Archiv für den Monat: Dezember 2016

Endspiel

Endspiel ist der auf den ersten Blick etwas merkwürdig anmutende Name dieser Gemeinschaftsproduktion der Brauerei Lehe in Estland mit St. Erhard in Bamberg. Woher der Name stammt will mir noch nicht so richtig in den Kopf und ich weiß auch nicht, in welcher Form die Zusammenarbeit stattgefunden hat. Ich weiß nur, dass St. Erhard das Bier aus Estland importiert; ob eine weitere Zusammenarbeit stattgefunden hat, beispielsweise bei der Entwicklung des Rezepts, ist mir nicht bekannt. Auf meine Anfrage bei der Brauerei bekam ich nur die gleiche Prosa als Antwort, die auch auf dem Rückenetikett der Flasche abgedruckt ist:

“Auf dem karierten Schachfeld ist es übersichtlich geworden. Die letzten verbliebenen Schachfiguren bereiten sich auf den entscheidenden Kampf vor. Jede Figur spielt eine Rolle, jeder Gedanke ist wichtig und jede Bewegung ist entscheidend.

Dieser Barley Wine ist wie ein Endspiel am Schachbrett – je weniger unterschiedliche Malze und Hopfen es gibt, desto wichtiger ist die Rolle der einzelnen Malz- und Hopfensorten und die Art und Weise ihrer Zusammensetzung. Der frische, in Estland gewachsene Hopfen ist wie ein Bauer, der im Endspiel zur Dame geworden ist.”

Wirklich erhellend ist das ja nicht. Da ich hier nicht weiterkomme, wenden wir uns einfach dem Bier zu.

Tief rubinrot ist es im Glas. Darüber bildet sich eine durchschnittliche Menge gemischtporiger hellbrauner Schaum, der durchschnittlich schnell in sich zusammenfällt.

Das Aroma wird durch Sherrynoten bestimmt, unterstützt durch Trockenpflaumen und verschiedene andere Aromen, die ich aber unmöglich auseinanderhalten kann. Auffällig ist jetzt lediglich noch eine deutliche alkoholische Note, die aber keinesfalls störend ist. Im Gegenteil, das Bier wirkt wie ein guter Likör. Auf jeden Fall ist das Aroma sehr komplex und hätte ich hier noch mehr Flaschen, würde ich sicher an einem anderen Tag weitere Düfte entdecken, die mir aufgrund einer leichten Erkältung jetzt verborgen bleiben. Der Antrunk ist süß und offenbart eine milde und sehr feinperlige Kohlensäure, die perfekt zum Likörduft passt, der dem Bier entströmt. Wie erwartet ist der Körper sehr geschmacksintensiv, wobei eine angenehme Säure sich zusammen mit den Bitterstoffen an der Süße des Antrunks vorbeischiebt. Dazu kommen noch Röstaromen, die einen angenehmen leichten Kaffeegeschmack mitbringen. Vermittelte bereits das Aroma den Eindruck nach Likör, verfestigt sich dieser Eindruck jetzt noch weiter. Mich wundert diese Geschmackskomposition und kann mir kaum vorstellen, dass dieses Bier weniger als 10 % Vol. Alkohol enthält. Dann überrascht mich noch der Abgang, der wirklich mild ist. Aber der Körper klingt noch lange nach.

Dieses Bier hat mich wirklich überrascht. Liegt es an der Zusammenarbeit mit einer Brauerei im Baltikum? Wenn ich mal wieder ein Bier aus den baltischen Staaten im Regal sehe, werde ich es sicher mitnehmen und ebenfalls verkosten.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

9,5 % Vol.

