Landgericht Bielefeld verbietet Brauereiwerbung

Ich habe an dieser Stelle bereits mehrfach geschrieben und kritisiert, dass Brauereien sich gegenseitig mit Abmahnungen das Leben schwer machen. Jetzt wurde Mike Cacic von der Brauerei Flutlicht in Bielefeld vom Landgericht Bielefeld verurteilt, da er irreführende Werbung betrieben haben soll. Auch wenn das Urteil juristisch korrekt sein sollte (das kann ich nicht beurteilen, da ich kein Jurist bin), halte ich den gesamten Rechtsstreit für überflüssig.

Was war passiert? Die Flutlicht Brauerei in Bielefeld wurde 2016 gegründet und befindet sich damit noch in der Aufbauphase. Nach Presseberichten wird das Flutlicht in der Brauerei Westheim im sauerländischen Marsberg gebraut. Das hat Mike auch nie verheimlicht, aber leider nicht auf den Etiketten angegeben. Das gefiel der Herforder Brauerei nicht, die sich selbst nicht in Herford befindet, sondern in Hiddenhausen beheimatet ist, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Herford. Sie beschwerte sich bei der Wettbewerbszentrale in München, die Mike eine Abmahnung schickte und ihn letztendlich erfolgreich wegen dieser Formalie verklagte. Das mag ja formell korrekt sein, aber ich bin überzeugt, dass sich diese Kleinigkeit auch anders beigelegt werden könnte.

Als noch ärgerlicher betrachte ich den zweiten Vorwurf, wegen dem Mike jetzt verurteilt wurde. Er hatte den Werbespruch “Endlich kein Bier mehr aus Herford” verwendet. Ich will jetzt nicht darauf rumreiten, dass das Herforder Bier nicht aus Herford stammt. Aber Sprüche wie dieser sind beim Bier immer wieder zu finden. Versuchen Sie doch einfach mal, in einer Brauereigaststätte in Köln ein Altbier zu bestellen. Der Köbes, der in dieser Situation die Brauerei repräsentiert, wird Ihnen einen passenden Spruch zurückgeben. Eine ähnliche Antwort werden Sie auch in Düsseldorf bei der Bestellung eines Kölsch erhalten. Noch derber geht es im Sauerland zu, wenn es um die Entscheidung zwischen Veltins und Warsteiner geht. Kein Nürnberger wird ein Bier aus dem benachbarten Fürth trinken, genau wie kein Einwohner von Fürth ein Bier aus Nürnberg trinkt. Dort kam es zu einer originellen und etwas skurrilen Lösung, als vor über zwanzig Jahren die Brauerei Tucher aus Nürnberg die Brauerei Fürther Patrizier im benachbarten Fürth übernahm. Die Produktion der beiden Brauereien sollte zusammengeführt werden. Es sollte aber zu keinen Klagen dagegen kommen, dass das Nürnberger Bier in Fürth oder das Fürther Bier in Nürnberg gebraut wird. Die Brauerei fand dazu eine nach eigenen Angaben weltweit einmalige Lösung: der neue Produktionsstandort wurde über der Ortsgrenze gebaut. Die postalische Adresse liegt in Fürth, der Großteil der Produktionsanlagen aber auf Nürnberger Gebiet. Nun stehen zwei Sudkessel in Nürnberg und zwei weitere in Fürth. Beim Bier kommt in Deutschland der Lokalpatriotismus voll zum Tragen.

Damit steht Mikes Slogan in einer langen Reihe ähnlicher Sprüche. Solche etwas witzigen Sprüche sind einfach Teil der deutschen Biertradition. Ich würde es schade finden, wenn diese Kabbeleien, die durchaus ein gewisses Amüsement beinhalten, auf dem Rechtsweg kaputtgemacht werden würde. Aber in diesem speziellen Fall kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es der Herforder Brauerei nicht um den Wettbewerb geht, sondern darum, einen neuen Wettbewerber kaputtzumachen. Wären die Energie und das Geld, das der Rechtsstreit bis jetzt gekostet hat, in eine gemeinsame Kampagne für die Biere aus Ostwestfalen investiert worden, hätten sicher alle Brauereien dort etwas davon gehabt. So erscheint mir der ganze Vorgang als destruktiv.

An die Herforder Brauerei kann ich nur die Frage stellen, weshalb sie nicht etwas entspannter und humorvoller reagiert hat, so nach dem Prinzip: “Wenn es schon Bielefeld nicht gibt – wie soll von dort ein anständiges Bier kommen?”

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