Archiv für den Monat: Mai 2015

Lindemans Apple

Nun will ich wieder einmal ein Lambic mit Frucht testen, das “LindemanS Apple”. Vielen deutschen Biertrinkern gefällt der Gedanke nicht, ein Bier zu trinken, in dem auch Apfelsaft vergoren wurde. Aber ich kann wirklich jedem nur anraten, es einfach einmal zu probieren. Wer es nicht mag, der hat keinen Verlust erlitten, aber ich glaube, dass viele durch diesen Versuch eine neue Erfahrung machen.

Wie bei den Bieren von LindemanS üblich haben die Brauer vor den Genuss den Schweiß gesetzt, unter dem Kronkorken befindet sich noch ein Naturkorken, der entfernt werden muss, bevor das Bier eingeschenkt werden kann. Aber dann ist es im Glas – die grüngelbe Farbe ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber das kennen wir ja bereits von den Bieren aus dem Hause LindemanS. Schaum entwickelt das Bier fast nicht. Das Bier duftet intensiv nach grünen Äpfeln, der Duft wird aber durch einen diskreten Hauch von Malz noch unterstützt.

So auch der Geschmack dieses Fruchtlambic. Im ersten Augenblick schmecke ich lediglich grüne Äpfel. Nicht zu süß und mit ausgewogener Säure. Dann kommen andere Geschmäcker dazu – zunächst nach einen wirklich guten Cidre. Aber da ist noch mehr. Es sind schließlich nicht nur vergorene Äpfel im Glas, sondern es ist ein Bier, dem während der Gärung 25 % Apfelsaft zugesetzt wurden. Auch dass das Bier mindestens ein Jahr lang gereift ist, dürfte der Entfaltung der Aromen und Geschmäcker zuträglich sein.

Ich glaube, an einem warmen Sommerabend gibt es nichts Besseres als ein gut gekühltes Fruchtlambic.

Zutaten:

Eine vollständige Zutatenliste veröffentlicht die Brauerei weder auf der vor mir liegenden Flasche mit 37,5 ml Inhalt noch auf der Website. Auf der Flasche werden lediglich die folgenden Zutaten angegeben (ich schreibe sie hier in der Reihenfolge des Erscheinens im Text auf):
mindestens 25 % Apfelsaft, Zucker, Süßstoff natürlichen Ursprungs, Gerstenmalz, Weizenmalz

Alkoholgehalt:

3,5 %

Brauerei:

Brouwerij LindemanS
Lenniksebaan 1479
1602 Vlezenbeek
Belgien
http://www.lindemans.be

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Der Bierkrieg – Im Fadenkreuz der Bürokratie

Heute stelle ich Ihnen ein nicht mehr ganz neues Buch vor, das sich nicht mit dem Brauen von Bier beschäftigt, das auch keine Rezepte mit Bier oder Gerichte zu Bier enthält. Stattdessen beschreibt es den jahrelangen Kampf von Helmut Fritsche gegen die Mühlen der Bürokratie.

Worum geht es? Das deutsche Reinheitsgebot ist eigentlich ganz klar: Bier darf ausschließlich Wasser, Malz und Hopfen enthalten. Aber es gibt eine Ausnahme. Für Biere, die nach alten Rezepten gebraut werden, dürfen auch andere Zutaten verwendet werden. Sie müssen aber zugelassen werden. Und genau um so eine genehmigungspflichtige Zutat geht es hier, genauer gesagt um Zucker. Aber der Reihe nach.

Als Helmut Fritsche nach der Wende nach Neuzelle in der Lausitz kam entdeckte er dort die Klosterbrauerei, die eigentlich abgewickelt werden sollte. Obwohl er Bier vorher nur als Konsument kannte, verliebte er sich in die kleine Brauerei und entschied sich, den Betrieb weiterzuführen und damit zu retten. So weit, so gut (und auch so mutig). Nun wurde aber in dieser Brauerei auch ein Schwarzbier gebraut, dem nach dem Brauen noch eine geringe Menge Zucker zugefügt wird. Dafür beantragte Helmut Fritsche die Zulassung und damit begann eine jahrelange Odyssee. Diesen Kampf, der zumindest zeitweise an Don Quichotes Kampf gegen die Windmühlen erinnert, beschreibt Helmut Fritsche mit dem ihm eigenen Humor auf immerhin 192 Seiten, ohne dabei langatmig zu werden.

Ich habe das Buch in einem Zug durchgelesen. Die gedruckte Ausgabe des Buches ist nicht mehr erhältlich, aber das eBook steht noch zum Download bereit.