Stammwürze:

25° Plato

Bittereinheiten:

52 IBU

Brauerei:

Lehe Pruulikoda OU
Paldiski mnt 21
Keila
Harjumaa
76606 Estonia
Estland
www.lehepruulikoda.ee

Importeur:

Bierothek GmbH
96052 Bamberg
www.bierothek.de

Wihnacht’s Bier

Nein, Sie haben die Überschrift nicht falsch gelesen und ich habe auch nicht zu viel getrunken, um noch richtig zu schreiben. Dieses Bier aus dem Elsass heißt wirklich Wihnacht’s Bier und hat den Untertitel Biere de Noel, also Weihnachtsbier. Nun sind weder die Franzosen im Allgemeinen noch die Elsässer im Besonderen für ihre Brautradition bekannt, aber da die saisonalen Biere meist deutlich besser sind als die durchschnittlichen Erzeugnisse, hoffe ich hier auf ein besonderes Bier. Bekanntlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt.

Bernsteinfarben und hefetrüb ist es, das Weihnachtsbier. Relativ viel Schaum bildet sich, cremig und mit leichtem Gelbstich, der nur langsam in sich zusammenfällt. Rein von der Optik her hat die Brauerei also nichts falschgemacht.

Aber das Bier sieht nicht nur gut aus, sondern es duftet auch hervorragend. Das Aroma ist fruchtig, Ananas mischt sich mit Orangenschale, dazu noch Anklänge von Gewürzen und der Duft der Hefe. Das macht wirklich Lust auf den ersten Schluck.

Der Antrunk ist frisch und süß, wobei die sehr feinperlige Kohlensäure für eine angenehme Spritzigkeit sorgt. Der malzbetonte Körper ist sehr geschmacksintensiv und dabei rund und ausgewogen mit seiner leichten Schokoladennote. Der Abgang ist freundlich bitter und klingt lange nach.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen, Gewürze

Alkoholgehalt:

7,5 % Vol.

Brauerei:

Sainte Crucienne
14 rue Denis Papin
6800 Colmar
Frankreich
www.sainte-cru.com

Liefmans Fruitesse On The Rocks

Nun steht mal wieder ein Fruchtbier aus Belgien vor mir, das Liefmans Fruitesse. Aber das ist noch nicht die Besonderheit dieses Bieres, sondern dies ist das erste Bier, bei dem die Brauerei empfiehlt, es mit Eiswürfeln zu kühlen. Auf dem Rückenetikett wird die Verwendung von sechs Eiswürfeln empfohlen. Das ist schon recht happig. Aber gut. Gerade Fruchtbiere sollten durchaus etwas stärker gekühlt werden, besonders, wenn sie im Sommer getrunken werden.

Auch wenn der Hinweis auf einen Genuss mit Eiswürfeln für eine Brauerei ungewöhnlich ist, gehört Liefmans nicht zu den jungen Wilden, die versuchen, die Entwicklung der Biere weiterzubringen, indem alte Regeln durchbrochen werden. Im Gegenteil, die Geschichte der malerisch am Ufer der Schelde gelegenen Brauerei reicht bis ins Jahr 1679 zurück. Dabei kamen immer wieder neue Ideen zum Vorschein, die auch von anderen Brauereien übernommen wurden. So soll es Madame Liefmans gewesen sein, die erstmals auf die Idee kam, das Bier nicht nur in Flaschen abzufüllen, auf die anschließend Etiketten geklebt wurden, sondern die Flaschen mit Seidenpapier zu umwickeln, eine Idee, die vor gar nicht so langer Zeit von der Insel-Brauerei auf Rügen übernommen wurde. Ist die Empfehlung, das Bier mit Eiswürfeln zu trinken, vielleicht die nächste nachhaltige Idee aus Oudenaarde? Wir werden es sehen und wenden uns jetzt erst einmal dem Bier zu.

Intensiv fruchtig rot zeigt sich das Bier im Glas. Die Farbe erinnert an den Saft roter Johannisbeeren. Darüber bildet sich viel Schaum, der in diesem Fall rosa und feinporig ist und nur langsam in sich zusammenfällt. Die Optik ist also schon mal richtig gut. Na ja, bei einem Fruchtanteil von 15 % können wir ja auch etwas erwarten.

