Ratsherrn Wintertiet Sud 2

Die Puristen werden jetzt sagen, dass das Ratsherrn Wintertiet in diesem Blog nichts verloren hat, weil es sich um kein Bier im Sinne des Biergesetzes aus dem Jahr 1993 oder im Sinne des deutschen Reinheitsgebots ist, das 2016 sein 500jähriges Bestehen feiert. Ganz falsch ist diese Meinung nicht, schließlich enthält das Wintertiet Kandis und Koriander. Das Argument ist aber durchaus zwiespältig, da das Wintertiet in Deutschland auch als Bier verkauft werden dürfte, wenn die Ratsherrn es nicht selbst gebraut hätte, sondern den Brauvorgang ins Ausland, beispielsweise nach Dänemark oder Polen, verlegt und das Bier dann importiert hätte. Da der Brauvorgang in Deutschland geschehen ist, darf das Bier in Deutschland lediglich als “Brauspezialität” verkauft werden. Würde das Bier exportiert, dürfte es im Ausland wieder als deutsches Bier verkauft werden. Also passt das Wintertiet doch hier hin. Und bereits auf dem Etikett steht, dass es sich um ein “Strong Belgian Dark” handelt, und in Belgien sind diese Zutaten durchaus üblich. So, das soll als Vorbemerkung ausreichen, kommen wir zum Biertest.

Aber Moment, eine Bemerkung sei mir noch gestattet. Auf dem Etikett ist vermerkt, dass es sich um den zweiten Sud handelt. Eine Neuauflage dieses Getränks kann schon wieder anders schmecken. Dieser Test bezieht sich ausdrücklich nur auf diesen Sud.

Das Bier ist schwarz. Wirklich intensiv schwarz. Nur wenn ich das Glas gegen das Licht halte, schimmert schwach etwas Mahagoni durch. Diese Farbe warnt mich schon: der Geschmack dieses Bieres ist sehr intensiv, das ist keinesfalls etwas, das ich mir einfach so “hinter die Binde kippen” kann. Der haselnussbraune Schaum ist feinporig, beinahe cremig und er bleibt auch zum Teil wirklich lange erhalten.

Das Aroma wird durch die Röstaromen bestimmt. Vordergründig kommt Karamell zur Geltung, das Bier duftet aber auch leicht süßlich mit einem Hauch von Trockenfrüchten. Damit entspricht das Aroma dem Eindruck, den die Optik vermittelt hat. Das macht wirklich Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist süß, wirklich süß. Die Süße überdeckt im ersten Moment jeden anderen Geschmack. Da aber Kandis verwendet wurde, kein Raffinadezucker, ist der Geschmack trotzdem recht komplex und nicht unangenehm. Der Körper ist so intensiv wie ich ihn aufgrund der Optik und des Aromas erwartet habe. Bitter und süß halten sich prima die Waage. Dazu ist das Bier leicht fruchtig. Der Koriandersamen ist kaum zu schmecken, da ich aber aus der Zutatenliste weiß, dass er im Bier enthalten ist, kann ich ihn ahnen. Im Abgang ist das Wintertiet sowohl bitter als auch süß. Während die Süße aber recht schnell verschwindet, bleibt der angenehm-bittere Geschmack lange erhalten.

Dieses Bier steht wirklich in der Tradition der belgischen Braukunst. Ich habe vor vielen Jahren durch die belgischen Biere erfahren, dass Bier mehr ist (oder zumindest sein kann) als die übliche Industrie-Massenware. So etwas wie das Ratsherrn Wintertiet wünsche ich mir öfter.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Kandiszucker, Hopfen, Koriandersaat, Hefe

Alkohlgehalt:

9,3 % Vol.

Stammwürze:

21,4° Plato

Bittereinheiten:

28 IBU

Brauerei:

Ratsherrn Brauerei GmbH
Lagerstr. 30a
Schanzenhöfe
20357 Hamburg
http://www.ratsherrn.de

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