Husumer einfallen – und ich kann gleich vom Start weg sagen, dass mir beide Biere gefallen. Aber eventuell liegt das ja auch daran, dass ich einige Jahre in Schleswig-Holstein gewohnt habe und bei diesen Bieren bei mir einfach Heimatgefühle aufkommen.

Hellgelb mit einem leichten Goldton steht das Bier im Glas. Darüber eine nicht allzu üppige Schaumkrone, diese ist aber feinporig und hält sich lange. Im Duft harmonieren der Hopfen und die Süße des Malzes miteinander. Doch, zumindest optisch hält das Bier, was ich mir von ihm versprochen habe.

Der Antrunk ist angenehm würzig und trotzdem frisch. Wem andere norddeutsche Biere zu herb sind, wird hier angenehm überrascht. Der Körper ist angenehm weich mit einer sehr schönen Süße des Malzes und richtig süffig. Hopfen und Malz spielen hier sehr gut zusammen. Im Abgang dominiert der Hopfen, dabei wird er aber nicht aufdringlich. Alles in Allem ein gelungenes Bier. In Dithmarschen gibt es doch nicht nur Kohl.

Zutaten:
Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:
4,9 % Vol.

Brauerei:

Dithmarscher Privatbrauerei
Oesterstr. 18
25709 Marne
http://www.dithmarscher.de/