Die Champions der Schweizer Craft-Bier-Szene

Craft Beer aus der Schweiz können wir in Deutschland nur selten kaufen. Grund dafür sind die recht hohen Preise. Das ist schade, denn die Schweizer Craft-Bier-Szene hat in den letzten Jahren einen fast unvergleichbaren Boom erlebt. Doch da nicht nur Quantität, sondern auch Qualität zählt, braucht es eine Qualitätskontrolle mit konstruktivem und sachverständigem Feedback. Am Brau- und Rauch Beer Contest, dem Schweizer Beer Award mit den meisten Einsendungen, beurteilte eine fachkundige Jury unabhängig und durch das “Double Blind”-Verfahren unvoreingenommen die eingereichten Biere. In diesem Jahr hat das Lagerbier von Torkelbräu aus Niederlenz die Jury am meisten begeistert und gewinnt als Gesamtsieger.

Wer in der Schweiz den Überblick über alle Bierfestivals, Biermärkte und Bierwanderungen behalten will, hatte in den letzten paaren Jahren ein anstrengendes Leben, denn sie sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Was einige stören mag, zeigt eigentlich nur, wie das Thema Craft-Bier in der Schweiz in den letzten Jahren an Dynamik und Bedeutung gewonnen hat.

Vielleicht ist es diese gewonnene Bedeutung, vielleicht die über 1000 registrierten Brauereien in der Schweiz, welche dazu geführt haben, dass dieses Jahr mit 335 Bieren ein neuer Rekord an Eingaben am vierten Brau- und Rauch (B&R) Biercontest erzielt wurden. Damit ist dieser Wettbewerb die grösste Prämierungsveranstaltung der Schweiz.

Unter allen Einsendungen wird ein Gesamtgewinner erkoren. Diesen Prestigepreis konnte sich 2019 Sven Heider von Torkelbräu aus Niederlenz mit seinem Lagerbier sichern. Neben Ruhm und Ehre erhält der Gewinner einen personalisierten Bierkühler von Lindr im Wert von fast 800 Franken. Zudem wird er auch eingeladen, an der nächsten Ausgabe des Bierfestivals Wortspiele seine Biere auszuschenken.

Nur drei Gewinner pro Kategorie

Mit der inzwischen vierten Auflage ist der B&R Beer Contest schon fast ein Urgestein in der Schweizer Craft-Bier Szene. Auch bei den Bierawards sind neue hinzugekommen, doch der B&R Beer Contest unterscheidet sich in wichtigen Bereichen von anderen Awards, wie z.B. der Swiss Beer Award des Schweizer Brauereiverbandes. “Wir sprechen mit unserem Contest speziell Craft-Brauereien von der Größe Mikro, Nano oder Pico an sowie Heimbrauer, bei welchen Bier brauen noch als ein Handwerk stattfindet und welche nicht über die finanziellen Mittel für interne Qualitätskontrolle und teure Laboranalysen verfügen”, sagt Organisatorin Silvia vom Brau- und Rauchshop.

Im Gegensatz zu anderen Awards, bei welchen fast alle Biere, die eingereicht werden, eine Gold- und Silberauszeichnung erhalten oder Awards, wo jedermann sich einen Juryplatz kaufen kann, gibt es bei diesem Contest pro Kategorie jeweils nur einen ersten, zweiten und dritten Platz, ähnlich dem European Beer Star, und zudem ein Gewinner über alle Kategorien. “Wer hier gewinnt, hat eine Bestätigung, dass sein Bier einem hohen Niveau entspricht”, sagt Laurent Mousson, unabhängiger Bierexperte und Leiter der Judges am B&R Biercontest “aber auch alle, die nicht auf den vorderen Plätzen der Kategorien landen, haben etwas von der Eingabe”. Damit spielt er darauf an, dass jedes Bier von den Judges nicht nur bewertet wird, sondern dass der Brauer zudem ein ausführliches Feedback über das Geschmacksprofil erhält und, sollten Braufehler vorliegen, auch einen Hinweis erhält, wie er diese vermeiden kann.

“Damit trägt der Biercontest auch aktiv zu einer Verbesserung der Bierqualität in der Schweiz bei”, meint Christian Jauslin von bierversuche.ch, Doemens Biersomelier und Judge am B&R Biercontest. Er fügt an, dass bei weiter steigendem Angebot langfristig nur die Brauereien überleben werden, die neben Lokalpatriotismus auch den Qualitätsansprüchen genügen können. “Und diese werden mit zunehmender Erfahrung und Vergleichsmöglichkeiten der Biertrinker in der Schweiz in Zukunft sicherlich steigen.” Deswegen setzt sich die Jury aus professionellen Brauer, Hobbybrauern und Biersommeliers, Personen aus der Gastronomie sowie erfahrene Bierliebhabern zusammen. Diesen Personen sei es möglich Biere nach internationalen und aktuellen Standards zu bewerten, ergänzt Christian.