Das Aroma wird durch die enthaltenen Himbeeren bestimmt. Himbeere sorgt auf jeden Fall für eine ordentliche Fruchtigkeit. Dazu kommen Kirscharomen und eine gewisse Herbe von Holunder. Der Duft von Holunderbeeren passt gut zu dem Aroma des Hopfens.

Der Antrunk ist deutlich weniger süß als ich es bei den kräftigen Fruchtaromen erwartet habe. Zusammen mit der sehr feinperligen Kohlensäure ergibt sich eine wunderbare Fruchtigkeit und Frischheit. Die Früchte dominieren auch den Geschmack auf der Zunge. Das Bier wirkt fast wie Fruchtsaft, käme da nicht noch das Herbe des Hopfens dazu. Der Abgang ist mild und ohne langen Nachklang. Dieses Bier ist hervorragend als Abschluss eines heißen Sommertages geeignet, aber auch als eine Möglichkeit, die Geschmäcker des Sommers in den Winter herüberzuretten.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, 15 % Früchte (Kirschen, Himbeeren, Holunder, Erdbeeren), Fructose, Aroma, Hopfen, Süßstoff (Acesulfame-K)

Alkoholgehalt:

3,8 % Vol.

Bittereinheiten:

7 IBU

Brauerei:

Brouwerij Liefmans
Aalsstraat 200
9700 Oudenaarde
Belgien
www.liefmans.be

Braustüb’l Helles

Nun habe ich nach langer Zeit mal wieder ein Bier aus Hessen vor mir stehen. Das Braustüb’l Helles stammt aus Darmstadt, wo Sie auch die Brauereigaststätte besuchen und/oder die Brauerei in absoluter Bahnhofsnähe besichtigen können. Immerhin 13 Biere sowie ein Radler stellt die kleine Brauerei her und deshalb fand ich es im Nachhinein doch etwas traurig, dass ich in einem Supermarkt in Darmstadt nur das Helle sowie das Pils gefunden habe. Die anderen Biersorten, von denen mich einige mit Sicherheit gereizt hätten, waren aber leider durch die Fernsehbiere aus den Regalen verdrängt worden. Kommen wir jetzt aber zum Bier.

Golden und kristallklar präsentiert sich das Helle im Glas. Leider ist nur sehr wenig Kohlensäure zu sehen, was mich etwas enttäuscht. Trotzdem bildet sich recht viel sahniger weißer Schaum, der nur langsam in sich zusammenfällt.

Das Aroma ist deutlich hopfenbetont. Ich rieche vor allem die bitteren Noten und nur am Rande lugt ein fruchtiger Duft hervor. Er ist aber so schüchtern, dass ich ihn gar nicht näher einordnen kann.

Der Antrunk ist weitgehend neutral. Nur die Kohlensäure sorgt für eine gewisse Frische. Sobald sich das Bier im Mund verteilt, kommt die Wucht des Hopfens zum Tragen. Die Bitterstoffe überdecken jeden anderen Geschmack. Dieses Bier überrascht mich wirklich, da die Hellen meist eher mild sind. Auch der Abgang ist kräftig bitter, obwohl er nur mittellang nachklingt.

Liebhaber stark gehopfter Biere kommen beim Braustüb’l Helles sicher auf ihre Kosten. Ich hätte gerne noch weitere Biere aus dieser Brauerei verkostet, denn ich kann mir durchaus vorstellen, dass unter den mehr als ein Dutzend Bieren auch ein Bier ist, das mir wirklich gefällt.

Zutaten:

Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

5,2 % Vol.

