Hopfige Heimatliebe in Regensburg

Mit jedem Schluck Gutes tun: Einen Satz, den sich heutzutage nicht wenige Getränkehersteller mitunter leichtfertig auf ihre Fahnen schreiben – im ostbayerischen Regensburg stimmt er wirklich. In der Domstadt sind heute, bundesweit einmalig, drei so genannte Stiftungsbrauereien daheim, eine bundesweit und vermutlich sogar weltweit einmalige Konstellation. Was die Traditionsbrauereien Bischofshof, Kneitinger und die Spital-Brauerei so besonders macht: Anders als in einem normalen Wirtschaftsbetrieb oder einer konventionellen Brauerei fließen die Gewinne aus dem Brauereibetrieb nicht an Aktionäre oder Eigentümer. Die Überschüsse werden entweder in den weiteren Ausbau der Brauerei oder aber in die Förderung von sozialen oder kulturellen Einrichtungen sowie des regionalen Sports investiert. Bei Bischofshof, der größten unter den drei Regensburger Stiftungsbrauereien und gleichzeitig größten Brauerei der Oberpfalz, kamen so allein im vergangenen Jahrzehnt rund zwei Millionen Euro zusammen.

Wenn wir nach den Gründen suchen, warum die Regensburger Brauereien anders sind als die meisten Braustätten, muss man weit in die Geschichte zurückgehen, im Falle von Bischofshof bis ins 13. Jahrhundert. Historiker glauben, dass zur Versorgung der Dombauhütte bereits 1230 eine bischöfliche Brauerei bestand. 1649 gründete dann der Fürstbischof Wilhelm Graf von Wartenberg in unmittelbarer Nachbarschaft zum Regensburger Dom die Brauerei Bischofshof. Seit dem ersten Tag ist sie im Besitz der Diözese Regensburg. Heute ist die Bischöfliche Knabenseminarstiftung Träger der Brauerei. Stiftungszweck war ursprünglich die Unterstützung des Priesternachwuchses bei der Ausbildung. Heute konzentriert sich das Engagement von Bischofshof daneben auf vier wesentliche Bereiche: der Förderung von Sport, Kultur, Gesellschaft und Sozialem. Jahr für Jahr fließt den fünf Stiftungszwecken eine Summe im hohen sechsstelligen Bereich zu.

Die Liste der Projekte, die die Brauerei fördert, ist lang: Nach der Aufnahme der Regensburger Altstadt mit Stadtamhof in das UNESCO-Welterbe initiierte die Brauerei die Gründung eines Welterbe-Kulturfonds als Motor für den Denkmalschutz. Jüngstes Beispiel für das Engagement: Bischofshof war Impulsgeber für die Sanierung des “Bruckmandls” auf der Steinernen Donaubrücke in Regensburg. Die von Sagen umrankte Sandsteinfigur hatte, vermutlich durch Vandalismus, ihren Arm verloren. Initiiert vom “Welterbe-Kulturverein” sowie der Regensburger Brauerei Bischofshof erhielt das “Bruckmandl” nach einer Komplettsanierung von den Experten der Regensburger Dombauhütte einen neuen Arm und kehrte im Juni dieses Jahres auf seinen Platz zurück. Bereits 2017 abgeschlossen wurde die Generalsanierung des ältesten Legionstors der Welt, der Porta Praetoria in der Domstadt. Möglich wurde diese Maßnahme erst durch das finanzielle Engagement der Brauerei im Rahmen des Welterbe-Kulturfonds in Höhe von rund 600.000 Euro. “Bischofshof fühlt sich der Bewahrung des historischen Erbes in Regensburg in besonderer Weise verpflichtet”, sagt Brauereidirektor Hermann Goß.

In und um Regensburg zählt die Brauerei Bischofshof seit vielen Jahren auch zu den bedeutendsten Förderern des Jugend- und Breitensports. Die “vatikanische Brauerei” stellt dazu jedes Jahr für die allgemeine Sportförderung einen sechsstelligen Betrag in ihren Budgets bereit. “Es ist beeindruckend und absolut nachahmenswert, was die Brauerei Bischofshof in der Förderung des Breitensports in der Region bewegt”, sagt Klaus Eder, der langjährige Chef-Physiotherapeut der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft, der in seinem Therapiezentrum in Donaustauf bei Regensburg die Elite des deutschen Spitzensports behandelt.

Radmarathon, Triathlon, Fußball oder Leichtathletik: Bischofshof hilft bei der Finanzierung attraktiver Sportveranstaltungen und unterstützt Vereine bei der Förderung und Finanzierung ihrer Jugendarbeit. Highlights im Sportkalender 2018 sind beispielsweise unter anderem der Arber-Radmarathon, der Regensburg-Marathon und die Unterstützung des deutschen Baseball-Serienmeisters Buchbinder Legionäre sowie der Fußballer vom SSV Jahn Regensburg. Auch Initiativen wie die Integrative Laufgruppe des Leichtathletikclubs Regensburg profitieren in diesem Jahr vom “Rückenwind” durch die Brauerei.

“In vielen regionalen Sportvereinen in Stadt und Land Regensburg wäre zudem eine systematische Förderung des Breitensports und der Jugendarbeit ohne die Fördergelder von Bischofshof kaum möglich”, sagt Brauereichef Goß. Er hofft, dass Bayerns Biertrinker im Getränkemarkt und in der Gastronomie auch künftig regionalen Brauspezialitäten den Vorzug geben. Denn, so Goß, weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit seien die großen internationalen Getränkekonzerne aus Holland und Belgien längst auch in Bayern angekommen: “Ihre Marktanteile wachsen – auch bei uns im Freistaat. Das bereitet mir große Sorgen, weil diese Konzerne allein ihren Aktionären, der Gier nach Marktanteilen und den internationalen Finanzmärkten verpflichtet sind – und nicht mehr ihrer Heimatregion, ihren heimischen Lieferanten und Kunden”, sagt Goß. Jeder Verbraucher habe es selbst in der Hand, ob er bayerische Heimatliebe oder einen Konzern im Ausland stärke.

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