Soll das Bier aus dem Computer kommen?

Wenn Sie diesen Blog lesen, gehören Sie sicher wie ich zu den Menschen, die gerne ein Ihnen unbekanntes Bier kaufen, es genießen und sich über die Kreation der Brauer freuen oder sich darüber ärgern. Regionale Biere und Craft Beer sind nunmal kein Einheitsgebräu, sondern es handelt sich um individuelle Biere, in die die Brauer ihre Persönlichkeit gelegt haben. Diese Biere können und wollen nicht jedem gefallen, damit gehören Sie aber zu einer (zum Glück wachsenden) Minderheit, die immer wieder neugierig ist auf neue Geschmackserlebnisse. Wenn Sie jetzt die Möglichkeit hätten, Ihr eigenes Bier zu kreieren, würde das wahrscheinlich nicht beim ersten Versuch der große Erfolg werden, aber das Experiment vermutlich würde zu einem ungewöhnlichen Ergebnis führen.

Nein, genau das bekommen Sie nicht. Aber in London haben sich zwei Unternehmer vorgenommen, etwas Ähnliches anzubieten. Sie haben ein von menschlichen Braumeistern vier Biere kreieren lassen und stellen ihren Kunden über den Facebook Manager viele Fragen zu diesem Bier. Die Kommentare werden ausgewertet und fließen in den nächsten Sud ein.

Dieses Verfahren nennen die beiden Automated Brewing Intelligence, kurz ABI. Es wurde von Rob McInerney entwickelt, einem Experten für Maschinenlernen. Dabei arbeitet er mit dem Marketingmenschen Hew Leith zusammen, mit dem er IntelligentX Brewing Co. gegründet hat. Beworben wird das Ergebnis als “das erste Bier der Welt, das mit Künstlicher Intelligenz gebraut wird”.

Rob McInerney erläutert: “Künstliche Intelligenz hilft bei Entscheidungen, und beim Bierbrauen gibt es eine Menge Entscheidungen zu treffen”. Das richtige Malz muss ausgewählt werden, in vielen Fällen mehrere Malze, für den Hopfen gilt das gleiche. Da die britischen Brauer sich nicht an das deutsche Reinheitsgebot halten müssen, stehen zusätzlich Entscheidungen über weitere Zutaten an. Auch der Brauprozess selbst ist nicht durch komplizierte Handlungen geprägt, sondern durch Entscheidungen, wann der einzelne Arbeitsschritt abgeschlossen ist.

Die beiden Unternehmer haben mit ihrem Bier noch großes vor: Hew Leith sagt, dass es eines der Ziele von IntelligentX sei, mit dem Bier irgendwann einen Preis zu gewinnen. Das mag wohl klappen, ich habe aber meine Zweifel, ob es ein Preis für ein exzellentes Bier sein wird. Ich vermute eher, dass es sich um einen Preis für den kreativen Einsatz künstlicher Intelligenz handeln wird.

Aber vielleicht bin ich ja zu pessimistisch, was die Qualität des Biers betrifft. Ich habe gerade eine Mail nach London geschickt und nachgefragt, ob es möglich ist, dass mir die angebotenen Biere zugeschickt werden, damit ich sie verkosten kann. Sollten die Biere zu mir kommen, werde ich an dieser Stelle darüber berichten.

Mit Material von heise.de.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.