Stammwürze:

12,5 %

Bittereinheiten:

25

Brauerei:

Darmstädter Privatbrauerei GmbH
Goebelstraße 7
64293 Darmstadt
www.unser-braustuebl.de

Gordon Xmas

Jetzt steht ein Bier vor mir, das sich rühmt, das originale Weihnachtsbier zu sein. Es handelt sich um das Gordon Xmas. Das Bier stammt von Anthony Martins, einer englisch-belgischen Brauereigruppe, zu der Timmermans, Bourgogne des Flandres und die Waterloo Brewery gehören. Aus welcher Brauerei das Bier genau stammt verrät Martins nicht, sondern auf dem Rückenetikett ist lediglich der Hinweis “Brewed in Benelux” vermerkt. Aber das ist auch nicht entscheidend, sondern es kommt auf die Qualität des Biers an.

Das Gordon Xmas wurde auf der Grundlage einer stärkeren winterlichen Version des Scotch Ale entwickelt, das im 2. Weltkrieg von der Armee an die britischen Truppen ausgegeben wurde und vor allem in der Wallonie Begeisterung hervorrief. Bereits in den 1930er Jahren wurde das Bier als eines der ersten Weihnachtssude in Belgien verkauft. Aber genug der Theorie, kommen wir zum Bier.

Dunkel rubinrot präsentiert sich das Bier. Es bildet sich sehr viel feinporiger Schaum, weiß mit leichtem Gelbstich, der sich nur langsam auflöst. Dazu sehe ich viel feinperlige Kohlensäure.

Das Aroma wird durch das Malz dominiert. Ich rieche Karamell, Trockenpflaumen, weihnachtliche Gewürze und einen Hauch Schokolade.

Der Antrunk ist süß und kräftig, wobei die Kohlensäure für einen angenehmen ausgeglichenen Geschmack sorgt. So erwarte ich es auch von einem Weihnachtsbier. Der Körper ist fruchtig und bringt den Geschmack von Aprikosen mit. Dazu kommen Noten von Bittermandel und Sherry, die hervorragend mit der Süße des Malzzuckers harmonieren. Der Abgang ist trocken bitter und er klingt lange nach.

Das Bier passt gut zu einem Weihnachtsbraten und soll sich auch gut eignen, um es heiß als Glühbier zu trinken.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Mais, Zucker, geröstete Gerste, Hopfen

Alkoholgehalt:

8,8 % Vol.

Gebraut für:

Anthony Martin
Rue de Cerf 191
1332 Genval
Belgien
www.anthonymartin.com

Hell-Bräu Bayerisch Dunkel

Jetzt habe ich ein Bier aus dem oberbayrischen Altötting vor mir stehen. Dort hat seit 1890 die Brauerei Hell-Bräu ihren Sitz. Das Familienunternehmen, das viel Wert auf die Traditionen Bayerns legt, ist in jedem Jahr auf der in Altötting stattfindenden Hofdult mit einem Festzelt vertreten. Wie wichtig der Brauerei dieses Fest ist, zeigt sich auch darin, dass die Website ausschließlich dieses Fest bewirbt. Jetzt teste ich das Bayerisch Dunkel.

Cognacfarben steht das Bier im Glas. Für ein Dunkel ist es recht hell. Dazu kommt, dass sehr wenig Kohlensäure zu sehen ist. Daher bildet sich auch wenig weißer feinporiger Schaum, der aber lange erhalten bleibt.

Das Aroma wird durch das Malz geprägt, das nach Karamell duftet. In der Nase macht das Bier einen recht guten Eindruck.

Der Antrunk ist süß und durch die wenige Kohlensäure wirkt das Bier etwas abgestanden. Schnell füllt sich der Mund mit Bitterstoffen, nicht übermäßig stark und auch nicht unangenehm, aber das Bier wirkt nicht wirklich ausgewogen. Der Abgang ist leicht bitter nur ich empfinde ihn als recht nichtssagend.

Ich glaube, dass ich das Bier beim nächsten Mal lieber im Regal stehen lasse, es entspricht absolut nicht meinem Geschmack.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Hopfen

Alkoholgehalt:

5,0 % Vol.

