Fränkische Brauer setzen auf Regionalität

Dass die Franken besonders stolz sind auf ihr Bier ist ja allgemein bekannt. Und der Stolz ist berechtigt. Nirgendwo in Deutschland ist die Brauereidichte so hoch wie in Franken. Bald jedes Dorf hat seine eigene Brauerei. Das bedingt, dass es sich um handwerklich gebraute Biere handelt. Im Grunde ist Franken ein Craft Beer-Land. Wer einmal durch Franken gereist ist und bei den kleinen Brauereigasthöfen und Biergärten haltgemacht hat, der weiß, wie vielseitig Bier sein kann, auch wenn es nach dem inzwischen 500 Jahre alten Reinheitsgebot gebraut wurde und auch ohne krampfhafte Originalität und Kreativität.

Aber einige Brauereien gehen noch weiter. Sie setzen nicht nur auf handwerkliches Brauen, sondern auch auf Regionalität. Sechs Brauereien im Umkreis von Nürnberg haben sich zusammengeschlossen, um das “10 Kilometer-Bier” zu brauen. Was heißt das?

Alles Getreide, das für das Brauen der Biere benötigt wird, wächst im Umkreis von zehn Kilometern um die Brauerei. Auch das Mälzen geschieht im Umkreis, unter anderem in der Nähe von Erlangen. Lediglich der Hopfen hat teilweise eine etwas längere Reise hinter sich, aber auch er kommt aus Franken.

Bei dieser Konstellation gibt es eigentlich nur Gewinner. Für die Bauern lohnt sich der Anbau von Braugerste wieder. Die Anbaufläche für die Gerste ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, weil der Anbau für die Bauern unwirtschaftlich geworden war. Die Mälzerei hat sichere Abnehmer und kann Arbeitsplätze erhalten. Die Brauer kennen die Malzfabrik und können dort ihre Wünsche äußern und letztendlich bekommt der Konsument ein regionales und individuelles Bier. Und Vielfalt auch beim Bier ist auch ein Stück Lebensqualität. Da sind wir uns doch wohl einig.

Dabei bemüht sich die Initiative, möglichst unbürokratisch zu bleiben. “Wir wollen keinen Zertifizierungs- und Bürokratiewahn wie bei der Gentechnikfreiheit oder Tierwohl-Siegeln, sondern dass jeder Cent, den die Brauer für die Rohstoffe ausgeben, bei den Bauern ankommt”, sagt Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbands Mittelfranken und Landwirt aus Günthersbühl gegenüber inFranken.de. Ich meine, dass diese unbürokratische Haltung nur in kleinen Initiativen möglich ist, in denen sich die Mitglieder persönlich kennen und kontrollieren.

Dabei haben es kleine Brauereien nicht leicht am Markt. Die Idee: Die Brauer kaufen die Gerste aus der Region für einen Preis, der über dem aktuellen Marktwert liegt – laut Felßner durchschnittlich 20 Prozent mehr – und werten damit ihr eigenes Produkt auf. Regionalität als Qualitätssiegel. Der Preis für das Bier dabei aber ist nicht gestiegen. Trotz der höheren Kosten im Einkauf ist Friedrich Vogel überzeugt, dass sich das Konzept für ihn und die anderen Brauereien lohnt. Denn dass Regionalität wieder wichtiger wird, spürt er auch bei seinen Kunden. Der Preis für sein Bier sei unterm Strich nicht gestiegen. Nur auf Sonderangebote und andere Aktionen müssen seine Kunden eben verzichten.

Übrigens: Sogar das beim Brauen entstehende Abfallprodukt, der Bier-Treber, wird vor Ort verwertet. Den holt Bauer Günther Felßner in Friedrich Vogels Brauerei wieder ab und verfüttert ihn an seine Milchkühe. Das regionale, eiweißhaltige Schmankerl mögen sie lieber als Soja aus Südamerika, sagt der Landwirt.

Ganz neu ist das 10 Kilometer-Bier nicht. Bereits im Jahr 2011 haben drei Brauereien aus dem Nürnberger Land die Initiative ins Leben gerufen. Die Brauereien Bub aus Leinburg, Kanone aus Schnaittach und Wiethaler aus Neunhof entschlossen sich damals, Bier aus Malz zu brauen, das im Umkreis von maximal 10 Kilometern um die Brauerei angebaut wurde. Der verwendete Hopfen kommt aus der Hersbrucker Gegend und komplettiert den Gedanken, Regionalität sehr eng zu fassen.

In der Zwischenzeit haben sich drei weitere Brauereien angeschlossen: Dreykorn aus Lauf, Linden-Bräu aus Gräfenberg und Döbler aus Bad Windsheim. Neben den Brauereien sind, so berichtet der BBV-Kreisverband Nürnberger Land, zwölf Landwirte und zwei Mälzereien (Bergler und Klostermalz) in das Projekt involviert.

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