Maximale Unvoreingenommenheit

Dass gewisse Brauereien gegenüber solchen Contests Vorbehalte bezüglich der Neutralität der Judges bei der Bewertung haben, ist schwierig nachzuvollziehen. Die Biere werden nämlich im sogenannten “Double Blind”-Verfahren bewertet. Das heißt, die Judges, welche an unterschiedlichen Tischen unterschiedliche Bierstile bewerten und so die Eingaben untereinander vergleichen können, wissen erstens nicht, welche Brauereien und Brauer Biere eingereicht haben und zweitens auch nicht, welche Biere ihnen gerade ausgeschenkt wurden. Damit ist eine maximale Unvoreingenommenheit und ein reiner Fokus auf die Qualität und das Geschmacksprofil der bewerteten Biere garantiert.

Umso mehr können sich die Gewinner also über ihren Titel freuen, denn weder der Name noch die gute Beziehung zu einem der 18 Judges hat das Resultat beeinflusst. In diesem Jahr wurden die folgenden Biere ausgezeichnet:

Kategorie

1. Platz

2. Platz

3. Platz

Amber

Pablo Guirado, Brauerei Kraftstoff (Sissach)

Alain Cathélaz, Artisan Brasseur Cathélaz (Yvorne)

Andre Stolpmann, Stollo’s Best Festbierbrauerei (Zufikon)

Brettanomyces / Lacto

Dr. Brauwolf GmbH (Zürich)

Lukas Thomann, einheitsbier.ch (Winterthur)

Tom Edwardson, Homebrewer

Bock/Doppelbock

Andre Stolpmann – Bock, Stollo’s Best Festbierbrauerei (Zufikon)

Pawel Leskiewicz – Doppelbock, Homebrewer

Lukas Thomann – Bock, einheitsbier.ch (Winterthur)

Belgian Strong

Ivo Rutz, Homebrewer (Liestal)

Markus Friederich, Ahoi Bier (Schlieren)

 

Sven Lange, Black Peak Brauerei (Davos)

Cider & Perry

Philipp Jäggi, Tucho Brew (Solothurn)

Ranka Feller, Ciderfairy (Thun)

Jan De Ruijter, El Caballero Brewing (Schöflisdorf)

Double IPA/Strong Ale

Manuel Garcia, Viking Brew Lab (Winterthur)

Philipp Jäggi, Tucho Brew (Solothurn)

 

Richie Waldis, NordSud (Rheinfelden)

Fruit

Marc Robert, Homebrewer (Grolley)

Christoph Lüthi, Homebrewer

Alain Cathélaz, Artisan Brasseur Cathélaz (Yvorne)

Ginger/Met

Bertrand Papilloud – Ginger, Homebrewer (Aven)

Eckert Metsiederei – Met, Wohlen bei Bern

Eckert Metsiederei – Met, Wohlen bei Bern

   

Wood

GibbonBräu GmbH (Tecknau)

Philipp Jäggi, Tucho Brew (Solothurn

Yann Bulciolu, Microbrasserie La Cave (Genf)

Mathias Beysard, Homebrewer

Lukas Thomann, einheitsbier.ch (Winterthur)

IPA

Flavio Foiada, Taket al Turbo! Homebrewing (Liebefeld)

Tim Sutton, Brauerei Sutton (Dallenwil)

Schlachthuus GmbH (Lufingen)

Imperial Stout

Dr. Brauwolf GmbH (Zürich)

Luca Siegrist, Homebrewer

Kevin Kuster, Brauerei Marmot Cervisiam (Jenins)

Juicy and Hazy

Tobias Löffel, Kwär (Zürich)

Marc Robert, Homebrewer (Grolley)

Richie Waldis, NordSud (Rheinfelden)

Kölsch

Michel Huebscher, Hektor Bier (Zofingen)

Kevin Kuster, Brauerei Marmot Cervisiam (Jenins)

Kurt Hintermann, Kudi Bräu (Buchser Bier) (Buchs, AG)

Lager

Sven Heider, Torkelbräu (Niederlenz)

Markus Friederich, Ahoi Bier (Schlieren)

Andre Stolpmann, Stollo’s Best Festbierbrauerei (Zufikon)

Märzen

Jungfraubräu AG (Schwanden bei Brienz)

Anthony Miller, Bella Vista Brewery

Anthony Miller, Bella Vista Brewery

 

Gesamtsieger über alle Kategorien war diese Jahr Sven Heider von Torkelbräu aus Niederlenz.

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