Brauerei:

Hell-Bräu
Herrenmühlstr. 15
84503 Altötting
www.hellbraeu.de

St. Bernardus Christmas Ale

Weihnachtsbiere sind meist dunkle Biere mit einem hohen Alkoholgehalt und intensivem Geschmack. Manchmal frage ich mich aber auch, was diese Biere mit Weihnachten zu tun haben. Meist handelt es sich um etwas kräftigeres Bockbier. Jetzt habe ich das St. Bernardus Chrismas Ale vor mir stehen, ein Abteibier aus Belgien.

Es handelt sich zunächst einmal um ein typisches belgisches Dark Ale. Es wird auf der Basis des weltweit gut verkauften Bernardus 12 gebraut. Dafür wird ein Hefestamm verwendet, der bereits seit 1946 kultiviert wird.

Dunkel Mahagoni ist das St. Bernardus Christmas Ale, fast schwarz. Es bildet sich eine sehr große Menge hell-haselnussbrauner Schaum, der durchschnittlich schnell in sich zusammenfällt. Optisch macht das Bier also schon mal einen guten Eindruck.

Nach getrockneten Pflaumen und Feigen duftet das Bier, dazu kommen Düfte nach Waldhonig, Rosinen und Gewürzen. Ich meine, Nelken und Pfeffer wahrnehmen zu können.

Der Antrunk ist nicht so süß wie ich es nach dem Aroma erwartet habe und die sehr feinperlige Kohlensäure macht das Bier angenehm frisch. Schnell breitet sich der weihnachtliche Geschmack im Mund aus, der an Likör erinnert. Marzipan und Mandeln finden sich im Geschmack, wobei sich Süße und Säure perfekt die Waage halten. Der Abgang ist sehr mild und wenig bitter und er bringt noch eine leichte pfefferige Note mit.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Zucker, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

10 % Vol.

Brauerei:

Brasserie St. Vernard N.V.
Trappistenweg 23
8978 Watou
Belgien
www.sintbernardus.be

Gouden Carolus Christmas

Weihnachtsbiere sind meist dunkle Biere mit einem hohen Alkoholgehalt und intensivem Geschmack. Manchmal frage ich mich aber auch, was diese Biere mit Weihnachten zu tun haben. Meist handelt es sich um etwas kräftigeres Bockbier. Bei diesem Bier ist es anders. Das liegt nicht nur am stimmungsvollen Etikett, sondern ganz besonders am Inhalt der Flasche.

Es handelt sich zunächst einmal um ein typisches belgisches Dark Ale. Und auch als Weihnachtsbier hat das Gouden Carolus Christmas eine lange Tradition, auch wenn diese Tradition 38 Jahre lang unterbrochen war. Aber seit dem Jahr 2002 wird es wieder gebraut. Das Brauen beginnt bereits im August, das Bier wird mehrere Wochen gelagert, bevor es mehrere Monate lang ruht, um zu seinem endgültigen Geschmack zu kommen. Dabei wird ausschließlich belgischer Hopfen verwendet, wodurch das Gouden Carolus Christmas zu einem echt belgischen Produkt wird. Zusätzlich werden noch sechs weihnachtliche Gewürze beigegeben; welche das sind und in welchem Mischungsverhältnis sie verwendet werden, ist Betriebsgeheimnis der Brauerei. Der Onlineshop Bierlinie hat aber nachgeforscht und vermutet, dass es sich um Muskat, Anis, Koriander, Nelken, Ingwer und Orangenschale handelt. Glauben wir es einfach mal und machen wir jetzt endlich das Bier auf.

Schwarz ist das Gouden Carolus Christmas, nur wenn ich das Glas gegen das Licht halte, schimmert es rubinrot. Es bildet sich eine sehr große Menge hell-haselnussbrauner Schaum, der auch sehr lange erhalten bleibt. Optisch macht das Bier also schon mal einen hervorragenden Eindruck. Aber bereits beim Einschenken steigt mir der Duft dieser Spezialität in die Nase…

Wirklich fruchtig duftet das Bier, Ich rieche Südfruchte, genauer gesagt Ananas und Mango. Dazu kommen Düfte nach Waldhonig, Rosinen und weihnachtlichen Gewürzen. Sicherlich umfasst das komplexe Aroma noch weitere Duftnoten, aber da ich derzeit einen leichten Schnupfen habe, kann ich keine weiteren Düfte feststellen.

Der Antrunk ist süß. Die Kohlensäure ist sehr feinperlig, leider ist aber nur recht wenig Kohlensäure vorhanden. Schnell breitet sich der weihnachtliche Geschmack im Mund aus. Rosinen, Apfel und Orangenschale kann ich feststellen. Dabei erinnert der Geschmack an einen guten Likör. Süße und Säure halten sich perfekt die Waage. Aber die Gewürze prägen den Geschmack. Das Bier schmeckt – weihnachtlich. Da muss ich mir doch gleich einen Elisenlebkuchen dazuholen. Ja, das passt perfekt zusammen. Der Abgang ist sehr mild und wenig bitter und er bringt noch eine leichte pfefferige Note mit.

Dieses Bier passt nicht nur zu Lebkuchen und anderem weihnachtlichen Gebäck, sondern es dürfte auch gut zum Weihnachtsessen passen, beispielsweise zu einer Gans oder zu Wildgerichten.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Zucker, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

10,5 % Vol.

Stammwürze:

22° Plato

Bittereinheiten:

11

Brauerei:

Brouwerij Het Anker
Guido Gezellelaan 49
2800 Mechelen
Belgien
www.hetanker.be

St. Bernardus Tripel

Jetzt steht mal wieder ein Abteibier aus Belgien vor mir. Im Gegensatz zu den Trappistenbieren werden die Abteibiere nicht im Kloster gebraut, sondern in einer externen Brauerei nach Rezepten aus dem Kloster. Dabei bleibt das Rezept im Besitz des Klosters und die Brauerei erhält lediglich die Lizenz, das Bier nach diesem Rezept zu brauen. In diesem Fall handelt es sich um ein obergäriges Bier im klassischen Tripel-Stil, das seit 1992 in der Brauerei Brouwerij Sint-Bernardus in Watou in Flandern gebraut. Das Gütesiegel Belgian Hops weist darauf hin, dass der Hopfen in diesem Bier überwiegend Hopfen aus Belgien verwendet wurde. Der Hopfen in diesem Bier stammt aus der Anbauregion Poperinge im Westen von Flandern.

Das St. Bernardus Tripel wird mit Speise abgefüllt, also mit Würze, die einen Anteil lebendiger Hefe enthält. Dadurch gärt das Bier in der Flasche nach. Dadurch ergibt sich ein längeres Mindesthaltbarkeitsdatum, in diesem Fall von zwei Jahren.

Goldgelb bis hell bernsteinfarben ist das St. Bernardus Tripel. Dazu ist es leicht hefetrüb. Zu erwähnen ist auch die lebhafte Kohlensäure, die für sehr viel weißen feinporigen Schaum sorgt, der eine enorme Standfestigkeit aufweist.

Das Aroma ist würzig. Das Bier duftet nach Malz. Dieser Duft wird durch Noten von grünem Apfel, von Pfeffer und Anis unterstützt.

Der Antrunk ist süßlich und fruchtig. Jetzt überlege ich kurz, ob es eventuell für meinen Geschmack etwas zu viel Kohlensäure enthält. Aber das ist sicher kein Nachteil, sondern etwas zu viel Kohlensäure ist mir doch lieber als zu wenig. Die richtige Komplexität erschließt sich aber erst, wenn sich das Bier im Mund ausbreitet. Fruchtig ist es, deutlich sind Birnen zu schmecken, gepaart mit Gewürzen. Dazu kommt die Zitrusnote des Aromahopfens. Der Abgang ist dann bitter und süß und auch hier kommt noch einmal eine fruchtige Note nach Orangenschale zum Vorschein.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Zucker, Hopfen, Hefe

Alkoholgehalt:

8,0 % Vol.

Brauerei:

Br. St. Vernard N.V.
Trappistenweg 23
8978 Watou
Belgien
www.sintbernardus.be

Trappistes Rochefort 8

Nun steht mal wieder ein Trappistenbier aus Belgien vor mir, das Trappistes Rochefort 8. Die Trappistenbiere werden in sechs belgischen Klöstern im Kloster von den Mönchen gebraut. Im Fall der Abtei Notre-Dame de Saint-Rémy, aus der das Rochefort stammt, ist das seit 1595 der Fall. Das Rochefort 8 wird aber erst seit 1955 gebraut. Bei dieser Brauerei handelt sich um die kleinste der Trappisten-Brauereien.

Das Rochefort-Bier wird nach einem Ritual getrunken. Zunächst einmal sollte es nicht zu kalt getrunken werden. Kommt das Bier aus dem Kühlschrank, können sich die Aromen nicht richtig entfalten und es bleibt ein Großteil des Genusses auf der Strecke. Empfohlen werden für das Rochefort 8 12° – 14°. Da es im normalen Haushalt schwierig ist, die Temperatur so exakt zu erreichen, empfehle ich, das Bier im Keller zu lagern und bei Kellertemperatur zu genießen. Das stellt meiner Meinung nach einen guten Kompromiss zwischen dem Aufwand dar, die optimale Temperatur zu erreichen und dem Wunsch nach einem kühlen Bier. Aber das ist erst der erste Teil des Rituals. Die Trappistenbiere aus diesem Kloster sollten in zwei Schritten getrunken werden. Im ersten Schritt werden etwa 90 % des Bieres in ein Glas mit einer weiten Öffnung eingegossen und genossen. Dieser Teil des Bieres enthält dann wenig Hefe, so dass die Aromen des Bieres deutlicher festzustellen sind. Ist der Großteil des Biers getrunken, wird die Hefe in der Flasche durch kreisende Bewegungen aufgewirbelt, das letzte Zehntel des Bieres wird eingeschenkt und getrunken. Durch die Hefe kommt jetzt ein anderer Geschmack zustande.

Braun ist das Bier, die Hefe ist bereits beim ersten Einschenken zu bemerken. Es bildet sich viel feinporiger Schaum, der auch lange erhalten bleibt. Die Farbe des Schaums ist weiß mit einem Stich ins Gelbe oder Elfenbein.

Das Aroma ist betörend: Karamell, Trockenpflaumen, Rosinen, frische dunkle Früchte und Kaffeeduft steigen mir in die Nase. Das ist eine richtige Aromabombe. Da freue ich mich doch schon auf den ersten Schluck. Und der Antrunk enttäuscht mich nicht. Er ist spritzig mit sehr feinperliger Kohlensäure. Schnell breiten sich milde Röstnoten und eine gewisse Fruchtigkeit im Mund aus, wobei Süße, Säure und Bitterstoffe wirklich ausgeglichen sind und so für eine gute Süffigkeit sorgen. Der Abgang ist mild und die Fruchtigkeit kommt noch einmal richtig durch. Leider klingt der Geschmack nicht lange nach, was eigentlich der einzige Nachteil ist, den ich diesem Bier bescheinigen muss.

Zutaten:

Wasser, Gerstenmalz, Zucker, Rohgetreide, Hefe, Hopfen

Alkoholgehalt:

9,2 % Vol.

Brauerei:

Abbaye N.-D. De Saint-Remy
5580 Rochefort
Belgien
www.trappistes-rochefort.com/

DIE BIEROTHEK

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